Keine Extremisten im Staatsdienst - Verfassungstreue-Check für Beamte in Brandenburg rückt näher

So 07.01.24 | 09:08 Uhr
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Michael Stübgen (CDU), Brandenburger Minister des Innern und für Kommunales. (Foto: dpa)
Bild: dpa

Beamte sollen in Brandenburg künftig auf Verfassungstreue geprüft werden. Die Gespräche in der rot-schwarz-grünen Koalition ziehen sich bisher hin, weil die Grünen Bedenken haben. Nun liegen Vorschläge für Änderungen vor.

Die Verhandlungen für den geplanten Verfassungstreue-Check für Beamte in Brandenburg kommen voran. Innenminister Michael Stübgen (CDU) zeigte sich mit Blick auf Gespräche über Änderungen durch die Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Grünen optimistisch, dass die Pläne bald unter Dach und Fach sind. "Ich hoffe, dass im Januar der Änderungsantrag eingebracht wird", sagte Stübgen der Deutschen Presse-Agentur. Die Grünen hatten bisher an mehreren Stellen Bedenken.

Grüne verlangen Verschärfung des Disziplinarrechts

Grünen-Fraktionschef Benjamin Raschke zeigt sich aber weitgehend zuversichtlich. "Die inhaltlichen Verhandlungen für ein Paket gegen Extremisten im Staatsdienst kommen voran", sagte Raschke. "Den ursprünglichen Plänen für die Ausgestaltung des Verfassungstreue-Checks bei der Einstellung von Beamten stehen wir bekanntlich sehr kritisch gegenüber. Inzwischen ist uns hier die CDU in großen Teilen entgegengekommen."

Der Grünen-Politiker nannte Beispiele: "Es wird etwa keinen Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel geben, dafür mehr Transparenz und eine umfassende Evaluierung", sagte Raschke. "Vor allem aber fordern wir eine Verschärfung des Disziplinarrechts für die Beamten, die schon im Staatsdienst tätig sind." Bisher müsse der Staat Beamte aus dem Dienst klagen, wenn sie gegen die Verfassung verstießen. "Das muss ein Ende haben."

Stübgen steht Forderung positiv gegenüber

Der Minister wertet die Forderung nach einem schärferen Disziplinarrecht positiv. "Bei Beamten hat das Land bisher nur die Möglichkeit einer Disziplinarklage, wenn sie massiv gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verstoßen oder anderweitig straffällig geworden sind", sagte Stübgen. "Bei schwerwiegenden Verstößen soll nach einem Disziplinarverfahren der Dienstherr den betroffenen Beamten direkt aus dem Beamtenverhältnis entfernen können - und zwar nicht erst, wenn die Verwaltungsgerichte geurteilt haben. Diese Forderung der Grünen halte ich für eine Verbesserung." Der Rechtschutz werde dabei nicht verkürzt: "Natürlich hat der Betroffene die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen und zu klagen."

Das rot-schwarz-grüne Kabinett hatte dem Gesetzentwurf Stübgens im Jahr 2022 zugestimmt. Danach soll eine Behörde künftig beim Verfassungsschutz nachfragen, ob dort Informationen vorliegen, die an einem Bekenntnis der künftigen Beamtin oder des künftigen Beamten zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung zweifeln lässt.

Fall einer entlassenen Lehramtkandidatin

Das Bildungsministerium entließ eine Lehramtskandidatin im Dezember aus dem Beamtenverhältnis, nachdem der "Tagesspiegel" berichtet hatte, die Referendarin sei als Moderatorin für den Nachrichtenkanal des "Compact"-Magazins tätig gewesen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft das Magazin als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung ein. In ihrem Fall hätte die Prüfung greifen können, wenn sie Beamtin auf Probe geworden wäre.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.01.2024, 6 Uhr

54 Kommentare

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  1. 54.

    Wenn die Verfassung gebrochen wird, ist das ein Zeichen von Verfassungstreue ?

  2. 53.

    Sie wählen vielleicht einen Spitzenkandidaten/In auf das Amt des MP durch das Ankreuzen der jeweiligen Partei, aber welchen direkten Einfluss haben Sie bei der Vergabe der Ministerbereiche? Den Einfluss schätze ich als gering ein.

  3. 52.

    "beamtenbewerber werden bereits vor der einstellung von diversen dienstellen "durchleuchtet" und auf eignung geprüft."
    Na offenbar ja nicht (ausreichend).
    "wäre es nicht angebrachter politiker und abgeordnete aller parteien auf verfassungstreue zu prüfen?
    manchmal hört man meinungen und forderungen"
    Politiker gehören Parteien an und sind nicht Gegenstand eines lebenslangen Dienstverhältnisses im Dienste des Staates. Für die Wahl der richtigen Politiker und deren Beschäftigungsverhältnis in den Parlamenten sind wir als Souverän in erster Linie immer noch selber zuständig.

  4. 51.

    beamtenbewerber werden bereits vor der einstellung von diversen dienstellen "durchleuchtet" und auf eignung geprüft.
    wäre es nicht angebrachter politiker und abgeordnete aller parteien auf verfassungstreue zu prüfen?
    manchmal hört man meinungen und forderungen, da stellt sich die frage ob einige wissen, dass es ein grunggesetz gibt.
    ich verkneife mir jetzt beispiele und namen...der netiquette wegen.

  5. 50.

