Vorstoß Berliner Grünen-Fraktion - Lehrergewerkschaft unterstützt Forderung nach Abschaffung der Hausaufgaben

Fr 14.06.24 | 13:29 Uhr
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Archivbild: Ein Mädchen macht Schularbeiten. (Quelle: dpa/Capellen)
Bild: dpa/Capellen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GWE) unterstützt den Vorstoß der Berliner Grünen-Fraktion, auf klassische Hausaufgaben für Schüler zu verzichten. Nötig und sinnvoll sei vielmehr, vertiefende Aufgaben zum Unterrichtsstoff im schulischen Kontext und mit entsprechender pädagogischer Unterstützung zu lösen, sagte der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann am Freitag der Nachrichtenagentur DPA.

Dann hätten Schülerinnen und Schüler die nötigen Ressourcen, die ihnen zu Hause in ihren Familien oft fehlten. Dieser Punkt sei wichtig, um Bildungserfolg von der Herkunft zu entkoppeln.

Erdmann verwies darauf, dass alle Grundschulen in Berlin Ganztagsschulen seien, ebenso viele weiterführenden Schulen und einige Gymnasien. "Da ist es nur folgerichtig, dass Hausaufgaben in der Schule erledigt werden müssen." Für andere Schulen forderte Erdmann zumindest freiwillige Angebote, um Schüler bei den Hausaufgaben zu unterstützen. "Dafür brauchen wir aber auch zusätzliche personelle Ressourcen", unterstrich er. "Dem Thema müssen sich Schule und Pädagogik stellen", fügte er hinzu. "Alles andere wäre ein Konjunkturprogramm für private Nachhilfe."

Freiwilliges Wiederholungsjahr, statt Sitzenbleiben

Ähnlich hatten auch die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus argumentiert, die ihren Vorschlag am vergangenen Mittwoch unterbreiteten. "Hausaufgaben sollen das im Unterricht Erlernte vertiefen, aber nicht einfach den Unterricht in die Freizeit auslagern. Denn das nimmt den Kindern und Jugendlichen die Zeit für Erholung und Familie", sagte der schulpolitische Sprecher der Fraktion, Louis Krüger, der DPA.

Gleichzeitig sei das ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit. "Das Bildungsniveau der Eltern und die häuslichen Rahmenbedingungen dürfen nicht entscheidend sein für die Erfüllung schulischer Aufgaben", so Krüger.

Für falsch halten die Grünen auch den Ansatz, Schüler wegen schlechter Zeugnisnoten das Schuljahr wiederholen zu lassen: "Nachdem schon an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen das verpflichtende Sitzenbleiben abgeschafft wurde, schlagen wir vor, auch an Gymnasien nur noch auf freiwilliges Wiederholen zu setzen", sagte Fraktionschefin Bettina Jarasch vor einigen Tagen. "Statt auf Druck zu setzen, stärken wir so Verantwortungsbewusstsein und Selbsteinschätzung."

Auch hinter diesen Vorschlag stellte sich die GEW. "Sitzenbleiben war noch nie eine pädagogisch kluge Maßnahme, da es für die betroffenen Schülerinnen und Schüler immer einen Versagensmoment beinhaltet und die Lernmotivation langfristig schmälern kann", sagte ein Sprecher. Vielmehr müssten auch die Gymnasien in die Lage versetzt werden, deutlich mehr individuelle Unterstützung und Förderung anzubieten.

Sendung: Radio Fritz, 13.06.2024, 19:30 Uhr

47 Kommentare

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  1. 47.

    Was bin ich froh, "nie mehr Schule" zu haben, erst recht mit Blick auf die heutige Entwicklung. Schon zu meiner Zeit war's reformbedürftig. Stattdessen nur Kürzungen und teure Verschlimmbesserungen. Oje.

    Meine beste Lernzeit war, als ich unbeaufsichtigt machen konnte, was ich wollte. Durfte die Bücher und den Garten frei nutzen. Meine besten Lehrer. In meinem Tempo. Meinen Interessen, das vertiefte und vernetzte sich ganz von selbst, bis heute ist das mein Rücklagenkonto.

    Die Schule verdarb dann den Spaß am Lernen. Interessen, innere eigene Wege, eigenes Tempo – mit Zwang weggedrückt. Schule nur noch als Zeugniserfüllungszeit, Wirtschafts-Arbeitskraft-Vorbereitungszeit. Oje.

  2. 46.

    Sie haben sicherlich recht, jedoch müssen erst einmal ,Grundlagen' wie lesen und rechnen gelernt werden.
    Und dies ist m.E. nur mit Übungen, also auch Hausaufgaben, zu leisten.

    Mein Sohn hat mir oft vorgelesen, wenn ich z.B. gekocht habe, oder beim Einkaufen schon einmal grob zusammengerechnet.
    Es hat ihm nicht geschadet und sogar Spaß gemacht.

    Leider müssen mitunter die Eltern ,gezwungen' werden, sich mit Schule zu beschäftigen.
    Deshalb von mir, eine klares Nein gegen die Abschaffung von Hausaufgaben.
    Gegen den Umfang kann man gern diskutieren!

