Öffentlicher Nahverkehr - Verkehrsminister entscheiden am Montag über Preis von Deutschlandticket

So 22.09.24 | 16:02 Uhr
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Symbolbild: Fahrgäste warten am Hauptbahnhof auf ihren Zug. (Quelle: dpa/Korb)
Audio: Fritz vom rbb | 22.09.2024 | Jasper Tidemann | Bild: dpa/Korb

Das 49-Euro-Ticket wird wohl nicht mehr lange so genannt werden können. Am Montag wollen sich die Verkehrsminister auf einen höheren Preis für das bundesweite Nahverkehrsticket einigen. Ein Mobilitätsbündnis hingegen fordert ein Sozialticket.

Anlässlich der Sonderkonferenz der Verkehrsminister der Länder am Montag über den Preis für das Deutschlandticket ist erneut eine Debatte entbrannt.

So fordert das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende einen stabilen Preis für bundesweite Nahverkehrs-Ticket. Bezahlbare Mobilität gehöre zur Daseinsvorsorge, heißt es in einer Erklärung von Sonntag. In dem Bündnis haben sich mehrere Sozial- und Umweltverbände, Gewerkschaften und die evangelische Kirche zusammengeschlossen.

Überdies bekräftigte das Bündnis seine Forderung nach einem bundesweit einheitlichen Sozialticket für den öffentlichen Nahverkehr. Mit einem Standardpreis von 49 Euro sei das Ticket speziell für Familien, Kinder und Jugendliche sowie für Menschen mit geringem oder keinem Einkommen zu teuer.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hingegen hält angesichts aktueller Haushaltsnöte eine Preiserhöhung für unvermeidlich und plädiert für eine maßvolle Anhebung des Preises von derzeit 49 Euro.

Preiserhöhung auf bis zu 64 Euro im Gespräch

Am Montag wollen sich die Verkehrsministerinnen und -minister der Länder bei einer Sonder-Konferenz auf den künftigen Preis für das Deutschlandticket einigen. Nach ihrer Sitzung im Juli hatten sie bereits grundsätzlich eine Preiserhöhung für 2025 angekündigt. Im Gespräch ist eine Erhöhung auf 54 bis 64 Euro.

Der aktuelle Preis von 49 Euro pro Monat für das Deutschlandticket ist für viele Abonnenten und Interessenten bereits die finanzielle Schmerzgrenze. Das ist das Ergebnis einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Demnach würden 30 Prozent derjenigen, die bisher mindestens zeitweise ein Deutschlandticket abonniert hatten oder sich prinzipiell dafür interessieren, das Abo kündigen oder kein Ticket mehr kaufen, wenn der Preis steigt.

Das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat gilt seit dem 1. Mai 2023. Es berechtigt bundesweit zur Fahrt in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs, nicht aber in Fernzügen. Das Ticket ist als Abonnement gedacht, aber monatlich kündbar. Für Pendler besonders in Ballungsräumen ist es häufig günstiger als bisherige Zeitkarten.

Medienbericht: Mehrheit der Bundesländer offen für Erhöhung

Der Streit um die Finanzierung des Deutschlandtickets ist so alt wie das Abo selbst. Den Verkehrsunternehmen entstehen aufgrund des günstigeren Angebots hohe Einnahmeeinbußen. Bund und Länder hatten sich ursprünglich darauf verständigt, diese jeweils zur Hälfte auszugleichen. Die Regionalisierungsmittel, mit denen der Bund die Länder bei der Bereitstellung des ÖPNV unterstützt, wurden dafür erhöht.

Einer Umfrage der "Welt am Sonntag" zufolge ist eine Mehrheit der Bundesländer offen für eine Preiserhöhung beim Deutschlandticket, darunter auch das Land Berlin. Die Zeitung berichtete am Samstag über eine eigene Abfrage bei den zuständigen Landesministerien. Demnach plädieren acht davon entweder für eine Preiserhöhung oder halten diese angesichts der gegenwärtigen Finanzierungslage für nicht vermeidbar.

