Berlin und Brandenburg - Senatsbaudirektorin Kahlfeldt wirbt für Internationale Bauausstellung

So 13.08.23 | 08:49 Uhr
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Petra Kahlfeldt, Senatsbaudirektorin in Berlin.(Quelle:dpa/W.Kumm)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.08.2023 | Malte Döbert | Bild: dpa/W.Kumm

Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt wirbt für eine Internationale Bauausstellung (IBA) in der Metropolregion Berlin-Brandenburg. Ein solches Format sei eine "fantastische Chance" für beide Nachbarländer, in ihrer Debatte über Stadt- und Regionalentwicklung gemeinsam voranzukommen, sagte Kahlfeldt der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie sprach von einer durch die Coronazeit bedingten sich veränderten Beziehung zwischen Stadt und Land. Diese neue "Symbiose" gelte es, kreativ zu gestalten und weiterzuentwickeln, so dass alle etwas davon hätten.

"Was sind die Chancen einer IBA? Sie ermöglicht die Konzentration auf ganz wesentliche Fragestellungen unserer Zeit", erläuterte die Staatssekretärin, die von Hause aus Architektin ist. "Das sind Klimawandel, demografische Entwicklung, Energiekrise, fordernde Zivilgesellschaft, Digitalisierung, Migration." Eine IBA ermögliche "einen forschenden Ausblick in die Zukunft". Nun gelte es, bei den Transformationen in beiden Ländern städtebauliche, architektonische, ökologische und auch finanzielle Chancen zu nutzen, die sich aus einer IBA ergeben.

IBA im Koalitionsvertrag vereinbart

Bei einer IBA handelt es sich nicht um eine reine Ausstellung, sondern um einen jahrelangen, künstlerisch und wissenschaftlich begleiteten Entwicklungsprozess. Bei Projekten dieser Art wurden in der Vergangenheit in Deutschland schon mehrfach neue bauliche und gestalterische Konzepte entwickelt und umgesetzt, darunter von 1979 bis 1987 im damaligen Westteil Berlins. Bereits seit einigen Jahren wird in Berlin über einen neuen Anlauf diskutiert, bisher ohne zählbares Ergebnis.

Das soll sich nun ändern, so Kahlfeldt, zumal die Erarbeitung eines Konzeptes für eine IBA auch im Koalitionsvertrag von CDU und SPD als Ziel formuliert wird. Im kommenden Jahr plane die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen eine Vorbereitungsphase, in der es unter anderem um den Aufbau einer Geschäftsstelle, um Arbeitsstrukturen, Themenschwerpunkte und ein mögliches Leitthema einer IBA gehen soll. "Wir wollen uns dabei auch des politischen Rückhalts in Berlin und Brandenburg vergewissern und über die Finanzierung mit beiden Ländern reden."

Ausstellung 2032

Eine anschließende Projektphase, in der es um die Entwicklung und Umsetzung konkreter Vorhaben im Rahmen der IBA gehen würde, könnte nach den Vorstellungen Kahlfeldts 2026 starten - mit dem Ziel, die gestalteten Ergebnisse etwa 2032 zu präsentieren.

"Eine IBA ist gut beraten, sich ein eng gefasstes Thema zu geben, und ist auch gut beraten, in einem begrenztem Raum zu arbeiten", schlug Kahlfeldt vor. Konkret plädierte sie dafür, im Rahmen der IBA zentrale "strategische Stadtentwicklungsthemen zu vertiefen" und Antworten zu finden für die Mobilitätswende als aus ihrer Sicht drängende Herausforderung und Veränderung unserer Zeit.

Kahlfeldt: IBA soll zentrale Fragen für Berlin klären

"Sie einzuleiten und visionär zu gestalten ist die Aufgabe, hierzu gehört etwa, die Stadtautobahn A104 zurückzubauen. Das ist ein klassisches Thema für die Stadt, denn die Idee einer autogerechten Stadt ist ein Auslaufmodell." Im Zuge der IBA gelte es deutlich zu machen, wie die Flächen für ein gutes und sicheres Leben, gute Nachbarschaften und für eine Stadt der Ökologie anders aufgeteilt werden können.

