Pro-palästinensische Demo in Berlin - Innenverwaltung: Dolmetscher haben volksverhetzende Parole nicht gehört

Mi 12.04.23 | 14:49 Uhr
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Eine Palästinenser-Kundgebung, die am Samstag in Berlin stattfand (Quelle: dpa/Michael Kuenne)
Video: rbb24 Abendschau | 11.04.23 | Lukas Kuite | Bild: dpa

Antisemitische Parolen sollen am Samstag auf einer Palästineneser-Demo gefallen sein - jetzt ermitteln Berliner Behörden. Sie wurden erst durch ein Video öffentlich, obwohl auf der Demo Dolmetscher anwesend waren. Die Polizei bereitet sich derweil auf zwei neue Demos vor.

Die Senatsinnenverwaltung und die Berliner Polizei zeigen sich weiter bemüht, die Vorgänge bei der Palästinenser-Demonstration am vergangenen Samstag aufzuklären. Speziell geht es um die mutmaßlich volksverhetzende Parole eines Teilnehmers.

Der Sprecher der Innenverwaltung, Thilo Cablitz, sagte am Dienstagabend der rbb24 Abendschau: "Das Problem war tatsächlich vor Ort, dass diese Aussage, diese eine explizite Aussage, diese eine spezielle Parole, um die es geht, nicht gehört wurde von dem Dolmetscher."

Die Polizei Berlin hatte laut Cablitz bei der Demo nicht nur den Dolmetscher, sondern auch einen Sprachmittler im Einsatz. Beide hätten diese Aussage nicht gehört und "konnten die Einsatzleitung dahingehend auch gar nicht beraten. Ansonsten wäre genau das passiert, was alle fordern, und auch zu Recht fordern - ein unmittelbares Einschreiten", sagte Cablitz.

Ermittlungen gegen unbekannten Mann

Die Ermittlungen gingen weiter, so Cablitz. Es gehe jetzt darum, den mutmaßlichen Täter, der eine dieser Parolen gerufen habe, zu identifizieren. Die Staatsanwaltschaft müsse dann noch abschließend beurteilen, ob es sich wirklich um strafbare Inhalte gehandelt habe.

Eine Polizeisprecherin sagte am Dienstagnachmittag, man ermittele bislang in einem konkreten Fall. Das Verfahren richte sich gegen einen unbekannten jungen Mann wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Er soll kurz nach dem Skandieren eines Liedes, das viele Teilnehmer der Demonstration sangen, laut gegen Juden gehetzt haben. Man habe die Parole aus dem Video herausgefiltert, das nach der Demonstration ins Netz gestellt wurde.

Polizei in der Kritik

Die Demonstration hatte bundesweit Empörung ausgelöst, weil dort nach Angaben von Beobachtern israelfeindliche und antisemitische Parolen gerufen wurden. Mehrere Menschen erstatteten Anzeige. Die Polizei steht in der Kritik, weil sie die Demonstration nicht gestoppt hat.

Aus Sicht der Polizei bestand kein Anlass, die Demo zu stoppen. Die Übersetzung der von dem Dolmetscher wahrgenommenen Sprechchöre habe keinen strafbaren Inhalt ergeben, hieß es. Gleichwohl sei der Versammlungsleiter den gesamten Einsatz über zur Mäßigung aufgerufen worden.

 

Weitere Demos am Sonntag geplant

Derweil wollen sich palästinensisch-stämmige Menschen am Sonntag zu weiteren israel-kritischen Demonstrationen versammeln. Das teilte die Berliner Polizei dem rbb am Mittwoch mit. Demnach wurden sie von zwei unterschiedlichen Privatpersonen angekündigt, die zunächst von jeweils 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgehen. Die Kundgebungen sind laut Anmeldung anlässlich des "Tages der palästinensischen Gefangenen" in israelischen Gefängnissen geplant.

Die Polizei führe Gespräche mit den jeweiligen Anmeldern unter anderem über Auflagen, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Es sei eine Gefahrenprognose erstellt worden, die der weiteren Entwicklung angepasst werde. "Dabei werden wir auch einen Blick auf die Entwicklung im Nahen Osten haben", so die Sprecherin.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, forderte in der "Bild"-Zeitung, dass die Kundgebungen unverzüglich aufgelöst werden sollen, wenn es wieder zu menschenverachtenden und antisemitischen Äußerungen komme.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.04.23, 19:30 Uhr

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99 Kommentare

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  1. 99.

