Mangel an Prüfern - Berliner Fahrschüler warten immer noch lange auf Prüfungstermine

Mo 21.10.24 | 14:16 Uhr
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Archivbild: Straßenszene mit Fahrschule im Verkehr. (Quelle: imago images/Ritter)
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Video: rbb24 Abendschau | 20.10.2024 | Uwe Wichert | Bild: imago images/Ritter

Wer in Berlin die Fahrschule absolviert, muss teilweise Monate auf seine Fahrprüfung warten. Es fehlen Fahrprüfer. Das Problem ist dem Senat bekannt, beheben konnte er es bislang nicht. Das liegt unter anderem an strengen Bundesgesetzen.

Fahrschüler Kevin Brinkmann ist in den letzten Zügen seiner Fahrschulzeit. Fast 15 Fahrstunden hat er schon absolviert, er ist langsam gut genug für die Prüfung. Nicht mehr lange also bis zum Führerschein - sollte man meinen. Stimmt aber nicht, denn schon jetzt stellt sich der junge Mann auf lange Wartezeiten nach der Anmeldung zur Prüfung ein.

Monate werden wohl noch vergehen, bis er tatsächlich mit einem Prüfer der Dekra oder des TÜVs im Auto durch die Stadt fährt und hofft, fehlerfrei durchzukommen. "Nicht so schön" ist das, sagt Brinkmann. Schließlich bedeutet eine lange Wartezeit auch, dass er, obwohl sein Fahrlehrer ihn für bereit hält, weiter ein paar Fahrstunden nehmen muss, damit er bis zur Prüfung nicht aus der Übung kommt. "Das ist auch eine finanzielle Sache. Denn je mehr Fahrstunden man macht, desto teurer wird es auch", sagt der Fahrschüler.

Auch sein Fahrlehrer Musa Kurt ist unzufrieden mit der Situation. Es sei inzwischen "ein Kampf", einen Fahrprüfungstermin für seine Schüler zu bekommen. "Es ist frustrierend, jedes Mal aufs neue dem Fahrschüler zu erklären, dass das mit dem Prüfungstermin nicht so einfach ist", sagt Kurt. Und denen dann zu vermitteln, dass sie in der Wartezeit weiter teure Fahrstunden buchen sollen, ist ebenfalls keine dankbare Aufgabe. Notwendig seien die aber, denn er wolle ja die Erfolgsquote hoch halten.

Zwei bis drei Monate dauere es derzeit, bis ein Fahrschüler einen Termin für seine praktische Prüfung hat, sagt Kurt. Kein neues Problem in Berlin - und sogar schon eine leichte Verbesserung der Lage. Anfang des Jahres hatte das Land noch mitgeteilt, dass Fahrschülerinnen und Fahrschüler rund vier Monate auf einen Termin warten müssten. Damals war bekannt geworden, dass sich unter anderem infolge der Corona-Pandemie rund 20.000 noch zu absolvierende Fahrprüfungen angesammelt hätten.

Senat kündigte bereits im Januar Maßnahmen an

Die damalige Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) hatte deshalb Ende Januar angekündigt, sich dem Problem annehmen zu wollen. In einem ersten Schritt versucht das Land seitdem mithilfe von Prüfern aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei, den Rückstau abzuarbeiten.

Zudem kündigte Schreiner damals an, vermehrt Fahrlehrer zu -Prüfern umschulen zu wollen. Staatssekretär Johannes Wieczorek sagte am Sonntagabend in der rbb24-Abendschau, inzwischen seien mit dieser Maßnahme 20 Menschen akquiriert worden, die derzeit zu Fahrprüfern ausgebildet würden. Man habe "kräftig geworben" und wolle das auch fortführen, so Wieczorek.

