Härtefallfonds für weite Bevölkerungsteile - Privathaushalte können Übernahme von Energieschulden beantragen

Mo 09.01.23 | 06:06 Uhr
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Symbolbild: Drehen am Heizventil wird in diesem Winter teuer werden. (Quelle: dpa/W. Rothermel)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.01.2023 | Kirsten Buchmann | Bild: dpa/W. Rothermel

Stark gestiegene Energiekosten bringen viele Menschen in Berlin in Schwierigkeiten. Bei angedrohten oder schon vollzogenen Energiesperren können Betroffene Geld aus einem Härtefallfonds bekommen. Berechtigt sind nicht nur Geringverdiener.

Bei drohenden Strom- oder Gassperren können Berlinerinnen und Berliner seit diesem Montag finanzielle Hilfe aus einem Härtefallfonds bekommen. Der Fonds soll Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen helfen, die wegen der aktuellen Preisentwicklung ihre Strom- oder Wärmerechnung nicht mehr bezahlen können.

Antrag nur digital

Betroffene Privathaushalte können seit dem 9. Januar online einen Antrag auf Übernahme der Energieschulden stellen. Das gilt sowohl bei angedrohten als auch bei schon vollzogenen Energiesperren.

Das gesamte Verfahren kann nur digital erledigt werden, über ein Onlineformular auf dem Landesportal berlin.de im Servicebereich. Die Bearbeitung solle dadurch schneller möglich sein, hieß es, so dass bestehende Strom- oder Gassperren schnell aufgehoben werden beziehungsweise rechtzeitig vermeiden lassen.

Einkommensgrenze vergleichsweise hoch angesetzt

Die Einkommensgrenze für Antragsberechtigte wurde laut Kipping bewusst hoch angesetzt: Sie liegt 280 Prozent über der Grenze für einen Wohnberechtigungsschein. Nach Schätzung der Sozialverwaltung könnten etwa 85 Prozent der Berliner:innen antragsberechtigt sein, weil die Grenze so hoch liegt.

Ein Single-Haushalt ohne Kinder dürfte also maximal 33.600 Euro Jahreseinkommen brutto zur Verfügung haben, um die Hilfe in Anspruch zu nehmen. Für Alleinerziehende mit einem Kind liegt die Grenze bei 46.480 Euro, für eine Familie mit zwei Kindern bei 76.160 Euro. Auch Wohngemeinschaften sind antragsberechtigt: Bei zwei Personen im Haushalt liegt die Einkommensgrenze bei 45.080 Euro.

Dem Härtefallfonds stehen über den Nachtragshaushalt zunächst 20 Millionen Euro zur Verfügung. Die Summe könne aber auch erhöht werden, so Kipping.

Geld wird an Energieversorger überwiesen

Eingereicht werden müssen den Angaben zufolge neben der Androhung einer Sperre und der Erklärung, dass man die Kosten nicht aus eigener Kraft begleichen kann, auch Daten zum Haushalt selbst sowie eine Kopie der Meldebescheinigung und eines Personaldokuments. Das bewilligte Geld wird direkt an den jeweiligen Energieversorger überwiesen. Das soll auch Missbrauch verhindern, so Kipping.

Die Hilfe kann nur ein Mal in Anspruch genommen werden und ist an die Bedingung geknüpft, eine Energieschuldenberatung in Anspruch zu nehmen. Wer Hilfe mit dem Onlineverfahren braucht, kann sich laut Sozialverwaltung sowohl an die Beratungsstellen als auch an die Behördenhotline 115 wenden. Zudem können die städtischen Bibliotheken genutzt werden, um dort den Antrag online auszufüllen.

Sendung: rbb24, 09.01.2023, 13 Uhr

35 Kommentare

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  1. 35.

    Schlimm, da haben Sie recht. Aber wirklich immer? Oder doch die zu bekämpfende Ausnahme? Wenn es die Ausnahme ist, dann ziehen Sie falsche Schlüsse, was auch zu falschen Handlungen führen kann...

  2. 34.

    "Das Wohnen auf Kosten anderer ist unmoralisch." Das Ausnutzen von Notlagen ist dann was?

    Vermieter leben auf Kosten ihrer Mieter, oft auch mit krmineller Energie.

    https://www.rbb-online.de/doku/s-t/schattenwelten-berlin/schattenwelten-berlin-wie-mieter-in-haeusern-eines-grossinvestors-ausgebeutet-werden.html

  3. 33.

    Ihre Sorge "Alice", ohne Wohnung dazustehen kann man begegnen: Da gibt es bestimmt bald Vorschläge, von ganz bestimmten "Spitzenökonomen", die noch Mieten in Abhängigkeit von der Außentemperatur fordern werden oder aber Mietminderungen empfehlen, wenn eine Kaltmiete vereinbart ist, im Sommer es aber nicht kalt ist...(Spaß muss sein).

    P.S. Das Wohnen auf Kosten anderer ist unmoralisch.

  4. 32.

    Die Argumente dagegen sind vermutlich das dies auch eine Entlastung von Hausbesitzer ist. Und wer ein Haus hat, hat schließlich Geld. Oder es liegt daran das das super tolle Bürgergeld finanziert werden muss.

