#Wiegehtesuns? | Ukrainische Stand-up-Comedian - "Mit unseren Charity-Comedyshows haben wir über 30.000 Euro für die Ukraine gesammelt"
![Stand-up-Comedian Julia Onyshchenko beim Auftritt (Quelle: rbb/Oryshchyn) Stand-up-Comedian Julia Onyshchenko beim Auftritt (Quelle: rbb/Oryshchyn)](/content/dam/rbb/rbb/rbb24/2023/2023_04/sonstige/PNG-Bild_ub.jpg.jpg/size=708x398.jpg)
Julia ist Stand-up-Comedian. Die Ukrainerin ist aus Odessa nach Berlin geflohen. Hier organisiert sie Charity-Shows auf Ukrainisch und sammelt Spenden – für Hilfsorganisationen und das Bataillon ihres Vater an der Front. Ein Gesprächsprotokoll.
In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht - persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Julia Onyshchenko ist 28 Jahre alt, kommt aus dem Kirowohrad-Gebiet und lebte fünf Jahre lang bis zum Kriegsausbruch in Odessa. Ihre Karriere als Stand-up-Comedian war auf dem Höhepunkt, als sie im März 2022 nach Berlin flüchtete. So geht es Julia:
In der Zeit, als ich mit Comedy angefangen habe, war ich verheiratet - und wurde betrogen. Damals hat mir Psychotherapie sehr geholfen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich noch jemanden brauchte, dem ich meine Probleme erzählen konnte. So habe ich mit Open-Mics angefangen. Mit der Scheidung hatte ich – wie viele Anhänger von Stand-up – den Gedanken, dass ich in ein oder zwei Jahren große Sold-Out-Shows haben werde und Werbeplakate von mir in allen Ecken der Stadt hängen werden. Für mich war das wie eine Rache, sozusagen. Aber natürlich hat es so nicht geklappt.
Doch vor dem 24. Februar 2022 war ich jeden Tag ausgebucht: neue Projekte, Produktionen in Kyjiw, Auftritte in Polen und viele andere Events. Comedy war mein Vollzeit-Job und damit konnte ich schon alle meine Rechnungen bezahlen. Doch dann war mit einem Tag meine Karriere, an der ich seit Jahren gebaut habe, vorbei.
Die Entscheidung, nach Berlin zu kommen, war zufällig und schnell. Anfangs habe ich in Odessa ständig die Nachrichten gecheckt, die bei mir aber nur zu furchtbaren Gedanken führten. Meine Karriere als Stand-up-Comedian ist vorbei, dachte ich am Anfang. Dann sah meine Freundin, die in Kyjiw wohnte, einen ukrainischen Komiker, der in Berlin auftrat. So kam sie auf die Idee, nach Berlin zu fahren, um hier weiter als Komikerin zu arbeiten. Die Situation in Kyjiw damals war kritisch. Die Raketen und Explosionen schlugen nah an ihrem Haus ein. Deshalb haben wir schnell entschieden, das ganze Leben in unsere Koffer zu packen und loszufahren.
Erst sind wir in Berlin-Kreuzberg in der Space Meduza Bar auf Russisch aufgetreten, denn ich habe früher in Odessa auch Russisch gesprochen. Während einer kleinen Comedy-Tour in Luxemburg habe ich mich entschieden, nur auf Ukrainisch aufzutreten. Darüber hinaus versuche ich jetzt auch, die Witze auf Englisch zu machen.
Denn für mich ist es wichtig, über die Ukraine künftig auch auf einer internationalen Bühne zu erzählen. Leider ist mein Englisch noch nicht gut, besonders die Aussprache. Aber viele sagen, dass die Gags mit meinem heftigen Akzent viel lustiger sind.
Mein erster Auftritt in Berlin war voll Stress. Ich hatte Angst, dass hier die Menschen anders sind, und sie werden meine Witze vielleicht nicht verstehen. Aber alles ist gut gelaufen, und wir haben an diesem Abend auch viele Spenden gesammelt. Wenn die Witze gut sind, dann sind sie immer lustig. Ich erzähle über meine Lebenserfahrungen, Schwierigkeiten als Geflüchtete und Unterschiede zwischen Deutschland und die Ukraine. Außerdem habe ich Gags über den Krieg und andere politische Themen im Repertoire.
Die gesammelten Spenden der ersten Charity-Shows habe ich an meinen Bekannten geschickt, denn er hat als Freiwilliger geholfen und gebrauchte Ausrüstung für das Militär gekauft. Dann haben wir gesammelt, um das Bataillon meinen Vaters zu unterstützen. Seit Anfang des Krieges ist er ein Mitglied der Territorialverteidigung der Ukraine. Seit Mai 2022 haben wir für sein Bataillon eine Aufklärungsdrohne, vier Funkgeräte, eine kugelsichere Weste, einen Pickup und eine Wärmebildkamera gekauft. Ich glaube, mit unseren Charity-Comedyshows haben wir über 30.000 Euro für die Ukraine gesammelt.
Für zukünftige Projekte habe ich schon viele Ideen. Als mein Hauptziel möchte ich gerne eine große ukrainische Comedy-Gruppe gründen, um reguläre Comedy-Shows auf Ukrainisch in Deutschland und Europa anzubieten. Außerdem wäre es auch interessant, mit anderen Comedians zusammenzuarbeiten oder ein Austausch-Projekt zu organisieren.
Gesprächsprotokoll: Lana Oryshchyn
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