  3. 45.

    Es gibt Techniken, wie man effektiv lernt. Wie man Gelerntes im Gehirn besser und langfristig verankert. Wie man eine effektive Langzeit-Wiederholung mit Spaß verbinden kann.

    Das sollte unterrichtet und geübt werden.

  4. 44.

    Es ist ganz klar: Es wird zu wenig gelernt/geübt...also wiederholt. Betreuung zur eigenen Entlastung kann man wollen, es ändert aber nichts an der Tatsache, das nur das Üben hilft. Das Üben ist immer modern gewesen. Es ist immer unerlässlich. Es gibt Sehnsüchte danach, mit wenig Anstrengungen viel zu erlernen und es „modern“ zu nennen. Denen sei gesagt: Da gibt es eine schlechte Nachricht...

  5. 43.

    Was bin ich froh, "nie mehr Schule" zu haben, erst recht mit Blick auf die heutige Entwicklung. Schon zu meiner Zeit war's reformbedürftig. Stattdessen nur Kürzungen und teure Verschlimmbesserungen. Oje.

    Meine beste Lernzeit war, als ich unbeaufsichtigt machen konnte, was ich wollte. Durfte die Bücher und den Garten frei nutzen. Meine besten Lehrer. In meinem Tempo. Meinen Interessen, das vertiefte und vernetzte sich ganz von selbst, bis heute ist das mein Rücklagenkonto.

    Die Schule verdarb dann den Spaß am Lernen. Interessen, innere eigene Wege, eigenes Tempo – mit Zwang weggedrückt. Schule nur noch als Zeugniserfüllungszeit, Wirtschafts-Arbeitskraft-Vorbereitungszeit. Oje.

  6. 42.

    Als Schüler einer Reformschule der 1970er Jahre in NRW hatte ich keine Hausaufgaben, allerdings hatten wir an vier Tagen einen Ganztagsbetrieb bis 15-16:00 Uhr. Ich bin Mediziner geworden und sehe auch heute keinen Sinn darin, meine Kinder am Nachmittag noch mit Hausaufgaben zu nötigen. Stattdessen kann diese Zeit für verschiedene Aktivitäten genutzt werden (Sportverein, Musikmachen etc.) oder auch einfach nur dem „Chillen“ dienen. Weg mit den Hausaufgaben würde ich daher voll unterstützen!

  7. 41.

    Ich dachte Hausaufgaben sind im Kontext des Unterrichtsstoffes und dienen zum vertiefen des verstandenen Wissens.Erarbeitet Euch kannst meiner Meinung nach nur in höheren Klassen machen. Aber kein Dauerzustand, wenn Textaufgaben hast und die Klauseren mit Ankreuzfragen zu beantworten sind.Heisst nicht das jüngere Schüler dazu zu doof wären. Bei Ganztagsschulen sollte es möglich sein diese in der Schule zu machen. Bei den anderen Schulen könnte man die Möglichkeit ebenfalls schaffen.

  8. 40.

    VHG bis 13.30 ist kostenfrei,da zahlen Eltern nichts.
    Natürlich haben auch Gymnasiasten Freizeit und das trotz Sportverein und Musikunterricht zusätzlich. Darüberhinaus gi t es die ISS mit gymnasialer Oberstufe, wo der Weg zum Abitur nach 13 Jahren mit etwas weniger Wochenstunden in 7- 10 auch für viele Schüler/innen gut geeignet ist. Es liegt nicht immer an der Schule, wenn das Kind überlastet ist. Viel viel Druck kommt von Eltern. Übrigens besonders bezüglich von Hausaufgaben. Schon im Lehramtsstudium in den 70er Jahren lernte man, dass tägliche Hausaufgaben fragwürdig sind. Warum gibt es sie immer noch? Chancenungleichheit wird verstärkt, wer im (guten) Unterricht folgen kann, braucht die Hausaufgabe nicht, wer es im Unterricht nicht versteht, sitzt frustriert vor der Hausaufgabe. Zu gutem Unterricht gehört, dass genug Zeit für Übung, Wiederholung und Festigung vorhanden ist. Das ist auch nicht neu.

  9. 39.

    Absolut richtig, Eltern sollten (Verzeihung, wenn ich das jetzt so ausdrücke!) nicht nur die Erzeuger ihrer Kinder sein, sondern sie neben anderen Dingen auch auf ihrem Lern- und Bildungsweg begleiten.

  10. 38.

    Grüne und GWE können wohl nicht ertragen, dass wir in Berlin nicht die letzten Platz im PISA-Vergleich inne haben.
    Marode Schulgebäude, Lehrermangel und jetzt das Aussetzen der Hausaufgaben.
    Bleibt abzuwarten, wann die Schule, die Schulpflicht generell abgeschafft wird.
    Wokeness nennt man das und darin ist das Leistungsprinzip verpönt.
    Wie weit man damit kommt, sieht man an einigen Vertreter in der Ampel.

