Öffentlicher Nahverkehr - Verkehrsminister entscheiden am Montag über Preis von Deutschlandticket
Das 49-Euro-Ticket wird wohl nicht mehr lange so genannt werden können. Am Montag wollen sich die Verkehrsminister auf einen höheren Preis für das bundesweite Nahverkehrsticket einigen. Ein Mobilitätsbündnis hingegen fordert ein Sozialticket.
Anlässlich der Sonderkonferenz der Verkehrsminister der Länder am Montag über den Preis für das Deutschlandticket ist erneut eine Debatte entbrannt.
So fordert das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende einen stabilen Preis für bundesweite Nahverkehrs-Ticket. Bezahlbare Mobilität gehöre zur Daseinsvorsorge, heißt es in einer Erklärung von Sonntag. In dem Bündnis haben sich mehrere Sozial- und Umweltverbände, Gewerkschaften und die evangelische Kirche zusammengeschlossen.
Überdies bekräftigte das Bündnis seine Forderung nach einem bundesweit einheitlichen Sozialticket für den öffentlichen Nahverkehr. Mit einem Standardpreis von 49 Euro sei das Ticket speziell für Familien, Kinder und Jugendliche sowie für Menschen mit geringem oder keinem Einkommen zu teuer.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hingegen hält angesichts aktueller Haushaltsnöte eine Preiserhöhung für unvermeidlich und plädiert für eine maßvolle Anhebung des Preises von derzeit 49 Euro.
Preiserhöhung auf bis zu 64 Euro im Gespräch
Am Montag wollen sich die Verkehrsministerinnen und -minister der Länder bei einer Sonder-Konferenz auf den künftigen Preis für das Deutschlandticket einigen. Nach ihrer Sitzung im Juli hatten sie bereits grundsätzlich eine Preiserhöhung für 2025 angekündigt. Im Gespräch ist eine Erhöhung auf 54 bis 64 Euro.
Der aktuelle Preis von 49 Euro pro Monat für das Deutschlandticket ist für viele Abonnenten und Interessenten bereits die finanzielle Schmerzgrenze. Das ist das Ergebnis einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Demnach würden 30 Prozent derjenigen, die bisher mindestens zeitweise ein Deutschlandticket abonniert hatten oder sich prinzipiell dafür interessieren, das Abo kündigen oder kein Ticket mehr kaufen, wenn der Preis steigt.
Das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat gilt seit dem 1. Mai 2023. Es berechtigt bundesweit zur Fahrt in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs, nicht aber in Fernzügen. Das Ticket ist als Abonnement gedacht, aber monatlich kündbar. Für Pendler besonders in Ballungsräumen ist es häufig günstiger als bisherige Zeitkarten.
Medienbericht: Mehrheit der Bundesländer offen für Erhöhung
Der Streit um die Finanzierung des Deutschlandtickets ist so alt wie das Abo selbst. Den Verkehrsunternehmen entstehen aufgrund des günstigeren Angebots hohe Einnahmeeinbußen. Bund und Länder hatten sich ursprünglich darauf verständigt, diese jeweils zur Hälfte auszugleichen. Die Regionalisierungsmittel, mit denen der Bund die Länder bei der Bereitstellung des ÖPNV unterstützt, wurden dafür erhöht.
Einer Umfrage der "Welt am Sonntag" zufolge ist eine Mehrheit der Bundesländer offen für eine Preiserhöhung beim Deutschlandticket, darunter auch das Land Berlin. Die Zeitung berichtete am Samstag über eine eigene Abfrage bei den zuständigen Landesministerien. Demnach plädieren acht davon entweder für eine Preiserhöhung oder halten diese angesichts der gegenwärtigen Finanzierungslage für nicht vermeidbar.
Mehr Fahrgäste in Bussen und Bahnen
Von Januar bis Juni 2024 waren in Deutschland mehr Fahrgäste in Bussen und Bahnen unterwegs als noch im Vorjahreszeitraum. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, betrug die Steigerung sechs Prozent. Damit nutzten insgesamt rund 5,6 Milliarden Menschen Busse und Bahnen im Linienverkehr. Nach Angaben der Statistiker dürfte das am 1. Mai 2023 eingeführte Deutschlandticket für den Anstieg des Fahrgastaufkommens gesorgt haben.
Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), der 99 Prozent des Linienverkehrs ausmacht, wuchs das Fahrgastaufkommen im ersten Halbjahr 2024 ebenfalls um sechs Prozent. Dabei stieg die Zahl der Fahrgäste im Eisenbahnnahverkehr um 12 Prozent auf über 1,3 Milliarden.
Sendung: Fritz vom rbb, 22.09.2024, 15:30 Uhr