Dahme-Spreewald - Nottekanal soll Status als offizielle Wasserstraße aberkannt werden

Fr 04.04.25 | 15:00 Uhr
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Schleuse Königs-Wusterhausen am Nottekanal (Quelle: imago/Jürgen Held)
Audio: rbb Antenne Brandenburg | 04.04.2025 | Arne Sprung | Bild: imago/Jürgen Held

Der Nottekanal ist die älteste von Menschen schiffbar gemachte Wasserstraße Brandenburgs. Nun will das Umweltministerium des Landes die Schiffbarkeit aberkennen. Das hätte Auwirkungen auf den Tourismus und die Wirtschaft.

Der Nottekanal soll seinen Status als schiffbares Gewässer verlieren. Das plant das Brandenburger Umweltministerium. Der Kanal erstreckt sich über etwa 25 Kilometer und verbindet den Mellensee im Süden mit Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) im Norden. Dort mündet der Kanal in die Dahme.

Der Ausbau des Gewässers begann während der Regierungszeit des Kurfürsten Joachim II. um 1568, zwischen 1856 und 1864 wurde der Kanal umfassend ausgebaut, insbesondere für die Ziegeleiindustrie, um Baumaterialien wie Ziegel und Gips nach Berlin zu transportieren. Damit ist der Kanal die älteste von Menschen schiffbar gemachten Wasserstraße Brandenburgs.

Nottekanal wird heute touristisch genutzt

Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes verlor der Kanal zunehmend an Bedeutung für den Gütertransport. Heute wird er aber noch touristisch genutzt. Das steht nun auf der Kippe. Denn nach der Entwidmung würde niemand mehr Geld ausgeben, um den Kanal durchgehend befahrbar zu halten. Es würden auch keine umgestürzten Bäume mehr beseitigt werden.

Schon jetzt hat das Gewässer nur noch eine geringe Tiefe von maximal 1,5 Meter, ist im Sommer oft verkrautet. Es sei zu befürchten, dass der Kanal schon bald nicht mal mehr von Paddelboten befahren werden könnte, heißt es. Die Infrastruktur entlang des Kanals - zuletzt sind Brücken und neue Anlegestellen errichtet worden - würde dann nicht mehr genutzt werden können. Den Gaststätten würden Gäste fehlen.

Daher werden die Pläne des Umweltministeriums, dem Kanal den Status als offizielle Wasserstraße abzuerkennen, kritisiert - von Kommunen, Wirtschaftsverbänden und Tourismusunternehmen. Sie befürchten erhebliche negative Auswirkungen auf den Tourismus und die lokale Wirtschaft.

Ministerium verweist auf Sparzwang

"Der Nottekanal ist ein wichtiger Bestandteil des Wassertourismus im Land Dahme-Spreewald", sagte Michaela Wiezorek (parteilos), Bürgermeisterin von Königs Wusterhausen, dem rbb auf Nachfrage. Die Herabstufung würde einen weiteren Rückschritt des Tourismus bedeuten.

Das Ministerium sieht eine eher geringe touristische Bedeutung des Nottekanals und verweist auf den Sparzwang. Es würden hohe Kosten entstehen, um die Schiffbarkeit aufrecht zu erhalten - pro Jahr rund 92.000 Euro, Tendenz steigend.

Eine zentrale Rolle spielt auch die Schleuse Königs Wusterhausen. Sie muss in Richtung Mellensee durchquert werden, um in den Nottekanal fahren zu können. Die Schleuse wurde 1983 erneuert, seit 2022 ist sie nun schon außer Betrieb, weil nicht funktionsfähig. Seitdem können Sportboote den Kanal ohnehin nicht mehr befahren, Paddler müssen einen Umweg über Land in Kauf nehmen. Für den Neubau würden laut Ministerium Kosten in Höhe von 5,8 Millionen Euro anfallen. Er ist schon länger geplant, wurde bisher aber nie umgesetzt. Nun könnte er hinfällig werden.

Dialog geplant

Michael Fiedler von der Betreibergesellschaft des Hafens Königs Wusterhausen setzt sich für den Erhalt des Nottekanals ein und für den Neubau der Schleuse: "Das muss schnellstens getan werden." Solche Dinge könnten nicht ausgesessen werden, so Fiedler: "Wir sind hier in der Unterhaltspflicht." Eine Neuklassifizierung der Wasserstraße hätte langfristige Folgen für die Region - und zwar nicht nur für den Tourismus, erläuterte Fiedler weiter.

Das Ministerium zeigt sich mittlerweile gesprächsbreit. Es solle einen Dialog geben. Die Überlegung werde auf den Prüfstand gestellt, hieß es. "Dem werden wir gerne nachkommen", sagte Fiedler dem rbb. Mittlerweile haben sich Zossen, Mittenwalde, Mellensee und Königs Wusterhausen zusammengeschlossen und forcieren eine gemeinsame Lösung. Ursprünglich sollte im Frühjahr über die Schiffbarkeit des Nottekanals entschieden werden.

Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 04.04.2025, 05:30 Uhr

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15 Kommentare

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  1. 14.