Mehr Fahrgäste in Bussen und Bahnen

Von Januar bis Juni 2024 waren in Deutschland mehr Fahrgäste in Bussen und Bahnen unterwegs als noch im Vorjahreszeitraum. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, betrug die Steigerung sechs Prozent. Damit nutzten insgesamt rund 5,6 Milliarden Menschen Busse und Bahnen im Linienverkehr. Nach Angaben der Statistiker dürfte das am 1. Mai 2023 eingeführte Deutschlandticket für den Anstieg des Fahrgastaufkommens gesorgt haben.

Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), der 99 Prozent des Linienverkehrs ausmacht, wuchs das Fahrgastaufkommen im ersten Halbjahr 2024 ebenfalls um sechs Prozent. Dabei stieg die Zahl der Fahrgäste im Eisenbahnnahverkehr um 12 Prozent auf über 1,3 Milliarden.

Sendung: Fritz vom rbb, 22.09.2024, 15:30 Uhr

59 Kommentare

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  1. 59.

    „ einfach mal 5 Minuten früher loszufahren.
    Wo kämen wir denn das hin???“
    Handelt es sich dabei um ein Naturgesetz… 5 Minuten Speer ist ok… ein Comedian hat mal vorgeschlagen das in der Schule so umzusetzen…. 5 Minuten nach Unterrichtsbeginn zählt lt. Bahn als Pünktlich.

    Wie schlecht man ist, zeigt sich dann im Vergleich mit denen die es können…
    „Obwohl jährlich über 150 Millionen Passagiere mit dem Shinkansen reisen, liegt die durchschnittliche Verspätung pro Zug bei sechs Sekunden (die Verspätungen des Shinkansen werden in Sekunden angegeben!).“

  2. 58.

    Ich stimme Ihnen da schon zu:
    Eine gewiss ärgerliche, doch wiederum auch verlässliche Verspätung von fünf Minuten wäre ja kein Weltuntergang. Das Schwierige allerdings ist, dass die Angaben der Dynamischen Fahrgast-Information (DFI) wie ein Lotteriespiel anmuten, Züge, die angekündigt werden, nicht einfahren und manchmal sogar umgekehrt, dass Züge, die gerade eben als ausgefallen bezeichnet worden sind, dann plötzlich doch an der Bahnsteigkante auftauchen.

    Kurzum: Dass die Informations- und Handlungsstränge bei der DB, S-Bahn oder BVG zu oft unverbunden und parallel zueinander gehandhabt werden. Dass die S 41, die uhrzeigermäßig den Ring befährt, ab Ostkreuz den Ring verlässt, um nach Grünau zu fahren, muss ab Neukölln nur der Fahrer wissen, nicht aber die Fahrgäste, die dazu den Ring dreiviertel herum fahren müssten, denen das aber dennoch nach jeder neuen Station angekündigt wird.

    Wer versetzt sich in die Lage der Fahrgäste?

  3. 57.

    " einfach mal 5 Minuten früher loszufahren. "

    Wenn das tatsächlich nur das Problem wäre würde ich sofort jeden Monat freiwillig 100 Euro für ein Deutschland - Ticket zahlen und nicht nur das denn ich plane seit Jahren schon mindestens 20 bis 30 Minuten mehr ein und bin damit ganz offensichtlich schon jetzt deutlich über den von Ihnen geforderten 5 Minuten und trotzdem reicht das zum Teil mehrfach in der Woche NICHT aus !!!!!!

  4. 56.

