Hohe Zahl an erkrankten Kindern - Berliner Kinderkliniken verschieben laut Gesundheitssenatorin planbare Operationen

Sa 03.12.22 | 17:09 Uhr
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Ein am Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus oder RSV) erkranktes Kind liegt auf einer Kinderstation in einem Krankenbett.
dpa
Video: rbb24 Abendschau | 04.12.2022 | C. Rubhardt | Im Gespräch: Thomas Götz | Bild: dpa

Stark steigende Fälle von Atemwegserkrankungen bei Kindern führen zu einer angespannten Lage in Berliner Kinderkliniken. Nun sollen laut Gesundheitssenatorin Gote weniger akute Eingriffe verschoben werden.

Angesichts der starken Belastung der Berliner Kinderkliniken durch eine Vielzahl von Atemwegserkrankungen sollen weniger dringende Eingriffe möglichst verschoben werden. Ziel sei, die Versorgung einer zunehmenden Anzahl von kritisch kranken Kindern deutlich zu verbessern. Das hat Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) nach Angaben ihres Sprechers mit den Chefärztinnen und -ärzten der Krankenhäuser verabredet.

Die Kliniken sollten zudem prüfen, ob sie Betten, die wegen akuten Pflegekräftemangels stillgelegt sind, durch den Einsatz von sogenannten "mixed Teams" aus Erwachsenen- und Kinderkrankenpflegenden wieder in Betrieb nehmen können. Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung werde außerdem versucht, die Sprechzeiten der Kinderarztpraxen insbesondere über Weihnachten und Silvester auszuweiten, sagte Gotes Sprecher Hans-Christoph Keller am Samstag dem rbb.

"Sehen das Leben unserer Kinder massiv bedroht"

Zuvor hatten mehrere Kinderärzteverbände in einem Brandbrief an die Gesundheitssenatorin vor "unverantwortbaren Zuständen" in den Kinderarztpraxen sowie in den Krankenhäusern gewarnt. Schon jetzt gebe es Tage, "in denen in keiner der Berliner Kinderkliniken mehr ein freies Bett zu finden ist und Eltern für ihr Neugeborenes keine/n Kinder- und Jugendarzt/-ärztin finden", heißt es in dem Schreiben, das dem rbb vorliegt. Wegen der schlechten Versorgungslage kämen Kinder in Berlin schon jetzt zu Schaden. "Wir sehen die Gesundheit und auch das Leben unserer Kinder und Jugendlichen massiv bedroht", schrieben Vertreter der Berliner Gesellschaft für Pädiatrie, des Berufsverbandes der Kinderärzte, des Verbandes der leitenden Kinder- und Jugendärzte sowie der Initiative Berliner Kinderkliniken.

Die Verbände kritisierten auch Gesundheitssenatorin Ulrike Gote direkt. Obwohl sie schon lange auf die prekäre Lage aufmerksam machten, habe sich bisher "wenig bis gar nichts getan." Trotz mehrfacher Anfragen sei Gote bislang nicht zu einem persönlichen Gespräch bereit gewesen.

Gote sieht Bund in der Verantwortung

"Selbstverständlich ist die Senatorin kurzfristig zu weiteren Gesprächen bereit", erklärte ihr Sprecher am Samstag. Für die aktuelle Belastung der Kinderkliniken und -praxen macht Gote "die strukturelle Unterfinanzierung der Kinder- und Jugendmedizin in Verantwortung des Bundesgesundheitsministeriums" verantwortlich.

Die Kinderärzteverbände hatten in ihrem Brief unter anderem beklagt, dass es wegen des Pflegemangels zu andauernden Bettenschließungen auf den Kinderstationen komme. Deshalb müssten kritisch kranke Kinder in benachbarte Bundesländer transportiert werden, schrieben die Mediziner. Zudem seien die Rettungsstellen immer wieder überlaufen. Ein Grund für die schwierige Lage sei, dass in Berlin keine Ausbildungsgänge für spezialisierte Kinderkrankenpflegekräfte existierten.

Gesundheitssenatorin Gote wies erneut daraufhin, dass die Charité in Absprache mit ihrer Verwaltung kurzfristig eine zentrale Koordinierungsstelle für die stationäre Versorgung auf den Berliner Kinderstationen aufbauen werde. Eine solche Koordinierungsrolle hatte die Universitätsklinik auch auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie übernommen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.12.2022, 19:30 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    Liebe Diana,
    ich glaube, dass viele Eltern sich gar nicht vorstellen können, was bei uns so los ist. Klar verstehe ich sie, bin selbst zweifache Mama und Oma, aber bei über 60-100 Patienten am Tag kann man es nicht jedem recht machen.
    Wir tun unser Bestes.
    Dir auch einen entspannten Abend.

  2. 38.