Für Brandenburg schlug Kahlfeldt vor, die IBA an einer der Entwicklungsachsen auszutragen, die von Berlin aus sternförmig entlang von Straßen und Schienenwegen in das Land verlaufen. "Die Frage hierbei wäre: Wie sollen auf dieser Entwicklungsachse
bestehende Zentren gestärkt und zukünftig neue Lebensräume gestaltet werden, damit Menschen, die sich dort unter dem Eindruck des Strukturwandels ansiedeln sollen, leben und arbeiten können?"

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.08.2023, 9 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Ein an Ihre Überlegungen anschließender Gedanke könnte sein, vor allem das Straßengrün zu verstärken. Also: Bäume in jede Straße, auf jeden Mittelstreifen - und endlich an der Kreuzung Friedrichstr./ Unter den Linden nachpflanzen.

  2. 14.

    Ist es nicht das Interessante(re) am Vergleich zu Hamburg, dass erstens das viel größere Entwicklungsgebiet, nämlich die Hafencity im Wesentlichen ohne die IBA vorangebracht wurde, wobei die IBA übrigens verbunden mit einer Internationalen Gartenschau IGA den Fokus auf dem Sprung über die Elbe hatte und die Verbesserung des Hamburger Südens, und zweitens, dass die Stadt schon ohne die IBA die Wohnungspolitik für Menschen mit weniger Einkommen vorantrieb? Wie sehen die Hamburger-innen auf die Notwendigkeit der IBA 2017? Bessermaxhen könnte auch heißen, im städteplanerischen Alltag die Hausaufgaben zu erledigen, oder?

  3. 13.

    Unverkennbar ist Kirchdorf-Süd ein Teil der Wilhelmsburger Insel, deren Umbau Sie ja in hohen Tönen gelobt haben. Kirchdorf-Süd scheint beim öffentlichkeitswirksamen Umbau des Grüns und der (Auto)Verkehrsanlagen allerdings als exterritorialer Bereich zu gegolten zu haben und weiterhin zu gelten. Darin liegt das Manko bei solchen vorwiegend auf P R fokussieren Vorhaben.

    Ob Berlin es besser macht?

  4. 12.

    Natürlich bringt eine Internationale Bauausstellung immer Geld. Das dann an anderer Stelle einfach fehlt.
    Nur sollte sich Frau Architektin nicht 'darauf stürzen': Ich halte die Erstellung eines Städtebaulichen Leitbildes für jeden Stadtbezirk (oder auch - wenn es passt (grenz-)überschreitend) für wesentlich wichtiger, als dass sich einige Star-Architekten hier nach dem Motto: Ich will 'mal 'was ganz Verrücktes machen - sorry, - austoben dürfen. Was das in der Praxis bedeutet, kann man sich in der Friedrichstraße ansehen. Berlin darf nicht länger als Experimentierfeld für verrückte Ideen "benutzt" werden.
    Wir sollten wenigstens den Mut haben, die bausünden vergangener Zeit hinter großwerdenden Baumbeständen elegant aus dem Blickfeld zu nehmen: Siehe Kunst-Schuppen auf dem Kulturforum PPl. Was sich dabei die (sog.) "Fachwelt" gedacht hat, hätte ich gern einmal gewusst:Triumph der Häßl.-keit? Noch mehr a la Art des Mäusebunkers?-Schade f. d. tolle Stadt

  5. 11.

    Im Organigramm der Senatsverwaltung steht Bauaufsicht u.ä baurechtliche Fragen unter Ihrem Kollegen dem Staatssekretär für Bauen Hr. Slotty.
    Und dann natürlich noch verteilt in den jeweiligen Bezirken.
    Die primäre Aufgabe einer Baudirektorin ist Stadtentwicklung, deshalb auch eine Architektin, die hoffentlich etwas davon versteht. Sie soll also die Basis legen wo was wie am besten gebaut werden soll, um die gesamte Stadt zukunftstauglich zu machen was Gebäude angeht.

