Produktion von Kampfjet-Teilen - Linke kritisiert Brandenburgs Werben um Rüstungsfirma

Di 20.06.23 | 16:59 Uhr
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Archivbild: Ein Kampfflugzeug vom Typ F-35 der US Air Force startet von der US-Air Base Spangdahlem während der Luftwaffenübung «Air Defender 2023». (Quelle: dpa/B. Roessler)
Bild: dpa/B. Roessler

Brandenburg bemüht sich zurzeit um eine Ansiedlung des Rüstungskonzerns Rheinmetall. Dann könnten hier Teile für Kampfjets produziert werden. Die Fraktion der Linken sieht die Produktion von Kriegsmaterial im Land kritisch.

Die Linken-Fraktion im Brandenburger Landtag hat das Werben Brandenburgs um eine Ansiedlung des Rüstungskonzerns Rheinmetall scharf kritisiert. "Wir dürfen uns in Brandenburg nicht abhängig machen von Rüstungskonzernen", sagte Fraktionschef Sebastian Walter am Dienstag dem rbb. "Rüstung läuft nur dann gut, wenn auch Krieg auf dieser Welt herrscht und dagegen müssen wir uns wehren."

In der Brandenburger Verfassung sei vor 30 Jahren festgeschrieben worden, dass das Land dem Frieden verpflichtet ist. Damals habe es einen Konsens aller demokratischen Parteien gegeben, dass es keine Rüstungsproduktion im Land geben soll.

Aus Sicht der Linken gibt es keinen Grund, von diesem Konsens abzurücken. "Nicht jeder Arbeitsplatz ist ein guter Arbeitsplatz", so Walter. Er halte es für einen politischen und strategischen Fehler, Rüstungsindustrie nach Brandenburg zu holen.

CDU: "Eine Demokratie muss sich auch wehren"

Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Jan Redmann, befürchtet, dass die Kritik der Linken am Ende zu einem Standort-Nachteil für Brandenburg werden könnte. "Eine Demokratie muss sich auch wehren", sagte er. "Insbesondere sehen wir ja spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, wie wichtig es ist, verteidigungsfähig zu sein." Deutschland müsse innerhalb internationaler Bünde wie der Nato seinen Beitrag leisten, so Redmann.

Wenn Brandenburg einen Beitrag dazu leisten könne, indem hier Teile für Kampfjets hergestellt werden, wäre das nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein Beitrag zur Wehrhaftigkeit des Landes. Das "Störfeuer" der Linken zeige, dass es dort ein gestörtes Verhältnis zur Parlamentsarmee gebe, so Redmann.

Produktion von Teilen für F35-Kampfjets

Der Co-Vorsitzende der Landtagsfraktion von Bündnis'90/Die Grünen, Benjamin Raschke, sagte dem rbb, die Ansiedlung von Rüstungsindustrie in Brandenburg sei für seine Partei kein "No-go". Die Bundeswehr sei eine Parlamentsarmee, sagte er. und es gebe einen Bundestagsbeschluss, nachdem 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr bereitgestellt wurden.

Raschke verwies allerdings auf die begrenzten Wasserresourcen im Land. Daher sei es das Wichtigste, vor einer Ansiedlung zu Fragen, wie es mit dem Wasserverbrauch aussicht.

Brandenburg will den Rüstungskonzern Rheinmetall für die Produktion von Teilen des Kampfjets F-35 im Land gewinnen. Die Ausstattung der Luftwaffe mit Jets des Herstellers Lockheed Martin sei dank des 100-Milliarden-Euro-Pakets der Bundesregierung möglich, hatte Regierungschef Dietmar Woidke der "Märkischen Allgemeinen" gesagt. Weil Deutschland so viel Geld investiere, halte er es für geboten, "dass wir in Deutschland beziehungsweise Brandenburg möglichst viel davon profitieren".

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.06.2023, 19.30 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Hat er, denn die Reaktionszeit muß kürzer als die Erstschlagszeit sein. Schmidt hat mit den Pershing II und Cruise Missile nur das Nash-Gleichgewicht zu den SS 20 wieder hergestellt.

  2. 30.

    Eigentlich kommen sie vom Thema ab. Aber gut, meine Meinung, der Putin oder die Russen werden niemals einen Natostaat mit Atomwaffen angreifen, denn das ist nicht nur für uns tödlich sondern auch für Russland.
    Helmut Schmidt hat richtig gehandelt mit der Stationierung von Atomwaffen, übrigens gegen alle wieder stände! Wir sollten so auch mit Belarus verfahren, wenn sie uns weiter mit Vernichtung drohen.
    Angst haben ist ein ganz schlechtes Zeichen!
    Ich habe jedenfalls keine!

