Rückkehrer-Initiative - Landkreis Oder-Spree will mit 1.000 Care-Paketen Weggezogene in die Heimat locken

Im Kampf gegen Einwohner- und Fachkräftemangel geht der Kreis Oder-Spree ungewöhnliche Wege. Er stellt Päckchen mit regionalen Produkten zur Verfügung, die Interessierte zur Rückkehr animieren sollen. 1.000 Stück sollen verschickt werden.
Eine deutsch-deutsche Tradition lebt aktuell im Landkreis Oder-Spree wieder auf - diesmal aber mit anderen Vorzeichen. Denn statt der "Westpakete", die zu DDR-Zeiten häufig von Familienangehörigen und Freunden aus der Bundesrepublik in den Osten geschickt wurden, gibt es jetzt eine Art Ostpaket. Kaffee und Schokolade sind nicht drin, dafür aber viele Informationen für die, die beispielsweise nach der Wende in den Westen Deutschlands gezogen sind. Das "Rück-Care-Paket" solle eine "liebevolle Erinnerung" sein an die Heimat und eine Aufforderung, vielleicht doch zurückzukommen, heißt es vom Landkreis.
Interessierte können Pakete kostenlos an Bekannte verschicken
Entsprechend stapeln sich am Dienstag unter dem Dach der Kreisverwaltung Dutzende gelbe Päckchen, die darauf warten, von Sandra Jakobitz gefüllt zu werden. Sie ist Mitarbeiterin in der Kreisverwaltung und verantwortlich für das Projekt. "Bei uns sind eine Brotbackmischung, regionaler Honig, Saatkugeln, Informationsmaterial über den Landkreis und natürlich meine Kontaktdaten drin", erklärt Jakobitz.
Die bereits frankierten Pakete werden in den kommenden Wochen und Monaten gepackt und unverschlossen an Ämter und Kommunen im Kreis verteilt. "Die Idee ist es, dass sich Bürgerinnen und Bürger das Paket selbst in ihren Orten abholen und an eine Person verschicken, bei der sie sich vorstellen können, dass sie wieder in den Landkreis zurückziehen möchte oder die sie einfach gern wieder hier haben möchte", so Sandra Jakobitz. Insgesamt 1.000 Pakete sollen es dann bis zum Jahresende sein.
Kampf gegen den Fachkräftemangel?
Die Pakete kommen einem Hilferuf gleich, erklärt Jakobitz. "Der Fachkräftemangel ist überall. Und auch wir möchten gern unsere alten Einwohner wieder zurückhaben. Gerne natürlich auch neue Zuzügler. Auch hier macht sich das mit dem Fachkräftemangel bemerkbar und wir möchten gerne wieder Einwohner haben."
Vor allem in den Berlin-fernen Regionen ist die Bevölkerungsentwicklung teilweise nach wie vor dramatisch. Die Stadt Eisenhüttenstadt etwa hat seit 1989 mehr als die Hälfte der Einwohner verloren. Viele seien der Arbeit hinterhergezogen, sagt Jakobitz.
"Und jeder, der sagt, ich möchte dem so ein kleines Päckchen zukommen lassen und mal ganz lieb sagen: 'Wir vermissen dich, komm doch wieder'" - der könne ein Paket holen und versenden. "So werden die Päckchen dann deutschlandweit verteilt."
Initiatorin: schon Erfolg, wenn nur eine Rückmeldung
Der Beeskower Anwohner Gunnar van der Lindt steht den Care-Paketen zwiespältig gegenüber. Grundsätzlich sei das eine gute Idee, findet er, es reiche aber bei Weitem nicht aus. "Meine Geschwister sind alle im Westen", sagt er. "Und die kommen auch nicht wieder zurück." Das Problem seien doch die Lebensumstände. "Dann sollten sie die gleichen Lebensstandards wie im Westen haben - und dann kommen die zum Teil auch zurück. Aber nicht wegen so einem Care-Paket."
Sandra Jakobitz von der Willkommens- und Rückkehrer-Initiative ist da etwas pragmatischer. Wenn sich der erste Weggezogene bei ihr melde, so ihre Meinung, dann sei das Rück-Carepakete-Projekt schon ein Erfolg.
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.03.2025, 15:10 Uhr