Für Pendler, Nato und Ukraine - Polen-Beauftragter fordert mehr Schienenverbindungen in der Oder-Region

Do 13.06.24 | 15:57 Uhr
  12
Neue Eisenbahnbrücke über die Oder. Bild: Corinna Cerruti/rbb
Audio: Antenne Brandenburg | 13.06.2024 | Polen-Beauftragter Dietmar Nietan | Bild: Corinna Cerruti/rbb

Vertreter aus Deutschland und Polen haben beim Netzwerktreffen "Oder-Partnerschaft" über gemeinsame Projekte zur Förderung der Region entlang der Oder diskutiert. Dabei ging es um mehr Verkehrsverbindungen für Pendler und europäische Sicherheitspolitik.

Der Koordinator für deutsch-polnische Beziehungen im Auswärtigen Amt Dietmar Nietan (SPD) fordert mehr Schienenverbindungen zwischen Deutschland und Polen über die Oder. Die Oder sei ein Nadelöhr, sowohl für Pendlerinnen und Pendler, aber auch aus sicherheitspolitischer Sicht. Denn Verbindungen sind nötig, unter anderem zur logistischen Unterstützung der Nato-Heeresbrigade in Litauen oder zum Transport von Waffen und Gütern in die Ukraine, und später für einen möglichen Wiederaufbau, erklärte Nietan beim Netzwerktreffen "Oder-Partnerschaft". Daran haben am Mittwoch im Roten Rathaus in Berlin Vertreter aus Brandenburg und Sachsen sowie der polnischen Grenzregionen teilgenommen. Thema war die Entwicklung auf beiden Seiten der Oder.

"Es gibt diesen Bedarf einmal, weil die Grenzregionen diese Lebensadern brauchen, um noch besser zusammenarbeiten zu können. Es gibt sie aber auch, weil Europa sie braucht, weil Europa zusammenwächst", sagte der Polen-Beauftragte der Bundesregierung.

Nietan fordert Tempo vom Bund beim Ostbahn-Ausbau

Nietan geht es auch darum, bestehende Verbindungen wie die sogenannte Ostbahn RB 26 zwischen Berlin und dem polnischen Kostrzyn schneller auszubauen. Dabei sieht er auch den Bund in der Pflicht. "Wir haben eine neue Brücke dort. Wir haben entsprechende Investitionen auf der polnischen Seite und jetzt wäre es an der Zeit, dass die Bundesbahn und das Bundesverkehrsministerium die Ostbahn komplett zweispurig ausbauen, elektrifiziert und die neuen Brückenverbindungen nutzen."

Dazu ergänzt der Polen-Beauftragte: "Das Problem bei den deutsch-polnischen Schienenverbindungen und -brücken war, dass sie in den letzten Jahren nicht an der bayrischen Grenze lagen, weil die bayrischen Verkehrsminister kein Auge drauf geworfen haben." Nun habe er Hoffnung, dass Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Region stärker priorisiert und schneller investiert.

Ministerpräsident Woidke möchte deutsch-polnische Beziehungen stärken

Am 2. Juli wird es in Warschau erstmals seit acht Jahren Deutsch-Polnische Regierungskonsultationen geben. Dabei soll es auch um den Bau neuer Brücken und den Ausbau bestehender Verbindungen gehen, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Diemar Woidke (SPD). Er zählte einzelne Projekte auf, wie die Verbindung Berlin-Stettin, die Ende 2026 in Betrieb gehen soll. "Ein Projekt, das Berlin und Brandenburg gemeinsam auf den Weg gebracht haben, jeweils mit 50 Millionen Euro, da der Bund die Planungskosten damals nicht übernehmen wollte." Der Ministerpräsident möchte die Beziehungen zwischen den Regionen weiter ausbauen und hofft auf ein „positives Signal“ aus der anstehenden Regierungskonsultation.

Die "Oder-Partnerschaft" ist eine gemeinsame Initiative deutscher und polnischer Regionen. Dazu gehören auf deutscher Seite Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sowie die polnischen Regionen Niederschlesien, Lebuser Land (Lubuskie), Großpolen (Wielkopolskie) und Westpommern. Berlin hatte zuletzt den Vorsitz. Für die nächsten zwei Jahre übernimmt Großpolen. Unter dem Motto "Grenzen trennen - die Oder verbindet" ist das Ziel, mehr grenzüberschreitende Kooperationen, sowohl politisch als auch wirtschaftlich, hieß es am Mittwoch.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.06.2024, 10:30 Uhr

Mit Material von Stefan Kunze

12 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 12.

    Da man in Berlin (Bund) offensichtlich ganz anders über die Strecke denkt als in Berlin (Senat), Potsdam, Gorzow, Warschau, Brüssel, Seelow und allen Gemeinden entlang der Strecke sowie offensichtlich fast allen Brandenburger Bürgern ist es verhandlungstechnisch vielleicht nicht so clever mit Maximalforderung ins Rennen zu gehen sondern Schritt für Schritt das Bewusstsein in Berlin zu erweitern.

  2. 11.

    "Die Bundesbahn? In welchem Jahr lebt denn der Herr Koordinator?" Was das nicht der Sinn bei der Umbenennung nach dem Zusammenschluß mit der Reichsbahn, damit man nicht das DB ändern mußte und nur überall DR entfernte?

