Protest gegen Klimapolitik - Letzte Generation startet neue "Aktionswochen" in Berlin

Mi 13.09.23 | 19:18 Uhr
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Demonstranten mit Scholz-Masken sitzen während eines Protestmarsches der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" vor dem Hauptbahnhof. (Quelle: dpa/S. Gollnow)
Audio: rbb 88,8 | 13.09.2023 | Matthias Bartsch | Bild: dpa/S. Gollnow

Nach monatelangen Ankündigungen hat die Klimaschutzgruppe Letzte Generation mit neuen Aktionswochen in Berlin begonnen. Am Mittwoch demonstrierten mehrere Hundert Unterstützer in der Innenstadt.

Ein Demonstrationszug, der sich bewusst sehr langsam bewegte, um den Verkehr aufzuhalten, startete am Mittag im Stadtteil Moabit und zog nahe dem Regierungsviertel durch die Innenstadt. Die Polizei sprach von rund 200 Teilnehmern. Am späten Nachmittag kam es am Hauptbahnhof zu Straßenblockaden im Bereich des Europaplatzes.

Vergeblich hätten Polizei und Versammlungsleiter die Demonstranten aufgefordert, vom Boden aufzustehen und den Marsch fortzusetzen, erklärte ein Polizeisprecher. Die Versammlung sei deswegen auch von den Veranstaltern für beendet erklärt worden. Etliche Menschen hätten dennoch weiter die Straße blockiert. Nach dreimaliger erfolgloser Aufforderung, den Platz zu verlassen, schritten Polizisten schließlich ein und trugen die Klimaaktivisten fort. Rund 120 Polizistinnen und Polizisten seien vor Ort gewesen, sagte der Sprecher.

Aufforderung an Bundeskanzler Scholz

Die Polizei hatte den gesamten Demonstrationszug der Letzten Generation begleitet. Auf Transparenten hieß es etwa: "Weg von Fossil - Hin zu gerecht". "Wendepunkt - Wir sind viele - und die Stadt wird ab jetzt mit jedem Tag mehr orange", teilte die Klimaschutzgruppe im Internet mit. Die Farbe bezog sich auf die Warnwesten, die viele von ihnen bei Straßenblockaden tragen.

In einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb die Gruppe: "Wir sind mitten in der Klimakatastrophe. Täglich sterben Menschen an ihren Folgen. Wir erleben, wie entscheidende Elemente zu kippen beginnen, wie der Amazonas stirbt, der Golfstrom versiegt, die Arktis schmilzt." An die Adresse von Scholz hieß es weiter: "Sie trauen sich nicht, die Wende einzuleiten. (...) Weil Sie sich nicht trauen, Dinge zu sagen und zu tun, die im ersten Moment noch unpopulär sind. (...) Wir fordern, dass Sie sich nicht länger vor Ihrer Verantwortung wegducken." Nötig sei ein umfassender Wandel.

Am Ende des Protestmarsches hatten sich Teilnehmer als Scholz verkleidet und fiktiven Mitglieder eines Expertenrats für Klima von der Bühne geschubst. Dies solle unterstreichen, wie "unfassbar respektlos" der Kanzler mit Wissenschaftlern umgehe, hieß es von der Gruppe.

Straßenblockaden für Berlin angekündigt

Am Freitag wollen die Aktivisten den Klimastreik und eine Demonstration von Fridays for Future unterstützten. Ab nächsten Montag (18.9.) will die Letzte Generation zahlreiche Protestaktionen und auch Straßenblockaden starten. "Hunderte Menschen" würden aus ganz Deutschland nach Berlin kommen, hieß es. "Wir werden Berlin nicht verlassen, bis die politische Wende da ist."

Die Gruppe fordert, dass Deutschland ab 2030 auf fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas verzichtet. Die Bundesregierung peilt das Jahr 2045 für eine klimaneutrale Wirtschaft an.

Seit Frühjahr 2022 protestiert die Letzte Generation in vielen deutschen Städten mit Straßenblockaden, bei denen sich Teilnehmer an der Fahrbahn festkleben. Autofahrer reagieren oft wütend und teils mit Gewalt. Die Demonstranten werden regelmäßig von der Polizei von den Straßen entfernt, viele wurden wegen Nötigung und anderer Delikte verurteilt.

