Berlin und Brandenburg - Jeder Zweite fällt durch die theoretische Führerschein-Prüfung

Di 04.03.25 | 14:26 Uhr
  72
Archivbild: Bei der DEKRA findet am 22.03.2018 in Mecklenburg-Vorpommern eine theoretische Führerscheinprüfung statt. (Quelle: dpa-Zentralbild/Bernd Wüstneck)
Video: rbb24 Abendschau | 04.03.2025 | Max Kell | Bild: dpa-Zentralbild/Bernd Wüstneck

In Deutschland wurden 2024 mehr als zwei Millionen theoretische Führerschein-Prüfungen abgelegt. Das ist neuer Rekord. Rekordverdächtig bleibt dabei auch die Durchfallquote - vor allem in Berlin.

Jeder Zweite fällt in Berlin durch die Theorieprüfung für den Führerschein. Zusammen mit Sachsen-Anhalt liegt die Hauptstadt bei einer Quote von 48 Prozent - dem Höchstwert in Deutschland. Das geht aus Daten des Tüv-Verbands am Dienstag hervor [tuev-verband.de].

Auch in Brandenburg ist die Quote hoch: Hier bestanden 45 Prozent der Getesteten die Theorieprüfung nicht. Deutschlandweit liegt der Schnitt bei 41 Prozent. Die Zahlen beziehen sich auf die Prüfungen zur Erlangung einer allgemeinen Fahrerlaubnis über alle Klassen hinweg.

Bei den Prüfungen für eine Fahrerlaubnis Klasse B fielen sogar anteilig noch mehr durch: deutschlandweit 45 Prozent, in Brandenburg 48 Prozent und in Berlin 50 Prozent.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1,59 Millionen Theorieprüfungen in den Klassen B und B17 (Führerschein mit 17) absolviert - ein neuer Rekord.

"Die aktuelle Statistik zeigt, dass auch mehrfaches Scheitern keine Seltenheit ist", teilte der Tüv-Verband mit. Zwei von fünf Theorieprüfungen fürs Auto waren im vergangenen Jahr ein Wiederholungsversuch. "Jeder gescheiterte Versuch steigert die mentale Belastung der Betroffenen und führt zu weiteren Kosten", sagte Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim Tüv-Verband. Immerhin: Nach dem dritten Versuch haben demnach 91 Prozent der Bewerber die Theorieprüfung bestanden.

Täuschungsversuche steigen ebenfalls an

Zugenommen haben auch Täuschungsversuche bei der Theorieprüfung. Laut Tüv-Verband wurden im Jahr 2024 4.198 Fälle festgestellt. Das sei ein Anstieg von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Statistisch wird demnach beispielsweise in Berlin täglich mindestens ein Täuschungsversuch festgestellt. 58 Prozent der Täuschenden agieren dabei professionell. "Die Zusammenarbeit mit Dritten, Passmissbrauch oder Urkundenfälschung sowie der Einsatz ausgefeilter technischer Hilfsmittel zeugen von einem hohen Maß an krimineller Energie. Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben", sagte Richard Goebelt. Mit Ausnahme der strafrechtlich relevanten Stellvertreter-Täuschung, wird Betrug in der Fahrerlaubnisprüfung jedoch weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit geahndet.

Unter-18-Jährige schneiden besser ab

An der praktischen Prüfung scheitern deutlich weniger Fahrschüler. In der Klasse B sind wie in den Vorjahren 37 Prozent durchgefallen. In Berlin und Brandenburg lag aber auch hier die Quote mit je 43 Prozent höher als im Bundesschnitt.

Unter-18-Jährige schneiden dabei sowohl bei der theoretischen als auch bei der praktischen Prüfung deutlich besser ab.

Ein weiteres Problem in Berlin: Wer die Fahrschule absolviert, muss teilweise Monate auf einen Termin für seine Fahrprüfung warten.

