Versäumte Nachweispflicht - Berliner Sozialverwaltung stoppt Förderung für Frauenzentrum

So 23.06.24 | 18:36 Uhr
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Archivbild: Cansel Kiziltepe (SPD), Senatorin für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung. (Quelle: dpa/Pedersen)
Bild: dpa/Pedersen

Der Verein Frieda-Frauenzentrum ist seit vielen Jahren Anlaufpunkt für Mädchen und Frauen. Er bietet unter anderem Beratungs- und Bildungsangebote an. Zuletzt soll der Verein Auflagen nicht erfüllt und Fristen nicht eingehalten haben.

Die Berliner Senatssozialverwaltung hat die Förderung für einen über Jahrzehnte anerkannten Verein gestoppt. Das Frieda-Frauenzentrum habe "wiederholt über längere Zeit seine Mitteilungs- und Nachweispflichten gegenüber der Senatsverwaltung nicht oder nur mit erheblichem zeitlichen Verzug erfüllt", teilte ein Sprecher des Sozialressorts am Sonntag mit. Die Senatsverwaltung halte daher eine "vertrauensvolle Zusammenarbeit" nicht mehr für möglich. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Frühere Förderung wird geprüft

Der gemeinnützige Verein wurde nach eigenen Angaben 1990 im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gegründet. Er ist unter anderem Träger von einem Anti-Stalking-Projekt, das betroffene Frauen und deren soziales Umfeld berät und psychosoziale Begleitung bietet, sowie von zwei Mädchenzentren. Allein für das Jahr 2023 hat die Sozialverwaltung dem Verein nach Angaben des Sprechers rund 343.842 Euro bewilligt.

Einen Antrag für das laufende Jahr (März bis Dezember 2024) beabsichtigt das von Cansel Kiziltepe (SPD) geführte Ressort jedoch abzulehnen. Die Voraussetzungen dafür lägen nicht vor, so der Sprecher. Unter anderem seien Auflagen nicht erfüllt worden. Auch Erläuterungen zum Förderantrag für 2024 fehlten, lägen nur teilweise vor und "erfolgten nicht fristgemäß".

Verein hat Gelegenheit zur Stellungnahme

Der Verein habe derzeit Gelegenheit zu dem Entwurf des Ablehnungsbescheides Stellung zu nehmen, so der Sprecher der Sozialverwaltung. Bislang liege keine Stellungnahme vom Frieda-Frauenzentrum vor. Wie der Sprecher mitteilte, nimmt die Sozialverwaltung derzeit auch die Förderung in den Jahren 2021 und 2022 unter die Lupe.

Der Verein äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Vorgang. Er sah sich in der Vergangenheit dem Vorwurf ausgesetzt, leitende Mitglieder hätten sich antisemitisch und antizionistisch geäußert sowie an propalästinensischen Veranstaltungen teilgenommen. In diesem Zusammenhang hatte das Jugendamt Friedrichshain-Kreuzberg dem Trägerverein von zwei Jugendzentren für Mädchen und junge Frauen zunächst gekündigt. Das war nach Protest geändert worden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.06.2024, 19:30 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    Es geht um den staatlichen Zuschuss. Muss der Träger entweder ordentlich arbeiten oder eine andere Finanzierung suchen. Sie wollen also, dass Steuergeld einfach so gezahlt wird, obwohl der Empfänger schlampt? Echt jetzt?

  2. 38.

    Die Migrantenindustrie wird reichlich mit Steuergeld in Form von sogenannten NGO's gepampert. Wer einfach mal googelt, kommt aus dem Staunen nicht mehr hinaus, was da alles mit Steurgeldern alimentiert wird..

  3. 37.

    Und wie kommt Frau Kiziltepe auf die Idee, man könne das - gut eingeführte - Angebot des Frieda-Frauenzentrums schlicht einstellen?
    Glaubt Sie es ist für die davon betroffenen Frauen und Mädchen von Belang, welche Händel die SPD mit der CDU innerhalb der Koalition ausficht?
    Ist das SPD-Politik für die Stadt? Die soziale Infrastruktur, Schutz und Unterstützungsraum für Frauen und Mädchen zerschlagen?

    Nochmal: Was hat Frau Kiziltepe als konkrete, nutz- und brauchbare Alternative für die betroffenen Frauen und Mädchen anzubieten?

    Welches alternative, gleichwertige, gut akzeptierte Angebot hat die SPD-geführte Sozialverwaltung unmittelbar im Angebot?

    Das ist das Einzige was interessiert.

  4. 36.

    Wie will man Vorwürfe widerlegen an denen nichts dran ist? Das ist ja das perfide an konstruierten Vorwürfen.

  5. 35.

    "... nachdem die Kündigung gescheitert ist. Das fällt danach urplötzlich auf?"
    Wie gesagt - wenn an den Vorwürfen nichts dran ist, wird es dem Verein ja ein Leichtes sein, sie zu entkräften. Einfach die Nachweise vorlegen, und schon ist es erledigt, die ganze Aufregung umsonst - ganz ohne" angeblich" und finstere Vermutungen...
    Ist doch gar kein Problem, oder? :-)

  6. 34.

    Selbstverständlich! Manche Vereine sind nur etwas gleicher, besonders dann wenn sie dem Koalitionspartner mißfallen.

    Dank an @Voyager für die sehr informativen Beiträge. Sehr erhellend.

  7. 32.

    Ich hoffe doch die Senatssozialverwaltung handelt bei allen Förderanträgen glei­cher­ma­ßen konsequent und achtet stets die Grundrechte als unmittelbar geltendes Recht.

  8. 31.