    Genau deswegen ringen die Völker der Erde nach verbindlichen vernünftigen internationalen Regelungen, die genau diese Form des Raubrittertums ächten.
    Vieles wurde inzwischen international verhandelt und überwiegend ratifiziert, auch wenn Super- und Großmächte natürlich weiterhin ihr Spiel spielen.
    Trotzdem, der Erfolg spricht für sich, denn die Mehrheit der aufgeklärten Welt hält sich inzwischen an internationales Völkerrecht und Beschlüsse der Vereinten Nationen.

  2. 98.

    „ Die Russen stellten schon immer die Mehrheit auf der Krim“
    Falsch, erst nach Einverleibung ins russische Zarenreich.
    „Die Aufteilung des britischen Mandatsgebiets…“
    Genau, Großbritannien als Kolonialmacht hat mit seiner Schaukelpolitik die Verwerfungen im Nahen Osten zu verantworten und nicht nur da!!
    Was sich da an blutrünstigen Orgien zwischen Juden und Arabern abspielten, geht klar auf das Konto der Britten, auch wenn der Staat Israel in den Grenzen von 1947 final dann natürlich durch die UNO-Resolution 181 legitimiert wurde.

  3. 97.

    Und was war die Annexion finnischer Gebiete, des Baltikums, der Westukraine, Südsachalins usw.?
    Auch Ihre Geschichtskenntnisse sind wie die des Users Mitropa oberflächlich.
    Wenn wir dann die „Gebietserweiterungen“ der USA einbeziehen, wird es endlos: Es war nicht nur Stalin.
    Es gab keinen Staat Palästina und es gibt keinen.
    Die Zukunft hängt in erster Linie von echtem ARABISCHEN Friedenswillen ab, solche Demos wie am Wochenende sind dem nicht förderlich.

  4. 96.

    Tja , bis jetzt nahm ich Stellung zu diesem Artikel, wenn ich einen anderen Artikel lese, dann kann ich zu ihm ebenso meine Stellung nehmen.

    Übrigens, unterstellen Sie mir nicht eine Blindheit, da es eine haltlose Behauptung ist. Es fehlte noch, dass Sie mich als Antisemitin bezeichnen.

  5. 95.

    Die Russen stellten schon immer die Mehrheit auf der Krim, nur 25% sind Ukrainer, da hätten Sie sich mal sachkundig machen lassen.
    Die Aufteilung des britischen Mandatsgebiets war ein Beschluss des Völkerbundes, des UN-Vorläufers.
    Es hätte einen arabischen Staat Palästina geben können, aber die Araber wollten Alles, auch Israel, deshalb der Überfall. Die Israelis haben sich gewehrt und gesiegt.
    Kein arabisches Land will Friedensverhandlungen ( wie Ägypten-dafür bekam es den Sinai zurück).

  6. 94.

    Da war überhaupt nichts legitim. Das Problem war Stalin, der sich zusammen mit Hitler Polen aufgeteilt hatte und auf diese Gebiete nach Kriegsende als Befreier nicht verzichten wollte. Deswegen wurde Polen verschoben.

  7. 93.

    Ja Sie Schlaumeier, aber eine Demo kann auch verboten werden !!!!!

  8. 92.

    Bezüglich der Abtretung der Ostgebiete hätten sie formal einen Punkt, denn natürlich war die Verschiebung Polens zu Gunsten Stalins mit dem Segen der Westmächte natürlich ebenfalls ein Akt der Willkür und unter heutigem Verständnis völkerrechtswidrig.
    Denn die Landabtretung eines souveränen Staates zum Zwecke der Buße oder Entschädigung sieht das Völkerrecht natürlich nicht vor.
    Aber sowas kommt bei raus, wenn ein Ganove mit einem anderen Geschäfts macht, ihn anschließend ebenfalls überfällt und anschließend auf die Mütze bekommt.

  9. 91.

    Das Ganze beginnt doch viel früher und zum Teil kann der Staat Israel gar nichts dafür.Israel wurde von den Engländern in das von ihnen besetzte Palestina eingepflanzt,das ist,wie wenn die Russen die Krim erst schnell russisch besiedelt hätten,ehe sie sie annektiert haben.Und UN Beschlüsse gelten für Israel auch nicht,mit Hinweis auf ihr Schicksal zwischen 1933 und 1945.Und was ist mit Rußland in dieser Zeit geschehen ? Und mit was haben die Palestinenser diese Behandlung/Vertreibung verdient?