    Dass das D-Ticket preislich angepasst angepasst werden sollte, halte ich für richtig. Nur müssen die Prozentzahlen der Steigerung etwas herutergedimmt werden - oder wer hatte mehr als 10 % "Einkommenssteigerung"? Würde Berlin nicht den Sonderweg gehen (300 Mio EUR) Finanzierung eines Tickets, das nicht die Stadtgrenze überschreitet oder sich der Herr Finanzminister d. Pinaz von 243 Mio EUR des ver"scheuerten" Geldes einer nicht gerechtfertigten Autubahnmaut zurückholen und auch zügiger die binnen einer Woche aufgedeckten Finanzbetrügereien im Werte von 15 Mio EUR zurücholen, wären moderate Erhöhungen jetzt drin: also bis auf 54-EUR.
    Alle Großzügigen, die ab 80/90/ja 100 EUR plädieren sollten es, so sie es mögen, sollten freiwillig zahlen. Menschen, die an vielen bis allen "Segnungen" für nicht ganz so Betuchte vorbeischrammen, würden sich bestimmt freuen. V. a. wenn man bedenkt, dass diese 45 o. auch nur! 43 J. VZ-Tätigkeit hinter sich haben. -- Mal träumen dürfen?

  5. 55.

    Sie können das gern ins Lächerliche ziehen, aber wer auf den Bahnsteig kommt und sieht, dass die nächste U-Bahn in 16 Minuten fährt, der ärgert sich darüber und nicht über den schon jahrelang schlechten Lohn.
    Es ist ja auch nicht damit getan, fünf Minuten früher loszugehen, wie Sie das hier abtun wollen. Zwanzig Minuten Reserve braucht die BVG mühelos auf, und auch mehr. Gern kommt auch mein erster Bus, der sowieso nur alle 20 Minuten fährt, gar nicht, obwohl er als pünktlich in der App steht. Neulich durfte ich deshalb Taxi fahren...
    Für Sie natürlich Peanuts, die Leute sollen sich mal nicht so haben... :-)

  6. 54.

    Im Prinzip tritt der besagte Zeitverlust nur ein, wenn Sie beide Unterwegs-Zeiten gleichsetzen, was m. E. unstatthaft ist. Bei der Autofahrt, wo Sie der Fahrer sind, ist die Zeit tatsächlich vertan, während Sie die Zeit im ÖPNV im günstigsten Fall gut für anderes nutzen können. Was mich anbelangt, ist das mindestens bei der Hälfte der Fahrten der Fall.

  7. 53.

    Wie das das kleine Templin macht, weiß ich nicht,aber das Großherzogtum Luxemburg ist doch wohl eine andere Nummer. Da verteilt sich viel Geld auf kleine Fläche. Übrigens, da Sie Luxemburg so hervorheben, dort bekommt man nach 10 jähriger Berufstätigkeit im Land 1000 Euro Rente.

  8. 52.

    Das Allererste ist ein wirklicher stabiler ÖPNV:
    - vorsorgende Instandhaltung, die Defekte weitestgehend vermeidet, anstelle der nachsorgenden Wiederinbetriebsetzung, NACHDEM etwas ausgefallen ist,
    - ein solider Fuhrpark anstelle übermäßig ausgefeilter technischer Spielerei, die bei jedem Windhauch schlapp macht
    - durch eine faktische Fahrplangarantie die Förderung eines guten Betriebsklimas

    Was den Preis anbelangt, wäre m. E. ein Dreiklang am Besten:
    - 30 € für den städtischen Nahverkehr
    - 50 € für zwei Bundesländer (sodass länder-überlappende Fahrten möglich sind)
    - 70 € für den gesamten deutschen Nahverkehr

    Qualität und Quantität müssen Hand in Hand gehen.

  9. 51.

    Der große Umstieg aufs Auto hat doch schon lange wieder begonnen, wer tut sich freiwillig ÖPNV mit mehrfachen Umstiegen oder als Pendler an. Ohne Umsteigen, kurzer Fußweg, dann ist das akzeptabel.

  10. 50.

    Aber sischer, jeder schlecht Gelaunte inne U-Bahn ärgert sich ausschließlich über den ÖPNV.
    Nie über den dämlichen Kollegen, der ihm/ihr den Tag versaut hat, über den schlechten Lohn oder mtw. auch über den eingewachsenen Zehennagel. Nö, wir ärgern uns nur über die U-Bahn (oder auch den Bus).
    Und wir sind so mit dem ärgern beschäftigt, das wir so rein gar nicht in der Lage sind und auch veränderte Umstände, wie z.B. ausgedünnte Taktzeiten, einzustellen. Unser Tagesablauf ist so eng getaktet, das es reineweg unzumutbar ist, einfach mal 5 Minuten früher loszufahren.
    Wo kämen wir denn das hin???