    " Es sind konkrete Vorwürfe, gegen die sich der Verein wehren kann... "

    Die man plötzlich "aus dem Hut gezaubert" hat nachdem die Kündigung gescheitert ist. Das fällt danach urplötzlich auf?

  9. 30.

    "3. was hat das mit Arbeit des Frauenzentrum zu tun?"
    Eben. Frage ich mich auch. :-)
    Es geht doch hier um fehlende Nachweise für öffentliches Geld, das man bekommen hat oder bekommen möchte.
    Das stimmt oder stimmt nicht, es wird sich ja zeigen - aber die Sachlage ist ja klar.
    Das hat weder etwas mit" angeblich" noch mit der AfD in Neukölln zu tun. Es sind konkrete Vorwürfe, gegen die sich der Verein wehren kann...

  10. 29.

    Wie würden sie die Vorwürfe einordnen wenn die plötzlich aus heiteren Himmel entstehen, nachdem ein cDU Rechtsaußen eines cDU Bezirksverbands der über thematische wie personelle Überscheidungen mit der rechtsextremen AfD verfügt Anstoß an dem privaten (!) Verhalten einer Mitarbeiterin nimmt?

    Waren es überhaupt antisemitische Äußerungen? Mir ist keine entsprechende Anzeige bekannt. Wie kommt ein Stadtrat dazu in privaten Accounts herumzuschnüffeln?

    Der rbb berichtete: "Auf rbb-Anfrage teilte das Bezirksamt mit, dass das Jugendamt das Vertrauen in den Trägerverein "Frieda" verloren habe und benannte drei hauptsächliche Vorwürfe, die sich auf das politische Verhalten der beiden Geschäftsführerinnen, Manal Sode und Shokoofeh Montazeri beziehen, jedoch nichts mit der Arbeit in den Jugendzentren direkt zu tun haben."

  11. 28.

    Es gibt keinen erwiesenen Fall von Antisemitismus oder ermittelt die Polizei? Hier wurde in privaten social- mediea Kanälen herumgeschüffelt um einen Grund zu finden. Die Kündigung war unzulässig und jetzt versucht man es auf die ganz billige Tour den Verein loszuwerden.

    1. hat sich eine Mitarbeiterin angeblich antiisraelisch (!) geäußert, von einer Strafanzeige ist nichts bekannt

    2. hat der benannte cDU Rechtsaußen in privaten (!) Accounts der Mitarbeiterin herumgeschnüffelt

    3. was hat das mit Arbeit des Frauenzentrum zu tun?

    4. was hat das mit den vorgeschobenen Prüfungen zu tun?

    Hier will man von Seiten der cDU einen mißliebigen Verein finanziell vernichten, der seit Jahrzehnten gute Arbeit leistet und die sPD spielt den Erfüllungsgehilfen.

    Man stelle sich vor jede Firma die einen Mitarbeiter beschäftigt der entweder Mitglied bei der AfD ist, sie wählt oder anderweitig Sympathien für die rechtsextreme "Partei" hegt würde keine öffentliche Gelder mehr bekommen.

  12. 27.

    Sie werden unsachlich. Lesen sie den Kommentar nochmal aufmerksam durch!

    Hier das Original: "Ich bin seit vielen Jahren mit der Arbeit des Bezirksamts Neukölln vertraut und habe absolut nichts in dieser Richtung mitbekommen".

    Darauf habe ich geantwortet. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

    Ich bin mehr Demokrat als sie es je sein werden. Unterlassen sie doch die plumpen Unterstellungen und Derailing Versuche, danke.

  13. 26.

    Stefan in 5 hatte eine andere Darstellung. Sie schießen mit Behauptungen um sich, die nicht verifizierbar sind. Werden Sie locker und Demokrat.

  14. 25.

    Man sollte schon den threadverlauf lesen. Ich habe auf den Kommentar 5 von Stefan geantwortet. Der Kreuzberger Stadtrat steht zusammen mit den anderen Rechtsaußen Kurt Wansner und Timur Husein den Neuköllnern in nichts nach.

    Die cDU Neukölln ist kaum von der rechtsextremen AfD zu unterscheiden was auch daran liegt, dass man nicht nur über thematische, sondern auch personelle Überschneidungen verfügt. Außerdem war der Stadtrat als Kriminalkommissar in der Direktion 5 und dem LKA Berlin tätig und somit auch für Neukölln zuständig. Es gibt also Verbindungen.

    Ich hoffe jetzt ist der Zusammenhang deutlich geworden.

  15. 23.

    Wie ernst nehmen Sie Ihre eigenen Worte? Wer keinen Förderverlängerungsantrag stellt, die Bilanz und die Finanzplanung nicht termingerecht einreicht, hat sich selbst ins Knie geschossen. Eine Steuererklärung mussten Sie ohne Steuerberater auch bis zum 31.05. des Jahres einreichen. Da nützt auch kein lila Tuch um den Hals.

  16. 22.

    Wenn Sie schon beim Korrigieren sind, dann doch bitte richtig: Die Stadträte im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg sind "grün-grün-rot-rot-schwarz" (2x Grüne, 1x Linke, 1x SPD, 1x CDU)

  17. 21.

    Alles halb so schlimm. Dafür erhalten jetzt Gewalt bereite Männer eine freiwillige Anti-Stress-Therapie.

  18. 20.

    Ach Elias, wenn man nichtmals Neukölln von Xhain unterscheiden kann, sollte man sich sein Lehrgeld rückerstatten lassen. Wie hätten Sie erst reagiert, wenn der RBB auch über den weiteren Inhalt der Berichterstattung des Tagessiegel rund um die Vereinsleitung von Frieda sowie die Reaktion der Linken und Linksalternativen berichtet hätte.

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