Bilanz nach einem Jahr Testphase - Mehr als 100 Bodycam-Einsätze bei Brandenburger Polizei

Mo 14.08.23 | 06:07 Uhr
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Eine Bodycam ist während eines Pressetermins am 27.07.2022 an der Schutzweste eines Streifenpolizisten befestigt. (Quelle: Picture Alliance/Soeren Stache)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 14.08.2023 | K. Neumann | Bild: Picture Alliance/Soeren Stache

Seit Juli 2022 testet die Brandenburger Polizei Bodycams im Einsatz. Innerhalb eines Jahres wurden die Geräte bereits mehr als einhundertmal genutzt - und das Videomaterial landete später zum Teil auch vor Gericht.

Brandenburger Polizistinnen und Polizisten haben innerhalb eines Jahres mehr als einhundertmal Bodycams eingesetzt. Wie das Innenministerium auf rbb-Anfrage mitteilte, wurden die "körpernah getragenen Kameras" im ersten Erprobungsjahr von Ende Juli 2022 bis Anfang August 2023 insgesamt 104 mal genutzt.

Einsatzanlässe waren laut Innenministerium "überwiegend Ruhestörungen, Bedrohungen, Hausfriedensbrüche, Körperverletzungs-/Widerstandsdelikte, Suizidabsichten oder Verkehrskontrollen." Oftmals seien die Auslöser für das Einschalten der Kameras "Einsätze mit polizeibekannten, alkoholisierten, renitent auftretenden Personen" gewesen. Manche der Personen seien bewaffnet gewesen. Auch bei Menschen in einem psychischen Ausnahmezustand wurden Bodycams genutzt.

Telefon: 030 / 12345678

Videomaterial auch bei Gericht vorgelegt

Seit dem 27. Juli des vergangenen Jahres werden in der Polizeiinspektion Potsdam 14 Kameras in der Praxis erprobt, im April 2023 kamen weitere 14 Kameras bei der Polizeiinspektion Teltow-Fläming hinzu. Mit der Auswertung des ersten Erprobungsjahres sei erst begonnen worden, der Evaluationsbericht liege frühestens im Oktober vor.

Obwohl es noch kein Gesamtbild gibt, scheint die Testphase bisher positiv zu verlaufen. "Einige Rückmeldungen von Polizeibeamten lassen eine präventive, abschreckende Wirkung der Bodycams vermuten", teilte ein Ministeriumsprecher mit. Im "niedrigen zweistelligen Bereich" seien die Aufnahmen dem Amtsgericht Potsdam vorgelegt worden. Ob sie tatsächlich als Beweismittel im Strafverfahren dienten, ist dem Polizeipräsidium aber nicht bekannt.

Der Einsatz der Polizistenkameras soll deeskalierend wirken. Er soll "potenzielle Störer oder Straftäter abschrecken", heißt es in der Verwaltungsvorschrift zum Einsatz "körpernah getragener technischer Mittel". Vor der Aktivierung der Kamera müssen die gefilmten Personen in Kenntnis gesetzt werden. In Wohnungen dürfen die Bodycams nicht eingeschaltet werden.

Bodycams auch in Berlin

Auch in Berlin werden derzeit Bodycams bei Polizei und Feuerwehr getestet, rund 300 Geräte sind im Einsatz. Die schwarz-rote Koalition hat vereinbart, die Geräte flächendeckend und in großer Zahl zur Verfügung zu stellen. Auch bei Einsätzen in Wohnungen soll es den Beamtinnen und Beamten künftig erlaubt werden, die Kameras einzuschalten - bisher ist das nicht erlaubt, um die Privatsphäre zu schützen. Zuletzt häuften sich in der Testphase allerdings technische Probleme.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.08.2023, 14:00 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Die Antwort von "Vanillebär" war vielleicht einfach Ihrem sehr einseitigen Kommentar geschuldet...

  2. 13.

    Bitte auch mehr Video-Überwachung in Berlin, damit man solche Fälle schneller ahnden kann: https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/08/messerstecherei-berlin-wedding-schwer-verletzte.html

    Nicht nur Bodycams, sondern auch Überwachung von Kriminalitätsschwerpunkten mit KI-gestütztem Gesichtsabgleich etc.

  3. 12.