  5. 31.

    Wenn Berlin oder Brandenburg ein wirkliches Interesse an dem Thema Entlastung hätten, würden Themen wie die Umstellung der Finanzierung des Rundfunkbeitrags, der kommunalen Abgaben für Müllabfuhr, Parken & Co., die Senkung der Grundsteuer und das Angebot eines kostenfreien Internets erste sinnvolle Schritte sein, um alle Bürger zu entlasten, aber stattdessen haben wir bei den Wohnnebenkosten durch die Städte und Kommunen nichts derartiges auch nur ansatzweise feststellen können. Komisch, oder?

  6. 30.

    Wenn ich etwas will, muss ich eigentlich vorab leisten.

    IT-Fortbildung gehört dazu.

    Berlin scheint ein Zuviel an „Pflegefällen“ zu haben.

  7. 29.

    Die Mieten haben viele Jahre stagniert in Berlin, sind noch lange nicht auf dem Niveau einer europäischen Großstadt angekommen. Solange immer noch Neubauprojekte u.a. im nordlichen Thälmann-Park und beim Pankower Tor aktiv von der Berliner Politik verhindert werden, kann es noch nicht so schlimm sein. Dank der geringem Neubauquote und dem sich weiter künstlich durch die Politik u.a. durch Solarpflicht immer weiter verteuernden Neubauproduktionskosten und der geringen Angebotszunahme im Vergleich zur stark steigenden Nachfrage haben wir sehr bald 10 Euro/qm im Schnitt in Berlin im Bestand, was bei einer 50 qm Wohnung ja gerade mal 500 Euro monatlich entspricht. Also immer noch bezahlbar ist, aber der Neubau wird dann mit 15-20 Euro pro qm schon eher miethöhentechnisch eine Herausforderung werden. Darum sollte jeder der kann den Eigentumserwerb in Erwägung ziehen.

  8. 28.

    „Wie wäre es, wenn die Mieten reduziert werden oder es Unterstützung bei Betriebskostennachzahlungen gibt?“

    Warum ? - mehr arbeiten geht auch, oder umziehen! (I. d. R.).

  9. 26.

    Mein Vater hat das Glück nicht darauf angewiesen zu sein, zudem wohnt er nicht in Berlin sondern im Rheinland. Außerdem sehe ich Ihre Aussage als Diffamierung der Generation die nicht IT-Affin ist.

  10. 25.

    Das die Nachbarn etc. helfen dachte wohl auch der Senat, und hat den Anfang gemacht, um in Berlin von Diestleistungsystem zu Informationssystem zu wechseln, bzw. der Zeit voraus, einen Sprung von der Diestleistungsgesellschaft zu Informationsgesellschaft getan.

    Die Zukunftsforscher prophezeien solche Entwicklung, aber doch nicht für das Jahr2023.

  11. 23.

    Die Einkommensgrenzen sind viel zu hoch für dieses als Almosen aus unser aller als quasi "Treuhandgeldern" nämlich Steuern gezahlten Härtefallfondszahlungen. Wenn hier nicht schnell nachgebessert wird, drängt sich der Verdacht auf, dass hiermit nur schnell noch Wählerstimmen indirekt gekauft werden sollen.

  12. 22.

    "§ 15 StromGVV/GasGVV - Sicherheitsleistung
    (1) Ist der Kunde zur Vorauszahlung nach § 14 nicht bereit oder nicht in der Lage, kann der Grundversorger in
    angemessener Höhe Sicherheit verlangen."

    Dafür wird es doch auch einen Härtefonds geben? ;-)

  13. 21.

    Sie werden ihrem Vater natürlich helfen, Problem gelöst.

    Man kann sich natürlich aber auch erst einmal im Internet empört zeigen.

  14. 20.

    Wie wäre es, wenn die Mieten reduziert werden oder es Unterstützung bei Betriebskostennachzahlungen gibt? Dann ist bestimmt garantiert, daß keiner Angst haben muss, ohne Obdach zu sein!
    Alles wird teurer, u.a. Mieten, Lebensmittel usw. und die Gehälter sind wieder auf'n Stillstand. Die Einmalzahlungen sind "ein Tropfen auf dem heißen Stein".....

  15. 19.

    Jedenfalls ist der Härtefallfonds ein Signal für die Energielieferanten nicht zimperlich mit Androhungen von Energiesperren zu sein.
    Dafür reichte ein Zahlungsrückstand mit 2 Abschlägen von insg. mind. 100 EUR aus.

  16. 18.

    Für Gelder der Allgemeinheit als Härtefallfonds sind die Einkommensgrenzen viel zu hoch angesetzt. Auch sollte hier der wirkliche Härtefall eine Rolle spielen, weil es sich um "Treuhandgelder" der Steuerzahler als Almosen handelt!

  17. 17.

    Wie hoch darf der Verbrauch von Strom und Gas sein ?

  18. 16.

    Es gab in Summe 600€/Kind für Laptops/Tabletts von uns allen die einzahlen... Schon vergessen und verraucht?

