#Wiegehtesuns? | Das Kinderhospiz - "Familien mit einem sterbenden Kind trifft es besonders hart"

Eigentlich ist der persönliche Kontakt unverzichtbar für ihre Arbeit: Katharina Kreuschner leitet ein Kinderhospiz in Berlin Weissensee. Seit Corona findet die Sterbe- und Trauerbegleitung vor allem per Videocall statt. Protokoll einer Notlösung.
Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Katharina Kreuschner, 33, baute das ambulante Kinderhospiz der Stephanus Stiftung in Weißensee mit auf und leitet es. Ihre Arbeit ist durch die Corona-Krise stark beeinflusst. So geht es Katharina:

Ich leite seit drei Jahren ein ambulantes Kinderhospiz. Wir begleiten neben Kindern, die eine lebensverkürzende Krankheit haben, auch jene, die gerade ein Eltern- oder Geschwisterteil verlieren oder bereits verloren haben.
Wir leisten Trauerarbeit und begleiten die Familien oft über Jahre hinweg. Wir stellen sonst den Familien, bei denen entweder Vater, Mutter, Tochter oder Sohn krank sind, einen ehrenamtlichen Mitarbeitenden zur Seite. Diese Ansprechperson unterstützt mit Freizeitaktivitäten, Papierkram oder bei Behördengängen. Manche Familien blühen dann wieder auf und haben Zeit für andere wichtige Dinge.
Normalerweise haben wir in unserer Einrichtung in Berlin Weißensee immer eine Kinder- und Elterntrauergruppe angeboten, die nun seit der Corona-Krise nicht mehr wie gewohnt stattfinden können. Wir haben aber schnell reagiert und bieten die Gruppen seither online an.
Die Kinder haben in der Gruppe die Möglichkeit, den Verlust indirekt zu verarbeiten. Ein Kind muss nämlich viel tun, um den Tod eines geliebten Menschen zu verstehen. Beide Gruppen finden immer parallel statt: In einem Zimmer werden also die Kinder von meinem Kollegen und unseren Ehrenamtlichen betreut, in einem anderen Zimmer sind die Erwachsenen mit mir in der Trauergruppe. Die Videocalls sind zwar eine gute Überbrückung – der persönliche Kontakt ist aber absolut nicht ersetzbar.
Die Familien besuchen wir seitdem nur noch in Ausnahmefällen, da unsere Patientinnen und Patienten zur Risikogruppe gehören. Während der Krise gab es nur eine Situation, in der ich zu einer Familie fahren musste – ein Elternteil lag im Sterben, es war also ein Notfall. Ich bin mit Mundschutz und Sicherheitsabstand ins Haus, der Mundschutz war wie eine Mauer zwischen uns. Es dauerte deshalb auch länger, Vertrauen aufzubauen. Diese Gespräche leben sonst von Mimik und Gestik. Das Elternteil ist mittlerweile verstorben.
Seit der Krise arbeite ich im Home Office, alles wird vom Computer oder Telefon aus geregelt. Gruppentreffen und Besprechungen im Team finden nur noch digital statt – und das läuft gar nicht so schlecht. Sie ersetzen den persönlichen Kontakt zwar nicht, schonen aber Ressourcen und Zeit. Privat habe ich mich auch öfter mit Freundinnen auf ein Getränk per Videocall verabredet.
Die Maßnahmen in der Corona-Krise haben die Probleme bestimmter Gruppen verstärkt. Das spüre ich in meiner Arbeit stark: Familien, die ein sterbendes Kind zu Hause haben, trifft es besonders hart, wenn die Betreuung der übrigen Kinder wegbricht. Diese Familien sind nämlich ohnehin schon in einer schwierigen Situation. Ich hoffe, dass wir aus der Krise lernen und Mechanismen entwickeln, die genau diesen Menschen helfen. Diese Familien dürfen nämlich nicht vergessen werden.
Gesprächspotokoll: Steven Meyer
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