  6. 10.

    "Das geschah hochsubventioniert und führte mE dazu, dass man u.a. in Berlin dachte, man könne Wohnungen zum Billigtarif mieten. Bezahlt haben der Bund und Berlin."

    Berlin (West) war Frontstadt, die Hauptstadt der DäDäÄrrr auch, das ließ man sich was kosten. Das lässt sich mit heute nicht vergleichen auch wenn der Diepgen Senat damals zum größenwahnsinnigen Höhenflug ansetzte. Natürlich nicht im Wohnungsbau aber prestigeträchtige Denkmäler der (Westberliner) Großmannssucht.

    Deswegen ist man ausgestiegen, die Berliner cDU und sPD wußten schon immer wie man Gelder für sich von Vorteil umverteilt.

  7. 9.

    Was ist der IBA-Vorschlag? Bei der letzten IBA 1987 in Berlin (West) hat man diverse Kriegsbaulücken mit Wohnungsbau im Stil der Postmoderne gefüllt. Das geschah hochsubventioniert und führte mE dazu, dass man u.a. in Berlin dachte, man könne Wohnungen zum Billigtarif mieten. Bezahlt haben der Bund und Berlin. Berlin ist ca. 2001 daraus ausgestiegen, weil es nicht mehr zu bezahlen war. Pläne, wie in Zukunft die Planungen Berlins und BBs besser vernetzt werden können, gibt es immer wieder, zuletzt vorgestellt vom Architekten- und Ingenieursverein im ehem. Kronprinzenpalais 2020. Dafür braucht man keine IBA. Es dürfte genug Ideen für die Verwaltung geben. Was ist sie dann? Subventionseinholerei beim Bund? Das könnte ich nur akzeptieren, wenn damit die wachsende Obdachlosigkeit beendet, der ÖPNV gefördert und die Bauverwaltung "entschlackt" werden würde. Das geht auch ohne IBA, oder? Oder soll sie angesichts schwierigerer Baukonjunktur die Auftragsbücher der Architekten füllen? Honi soit

  8. 8.

    Im Senat und in der Brandenburger Regierung arbeiten sooooviele Menschen in den entsprechenden Abteilungen.
    Warum planen die denn nicht schon in die Richtung?
    Es muß jetzt und bei jedem Bau jetzt etwas geschehen, das uns in die Zukunft führt.
    Aber die Verantwortlichen scheinen Zukunft lieber zu träumen, als zu handeln.

    Es scheint, daß die IBA HH in Wilhelmsburg ein Erfolg ist. In Hamburg können die Bezirke nicht wie in Berlin machen, was sie wollen. Vielleicht hat es damit zu tun?

  9. 7.

    "Was hat Schill mit der IBA zu tun? In der Schule Thema verfehlt, sechs. "

    Eine ganze Menge. Überall dort wo soziale Brennpunkte durch die katastrophale Wohnungsbaupolitik der 60 und 70er Jahre entstanden wurde überdurchschnittlich rechtsradikal gewählt, ob in Hamburg oder Berlin. Insofern hat das miteinander zu tun.

    "Ich träume oft davon ein Segelboot zu klau'n..."

  10. 6.

    Danke, ich kenne Hamburg bestimmt besser als Sie. Wilhelmsburg war einige Jahre mein Wachrevier.
    Nicht zuvergessen, der Süden gehörte bis 1936 zu Preußen.
    Was hat Schill mit der IBA zu tun? In der Schule Thema verfehlt, sechs.


  11. 5.