    Zitat Tagesschau zum selbigen Vorhaben des Bundes:
    "Das Innenministerium orientiert sich dabei nach eigenen Angaben an einer Regelung, die schon seit einigen Jahren in Baden-Württemberg gilt. In dem Bundesland werden sämtliche Disziplinarmaßnahmen durch einen Verwaltungsakt, eben einer Disziplinarverfügung, angeordnet. Das Bundesverfassungsgericht hat die Zulässigkeit dieser Regelung bereits bestätigt."

  6. 49.

    Egal ob linke, rechte oder grüne Ideologen. Sie alle zersetzen die Demokratie auf ihre eigene Art und Weise.

  7. 48.

    Na ja, abwarten bis die Rechten dann langsam aber sicher die Demokratie aushöhlen scheint in manchem Sinn zu sein.
    Wie das geht sieht man in Ungarn.

  8. 47.

    Ich habe da meine Bedenken, ob die Entlassung von Beamten ohne Gerichtsurteil mit den hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums aus Art. 33 Abs. 5 GG vereinbar ist. Mit gutem Grund unterscheiden bislang alle Länder und der Bund zwischen einfachen und gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen.

  9. 46.

    „ Ich schrieb: „diktatorischen Entwicklungen. Seien sie auch noch so klein“ - Müssen wir beide da etwa eine Begriffsklärung herbeiführen?“

    Es geht nicht um eine Begriffsklärung sondern um den zuordenbaren politischen Prozess.
    Nicht-GG-konforme Beamte vom Staatsdienst auszuschließen gehört jedenfalls nicht zum diktatorischen Prozess; im ganzen Gegenteil.
    Und ihr Stasi-Beispiel ist entweder aus dem Zusammenhang gerissen (sehr unwahrscheinlich) oder sie suggerieren in #37, dass wir bei Umsetzung des „GG-Treue-Checks“ in eine Diktatur abdriften, obwohl gerade das komplette Gegenteil der Fall ist.

  10. 45.

    Ich schrieb: „diktatorischen Entwicklungen. Seien sie auch noch so klein“ - Müssen wir beide da etwa eine Begriffsklärung herbeiführen?

  11. 44.

    Unsinn??
    Sie sollten diesen Kommentar @Doreen mal auf der Zeitachse ein bisschen weiterdenken und weniger als festen Zeitpunkt betrachten.
    Es ist nicht diese eine Wahl, es ist der Prozess, der zudem mit uns allen wechselwirkt.
    Es gibt eine ganz einfache allgemeingültige Regel: „Wehret den Anfängen“.

  12. 43.

    Es sollen keine Extremisten eingestellt werden. Und daran stören Sie sich?

  13. 42.

    Ein sehr überschaubarer Versuch abzulenken. Die Linke wurde zeitweilig beobachtet und dann wurde die Beobachtung eingestellt. Die afd wurde beobachtet und bundesweit zum Verdachtsfall erklärt. Einzelne Landesverbände der afd sind erwiesen rechtsextrem.
    Zudem ist die vom Rechtsextremismus ausgehende Gefahr hierzulande um ein Vielfaches größer als die Gefahr, die vom Linksextremismus ausgeht.

  14. 40.

    Was hat die Forderung nach geeigneten Staatsdienern mit einer Diktatur gemein??
    Wir haben Gewaltenteilung und als Bürger Rechtsmittel, darauf alleine kommt es hier an.
    Also auch ein rechtsextremer Beamter kann die zuständigen Gerichte anrufen.
    Es ist legitim und längst überfällig auch in Brandenburg nachzuschauen, wen man da eigentlich ein lebenlang als Staatsdiener beschäftigt.
    Ich möchte als Bürger nicht, dass unsere Kinder bspw. von Verschwörungstheoretikern, Reichsbürger oder Nazis unterrichtet werden oder sonstige Anliegen bearbeiten.
    Auch ihr 18-jähriger Stasi-Mitarbeiter hätte das BVerfG anrufen können.

  15. 39.

    "Doch ist es."

    Was soll daran anders oder neu sein, wenn "alte" Politiker wieder die Politik von "früher". Oder, um Ihr Framing aufzugreifen: was soll an konservativer Politik anders und neu sein? BRD bzw. Deutschland wurde jahrzehntelang von konservativen Parteien regiert bzw. auf Landesebene immer noch. Aktuell haben wir noch nicht mal 2 Jahre eine progressive Politik auf Bundesebene.

  16. 38.

    "Nicht nur theoretisch könnten die nächsten Wahlen die letzten freien Wahlen sein."
    So ein Unsinn!
    Um die Verfassung zu ändern benötigt man nach Art. 79 GG die Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Bundestags und zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrats.
    Panik und Angst sind schlechte Ratgeber!

  17. 37.

    Ich würde als Demokrat Abstand nehmen von diktatorischen Entwicklungen. Seien sie auch noch so klein. Z.B. ist nie ausdiskutiert worden, ob ein damals 18jähriger Stasimitarbeiter, ein lebenslanges Berufsverbot verdient hat oder nicht. Schrittweise ist dies mit Verlängerungen am Leben erhalten worden.

  18. 36.

    Skandal!

  19. 35.

    "Politiker, die bereits in anderen Parteien aktiv waren und die eine Politik von früher wieder wollen - da ist nichts anders, geschweige denn neu." Doch ist es. Die alte Politik wiederhaben zu wollen, nennt man konservativ in Gegensatz zu progressiv. Eine konservative Meinung zu haben ist legitim, da konservative Parteien zum normalen demokratischen Spektrum gehören.

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