    Sie haben völlig recht und sind eine der wenigen, die das nicht vergessen haben.
    Leider will niemand das hören!
    Lauterbach gehört abgesetzt, er ist noch unfähiger als sein Vorgänger.

  3. 37.

    Für die Ausbildung von Pflegepersonal sind die Bundesländer zuständig, viele Krankenhäuser sind landeseigene Einrichtungen, ergo sind die einzelne Bundesländer für diese Missere selbst verantwortlich.
    Berlin gehört zu den Bundesländern mit permanent hohen Arbeitslosenzahlen, und ist nicht in der Lage in Berufen, die hier dringend gabraucht werden auszubilden.
    Dieser ständiger Paradox zwischen vielen Langzeitarbeitslosen und Personalmangel im Dienstleistungsbereich, der ist, wie man sieht nicht mehr erträglich!

  4. 36.

    Liebe Caroline,

    ich gebe dir vollkommen Recht, arbeite auch in einer Kinderarztpraxis. Eltern beschweren sich nur wenn es dauert oder sie am gleichen Tag nicht gleich drankommen können, wenn sie auf ihre Email die 5 Minuten vorher kam nicht gleich eine Antwort kriegen oder warum man denn nicht ans Telefon geht, obwohl doch geöffnet ist.

    Wir verstehen die Eltern das sie sich Sorgen machen, wir selber sind ja auch Menschen und haben meistens auch Kinder und können es verstehen, aber sie denken wir sind Maschinen und wenn man nicht macht was sie sagen, gibt es im Internet die schlechten Bewertungen, weil wir es nicht möglich machen.

    Liebe Grüße und schönen 2. Advent

  5. 35.

    Es läuft doch! Privatisierung durch Lobbyisten, um die Rendite zu gewährleisten, die vermeintliche Rettung, in Form von Zusatzversicherung, um was zu gewährleisten?, richtig, wieder die Rendite. Und alle 4 Jahre wird der Zugführer ausgetauscht, der weiter Richtung Wand fährt. Unser einmal vorzeigbares Sozialsystem ist seit 30 Jahren zum Abschuß freigegeben. Die einen retten sich in private Versicherungen, die anderen faseln was von der Verantwortung der Eltern. Das Problem wird nicht erkannt.

  6. 34.

    Dann fragt Euch mal, wem wir das System der Fallpauschalen zu verdanken haben. Ja, genau! Der SPD.

  7. 33.

    Obwohl ich die Grünen überhaupt nicht mag, die Gesundheitspolitik hat seit Jahrzehnten die SPD zu verantworten! Von Ulla Schmidt angefangen. Und der Hr. Lauterbach ist doch tatsächlich der Höhepunkt! Macht bitte endlich was für das Gesundheitswesen, jeden kann es eines Tages mal hart treffen!

  8. 32.

    Noch nie war die Arbeitskraft, das einzige Kapital der Arbeitenden, besser verkaufbar als jetzt. Die Arbeitskraft sollte best möglich verkauft werden. Jetzt sollten Rahmenbedingungen derart gestaltet werden, dass das Pflegepersonal diesen Beruf langfristig ausüben kann. Wer etwas von der Arbeit will, sollte Angebote machen.
    Das Hetzen gegen irgendwen und irgendwas, Wut, bringt niemanden weiter, man muss konstruktiv bleiben.
    Allerdings beschreibt Sandra auch die unsozialen Eltern, die wenig Rücksicht und Einsicht zeigen. Vielleicht verständnisvoller miteinander umgehen.
    Allen kleinen Menschen von Herzen viel Gesundheit.

  9. 31.

    Ich habe allergrößte Hochachtung vor dem was sie gerade- nein, was sie immer leisten!! Vielen lieben Dank ihnen und den anderen Helfern, die sich um die Gesundheit unserer Kinder bemühen. Wir haben ein kleines Enkelchen, noch nicht einmal 1 Jahr alt und sind sehr besorgt über das, was im Moment geschieht. Übrigens im gesamten Gesundheitswesen. Man hofft nur nicht krank zu werden. Wo bleibt der Aufschrei der Immanuels, Nils, Horst usw. Es muss ganz schnell was passieren. Nicht nur dieses Gesülze!

  10. 30.

    Sie haben eine Impfung gegen Scharlach? Haben Sie die selbst entwickelt? Dann würde ich Ihre Entdeckung schnell weitergeben, denn es gibt keine Impfung gegen diese bakterielle Krankheit.

  11. 29.

    Das Hin- und Hergeschiebe an Pflegepersonal ist für mich schlichtweg nicht mehr u. nicht weniger als die Verwaltung des Mangels an Pflegepersonal u. - betten. Seit über 20 Jahren wird bei Krankenhäusern gespart, bis die Schwarte knackt. Selbst wenn Kliniken insolvent sind, interessiert es der Politik herzlich wenig (sh. derzeit KH Reichenbach im Vogtland). Hinzu kommt Herr Lauterbach mit seiner Triageregel u. seinem neuen Krankenhausbettenkonzept. Aber aufbauen von Personalstellen tut niemand!