    Fakt ist - da fahren schon ewig keine Paddel oder Sportboote mehr. Aber Fakt ist auch, dass da deutlich mehr gehen würde wenn man es wollte und da auch KW stark von profitieren könnte aber KW bekommt ja auch kein echtes "Bauernkaufhaus" hin obwohl regionale Anbieter und Ideen vorhanden sind. BB und LDS steht sich lieber selbst im Weg und versteckt sich hinter der "Verwaltung". Gestaltung? Vernetzen? Anbahnen? Investieren (und wenn es nur Zeit ist)!

  2. 13.

    Sie haben offensichtlich Staatsfinanzierung, Geldsystem und Volkswirtschaft nicht verstanden. Alles an ihrem Kommentar ist nicht korrekt.

  3. 12.

    wir nutzen den schönen Weg am Kanal von KW nach Mittenwalde als Radfahrer und Wanderer, aber Paddler habe ich in den letzten jahren sehr wenige dort gesehen. Vielleicht kann man dann nach der Entwidmund noch schöne Rastplätze auf einem Schwimmdock im Kanal einrichten?

  4. 11.

    Ein Panzer kostet 3-7 Millionen. Die Ukraine braucht Milliarden.
    Deshalb ist es kein Wunder, dass fuer die Bundeslaender weniger uebrig bleibt.
    Bruecken und Anlegestellen erst fuer Steuergeld gebaut?
    Kann man getrost verrotten lassen. Und ein paar Arbeitslose aus Gastronomie und Tourismus mehr? Das muss doch den Bund nicht interessieren ... ist Laenderaufgabe.

  5. 10.

    Nicht ganz richtig, die Schleuse braucht eine regelmäßige Überprüfung, das hat man einfach mal nicht gemacht. Mit Absicht.

  6. 9.

    Wahrscheinlich bin ich jemand der den Dahme Notte Kanal sehr oft mit dem Paddelboot etc befährt, seitdem die Schleuse in kwh nicht mehr in Betrieb ist, kommen sehr wenig bis gar keine Wassersportler mehr zum motzener See. Also das Wassertourismus Konzept , mit dem motzener Hafen im nirgendwo für 800 000 Euro voll daneben.
    Die Mitarbeiter der Wasserwirtschaft geben das Beste und reagieren sofort um Hindernisse in den Kanälen zu beseitigen. Falls diese Arbeit nicht mehr gewährleistet werden sollte, werden die Kanäle in kürzester Zeit nicht mehr befahrbar sein, weil die Bibertätigkeit wird demnächst problematisch werden. Ich hoffe das die Kanäle nicht entwidtmet werden.

  7. 8.

    Traurig, wir errichten mit Millionen von Euro auf Staatskosten Sakralbauten in Potsdam und haben für solche tollen Dinge kein Geld! Diese Politik ist an Erbärmlichkeit nicht zu übertreffen!

  8. 7.

    Die Kriegswirtschaft kostet halt Unsummen an Geld, welche auch noch die größte Verschwendung von Ressourcen ist!

  9. 6.

    Wie wäre es denn, wenn man im Umweltministerium erstmal an Personal-u. Verwaltungskosten sparen würde? Daneben würden sich
    die Ausgaben für die Instandhaltung des Kanals sicher gering
    ausnehmen.

  10. 5.

    Natürlich geht immer ums Geld. Der Unterhalt von schiffbaren Gewässern kostet auch ne Stange Geld pro Jahr. Die technischen Bauwerke wie Schleusen, Wehre und Brücken müssen auch unterhalten werden. Zumal dieser Kanal durch 2 Landkreise führt. Da müssten sich 2 Landkreise zur Finanzierung zusammentun, wenn dieser Kanal wegen der nur regionalen touristischen Nutzung vom Land an die Landkreise übergehen sollte. Das gibt immer Streitigkeiten früher oder später.

  11. 4.

    Ein klarer Fall für die Erstellung einer Online-Petition.

    Wer kann so etwas erstellen? Ich würde unterschreiben!

    Da hängen mehr Arbeitsplätze dran, als mancher vermutet.
    Und der Verlust einer Sportwasserstraße.

  12. 3.

    … nicht zu vergessen bleiben die Beratungskosten durch Experten, die gerne mal sechsstellig ausfallen können.

  13. 2.

    Auch dieses Objekt lassen wir über die Wupper gehen, wir müssen ja SPAREN!!!! Irgendwann werden unser Führungspersonlichkeiten merken, Oh, wir brauchen den Kanal ja doch. Dann wird er mit viel Geld wieder befahrbar gemacht. Hauptsache wir geben viel Geld für diverse Objekte, Projekte und Organiationen im In- und Ausland aus.

  14. 1.

    Wenn die Kommunen so ein ausgeprägtes Interesse am Kanal haben warum übernehmen sie dann nicht einfach die rechte und Pflichten über den Kanal? Dem Land würde es recht sein und die Kommunen kommt das bei 95000 Euro pro Jahr nicht allzu teuer. Oder geht es mal wieder nur darum den evtl. Nutzen einzusteigen und andere dafür bezahlen zu lassen?