Demonstrierende der Letzten Generation stehen bei der Reformationskirche Moabit vor einer Reihe von Polizist:innen. (Quelle: rbb/M. Bartsch)

Sendung: rbb 88,8, 13.09.2023, 19.30 Uhr

47 Kommentare

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  1. 47.

    Je öfter die Menschen auf diese Weise erzogen werden sollen, desto mehr wenden sie sich ab. Das weiß jeder, also auch unsere allerletzte Generation. "Forderungen" gibt's ja noch nicht so lange und sind Blaupausen aus dem Internet. Anfangs war es ja noch die Verschwendung von Essen, aber Klima funktionierte besser.

    Der unumstrittene Klimawandel dient nur als Feigenblatt für die Aktionen dieser radikalen Gruppe. Das Ganze ist so offensichtlich, aber alle lassen sich immer noch am Ring durch die Manege ziehen !

  2. 46.

    Wo oft hat schon Hertha BSC vor ausverkauften Olympiastadion gespielt also vor rd. 47.500 Zuschauer. Man hätte oft deutlich mehr Karten verkaufen können.

    Die Letzte Generation schafft es nach über einem Jahr mit einem riesigen Medienspektakel gerade einmal rd. 200 Aktivisten aus ganz Deutschland für eine Demonstration zu aktivieren und spricht von einer "Bewegung". Wie lächerlich ist denn das?

    Die Bürger wollen viel für die Umwelt tun, aber keine linksextreme letzte Generation, die durch ihre Aktionen selbst offensichtlich der Umwelt schadet und hassgetrieben Sachbeschädigungen betreibt.

  3. 45.

    In der realen Welt wird in Fahrradstädten wie Amsterdam und Kopenhagen trotz kürzerer Wege mehr geMIVt als in Wien und Berlin. Wer tatsächlich weniger PKW in der Stadt haben will, muss mehr tun als nur planlos Bäume entlang der Heerstraße für einen Radweg zu fällen, der gar nicht gebaut und an anderer Stelle Bäume anführen, um den Ausbau der Strassenbahn zu verhindern. Eine Verkehrswende kann nicht nur mit Halbierung der Parkplätze und mehr Radwegen erreicht werden. Mit der Kürzung des ÖPNV-Angebotes unter RRG treibt man die Menschen vielmehr ins Auto. In Paris wird die Zunahme des Radverkehrs gefeiert. Blöd dabei, das der Autoverkehr nur minimal weniger geworden ist. Dank Homeoffice zieht dort so mancher gar weiter ins Umland.
    "Was Berlin von Paris in Sach Verkehr lernen kann", testete der RBB zu diesem Bild:
    https://www.rbb-online.de/content/dam/rbb/rbb/rbb24/2022/2022_07/dpa-account/2424247171.jpg
    Man finde den Fehler, der nicht wiederholt werden darf.

  4. 44.

    In der realen Welt wird in Fahrradstädten wie Amsterdam und Kopenhagen trotz kürzerer Wege mehr geMIVt als in Wien und Berlin. Wer tatsächlich weniger PKW in der Stadt haben will, muss mehr tun als nur planlos Bäume entlang der Heerstraße für einen Radweg zu fällen, der gar nicht gebaut und an anderer Stelle Bäume anführen, um den Ausbau der Strassenbahn zu verhindern. Eine Verkehrswende kann nicht nur mit Halbierung der Parkplätze und mehr Radwegen erreicht werden. Mit der Kürzung des ÖPNV-Angebotes unter RRG treibt man die Menschen vielmehr ins Auto. In Paris wird die Zunahme des Radverkehrs gefeiert. Blöd dabei, das der Autoverkehr nur minimal weniger geworden ist. Dank Homeoffice zieht dort so mancher gar weiter ins Umland.
    "Was Berlin von Paris in Sach Verkehr lernen kann", testete der RBB zu diesem Bild:
    https://www.rbb-online.de/content/dam/rbb/rbb/rbb24/2022/2022_07/dpa-account/2424247171.jpg
    Man finde den Fehler, der nicht wiederholt werden darf.