    Die Bodycam ist gut. Diese sollte auch Verpflichtend als Carcam bei allen Autos nunmehr eingesetzt werden. Damit schafft man Klarheit und Eindeutigkeit, nicht nur im Einsatz, sondern gerade auch im tagtäglichen Straßenverkehr. Es ist echt unglaublich, was man da nicht nur als Einsatzkraft tagtäglich erleben muss.

  4. 11.

    Die bisherigen Kommentare weisen recht ausgeglichen darauf hin, dass Bodycams von Vorteil für alle Beteiligten sein können. Was finden Sie daran einseitig?

  5. 10.

    Polizei ist Staatsgewalt. Polizisten sind damit der verlängerte Arm des Staats. Und auch der Staat ist nicht unfehlbar. Wir leben ja nicht in der DDR!

  6. 8.

    Ich finde die Einseitigkeit der Mehrheit der Kommentare schon bemerkenswert, die Polizisten hier ziemlich unverhohlen den Hang zu Fehlverhalten unterstellen, wenn die Bodycam durch diese nicht eingeschaltet ist. Nur mal zur Erinnerung: Die Kameras wurden zum Schutz der Polizistenangeschafft, um Angriffe auf diese zu verhindern oder zumindest zu dokumentieren, nicht um Polizisten zu erziehen. Ohne Frage gibt es Fehlverhalten auch bei Polizisten und die Kameras wären da ein probates Mittel, dieses auch nachzuweisen, sofern die Kameras denn dann auch laufen würden, was der Datenschutz (leider) zu verhindern weiß. Viel öfter aber gibt es leider aggressives und respektloses Verhalten gegen Polizisten, das es zu dokumentieren gilt. Und ja, Polizisten sind auch nur Menschen und iwe man in den Wald hinein ruft, so schallt es wieder heraus. So manche Eskalation entsteht erst durch das Auftreten gegenüber den Beamten.

  7. 7.

    Damit sich auch die Bodycam-Träger ihres Auftretens, ihrer Aussagen und Handlungen bewusster werden, müssen aber einige Voraussetzungen erfüllt sein. Das Material der Bodycams muss sicher gespeichert und nur vom Gericht entschlüsselt werden können, so dass das Material nicht manipuliert werden kann. Außerdem muss das Ausschalten der Cam unter Strafe gestellt werden, sonst wird es von den Trägern vor einer Straftat einfach ausgeschaltet. Das sind Erkenntnisse aus Ländern, wo diese Technik bereits häufiger eingesetzt wurden. Leider steht dazu nichts in dem Artikel.

  8. 6.

    Die Bodycam darf auch als Schutz von Personen gesehen werden, die mit Beamten in Kontakt kommen. Ein Aktivieren durch sie Beamten sehe ich kritisch, ich denke, eine laufende Kamera würde prinzipiell dafür sorgen, dass sich auch die Beamten in ihrem Handeln hinterfragen und stets verhältnismäßig auftreten.

  9. 5.

    Bodycams für alle Polizisten bei jedem Einsatz für eine klare Beweisführung. Es gibt Fehlverhalten bei Bürgern und Polizisten.

  10. 4.

    Bei dieser Frage hilft das Nachlesen der Definition von Hausfriedensbruch.
    Demnach kann "das vorsätzliche Eindringen gegen den Willen des Berechtigten in näher bestimmte Räumlichkeiten oder das Sich-nicht-Entfernen aus diesen Räumlichkeiten trotz der Aufforderung eines Berechtigten" auch Geschäftsräume und andere befriedete Besitztümer, wie z.B. Veranstaltungsorte, Gemeindehäuser, Stadien ,sogar den ÖPNV betreffen.

    Ich finde Bodycams sehr gut. Sorgen Sie doch auch dafür, dass sich die Bodycam-Träger ihres Auftretens, ihrer Aussagen und Handlungen bewusster werden (müssen).

  11. 3.

    Wo fanden denn die Einsätze wegen Hausfriedensbruch statt, wenn nicht in Wohnungen?

  12. 2.

    Auf jeden Fall gute Sache um Beweise zu sammeln.
    Denn hinterher wird ja oft gelogen und damit lässt sich beweisen wie es wirklich war.
    Unbedingt mehr davon anschaffen.
    Erstens schreckt es auch ab und wie schon gesagt dient den Gerichten später gut um wirklich zu beweisen wie der Einsatz war ob gerechtfertigt oder nicht!

  13. 1.

    Bodycamp als Grundausstattung? Warum nicht. Jeder Beamte hat das Recht auf Selbstschutz. Bei der Schusswaffe jammert auch niemand.

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