Die Ergebnisse basieren auf Daten aller technischen Prüfstellen in Deutschland und wurden bis zum 31. Januar dieses Jahres erhoben. Wegen möglicher Nachmeldungen kann es Abweichungen geben.

Externer Inhalt

An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von Youtube.

Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Inhalt laden

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.03.2025, 19:30 Uhr

Nächster Artikel

72 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 72.

    Wer keine Ahnung haben will hat auf der Straße nix zu suchen - basta.

  2. 71.

    …, dass die Zahlen nicht höher sind, in Zeiten, wo Deutschland die untersten Ränge in den PISA-Studien belegt, in das Absinken der Lesekompetenz dokumentiert ist

  3. 70.

    „Allerdings haben sich die Zeiten inzwischen grundsätzlich gewandelt und es geht vor allem darin, sich in die Sichtweise und in das Befinden des anderen hineinzuversetzen“
    Allerdings hat sich das Richtige was Sie hier schreiben mittlerweile ins Gegenteil verkehrt: ALLE haben auf MICH Rücksicht zu nehmen. Wirklich Alle.
    Das richtige Maß ist verloren gegangen...

  4. 69.

    Ich bin mir nicht sicher, ob das viel bringt. Ich bin hier in Berlin sehr viel zu Fuß unterwegs und begegne leider vielen Radfahrern, die sich nicht an Regeln halten, besonders beliebt ist das Fahren auf Bürgersteigen, hier wird gerne das Recht des Stärkeren durchgesetzt.
    Radfahrer sollten nur mit Nummernschildern fahren dürfen, dann könnte man sie leichter bestrafen.

  5. 68.

    Mit Verlaub: Hier scheint es wieder ein großes Durcheinander zu geben zwischen den angebotenen unendlichen Möglichkeiten und Demjenigen, was definitiv PFLICHTAUFGABE ist. Zur Pflicht schrieb ich etwas im Beitrag Nr. 63.

    Das Wesentlichste ist, um die eigene persönliche Begrenztheit zu wissen, nicht aber, das zur Verfügung stehende Mittel als quasi unbegrenzt zu begreifen. Genau darin empfinde ich die eigentliche Quelle von Fehlhandlungen, gerade bei jungen Menschen, die im Begriff sind, ein tonnenschweres Verkehrsmittel verantwortbar zu bedienen.

    Die wissen eigentlich garnicht zu wenig, nach dem, was sie wissen KÖNNTEN, sie halten sich im Zweifelsfall nur für omnipotent. Deshalb ist Wissen, was die Omnipotenz ja eingrenzt, eher lästig.

  6. 67.

    Ja, Verkehr ist immer ein Miteinander, das lernt man aber definitiv NICHT auf der Frage App der DEKRA auswendig! Dazu musst du in den Wagen, kompetente Fahrlehrer erklären dir DORT das Miteinander und die Regeln, anstelle penetrant zu schweigen, sich zum Döner oder der Freundin fahren zu lassen oder am Handy zu spielen!

  7. 66.

    Wer das Grundwissen verinnerlicht hat, worauf es ankommt, kann auch irritierende Fragen erkennen. Das Wichtigste aber ist, dass jeglicher Verkehr - gleich auch, welche Fortbewegungsart von Mal zu Mal gewählt wird - weit mehr eine soziale Frage ist, d. h. ein Ausagieren zw. Menschen, als eine Frage der maximalen Ausnutzung einer Technik.

    Wie auf die 1000 Fragen gekommen wird, lässt sich nur so erklären, dass "Tausend Fragen" nicht mehr als Sprichwort sondern fälschlicherweise als Realität benutzt wird.




  8. 65.

    Hier schreiben ja nur Menschen, die die Fleppen in den 80ern gemacht haben (wie ich). Die Fragebögen mit Ankreuzschema waren schnell gelernt, nebenbei hatte man Praxisstunden.