  12. 28.

    Ich bin mir nicht sicher, ob der von Ihnen kommentierte Beitrag nicht Satire ist. Ansonsten mache ich mir wirklich Sorgen. Grundsätzlich hat man früher so ziemlich alle Kinderkrankheiten durchgemacht und nichts war wirklich schlimm und konnte gut, bei Atemwegserkrankungen auch nur symptomatisch, behandelt werden. Die Coronazeit hat uns in vielerlei Hinsicht in Sachen Quantität von ansteckenden Erkrankungen in Folge auch einer fehlenden Immunabwehr, dem immer weiter zurückgefahrenen Gesundheitssystem und der Hysterie nicht gut getan.

  13. 27.

    Seit 2003 wird die Kommerzialisierung von Kliniken und Krankenhäusern sowie die Ökonomisierung im Gesundheitswesen und in der Altenpflege durch Gesetzgebungen im Bund und den Ländern forciert. Diese Politik wurde und wird bei Wahlen immer wieder gebilligt. Karl Lauterbach (SPD) hat - federführend war damals Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) - die Fallpauschalen beratend mit eingeführt. CDU, CSU und FDP sowie auch Grüne haben daran garnichts geändert. Politik und Wahlvolk müssen endlich erkennen das ökonomischer Druck unser aller Gesundheit gefährdet.
    Was ist uns ein gesundes langes Leben wert?
    Wir brauchen zehntausende medizinische Fachleute mehr. Das kostet Geld.
    Und vielleicht dafür weniger neueste Elektrogeräte, Schränke voll Kleidung, ein kleineres Auto?

  14. 26.

    Gesundheit hätte niemals in private Hand gehen dürfen. Die Gesundheit der Bevölkerung sollte im Staatsinteresse sein. Deshalb sollte das Ziel Verstaatlichung des kompletten Gesundheitswesen lauten.

  15. 25.

    Ich wollte auch gerade anmerken, dass wenn die Kinder nur 60 Jahre älter wären, wir große Lockdown machten und uns alle zurücknehmen würden, schon erstaunlich das der Schutz der abtretenden Generation uns wichtiger ist als der der Nächsten.

  16. 24.

    Hat "die Politik", egal welcher Coleur, schon mal das Füllhorn über das Gesundheitswesen ausgeschüttet? Ich glaube, ich habe da gerade eine Erinnerungslücke. Egal ob niedergelassene Ärzte, Klinken, Kur- oder Rehaeinrichtungen - irgendwie wurde immer irgendwo gespart oder "umgeschichtet". Klar, Kranke kosten ....
    Jetzt ist es also bei den Kleinsten angekommen. Manchmal könnte einfach nur speien.

  17. 23.

    Ich arbeite seit vielen Jahren als Kinderkrankenschwester beim Kinderarzt und bin erschrocken über das, was ich gerade erlebe. Wir versuchen, den vielen Sorgen der Eltern gerecht zu werden, arbeiten am Limit, müssen uns aber vermehrt mit z.T. recht unfreundlichen Eltern auseinandersetzen, werden am Telefon angeschrien, beleidigt und zweimal gab es Bestechungsversuche, um einen Termin bei uns zu bekommen.
    Es gibt Eltern, die mehr als 10 Kinderärzte angerufen haben, um einen Kinderarzt zu finden - ohne Erfolg.
    Lieber Herr Lauterbach, Sie sollten einen Tag bei uns arbeiten, vielleicht sehen Sie dann, dass jetzt unverzüglich gehandelt werden muss.

  18. 22.

    Hallo Sandra, es gibt keine Impfungen gegen Scharlach und auch nicht gegen RSV. Scharlach kann mit antibiotikum behandelt werden. Ihre Bemerkungen sind echt unterirdisch. Gute Eltern schicken ihre Kinder nicht eine übervolle Kita???Was ist übervoll, was macht es bei Krankheiten für einen Unterschied, ob mein Kind in einer Gruppe mit 7 oder 15 Kindern spielt?Sie haben das Thema scheinbar nicht so recht verstanden.

  19. 21.

    Ein dreifaches Hoch auf die Ampel- Parteien, die Diese Politik seit 40 Jahren, auch in der Opposition, unterstützt haben ! Wer Dagegen nichts getan hat, war dafür und muss Jetzt löffeln.
    Aber Grün-Gelb-Rot hat ja mal wieder nix gemerkt.

  20. 20.

    "... der Bund ist verantwortlich ... "
    dann kann die Senatoren*Innen-Stelle
    eingespart werden ?
    Verantwortungsvolle Politiker sind gefragt !
    Verantwortungsfreie Politiker*Innen
    müssen weg.

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