Dahme-Spreewald -

Der Nottekanal ist die älteste von Menschen schiffbar gemachte Wasserstraße Brandenburgs. Nun will das Umweltministerium des Landes die Schiffbarkeit aberkennen. Das hätte Auwirkungen auf den Tourismus und die Wirtschaft.
Der Nottekanal soll seinen Status als schiffbares Gewässer verlieren. Das plant das Brandenburger Umweltministerium. Der Kanal erstreckt sich über etwa 25 Kilometer und verbindet den Mellensee im Süden mit Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) im Norden. Dort mündet der Kanal in die Dahme.
Der Ausbau des Gewässers begann während der Regierungszeit des Kurfürsten Joachim II. um 1568, zwischen 1856 und 1864 wurde der Kanal umfassend ausgebaut, insbesondere für die Ziegeleiindustrie, um Baumaterialien wie Ziegel und Gips nach Berlin zu transportieren. Damit ist der Kanal die älteste von Menschen schiffbar gemachten Wasserstraße Brandenburgs.
Nottekanal wird heute touristisch genutzt
Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes verlor der Kanal zunehmend an Bedeutung für den Gütertransport. Heute wird er aber noch touristisch genutzt. Das steht nun auf der Kippe. Denn nach der Entwidmung würde niemand mehr Geld ausgeben, um den Kanal durchgehend befahrbar zu halten. Es würden auch keine umgestürzten Bäume mehr beseitigt werden.
Schon jetzt hat das Gewässer nur noch eine geringe Tiefe von maximal 1,5 Meter, ist im Sommer oft verkrautet. Es sei zu befürchten, dass der Kanal schon bald nicht mal mehr von Paddelboten befahren werden könnte, heißt es. Die Infrastruktur entlang des Kanals - zuletzt sind Brücken und neue Anlegestellen errichtet worden - würde dann nicht mehr genutzt werden können. Den Gaststätten würden Gäste fehlen.
Daher werden die Pläne des Umweltministeriums, dem Kanal den Status als offizielle Wasserstraße abzuerkennen, kritisiert - von Kommunen, Wirtschaftsverbänden und Tourismusunternehmen. Sie befürchten erhebliche negative Auswirkungen auf den Tourismus und die lokale Wirtschaft.
Ministerium verweist auf Sparzwang
"Der Nottekanal ist ein wichtiger Bestandteil des Wassertourismus im Land Dahme-Spreewald", sagte Michaela Wiezorek (parteilos), Bürgermeisterin von Königs Wusterhausen, dem rbb auf Nachfrage. Die Herabstufung würde einen weiteren Rückschritt des Tourismus bedeuten.
Das Ministerium sieht eine eher geringe touristische Bedeutung des Nottekanals und verweist auf den Sparzwang. Es würden hohe Kosten entstehen, um die Schiffbarkeit aufrecht zu erhalten - pro Jahr rund 92.000 Euro, Tendenz steigend.
Eine zentrale Rolle spielt auch die Schleuse Königs Wusterhausen. Sie muss in Richtung Mellensee durchquert werden, um in den Nottekanal fahren zu können. Die Schleuse wurde 1983 erneuert, seit 2022 ist sie nun schon außer Betrieb, weil nicht funktionsfähig. Seitdem können Sportboote den Kanal ohnehin nicht mehr befahren, Paddler müssen einen Umweg über Land in Kauf nehmen. Für den Neubau würden laut Ministerium Kosten in Höhe von 5,8 Millionen Euro anfallen. Er ist schon länger geplant, wurde bisher aber nie umgesetzt. Nun könnte er hinfällig werden.
Dialog geplant
Michael Fiedler von der Betreibergesellschaft des Hafens Königs Wusterhausen setzt sich für den Erhalt des Nottekanals ein und für den Neubau der Schleuse: "Das muss schnellstens getan werden." Solche Dinge könnten nicht ausgesessen werden, so Fiedler: "Wir sind hier in der Unterhaltspflicht." Eine Neuklassifizierung der Wasserstraße hätte langfristige Folgen für die Region - und zwar nicht nur für den Tourismus, erläuterte Fiedler weiter.
Das Ministerium zeigt sich mittlerweile gesprächsbreit. Es solle einen Dialog geben. Die Überlegung werde auf den Prüfstand gestellt, hieß es. "Dem werden wir gerne nachkommen", sagte Fiedler dem rbb. Mittlerweile haben sich Zossen, Mittenwalde, Mellensee und Königs Wusterhausen zusammengeschlossen und forcieren eine gemeinsame Lösung. Ursprünglich sollte im Frühjahr über die Schiffbarkeit des Nottekanals entschieden werden.
Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 04.04.2025, 05:30 Uhr