    Wilhelmsburg war schon sehr früh zwischen Hamburg und Harburg geraten, wobei Harburg ja nicht immer der städtebaulich verhunzte Ort war, der es nicht zuletzt durch die Industrialisierung im Harburger Hafen wurde. Wilhemsburg als faktisch namenloser Durchfahrtsort, die Wilhelmsburger Reichsstraße wurde auf schnellem Wege abseits geführt, jetzt verläuft sie in Höhe des S-Bhfs. im Tunnel.

    Ein vergessenes Areal wiedergewonnen, doch Kirchdorf-Süd blieb immer noch jene eh. P R O-Hochburg mit seinerzeit 34 % für Schill, nur dass der pistolentragende Aktentaschenmensch mittlerweile in Südamerika weilt. Die Denke dazu ist geblieben.

    Hamburg will immer Leuchtturmprojekte. Das schafft Aufmerksamkeit, doch es "verbrennt" sich auch wieder schnell. Olympia am kl. Grasbrook war gescheitert.

    Ich hoffe, Berlin macht es bodenständiger. - Mal schauen.

  12. 4.

    Klares Nein.

    Gründe:
    1) Berlin soll bitte erst die Pflicht(zahlen) im Ohnungsbau erreichen, bevor wir eine Kür anstreben.
    2) Das Experiment hatten wir schon 1957 mit dem Ergebnis Hansaviertel inkl. Baudenkmäler in zentraler Lage.Baugeschichtlich vielleicht sinnvoll, aber unsere Stadt hat andere reale Probleme.
    3) Woher sollen die Budgets dafür kommen? Ohne BER wäre das vielleicht gegangen.

  13. 3.

    "Sie ermöglicht die Konzentration auf ganz wesentliche Fragestellungen unserer Zeit", erläuterte die Staatssekretärin"

    Es stellt sich die Frage ,ob zu diesen wesentlichen Fragestellungen unserer Zeit auch die permanente Lähmung der Bauverwaltungen gehört, die mitunter Jahre brauchen um Bauanträge "zu prüfen" ? Wohl nicht.
    Visionen, prestigeträchtige Bauten und große Projekte sollten nicht davon ablenken, dass Vieles im Bereich der Bauverwaltung einfach nicht mehr richtig funktioniert. Dabei dafür ist die Dame primär zuständig.

  14. 2.

    Die IBA in Hamburg vor einigen Jahren hat den Stadtteil Wilhelmsburg gut getan. Ein " vergessener" Stadtteil wurde aufgewertet , eine beliebte Grünanlage, der Inselpark, sowie die Inselsporthalle in der die Hamburg Towers spielen sind nachhaltig entstanden und werden genutzt.
    Für den interessierten Foristen, Wilhelmsburg ist die größte Flußinsel Europas. Schaut einmal auf einen Stadtplan.
    Schönen Sonntag die Älteren unter Ihnen denken auch an den Sonntag vor 62 Jahren zurück. Zum Glück Geschichte.

  15. 1.

    Direkt südlich von Berlin ist ab den 1990er Jahren ein regelrechter Wildwuchs entstanden, m. E. jenseits aller bewussten Gestaltung: im Raum Großbeeren, Güterfelde, Teltow bis hin nach Schönefeld sind nach meiner Empfindung wahllos und allein wegen sprudelnder Steuerquellen all jene Projekte angesiedelt worden, die im vorherigen Bundesgebiet in dieser Art keine Chance mehr gehabt hätten: Ansiedlung nach 1950er, 60er, 70er Jahre-Manier, dem überambitionierten Peer Gieseke "sei Dank." (Sorry für dieses persönliche Zuspitzen.)

    Berlin hat da nur gute Miene zum bösen Spiel machen können, auch, was die Einseitigkeit der Autoverkehrsströme angeht.
    Ist da noch etwas zu retten?

    In Berlin könnte neben der A 104 auch der zurückgebliebene und nutzlose Stummel der A 103 zurückgebaut und die freiwerdenden Flächen besseren Nutzungen zugute kommen und die Spree in Spandau wirklich GEFASST werden, als dass sie nur an ihr Ende kommt.

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