  5. 43.

    Besonders am Hbf (Europaplatz) macht eine Blockade sehr viel Sinn. Aktivisten halten Menschen auf die (mehr oder weniger) CO2 neutral mit der DB reisen möchten. Hut ab !

  6. 42.

    Hossa !

  7. 41.

    Ihr Problem ist Herr Neumann, dass sie niemals nie etwas entscheiden, aushandeln und durchsetzen müssen. So konkret. In der Ebene des Mühens.
    Weshalb Sie immer schlechte Laune haben können und nicht zu konstruktiver Kritik fähig sind.
    Bestes Beispiel: Sie wollen Radverkehrs-Infrastruktur immer gegen ÖPNV spielen. Scheint sich für Sie gut anzufühlen.
    Damit holen Sie aber diejenigen ab, die gerne Parkplätze versprechen, die sie gar nicht haben. Nutzungskonflikte bei der Verkehrsraumzuteilung zum Kulturkampf hochjazzen und dabei auch gerne den Eindruck erwecken, sie hätten Fahrspuren für den Individual-KFZ-Verkehr, die sie ebenfalls nicht haben. Während sie behaupten irgendwas mit linksgrün sei schuld, dass man halt redliche Politik machen muss, die nicht letztlich behauptet Stadt- und Verkehrsraum zaubern zu können, wo er schlicht nicht wundersam vermehrt werden kann.

  8. 40.

    Irgendwer muss ja für den Unterhalt derjenigen sorgen, die vielfach "wegen Nötigung und anderer Delikte verurteilt" wurden.

  9. 39.

    Ich hoffe nur, dass das Ganze nicht eskaliert und sich dann die Kleber auch noch als "Opfer" darstellen können.

  10. 38.

    Meinen Sie, da kommt was Neues, was Innovatives ? Ich glaube es nicht...

  11. 37.

    "Viele Medien sollten sich selber kritisch fragen, ob die immer noch weit verbreitete verbale Unterstützung der LG wirklich noch angebracht ist oder ob die nicht vielmehr bereits jetzt kontraporduktiv gewirkt hat."

    (Sie verstehen die Lage nicht. FFF und Grüne haben schlicht einen unausgesprochenen Deal mit der LG. Die Letzteren sind für's Grobe zuständig, damit man selbst als vernünftiger dastehen kann. Arbeitsteilung.)

    "Kontraproduktiv" war eher die mediale Verharmlosung der Klimaproblematik durch BILD, FOCUS, WELT, etc., und deren Unterstützung für die "Konservativen" durch Draufschlagen auf Links-Grün. Geht auch weiter so. Nicht die LG selbst ist für den trotzigen Rechtsruck verantwortlich.
    Kontraproduktiv ist angesichts der Klimakatastropen nur das Beharren auf besitzstandswahrendes "Freie Fahrt"-Getöse und China-Whataboutism im Verein mit larmoyanten Mittelstandsabstiegsgejammer.

    Schön, das Herr Denk meine Spende an die LG verdoppelt hat! :-)

  12. 36.

    Bin mal gespannt, ob es die LG weiter auf autofahrende „kleine Leute“ abgesehen hat.

  13. 35.

    "Ist der ÖPNV auf der Kantstraße in Charlottenburg wichtig oder auf der Schlossstraße in Steglitz" wurde zweimal mit "Unwichtig" beantwortet und Busse dann mit Radinfra ausgebremst. Dabei ist ein Treppenwitz, dass z.B. gleichzeitig Bedarf gesehen wurde, die Busse in Steglitz durch eine Tram zu ersetzen.

  14. 34.

    Heiligt der Zweck die Mittel. Die Antwort sollte genau überlegt sein, denn es gilt, gleiches Recht für Alle.

  15. 33.