  3. 29.

    "in der Hoffnung der Vietkong sche..t sich die Hosen voll." So geht ja auch Putin vor. Nur muss man ihm dennoch konventionell begegnen können anstelle gleich große Pilze wachsen zu lassen.

  4. 28.

    Das Richtige also: Hinterher-Rennen um jeden Preis.

    Das kann Mc Kinsey besser als die Politik, dazu müssen keine demokratischen Wahlen mit behaupteter unterschiedlicher Schwerpunktsetzung abgehalten werden.

  5. 27.

    Wollen Sie die wiederhaben?
    Ich habe zwar nie daran geglaubt, dass der eine Block in Richtung des anderen marschiert, dennoch hatte ich Befürchtungen - bspw. bei Reagan - dass da plötzlich einer durchdreht und die Geister, die er rief, nicht mehr eingesammelt bekommt.

    Grundsätzlich ändert die "neue" Weltlage nichts am Vorrang der eine Gesellschaft tragenden Gesinnungsethik, wozu die Verantwortungsethik dann die Ausnahme und Abweichung bildet, nicht, dass es umgekehrt wäre.

    Dass Parteitagsreden neuerdings schon in Uniform gehalten werden, um Argumenten mehr Gewicht zu verleihen, halte ich bspw. für ein äußerst bedenkliches Zeichen. Argumente kommen aus dem jeweiligen Menschen heraus; so war es bspw. auch nie üblich, dass Wolfgang Huber als seinerzeitiger Vorsitzender der EKD eine Rede auf dem SPD-Parteitag in Talar hielt.

    Wir als Gesellschaft scheinen uns als solche Uniformiertheiten und einem Quasi-Natur-Charakter von Rüstung zu gewöhnen.

  6. 26.

    Falsche Einstellung. Denn Wirtschaftsförderung muss aktiv betrieben werden. Bin mir sicher, Bayern oder Baden-Würtemberg nehmen die Ansiedlung sofort….. Tesla hat sich wegen der Nähe zu Berlin für den Standort entschieden. Und nicht vergessen, Polen liegt auch um die Ecke. Insofern macht Brandenburg mit dem Werben alles richtig. War lange genug nicht so. Sachsen ist aktiver zB

  7. 24.

    Es ist doch ein Armutszeugnis für eine Landesregierung, wenn sie so wenig Vertrauen in das wirtschaftliche Potenzial ihres Bundeslandes und in ihre eigenen Fähigkeiten als Politiker hat, wenn sie um die Ansiedlung eines Rüstungsbetriebes werben muss. Brandenburg besitzt inzwischen genug Attraktivität für innovative, zukunftsorientierte Industrien, siehe Tesla in Grünheide oder die neue Fabrik für Lithiumaufbereitung in Guben, in der Lausitz. Im Speckgürtel von Berlin gibt es aufgrund der starken Nachfrage kaum noch Flächen für weitere Großansiedlungen der Wirtschaft, von den ökologischen Belastungen ganz zu schweigen. Die sinkenden Grundwasserspiegel in Brandenburg haben in jüngerer Zeit bereits zur vorzeitigen Beendigung solcher Großprojekte geführt.

  8. 23.

    Immer her mit den Rüstungsunternehmen. Das bringt mehr Jobs nach Berlin und Brandenburg. Absolut wünschenswert das Unternehmen in die Region kommen.

    Ich finde das Verhalten der Linken einfach nur idiotisch. Leider haben wir auch in Berlin zu viele Leute deren Egoismus schlecht für alle ist. Zum Beispiel als gegen die Googleniederlassung protestiert würde. Man muss hier ganz klar betonen das wir solche Streithälse in Berlin und Brandenburg nicht brauchen.

  9. 22.

    Ja, dass war das Geschrei der Mititärs, MacArthur und co. Aber weder Truman (Korea) also auch Eisenhower (Frankreich/Vietnam) noch Nixon (USA/Vietnam) haben das je real in Erwägung gezogen. Truman war kuriert von Hiroshima und Nagasaki und bei einer UNO-mandatierten Operation hätte Truman nie eigenmächtig Kernwaffen eingesetzt. Eisenhower hat die Franzosen nur hingehalten um nach Dien Bien Phu selbst tätig werden zu können. Und Nixon hat nur laut nachgedacht, in der Hoffnung der Vietkong sche..t sich die Hosen voll.

  10. 21.