  19. 15.

    Im Jahr 2023 besitzt jeder Bürger einen Internetzugang, und wenn es nur über ein Smartphone ist. Und ja, zwei, drei Omas haben kein Internet. Sie dürfen sich beruhigen. ;-)

  20. 14.

    "...Wie viele Menschen die Anspruch auf diese Leistung aufgrund ihrer finanziell schlechten Situation haben verfügen
    DENN ÜBER INTERNET !!!..."
    Mehr als Sie denken. Jmd. der Geringverdiener ist, schlecht bezahlt in Vollzeit arbeitet, darf also Ihrer Meinung nach kein Internet/PC/Laptop besitzen? Was ist das für eine Logik?

  21. 13.

    Die Höhe der maßgeblichen Einkommensgrenzen erscheinen mir viel zu hoch, sondern willkürlich aus der Luft gegriffen. Hier soll wohl ein schuldenfreier Mittelstand weiter ausgehöhlt werden. Das hat mit Sozial nichts mehr gemein. Hier wird lediglich weit links in noch trüben Gewässern im Wahlkampf gefischt.

  22. 12.

    Ausreißen bis die Sperre droht und dann den Antrag stellen???
    Die Aussagen sind mir die ganze Zeit zu spärlich.

  23. 11.

    Und was ist mit Rentnern, die noch in der analogen Welt leben, so wie mein 85lähriger Vater. Wie sollen Menschen wie er die Anträge stellen?
    Pauschalisierungen helfen nicht weiter, ebenso wie das Denken in einer rein digitalen Welt, als könnte jeder mit einem entsprechenden Endgerät umgehen! zudem ist die Software sehr oft extrem kompliziert und von IT-Nerds entwickelt worden ohne entsprechende Rückkopplung mit den Nutzern!

  24. 10.

    Und es geht auch nicht das dieser online Antrag auch nicht in arabisch verfügbar ist

  25. 9.

    Gut gemeint! Der Dumme ist derjenige, der 50€ zuviel hat, um noch Wohngeld zu bekommen, aber alles daran gesetzt hat, seine Energiekosten pünktlich zu bezahlen. Belohnt werden nun auch diejenigen, die nicht zum Sparen bereit waren.

  26. 8.

    Wie kommen Sie darauf, diese Hilfe sei für einkommenschwache Menschen gedacht? Sie ist für Menschen gedacht, denen eine Sperre droht. Und das betrifft womöglich nicht nur Geringverdiener.
    Also nicht aufplustern und durch schreiende Großbuchstaben nebst überflüssigen Ausrufezeichen Ihre Irrtümer noch manifestieren.
    Haben Sie selbst evtl. nicht vorher nachgedacht, bevor Sie kommentierten?

  27. 7.

    Haben Sie den Beitrag überhaupt gelesen? Wohl nicht.
    "Das bewilligte Geld wird direkt an den jeweiligen Energieversorger überwiesen"

    @Günter, was soll der sinnfreie Kommentar? Obdachlose nutzen (falls überhaupt) Energie in Hilfseinrichtungen und nicht in der eigenen Wohnung.

  28. 6.

    Haben Sie dem Text nicht bis zum Schluss gelesen oder wurde er später ergänzt? "Wer Hilfe mit dem Onlineverfahren braucht, kann sich laut Sozialverwaltung sowohl an die Beratungsstellen als auch an die Behördenhotline 115 wenden. Zudem können die städtischen Bibliotheken genutzt werden, um dort den Antrag online auszufüllen." Ich denke, das ist doch eine gute Lösung zu einer Beratungsstelle zu gehen und sich da helfen zu lassen, wenn man es allein nicht kann.

  29. 5.

    Hä, arme Menschen haben auch ein Smartphone und Internet. Vielleicht mal vorher informieren und arme Menschen nicht so abstempeln, als ob diese wie Urmenschen leben.

  30. 4.

    Jeder hat doch im Fall der Fälle einen Nachbarn oder Freund bei dem man das Internet nutzen kann.

    Ebenso gibt's überall Internetcafés.

  31. 3.

    Von solchen Zuschüssen können Obdachlose nur träumen!

  32. 2.

    Frage : Wieso sollen Gelder über mein Konto laufen. Wäre es nicht sinnvoller die Staatsunternehmen Stadtwerke / E.on usw. direkt Zahlungen anzuweisen um dadurch die angeblichen Überhöhten Kosten die beim Einkauf der Staatlichen Netzagentur zu kompensieren?

  33. 1.

    Es kann nun wirklich nicht sein, dass die Beantragung dieser Leistungen nur online möglich sein soll.

    Der zu beantragende Zuschuss soll doch eine
    HILFE FÜR EINKOMMENSSCHWACHE MENSCHEN sein.

    Jetzt frage ich die Politiker ernsthaft:

    Wie viele Menschen die Anspruch auf diese Leistung aufgrund ihrer finanziell schlechten Situation haben verfügen
    DENN ÜBER INTERNET !!!

    Denn das gibt es ja nicht gratis.

    Es wäre schön, wenn VORHER überlegt würde ehe man so etwas veranlasst.

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