    Wer sagt denn auch, dass die Sache am Wahlabend für die Wählenden bereits erledigt ist. Nach dem Grundsatz kommen dann die Mühen der Ebene. Das Abwägen und Aushandeln. Müssen da wirklich die Bäume weg? Ist Strassenbahn nicht erste Wahl, wenn man nicht 25 Jahre auf U-Bahn warten kann? Grosser Aufstand um Busspuren. Auf denen die ganz Schlauen nach vorne preschen...oder eben nur mal kurz, nur kurz...undsoweiter.
    Und ja - fraglos - höchst kompliziertes Ausschreibungsrecht. X-Fach Bezirke die mitreden wollen. Fragwürdige Interessen in Parteienstreit und wenig Aufforderung aus der Zivilgesellschaft Konsens für Infrastruktur, Erhaltung und Ausbau zu liefern.
    Wieso versprechen Parteien Parkplätze, die sie selbst nicht haben? Weshalb ist nicht Konsens, das Radverkehr sichere Verkehrswege braucht?
    Ist halt die Frage, wie Wählende die Grundpolitik gerade nach der Wahl begleiten, konstruktiv kritisieren, statt Kulturkämpfern zu folgen - die gerne behaupten die anderen seien die Kulturkämpfer

  16. 32.

    Nein. Ich meine die wirkliche, echte, in Wirklichkeit-Wirklichkeit: Die real erreichte Durchschnittsgeschwindigkeit - auch ohne generell 30 Km/h in der Stadt - beträgt aktuell 17 Km/h. Sie erreichen nicht mehr, auch wenn Sie streckenweise 60 Km/h pfeffern. So sind die Fakten. Für KFZ. Ein höhere Durchschnittsgeschwindigkeit ist im System (System!) Verkehr also nur durch die Reduzierung der Geschwindigkeits-Unterschiede erreichbar. Tatsächlich reduziert das Fehlen einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen die aktuelle Durchschnittsgeschwindigkeit. Weil der Unterschied zwischen 160-180 und 100 Km/h so gross ist. Das behindert den Fluss im System. Verkehr ist halt ein Zusammenhang, ein System, in dem man nur gemeinsam und austariert die besten Ergebnisse beim Durchsatz erreicht. In der Stadt wäre also 30 Km/h kein Problem, könnten die Verbrenner vernünftig stabile 30 anbieten. In dem Fluss kämen alle schneller voran, als es derzeit mit den Geschwindigkeitsdifferenzen möglich ist.

  17. 31.

    FFF kann gut auf LG verzichten hat sich doch die Unterstützung der Klimabewegung von 2021 auf heute 34% halbiert. Luisa Neubauer gegenüber dem "Stern": Die bei den Aktivisten der "Letzten Generation" verbreitere Argumentation, dass bisherige Proteste wie die Klimastreiks von "Fridays for Future" nichts gebracht hätten, nannte Neubauer "eine kalkulierte Entmächtigung der Menschen, die bereit sind, sich einzusetzen". Sie sagte: "Diese Es-passiert-nichts-Rhetorik ist fehlgeleitet und destruktiv, weil sie unterstellt, dass die Gegenwart unveränderbar ist. Dabei haben wir die Verhältnisse nachweislich verändert." Zur Strategie der "Letzten Generation" sagte Neubauer: "Es ist an der Zeit zu hinterfragen, ob das so aufgeht."

    Viele Medien sollten sich selber kritisch fragen, ob die immer noch weit verbreitete verbale Unterstützung der LG wirklich noch angebracht ist oder ob die nicht vielmehr bereits jetzt kontraporduktiv gewirkt hat.

  18. 30.

    Wann arbeiten die endlich am Klimaschutz mit? Die Medien müssten das auch mehr einfordern.

    Ein Bauer will das es mehr regnet, nicht aber langsamer fahren wenn er auch schneller könnte. Die echten Naturliebhaber wählen also dann...?

  19. 29.

    Politisch motivierte Straftaten und Demokratie schließen sich aus. Grundgesetz Artikel 20a ist zwar justiziabel, ermächtigt aber nicht zu Sachbeschädigungen und anderer Straftaten, wie von der Letzte Generation in der Vergangen häufig verübt. Ganz ohne permanenten Presseruhm beschreiten echte Klimaaktivisten den in einer FDGO möglichen Rechtsweg.
    https://www.tagesschau.de/inland/umweltschuetzer-klage-bund-101.html

  20. 28.

    Ich bin dabei wenn es Proteste GEGEN "Protest gegen Klimapolitik" gibt.

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