    Heute ist das komplett anders. Die FORMULIERUNGEN der Fragen sind darauf ausgelegt, eine Falle zu sein. Es sind über 1000 Fragen, mit beliebig vielen falschen Antwortmöglichkeiten. Um Bremswege geht's da nicht mehr. Es fühlt sich an, als möchte Deutschland keine neuen Autofahrer... Dann aber jammern, dass keiner mehr Berufskraftfahrer wird. Sehr cringe, wirklich.

  9. 64.

    Es sollte sich mal jeder der einen Führerschein hat so einen Prüfungsbogen nehmen und ausfüllen…. 99% dürften durchfallen.
    Aber wie sich der Anhalteweg berechnet, wie weit darf man von was parken, das ist stupides auswendig lernen und das ist nach der Prüfung auch sofort wieder weg.

  10. 63.

    Es gibt 30 Fragen, die aus einem Kanon von 450 möglichen Fragen geschöpft werden. 10 Fehlerpunkte dürfen gemacht werden, allerdings nicht bei jeweils 5 Fehlerpunkten aus nur zwei Fragen.

    Die Differenz zwischen einem heute anzutreffenden eingeschliffenem Verhalten und dem, was sinnvoll vor Jahren und Jahrzehnten - so bei mir - in einer Prüfung erlernt wurde, kann nur auf eine Nachlässigkeit zurückgeführt werden und auf das Nichtverstehen-Wollen des dahinterliegenden inhaltlichen Sinnes.

    Glück in Ihrem Sinne hat der, der alles andere als bloße Drangsal begreift. Sorry. ;-

  11. 62.

    Bei dem Bildungssystem eigentlich kein Wunder. Wie heißt es doch sarkastisch, wer lesen kann ist klar im Vorteil. Aber wer nur durch Goodwill die Schule besteht hat es halt schwerer im Leben. Woher soll man auch wissen wie gelernt wird, es wird den kleinen ja auch viel erleichtert, oder abgenommen. Keine Vergleiche untereinander, kein Druck beim lernen, kein Konkurrenzkampf durch Abschaffung der Bundesjugendspiele u.s.w. Also nicht wundern wenn Erfolge ausbleiben.

  12. 61.

    Mein Sohn hat das gerade hinter sich: etwa 1500 Fragen, die er vorher in einer App lernen sollte, um überhaupt zu einer Prüfung zugelassen zu werden. Und er ist ein Einser-Schüler. Das Lernen fällt ihm leicht. Bei der Prüfung war es dann reine Glückssache, weil viele Fragen auch komisch sind und unlogisch bzw. unverständlich. Mich würde mal interessieren, wie viele "gestandene" Autofahrer von euch hier wohl alle Fragen heutzutage perfekt beantworten könnten.

    Was auch krass ist, wie teuer eine Auto-Versicherung für 18jährige ist, die nun gern fahren möchten und Fahrpraxis brauchen zum Beispiel für den Beruf. Das ist Wahnsinn! Ab 25 sieht das schon anders aus. Warum, frage ich mich. Wenn man älter ist und gerade erst den Führerschein erworben hat, fährt man automatisch besser?

  13. 60.

    So wichtig es ist, Regeln zu kennen und aufeinander Obacht zu haben, so wäre ein Kennen der spezif. Verkehrsregeln zur Teilnahme am Verkehr schlichtweg unangemessen. Auch von zu Fuß gehenden Menschen müsste dann eine Art Gehprüfung abverlangt werden, Kneipen könnten reihenweise dichtmachten, weil eine Teilnahme am Straßenverkehr dann flugs unterbunden werden müsste.

    Also muss es bei Abwägung des Gefahrenpotenzials, was von einem ausgeht und des Gefahrenpotenzials, dem man sich selber aussetzt, eine Art Abwägung geben. Verkehrsunterricht in Schulen findet statt, damit ist der Grund gelegt. Ansonsten wären Grundregeln für alle zu verinnerlichen, bei Verkehrsarten, von denen vglw. weniger Gefährdung ausgeht, nicht i. S. eines Zerfikats.