    Ganz einfach unsere Demokratie und unsere Freiheit können wir nur durch Wahrhaftigkeit erhalten, und wer das nicht verstanden hat, muß ja nicht so weit schauen!
    Rüstungsindustrie, Flugzeugbau, aber natürlich auf jeden Fall, man denke nur an die guten hochwertigen Arbeitsplätze! Denn
    der normale Flugzeugbau wird wegen weniger Fluggesellschaften zurück gehen. Also alles gut.

  11. 20.

    Korea und Vietnam sind zwei Beispiele, wo schlimmstenfalls der Einsatz von Kernwaffen kurz angedacht, dann aber verworfen worden ist. Auch vor Kuba wurden einige nervös und suchten den Schlüssel. Dass die BW die F35 einflotten will, hat auch etwas mit der nuklearen Teilhabe zu tun und damit auch zumindest die Hoffnung ein gewisses Mitspracherecht beim Einsatz von Kernwaffen. Gerade die wiederkehrende Drohung Moskaus, Kernwaffen einzusetzen, zeigt dabei auch die Wichtigkeit einer atomaren Abschreckung. Vor einem konventionellen Krieg schützen die aber nur bedingt, da ja neben Russland auch die Atommächte USA und UK Garantiestaaten für die Integrität der Ukraine sind.

  12. 19.

    Mag ja sein, aber diese Sandkastenspiele waren nicht der Friedensgarant (ich hab's erlebt). Wir haben genügend Beispiele in der Geschichte, wann eine Supermacht geostrategisch darauf verzichtet hat, ihren Appetit zu stillen. Es war immer und ausschließlich MAD.
    Oder nehmen sie das jüngste Beispiel:
    Glauben sie Putin hätte die Ukraine angegriffen, wenn die noch im Besitz von Atomwaffen wären? Glauben sie Putin hätte die Ukraine angegriffen, wenn die USA ihren atomaren Schutzschirm mittels MAD über die Ukraine gespannt hätten?
    Insbesondere die Autokraten dieser Welt streben nach geostrategischen Atomwaffen, warum glauben sie tun die das?
    Was glauben sie was der dort abgebildete Vogel F-35A so mit sich rumschleppt?

  13. 18.

    Wenn nach Ansicht der Militärstrategen allein die atomare Abschreckung ausgereicht hätte, wären in Deutschland nicht tausende Kampfpanzer beiderseits des eisernen Vorhanges fest stationiert gewesen. Allein die Bundeswehr hatte über 2.000 Stück gehabt, heute ist es nur noch ein Zehntel davon.

  14. 17.

    Im strengeren Sinne war und ist es nur die MAD-Doktrin (atomare Abschreckung)zwischen den nuklearen Großmächten und dem damit einhergehenden spieletheoretischen NASH-Gleichgewicht.
    Wir sind in diesem Spiel nur Rauschen.

  15. 16.

    Was die Vergangenheit bezüglich Europa betraf, waren es zwei hochgerüstete Blöcke, die militärische Konfrontationen nicht möglich gemacht haben.

  16. 15.

    Wer den Frieden will, muss für den Krieg gerüstet sein. Da zeigt gerade auch wieder die Ukraine. Dass die sich wehren kann, gefällt halt nur nicht jeder Partei, die gerne in der russischen Botschaft feiert.

  17. 14.

    Wichtig wäre, das Brandenburg nicht nur eine verlängerte Werkbank für Lockheed wird.
    Wenn sich darüber auch ein anspruchsvoller Entwicklungsstandort generieren ließe, wäre das für Brandenburg der Sechser mit Zusatzzahl.

  18. 13.

    Ich verstehe und respektiere durchaus die Bedenken, die zu den Plänen der Landesregierung geäußert werden. Schließlich handelt es nicht um das Konservieren von Spreewaldgurken. Da wir in keiner idealen Welt leben, halte Ich persönlich die Produktion von Waffen jedoch für nötig, frage mich allerdings, ob sie unbedingt in privater Hand liegen muss.-
    Darüberhinaus bin ich immer wieder erstaunt über die Metamorphose der SED (Wehrkundeunterricht, etc.) zur Pazifisten-Partei "Die Linke".-

  19. 12.

    Meine Empfindung: Sie drehen die Logik um und verschieben die beschriebene Gesinnungsethik auf einen St. Nimmerleinstag. Gründe für einen Vorbehalt werden sich entlang Ihrer Logik immer einfinden - einfach deshalb, weil Vorgeschichten für Konflikte, die gleichfalls wichtig sind, Ihrerseits ausgeblendet werden und für eine Lösung damit nicht in Betracht kommen.

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