Brandenburg - Windkraftanlagen sollen ab dem Sommer nachts nur noch bei Bedarf blinken

Do 16.01.25 | 16:22 Uhr
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Windkraftanlage bei Briesen OT Biegen
rbb
Audio: Antenne Brandenburg | 16.01.2025 | Michael Lietz | Bild: rbb

Anrainer von Windkraftanlagen hoffen auf das Ende des nächtlichen Blinkens. Diese sollen eigentlich nur noch leuchten, wenn sich Flugzeuge nähern. Trotz entsprechender Gesetzesvorgaben verzögern Anträge und Technik die Umsetzung.

Martina Schulz scheut derzeit den Gang auf ihre Terrasse. Das liegt nicht nur an den kalten Temperaturen, sondern am Ausblick auf die umliegende Landschaft. Kaum hatte sie ihr Haus in Briesener Ortsteil Biegen (Oder-Spree) fertig, wurde ihr ein Park mit Windkraftanlagen quasi vor die Tür gebaut. Belastend sei das auch in der Nacht. Denn wenn es dunkel wird, gehen die Lichter an und strahlen bis ins Wohnzimmer, sagt Schulz. "Wenn man aus dem Fenster schaut, hat man immer dieses unangenehme Blinken, welches überhaupt nicht aufhört. Es ist schwer zu ertragen."

Windkraftanlage bei Briesen OT Biegen
Blick von der Terrasse von Martina Schulz | Bild: rbb

Anträge in Brandenburg stauen sich

Eigentlich hätten die Windkraftanlagen vor dem Haus von Martina Schulz und im ganzen Land spätestens am Jahresanfang dunkel sein sollen. Nach der sogenannten bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung sollen Bauten jetzt nur noch leuchten, wenn sich etwa ein Flugzeug nähert. Das gilt laut Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) sowohl für Bestands- als auch Neuanlagen. Eine entsprechende Frist hatte der Bundestag Ende 2023 beschlossen.

Das Ausschalten der Anlagen muss von der Oberen Luftfahrtbehörde von Berlin und Brandenburg genehmigt werden, weil die Anlagen oftmals höher als 100 Meter sind. Doch etwa ein Viertel aller Anträge für die nach Angaben des Landes rund 4.000 Windräder in Brandenburg ist noch nicht bearbeitet. Das räumt Behördenchef Carsten Diekmann gegenüber dem rbb ein. Grund dafür sei unter anderem ein Antrags-Stau, der bis Mitte des Jahres abgearbeitet werde. Dieckmann verspricht aber: "Bei der Bedarfsnachtkennzeichnung als solche gehe ich davon aus, dass sie absolut der Regelfall sein wird. Im Juni/Juli dieses Jahres wird das über die Bühne gebracht sein, sodass wir also im Sommer davon ausgehen dürfen, dass überall dort, wo es geht und die Luftverkehrssicherheit es zulässt, die Bedarfsnachtkennzeichnung auch funktioniert."

Betreibern drohen hohe Strafen

Nur dort, wo etwa regelmäßiger Flugverkehr ist, sollen die Anlagen auch weiterhin durchgehend blinken. Noch aber funktioniere die Technik nicht immer störungsfrei, sagen Betreiber von Anlagen und Windparks, wie Walter Delabar, Geschäftsführer von "Regenerative Energien Zernsee". Seinem Unternehmen gehören gleich mehrere Windparks in Brandenburg.

"Wir sind in der Finalisierung und haben noch bei ein oder zwei Anlagen Technik nachzurüsten, die einfach so nicht zur Verfügung stand. Alte Anlagen, die jetzt fast 20 Jahre alt sind. Wir haben natürlich auch immer mal wieder Störungen, weil es halt ein komplexes System ist. Aber wir sind jetzt auf einem guten Weg und hoffen, in den nächsten Wochen das ganze Thema für uns erst einmal abschließen zu können. Wir werden uns immer darum kümmern müssen, aber dass die Anlagen nachts nicht leuchten, wird wohl der Standard sein."

Für Anlagenbetreiber, die sich bislang nicht um die Nachtabschaltung gekümmert haben, wird es jetzt eng. Ihnen drohen empfindliche Strafen. Diese berechnen sich laut BMWK anhand der gewonnenen Energie. Pro Kilowattstunde könnten dann bis zu zehn Euro pro Kalendermonat fällig werden [bmwk.de]. Heißt: bei Anlangen mit einer Leistung mit bis zu 6.000 Kilowattstunden werden 60.000 Euro fällig.