    Grundregel: Die Welt um mich herum ist größer als ich. Auch bin ich kein Hellseher und weiß nicht, was der andere in den nächsten Sekunden tun wird. Also kann ich mit nichts rechnen, sollte aber auf alles gefasst sein. Das schützt vor Übermut.

  14. 59.

    Wenn Sie ein Fahrzeug steuern, das im Zweifelsfall beim Fahren über Land mehrere Zehntausend Tonnen Schubkraft entwickelt, in der Stadt immerhin mehrere Tausend Tonnen, sollte beispielsweise die Logik nachvollziehbar sein, dass sich der Anhalteweg keineswegs proportional zur Geschwindigkeit entwickelt, sondern überproportional. Proportional verhält es sich beim zurückgelegten Weg infolge der Reaktionszeit, beim eigentlichen Bremsweg verhält es sich quadriert. Deshalb ist der Weg bspw. bei 50 km/h mehr als doppelt so lang wie bei 30 km/h. In der Stadt nicht unwichtig.

    Dass mit drei Lenkzügen in eine Abbiegespur hineingefahren werden muss, Einlenken, Gegenlenken, Geradeziehen, hat v. a. dadurch eine Wichtigkeit, als ein saloppes und von 10% praktiziertes Einfahren in eine Abbiegespur mit nur einem Lenkzug das Fahrzeug faktisch diagonal in der Spur stehen lässt - zur "Freude" derer in der Hauptfahrspur. Ein einziges Fahrzeug reicht dann, um Stau zu verursachen.

  15. 58.

    Es sollte sich mal jeder der einen Führerschein hat so einen Prüfungsbogen nehmen und ausfüllen…. 99% dürften durchfallen.
    Klar kennt man die tgl. Regeln .. rechts vor links usw. Aber wie sich der Anhalteweg berechnet, wie weit darf man von was parken, das ist stupides auswendig lernen und das ist nach der Prüfung auch sofort wieder weg.
    Aber so. Verhält es sich bei vielen Sachen… die Realität spielt keine Rolle.

  16. 56.

    Danke,Jan.Genauso ist das.Lernen muss in unserer Republik für einige Bundesbürger und ...innen wohl erst wieder gelernt werden Ohne Fleiß kein Preis.So ist das im Leben.Einiges muß schon hart erarbeitet werden.

  17. 55.

    Na wer das Geld hat...

  18. 54.

    Ggf. sehen Sie das aus Sicht eines "Freie Fahrt für freie Bürger". Das kann dann jeder Verkehrsteilnehmer so auslegen, wie das nach seinem Dafürhalten stimmt. Allerdings haben sich die Zeiten inzwischen grundsätzlich gewandelt und es geht vor allem darin, sich in die Sichtweise und in das Befinden des anderen hineinzuversetzen.

    Wenn das ggf. Schmarrn für Sie ist, spricht daraus nur eine gehörige Vorfestlegung, die den "Keim" des Unfalls quasi schon beinhaltet. So viele denkbaren Situationen es gibt, so können die Fragen dazu immer nur ein kleiner Ausschnitt sein. Etwas gänzlich anderes hingegen wäre es, sämtliche mögliche Situationen in Paragrafenform zu gießen, worüber dann zu Recht ein Unbehagen bestünde. ;-

  19. 53.

    Versteh nicht wo das problem ist, habe aus eigener Dummheit den FS nochmal komplett neu machen müssen. 14 Tage intensiv, nur Pflichtstunden, fragen app durchgearbeitet (ja waren im vergleich zu früher viele neue dabei). Beide Prüfungen easy bestanden. Den Jungen Leuten fehlt es einfach fokussiert an etwas dran zubleiben, es gibt zu viel Ablenkung…