  11. 37.

    Wenn Schüler unter Druck leiden, sind sie in der falschen Schulart und dieser Druck geht vom Elternhaus aus und nicht von der Schule ("weil es ja unbedingt das Gymnasium sein muss").
    Ich war selbst im Schuldienst, allerdings an einer Realschule, kenne aber dieses Problem von dieser Schulart her in Einzelfällen auch. Ein Schulwechsel in die Hauptschule brachte den Schülern Erfolgserlebnisse durch bessere Noten, was sich insgesamt auf das Schülerverhalten positiv ausgewirkt hat.

  12. 36.

    Wir haben die Hausaufgaben immer so gestellt, dass für deren Erledigung die Heftaufschriebe und das Schulbuch ausgereicht haben. Und nachfragen sollen die Schüler bei Bedarf in der Schule. Bei einem solchen Vorgehen spielt es keine Rolle, aus was für einem Elterhaus das Kind kommt.
    Falls ein Schüler wegen nicht gemachter Hausaufgaben auffiel, wurden die Eltern einbestellt.

  13. 35.

    "Sitzenbleiben war noch nie eine pädagogisch kluge Maßnahme, ...," das Wiederholen einer Jahrgangsstufe war auch noch nie überhaupt eine pädagogische (erzieherische) Maßnahme, es ist eine didaktische Maßnahme. In der bisher zur Verfügung stehenden Zeit konnte das Geforderte nicht in hinreichendem Umfang erlernt werden, es wird mehr Zeit benötigt. Das bleibt auch weiterhin nötig.

    Fehlende Lernmotivation ist weniger Folge des Sitzenbleibens als dessen Ursache!

  14. 34.

    Einfach umgucken, Ansätze sind deutlich sichtbar. Es ist wirklich traurig. Das Niveau sinkt rapide, auch wenn man sich fragt, wohin eigentlich noch. Vorteil: Kindern wie meinen stehen demnächst dadurch hoffentlich alle Türen offen, wenn drumherum keiner mehr einen geraden deutschen Satz sprechen kann. Damit motiviere ich mich immer noch gerade so.

  15. 33.

    Doch! Exakt darauf läuft es hinaus. Angleichung an die schlechten Schüler.
    Wir sind doch alle gleich, oder? Irgendwie??
    Macht auch weniger Arbeit. Wir wollen doch alle weniger arbeiten, oder?

  16. 32.

    Eine unglaubliche und skandalöse Sabotage der Gewerkschaft an der Arbeit der Lehrkräfte, die sie angeblich vertritt.
    Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte. Ist dieser "wir brauchen uns nicht mehr anstrengen -Slang" heute en vogue?
    Wer profitiert davon? Die Schüler bestimmt nicht...

  17. 31.

    Pädagogik hat nicht die Aufgabe, (junge) Menschen abzurichten, zu dressieren, politikhörig oder wirtschaftsförmig zu machen. Druckvolles Lernen mit Bestrafung und negativer Verstärkung anstatt mit positiver oder Belohnung ist Gift - nicht nur für irgendwelche gefühlten Wahrheiten, sondern real und tatsächlich messbar im Lernerfolg. Schüler*innen für spätere Aufgaben zu wappnen, meint mehr, als zu Hause, auf sich gestellt oder mit unterschiedlicher Hilfe Aufgaben zu bewältigen, die eigentlich in den unmittelbaren Schulkontext gehören. Mehr noch, es gibt schulgesetzwidrigerweise noch immer Benotungen von Hausaufgaben. Ebenso gibt es Nachsitzen, ganz so wie aus US-Filmen oder -Serien - das ist komplett gesetzeswidrig. Der sozio-ökonomische Hintergrund der Erziehungsberechtigten entscheidet bis jetzt ungerecht über die Lernhilfe.

    Die Umsetzung der Betreuung der Lehre wird die Herausforderung sein: Personalmangel u. schlecht ausgestattete Schulen.

  18. 30.

    Hey, mein Vorschlag wäre die Schule komplett abzuschaffen. Dies würde sehr viele Probleme lösen. Man könnte sehr viel Geld sparen. Die Noten sind ja sowieso schon nichts mehr Wert und Leistungen werden ja schon lange nicht mehr gefördert und gefordert siehe Bundesjugendspiele. Dies sind leider nur geringe Beispiele. IRONIE aus. Traurig aber wohl wahr.

  19. 29.

    Das nächste ist dann " Schule ist doch unnötig, weil man ja sowieso nichts behält was man vermittelt bekommt"
    Wo soll unsere Menschheit noch enden?

  20. 28.

    "Das Bildungsniveau der Eltern und die häuslichen Rahmenbedingungen dürfen nicht entscheidend sein für die Erfüllung schulischer Aufgaben"
    Das stimmt im Prinzip natürlich. Aber was soll daraus folgen? Das andere Kinder, die mehr Glück mit dem Elternhaus haben, auch langsamer und weniger lernen sollen.
    Das kann es ja wohl nicht sein.

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