Pause wegen Gefahr eines Cyberangriffs - Potsdam fährt in der nächsten Woche die Verwaltungsdienste wieder hoch
Wochenlang war die Potsdamer Stadtverwaltung offline - wegen der Gefahr eines Cyberangriffs durch organisierte Kriminelle. Bald soll das meiste wieder funktionieren. Um die liegengebliebene Arbeit zu bewältigen, springen zusätzliche Rathausmitarbeiter ein.
- ab Mittwoch soll die Potsdamer Stadtverwaltung wieder per E-Mail erreichbar sein
- ab Donnerstag sollen unter anderem Geburten, Sterbefälle, Eheschließungen beurkundet werden können
- Online-Terminvergabe funktioniert noch nicht, Termine telefonisch reservieren oder vorbeikommen
Potsdamerinnen und Potsdamer sollen ab kommender Woche wieder viele Dienstleistungen der Stadtverwaltung wie gewohnt in Anspruch nehmen können. Das kündigte ein Sprecher der Stadt am Freitag mit. Die Verwaltung war wegen der Gefahr eines Angriffs durch Hacker mehrere Wochen lang offline gewesen.
Ab Mittwoch, den 8. Februar, könne die Verwaltung wieder per E-Mail erreicht werden, teilte der Sprecher mit.
Ab Donnerstag sollen die Beschäftigten im Rathaus unter anderem Wohngeldanträge und Visaverfahren bearbeiten sowie Geburten, Sterbefälle, Eheschließungen und Mutter- oder Vaterschaftsanerkennungen beurkunden können. Personalausweise und Reisepässe sowie Bewohnerparkausweise könnten bereits jetzt wieder wie üblich beantragt werden, hieß es am Freitag.
Was noch nicht funktioniert sind An- und Abmeldungen eines Wohnsitzes und die Online-Terminvergabe. Termine könne man sich aber telefonisch unter der Nummer 0331/2890 geben lassen. Außerdem stehen laut der Stadtverwaltung Serviceschalter im Untergeschoss des Rathauses für dringende Anfragen zur Verfügung. Sie sind von Montag bis Donnerstag zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet, am kommenden Montag (6. Februar) jedoch nur von 10 bis 18 Uhr. Am Freitag sind sie von 8 bis 14 Uhr erreichbar.
Um die vielen liegengebliebenen Aufgaben abzuarbeiten, sollen in den kommenden Wochen und Monaten zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung helfen. Das kündigte der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Freitag an. "Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal für die Geduld der Potsdamerinnen und Potsdamer, die in Folge des möglichen Angriffs auf unsere IT-Strukturen so lange auf unsere Online-Services verzichten mussten", ließ sich Schubert zitieren.
Täter sollen organisierte Kriminelle gewesen sein
Nach Hinweisen von Sicherheitsbehörden auf einen bevorstehenden Cyberangriff hatte die Stadtverwaltung die Verbindung zum Internet bereits am 29. Dezember gekappt. Auch die Stadtwerke Potsdam, die städtische Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam und das städtische Klinikum Ernst von Bergmann schalteten vorsorglich Internet- und E-Mail-Verbindungen ab. Bereits im Januar 2020 hatte es einen Cyber-Angriff auf die Brandenburger Landeshauptstadt gegeben, deren Internetverbindung rund eine Woche abgeschaltet blieb. Die aktuelle Bedrohung habe eine "andere Qualität" als der Cyber-Angriff vor drei Jahren, sagte der IT-Verantwortliche der Stadt.
Nachdem sie zwischenzeitlich wieder online gegangen war, musste die Verwaltung am 24. Januar wegen eines Verdachts erneut ihr System vom Netz nehmen. Einen größeren Abfluss von Daten soll es laut IT-Experten nicht gegeben haben. Man sei von den Sicherheitsbehörden gebeten worden, nicht darüber zu sprechen, wer genau hinter der drohenden Attacke stecke., sagte der IT-Verantwortliche damals dem rbb. Es handele sich aber um eine gut organisierte Hackerbande. Offensichtlich hatten die Täter den Angriff mit der Motivation geplant, die Stadt zu erpressen - wie in vielen anderen deutschen Städten auch.
Erst Ende Januar hatten Ermittler aus Deutschland und den USA eine weltweit aktive Hacker-Gruppe zerschlagen, die dafür bekannt war, Stadtverwaltungen und Unternehmen zu erpressen. Ob sie hinter dem Cyber-Angriff auf die Potsdamer Stadtverwaltung steckt, könne aber noch nicht gesagt werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.02.2023, 20 Uhr