  3. 10.

    Die Bundesbahn? In welchem Jahr lebt denn der Herr Koordinator? Die Bundesbahn und Reichsbahn wurden 1994 zur Deutschen Bahn AG fusioniert.

  4. 9.

    Alles keinen Argumente. Sie vergleichen Äpfel mit Birnen, weil natürlich der schienengeführte Verkehr aus vielen Gründen schon stärker elektrifiziert ist, als der Individualverkehr.
    Und natürlich mit direkter Stromzufuhr (Wirkungsgrad) und nicht H2 bzw. Akku.
    Kann man alles parallel bauen und ist keine teure Raketenwissenschaft. Da braucht’s keine Priorisierung mit Sparmaßnahmen.

  5. 8.

    2. Versuch. "Denn Verbindungen sind nötig, unter anderem zur logistischen Unterstützung der Nato-Heeresbrigade in Litauen oder zum Transport von Waffen und Gütern in die Ukraine, und später für einen möglichen Wiederaufbau" Das scheint die neue Priorität zu sein für den Beauftragten der Bundesregierung.

  6. 7.

    "Ein zweigleisiger Ausbau der Ostbahn ist lange überfällig." Ja, und zwar seit der Demontage als Reparationsleistung. Aber bitte dann auch die ganze Ostbahn und nicht nur das kleine Stück in der Mark Brandenburg.

  7. 6.

    Im Vergleich zum Straßenverkehr ist auch eine dieselbetriebene Strecke umweltfreundlich. Aber die gegenwärtige Verspätungsanfälligkeit der Ostbahn liesse sich nur durch einen zweigleisigen Ausbau beseitigen. Und das wäre ein wesentlicher Faktor, um mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Im übrigen verweise ich auf die Ausführungen von Matthias.

  8. 5.

    Im Vergleich zum Straßenverkehr ist auch eine dieselbetriebene Strecke umweltfreundlich. Aber die gegenwärtige Verspätungsanfälligkeit der Ostbahn liesse sich nur durch einen zweigleisigen Ausbau beseitigen. Und das wäre ein wesentlicher Faktor, um mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Im übrigen verweise ich auf die Ausführungen von Matthias.

  9. 4.

    Nicht nur für den Güterverkehr. In Polen ist die Elektrifizierung bis Kostrzyn bereits beschlossen.

    Ab Kostrzyn gibt es Fernverkehr bis Gdansk/Gdynia.

    Der eine Zug ab Berlin über Poznan dahin ist regelmäßig ausgebucht, auch außerhalb der Saison. Da dürfte durchaus auch Potential bestehen.

    Aber solange sich die Planungen auf absehbare Zeit auf eine einzige Tagesrandverbindung Lichtenberg - Gorzow beschränken (die es sehr selten gab, solange die alte Brücke noch stand, da die NEB regelmäßig den dafür notwendigen zweiten Triebwagen "vergaß" mitzubringen oder gleich mit Talent-Triebwagen ohne PL-Zulassung ankam) und man nicht mal gewillt ist wie noch vor wenigen Jahren bis Krzyz durchzubinden (wo je nach Jahreszeit Nachtzüge nach Gdansk/Krakow/Wroclaw/Warszawa erreichbar wären) sehe ich da komplett schwarz.

  10. 3.

    Solange man als Ziel nur die derzeitige Regionalbahn im Blick hat, sind Oberleitungen eher Luxus. Die kriegt man ja auf der Streckenlänge ohne weiteres auch mit H2 oder batteriebetrieben sauber.
    Für die angedachte Entlastung des Güterverkehrs auf der RE1/A12/B1 und vielleicht auch mal Fernzüge ins Baltikum und Ukraine braucht es dann sicherlich auch Oberleitungen.
    Ökostrom haben wir in Ostbrandenburg ja reichlich. Da ist lokaler nützlicher Stromverbrauch sogar noch für uns alle von Vorteil.
    Die neue Brücke hat man ja schon so gebaut, dass man das leicht nachrüsten kann.
    Soweit ich die bisherige Planung verstehe, hat aber in der Tat die schrittweise Erweiterung auf 2 Gleise Vorrang. Ausweichgleise gibt es ja schon einige so dass eine weitere Taktverdichtung mit Automatisierung der Leittechnik sicher machbar ist.
    Ein nächster Druckpunkt für einen Teil der Strecke dürfte sich in einigen Jahren offenbaren, wenn bei CEMEX Bedarf an Tankzügen für das abgeschiedene CO2 entsteht.

  11. 2.

    „Die Elektrifizierung wäre hingegen eindeutig nachrangig.“

    Warum? Jede elektrifizierte Strecke ist ein energetischer und ökologischer Gewinn. Gerade bei dieser Tonnage und der damit verbundenen Vortriebsleistung wird schon beim derzeitigen Strommix eine Menge Treibhausgase eingespart.

  12. 1.

    Ein zweigleisiger Ausbau der Ostbahn ist lange überfällig. So ließe sich nicht nur die Störanfälligkeit dieser wichtigen Bahnverbindung beseitigen, sondern problemlos auch eine Taktverdichtung erreichen. Die Elektrifizierung wäre hingegen eindeutig nachrangig.

Nächster Artikel