Städte- und Gemeindebund: Lichter nur ein Schritt für mehr Akzeptanz

Blinken die Anlagen dann nachts nicht mehr durchgehend, erhöhe das die Akzeptanz. Das zumindest erwartet der Städte- und Gemeindebund Brandenburg. "Das kann aber nur ein kleiner Teil der Verbesserung der Akzeptanz sein", sagt dessen Geschäftsführer Jens Graf. "Unserem Eindruck nach wirkt es am stärksten, wenn die Gemeinden stark in die Planung mit einbezogen werden - also die Planungshoheit gestärkt wird, die Gemeinden aktiv mitentscheiden können und von den Einspeise-Vergütungen auch partizipieren."

Bei Martina Schulz in Biegen sollen zukünftig sogar noch mehr Windkraftanlagen gebaut werden. Dem sieht sie mit wenig Begeisterung entgegen. "Aber wenn das Blinken schonmal weg ist, wäre es schon eine schöne Erleichterung."

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.01.2025, 15:10 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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9 Kommentare

  1. 9.

    Gegen Kohle- und Atomkraftwerke habe ich nichts, nur gegen die großflächig landschaftszerstörerischen Windkraft- und Solaranlagen außerhalb von Ortschaften. Denkmalschutz interessiert mich nicht, gerne können alle Dächer mit Solarpaneelen gepflastert werden. Und Windräder dort, wo sie gebraucht werden: in den Städten.

  2. 8.

    WK-und PV-Anlagen werden unter völliger Vernachlässigung von Naturschutzbelangen in immer gigantischerem Ausmaß in die Landschaft gesetzt. Das, was durch die Energiewende eigentlich geschützt werden soll, Natur und Landschaft, werden durch die WK- und PV-Lobby mit tatkräftiger Unterstützung durch die Politik (siehe das EEG) unwiederbringlich zerstört.

  3. 7.

    Das ist aber etwas pauschal geurteilt. Lösungsansätze werden doch schon aufgezeigt: mehr Planungshoheit in den Gemeiden. Das hätte shcon von Anfang an gemacht werden sollen.
    Oder die konsequente lokale Energieversorgung. Dann haben nur noch Großverbraucher ein Problem.
    Eine weitere Lösung wäre ein massives Einsparen von Energie, es wird insgewamt zu viel davon vergeudet.

    So, wie es bis jetzt lief mit den Windkraftanlagen (und anderen von oben geplanten Projekten) sind Konflikte vorprogrammiert, da verschiedene Belange nachteilig betroffener Menschen oder Güter nicht oder nicht genug berücksichtigt werden. Wenn widersprochen wird, kommen dann Pseudoargumente in polemischem Tonfall, die den Widerspruch abbügeln. Ist nicht konstruktiv, die Vorgehensweise.

    Daß Dauerblinkende Lichter stören, kann man sich auch vorher ausrechnen und die Dinger nicht erst so installieren.

  4. 6.

    Und bei Ihnen kommt der Strom sowieso aus der Steckdose. Die Deutschen wollen folgendes nicht: Kohle- und Gaskraftwerke, Atomkraftwerke, Windräder, Pumpspeicher und andere Arten der Wasserkraft, die hässlichen Solarpanele an Häusern und in der Natur, Stromtrassen (auch nicht per Erdkabel). Habe ich was vergessen? Kurz: Die Deutschen wollen jederzeit verfügbare Energie - aber ohne jegliche Art von Energieerzeugung und Leitungen.

  5. 5.

    Will ja nicht meckern, aber nach 20 Jahren wird mir das Geblinke von den 100 Anlagen hinter meinem Dorf fast schon fehlen.:-) Ein AKW ist schlimmer.

  6. 4.

    Warum dann nicht lieber ein Dauerleuchten in in einem Winkel für den Flugverkehr, dürfe auf dem Boden kaum ankommen
    Aber kommt mal in eine Stadt. Da ist die Lichtverschmutzung und Störung der Laternen deutlich störender.

  7. 3.

    Ja, also wirklich. Da hätte man doch lieber gerne ein Atomkraftwerk nebenan. Oder doch lieber einen Tagebau? Die sind auch so gut und schön für die Landschaft!

  8. 2.

    Genau! Und dann blinken die auch noch….wie soll man denn da entspannt auf der Terrasse sitzen?
    Lieber stinkende Schornsteine und Atommüll.

  9. 1.

    Diese Windkraftanlagen sind hässlich und für deren Bau werden Wälder abgeholzt. Weg damit. Deswegen fahre ich auch nicht mehr nach Norddeutschland. Überall diese furchtbaren Landschaftszerstörer.

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