  11. 49.

    Bitte halten sie so eine Rede mal vor den VW Beschäftigten… wenn sie sich trauen.

  12. 48.

    Eine Preissenkung wäre für die Umwelt und für eine langfristig gute Entwicklung in Brandenburg, Zum Beispiel, sinnvoll.

    Eine Preiserhöhung wäre ein fatales Signal und für viele Menschen eine sehr hohe Belastung.
    Das ist schon das erste Ergebnis der AFD Wähler es wird für die Menschen mit wenig Einkommen immer schwerer den Alltag zu managen.
    Sie wählen sozusagen gegen ihre eigenen Interessen.

    Der Nahverkehr müsste massiv ausgebaut werden und massiv günstiger werden, damit Flächenländer wie Brandenburg eine Zukunft haben.

  13. 47.

    Sie vergessen dabei die Zielgruppe, die ursprünglich mal angedacht war: diejenigen, die vom Auto umgestiegen sind. Trotz des bescheidenen Angebots des ÖPNV habe auch ich mir in Deutschland Ticket geholt. Für 64 € werde ich es aber nicht weiterführen, dafür ist der Zeitverlust zu groß, respektive der Komfort zu gering. Abo-Kunde war ich vorher übrigens nicht und werde es bestimmt auch nicht werden.

  14. 45.

    "was ist denn katastrophal am ÖPNV?"
    Gucken Sie doch einfach die glücklichen Fahrgäste an.
    In Bussen, in Bahnen, auf Bahnsteigen, die Leute können sich vor Freude und Glück kaum halten...

  15. 44.

    Eine kleine Stadt wie Templin oder ein kleines Land wie Luxemburg bieten kostenlosen ÖPNV an. Es ist also im Prinzip möglich, wenn man diese Absicht konsequent verfolgt.

  16. 43.

    Völlig mit Emotionen überladene Diskussion. Vor der Einführung des Deutschlandtickets haben Abos, die nur einen Bruchteil davon bedienen konnten, was D-Ticket kann, hohe vierstellige Beiträge.

    Es ist daher völlig irrelevant, ob das Ticket 54,59,64 oder 69€ kostet. Große Kündigungswellen oder Umstiege zum Auto wird es wegen diesen ein Paar € nicht geben.

    Das Deutschlandticket ist genial mit der Einfachheit. Es scheint mir, dass viele hierzulande das Tarifdschungel vermissen, Hauptsache kompliziert (und zigfach teuer). ;-)

  17. 42.

    Fake News ist ein 29€ Ticket. So ein Ticket gibt es nicht. Es ist ein 348€ Ticket für 1 Jahr.

  18. 41.

    " was ist denn katastrophal am ÖPNV? "

    Ich bin mir nicht ganz sicher ob Sie diese Frage tatsächlich ernst meinen oder einfach nur provozieren möchten aber ich versuche trotzdem mal eine Antwort zu geben :

    Ausgedünnte Tagte bei Busen & Bahnen , Tägliche Ausfälle bei Busen & Bahnen aus den verschiedensten Gründen , mangelnde Pünktlichkeit , mangelnde Sauberkeit in Bahnhöfen & Fahrzeugen , oftmals schlechte oder gar keine Fahrgastinformationen bei Problemen im Betriebsablauf um Ihnen einfach nur einige der täglich Probleme im ÖPNV aufzuzählen .

  19. 40.

    " und Millarden in den ÖPNV pumpen kann auch nicht die Lösung sein. "

    Was halten Sie davon einen Teil der Milliarden von Euros die in den Hochsubventionierten Autoverkehr in diesem Land Jahr für Jahr fließen in Zukunft einfach für den Ausbau des ÖPNV zu nutzen u.a. für U Bahnen , S Bahnen oder Straßenbahnen ??

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