Der Steglitzer Fahrschulinhaber Ihsan Demir glaubt, dass das nicht reichen wird, um die monatelangen Wartezeiten seiner Fahrschülerinnen und Fahrschüler zu verkürzen. "Problematisch ist, dass nicht beachtet wurde, dass viele auch in die Rente gehen. Viele Prüfer hören auf, dementsprechend ist der Effekt nicht sehr groß", sagt er. Die Politik sollte zusätzlich den Berufseinstieg für Prüfer erleichtern. Es seien zu hohe Anforderungen für die Qualifikation notwendig. Schon bei den Fahrlehrern habe es geholfen, die Anforderungen herunter zu fahren. Dort sei der Mangel danach behoben worden.

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Das sieht der Berliner Senat ganz ähnlich. Im April hat Berlin bei der Verkehrsministerkonferenz den Vorschlag eingebracht, die bislang strengen Voraussetzungen für den Berufseinstieg als Prüferin oder Prüfer zu ändern. Viel mehr scheint nicht drin zu sein aus Berliner Sicht, denn die Anforderungen sind in einem Bundesgesetz festgelegt und können nicht vom Land heruntergesetzt werden, so Staatssekretär Wieczorek. Für eine amtliche Anerkennung wird derzeit von den Bewerberinnen und Bewerbern unter anderem eine anderthalbjährige Tätigkeit als Ingenieur oder Meister in einer technischen KfZ-Prüfstelle gefordert.

"Das Gesetz ist aus dem Jahr 1972, das ist zwar bereits ein bisschen angepasst worden, aber Dinge wie Master oder Bachelorstudien kennt man da nicht, da ist der Diplomingenieur gefragt. Das muss wirklich angepasst werden", sagt Wieczorek. Trotz der schwierigen Lage sei er allerdings optimistisch, dass sich die Situation in Berlin dank der bereits ergriffenen Maßnahmen bald bessern werde.

Sendung: rbb24 Abendschau, 20.20.2024, 19:30 Uhr

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8 Kommentare

  1. 8.

    Im Bürgeramt meditieren? Selbst ein Buch lesen finde ich schwierig, denn immer wenn dieser Ton kommt für eine neue Nummer (bzw die letzte Nummer erinnert wird) muss ich immer hoch schauen. Da komm ich ja im Leben nicht mit meinem Kapital voran ^^

  2. 6.

    Wo ist das Problem? Diese Wartezeit, ist keine verschwendete Zeit, wenn man ein gutes Buch liest (M. Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit) oder mal eine Fremdsprache lernt (in Ihrem Fall z.B. russisch) oder meditiert!

  3. 5.

    Warum warten? Viele fahren ohne in der Stadt umher!

  4. 4.

    ... Fahrschüler:innen, die nach nur 15 Fahrstunden prüfungsreif sind, sind in unserer Republik eher selten auszumachen...

  5. 3.

    Interessant. Beispiel NRW, lt. Dr. Google - während Corona sechs, letztes Jahr noch drei, aktuell zwei Wochen Wartezeit. Der dortige "Monopolist" TÜV Rheinland hat dort Personal eingestellt, umstrukturiert - läuft. Da die Zulassung für Prüfer, lt. Bericht, bundeseinheitlich geregelt ist, kommen ja eigentlich nur die Standortbedingungen, auch für BRB, für die Misere in Betracht.

  6. 2.

    Googlen sie einfach mal "Wartezeiten Führerscheinprüfung Deutschland". Sie werden sich wundern, wo es überall lange Wartezeiten gibt. Aber über Berlin meckern und behaupten, überall auf dem Planeten ist es besser als hier, ist immer wieder beliebt.

  7. 1.

    In Berlin ist für Vieles warten und anstellen angesagt,besonders bei den Behörden. Ich sage nur Termin beim Bürgeramt ...... also nichts Neues nur eben wieder mal oberpeinlich und ein weiteres Beispiel was in der großen Stadt nicht funktioniert. Wo anders gibts dieses Problem nicht nur mal so nebenbei....

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