  10. 90.

    Dann schauen Sie sich einmal die Nachkriegsordnung 1945 an, nachdem Deutschland halb Europa überfallen und dafür ( als gerechte Strafe) große Teile seiner Gebiete abtreten musste.
    Es war das völlig legitime Recht der Sieger, für die verlorenen arabischen Gebiete gilt Gleiches.

  11. 89.

    Wir müssen Hass und Gewalt nicht nur aus dem Internet verbannen sondern auch von unseren Straßen. Und wir sind es auch unserer Geschichte schuldig, Antisemitismus zu bekämpfen wo immer er auftaucht,egal ob von hier oder " eingewandert". Hass, Judenhass hat in unserem Land nichts zu suchen und wer das nicht versteht muss Konsequenzen spüren. Und wer unter dem Deckmantel der Demokratie das Demonstratsrecht missbraucht, wie in diesem Fall, muss sofort von der Polizei gestoppt werden.Die braucht für solche Fälle wohl mehr und geeignete Dolmetscher/ Sprachmittler. Lieber Gott lass,Hirn regnen und nimm den Bedürftigen die Schirme.

  12. 88.

    Dann lesen Sie aber auch den zweiten Artikel dazu und andere Medienberichte. Und schauen das Video. Es ist schlimm, wie blind Sie sich stellen

  13. 87.

    Bietet den Nazis keinen Freiraum !? Waren denn hier welche mit von der Partie ? Für den glorreichen Kampf gegen Rechts sind eine Milliarde kalkuliert und bereitgestellt. Da bleibt für die anderen Sachen nichts mehr übrig. Das kommt später, Irgendwann mal, aber nicht jetzt. Auch Staats- und Verfassungsschutz haben wichtigere Dinge zu tun, als sich mit sekundären Nebensächlichkeiten zu befassen.

  14. 86.

    Zitat: "Wer nicht verstanden hat, dass Muttersprachler / Muttersprachlerinnen nur selten gegen die eigene Communnity agieren, aus Angst vor Repressalien, der muss dringend sein Realitätsbewusstsein überprüfen."

    Und Sie sollten mal Ihre vorurteilsbehaftete und ignorante Einstellung überprüfen, Marion. Sie unterstellen Dolmetschern grundsätzlich, einer Community also szn. einer Interessensgemeinschaft anzugehören - und bei 'Bedarf' bewusst gegen das Berufsethos zu verstoßen, selbst wenn man sich dadurch strafrechtlich belangbar machen könnte.

  15. 85.

    Es ist völlig egal wer wen überfallen hat, die besetzten Gebiete gehören NICHT Israel. In dieser Logik könnte also jedes angegriffene Land sich Gebiete des jeweiligen Aggressors prophylaktisch anektieren??
    Interessante Sichweise, es kommt also nur darauf an wer so handelt? Hauptsache ein westtliches Land, dann geht sowas schon in Ordnung, da muss man nicht so genau auf das Völkerrecht schauen.

  16. 84.

    Wenn die Eroberung des Westjordanlandes, Ostjerusalems und der Golan-Höhen durch Israel, nachdem es von mehreren arabischen Ländern überfallen wurde,völkerrechtswidrig war, dann können wir auch Ostpreußen, Pommern und das Riesengebirge zurück verlangen.

  17. 83.

    Typisch Berlin, erneut wird die Polizei diffamiert. Das macht mich wütend!!
    Schuld sind die, die diese Demo genehmigt haben.

  18. 82.

    Für mich ist Grunlage das was im Artikel steht, da ich nicht dabei war, muss ich mich auf diese Infos verlassen.
    Lesen Sie den Artikel aufmerksam noch einmal.

  19. 81.

    Selbst wenn alles so ist, wie Sie sagen, entschuldigt das nicht die judenfeindlichen Parolen wie "Tod den Juden" oder "Tod Israel", die auf dieser Demonstration hundertfach skandiert wurden. Nicht ohne Grund sind das in Deutschland Straftatbestände. Da gibt es überhaupt nichts zu relativieren oder zu verniedlichen.
    Die Veranstaltung am Ostersonntag war ein Prototyp eines Haßaufmarsches. Unsere Gesellschaft sollte sich dagegen zur Wehr setzen, finde ich. Kein Raum für Faschisten oder Menschenfeinde! Egal ob sie aus Deutschland oder aus dem Nahen Osten oder von sonstwoher kommen.

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