#wiegehtesuns? | Der Straßenmusiker - "Ich würde das Spielen am U-Bahnhof jedem Einsteiger, aber auch Profi empfehlen"

Do 09.02.23 | 20:41 Uhr | Von Kelly Boachie
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Reinhard Michel (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Abendschau | 09.02.2023 | Arndt Breitfeld | Bild: rbb

Livemusik in den Berliner U-Bahnhöfen hat eine 36-jährige Tradition. Doch mit dem Beginn der Corona-Pandemie hatte die BVG das Musizieren verboten. Nun geht es wieder los. Mit dabei ist Musiker Reinhard Michel, trotz kalter Finger. Ein Gesprächsprotokoll

In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht - persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Reinhard Michel macht seit 20 Jahren Musik an unterschiedlichen Orten in Berlin. Am liebsten spielt er privat mit Freunden auf Hochzeiten. Das Musizieren an den U-Bahnhöfen ist für ihn ein Hobby, um in Übung zu bleiben. Nach dem Verbot während der Pandemie, können Musiker seit Donnerstag wieder an Berliner U-Bahnhöfen musizieren.

Ich habe angefangen an U-Bahnhöfen zu spielen, weil mir beim Gitarre spielen das Publikum gefehlt hat. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass man in Bahnhöfen ein großes Publikum erreichen kann, weil die Leute immer rotieren. Mir hat vor allem gefallen, dass ich mich auch mal verspielen konnte und es in der nächsten Runde dann besser machen konnte. Als ich dann regelmäßig gespielt habe, fingen einige Menschen auch an, mich für Privatveranstaltungen zu buchen.

"Ich habe das Gefühl, dass die Menschen sich darüber freuen, hier wieder Musik zuhören."

Als man dann wegen der Pandemie nicht mehr spielen durfte, war das auf jeden Fall eine Umstellung für mich. Aber zum Glück war es finanziell kein Drama, weil ich berufstätig bin und im Homeoffice arbeiten konnte. Ich habe die Zeit zu Hause dann genutzt, um Youtube Videos aufzunehmen und mir andere speziellere Musikstücke vorzunehmen.

Trotzdem muss ich zugeben, dass ich es vermisst habe an den U-Bahnhöfen zu spielen. Umso mehr hat es mich gefreut meine Genehmigung heute abzuholen. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen sich auch sehr darüber freuen, hier wieder Musik zuhören. Ich merke das vor allem am Umsatz.

Meiner Erfahrung nach, ist die beste Zeit zwischen 15 und 17 Uhr. Wenn die Menschen Feierabend und gute Laune haben.

Ich glaube viele Musiker:innen haben es noch nicht mitbekommen, dass man an den Bahnhöfen wieder spielen darf. Es waren gerade mal vier Menschen bei der Anmeldung. Aber es kann auch sein, dass es ihnen einfach noch zu kalt ist. Ich muss mich auch zwischendurch in einem Café mit einem heißen Tee aufwärmen. Gerade das Gitarre spielen fällt einem echt schwer, wenn die Finger kalt sind. Länger als drei Stunden halte ich es nicht aus.

Mein Lieblingsort, den ich mir immer gern reserviere, ist Stadtmitte. Hier kommen immer viele Menschen vorbei und es wird nie langweilig. Nur die Lautsprecher-Durchsagen und das Einfahren der Züge stört zwischendurch.

Meiner Erfahrung nach, ist die beste Zeit zwischen 15 und 17 Uhr. Wenn die Menschen Feierabend und gute Laune haben. Noch besser ist es kurz vorm Wochenende. Vormittags laufen hier die meisten sehr grimmig vorbei und wollen am liebsten gar nichts hören.

"Das Publikum ist so vielfältig und man bekommt gutes Feedback"

Ich würde das Spielen am U-Bahnhof jedem Einsteiger, aber auch Profi empfehlen. Das Publikum ist so vielfältig und man bekommt gutes Feedback. Natürlich gibt es auch mal schlechte Erfahrungen. Manchmal laufen Jugendliche zum Beispiel extra laut vorbei oder Kinder greifen einfach ins Geld und rennen weg. Das gehört alles mit dazu. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte.

Das Gespräch führte Kelly Boachie

Sendung: Radio Fritz, 09.02.2023, 16:40 Uhr

Beitrag von Kelly Boachie

7 Kommentare

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  1. 5.

    Mich nerven diese "Musiker"

  2. 4.

    Ich kann mich den Kommentaren eins und zwei nur anschließen. Oftmals lädt die Musik sogar zum verweilen ein:-)

  3. 3.

    Leider wurde über den Verdienst nichts gesagt. Nach informierten Kreisen soll er aber weit über dem Mindestlohn liegen!

  4. 2.

    Auch mag gute Musik in den Bahnhöfen sehr. Da bleibe ich sogar schon mal stehen und höre zu. Da spende ich dann auch schon mal was. Habe sogar von einer Band mal sogleich eine CD gekauft.
    Was Sie allerdings zu diesen osteuropäischen Banden schreiben stimmt. Die springen ins Abteil und nerven nur. Doch auch darunter gibt es Musiker/innen die gut ihr Instrument beherrschen tun.

  5. 1.

    In der Tat freue ich mich sehr, wieder echte Musiker in den Gängen oder auf den Bahnhöfen zu hören. U+S Bahnhof Tempelhof stand früher öfter mal ein Saxophon-Spieler, herrlich.

    Was ich zutiefst verabscheue sind die penetranten Möchtergern-Musiker, i.d.R. aus Südosteuropa, mit ihren teils verstimmten und extrem nervigen Instrumenten, inkl. Verstärker, die anschließend aufdringlich nach Geld betteln. Zum einen finde ich das extrem enervierend, zum anderen ist es schlicht verboten in den Bahnen zu musizieren.

    Aber die BVG/Bahn schaffen es ja seit gut 15 Jahren eh nicht mehr ihre Hausordnung durchzusetzen und es scheint ihnen auch egal zu sein.

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