Rückkehrer-Initiative - Landkreis Oder-Spree will mit 1.000 Care-Paketen Weggezogene in die Heimat locken

Di 04.03.25 | 15:09 Uhr
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Sandra Jakobitz und die "RückCarePakete"
Audio: Antenne Brandenburg | 04.03.2025 | Michael Lietz | Bild: Landkreis Oder-Spree

Im Kampf gegen Einwohner- und Fachkräftemangel geht der Kreis Oder-Spree ungewöhnliche Wege. Er stellt Päckchen mit regionalen Produkten zur Verfügung, die Interessierte zur Rückkehr animieren sollen. 1.000 Stück sollen verschickt werden.

Eine deutsch-deutsche Tradition lebt aktuell im Landkreis Oder-Spree wieder auf - diesmal aber mit anderen Vorzeichen. Denn statt der "Westpakete", die zu DDR-Zeiten häufig von Familienangehörigen und Freunden aus der Bundesrepublik in den Osten geschickt wurden, gibt es jetzt eine Art Ostpaket. Kaffee und Schokolade sind nicht drin, dafür aber viele Informationen für die, die beispielsweise nach der Wende in den Westen Deutschlands gezogen sind. Das "Rück-Care-Paket" solle eine "liebevolle Erinnerung" sein an die Heimat und eine Aufforderung, vielleicht doch zurückzukommen, heißt es vom Landkreis.

Interessierte können Pakete kostenlos an Bekannte verschicken

Entsprechend stapeln sich am Dienstag unter dem Dach der Kreisverwaltung Dutzende gelbe Päckchen, die darauf warten, von Sandra Jakobitz gefüllt zu werden. Sie ist Mitarbeiterin in der Kreisverwaltung und verantwortlich für das Projekt. "Bei uns sind eine Brotbackmischung, regionaler Honig, Saatkugeln, Informationsmaterial über den Landkreis und natürlich meine Kontaktdaten drin", erklärt Jakobitz.

Die bereits frankierten Pakete werden in den kommenden Wochen und Monaten gepackt und unverschlossen an Ämter und Kommunen im Kreis verteilt. "Die Idee ist es, dass sich Bürgerinnen und Bürger das Paket selbst in ihren Orten abholen und an eine Person verschicken, bei der sie sich vorstellen können, dass sie wieder in den Landkreis zurückziehen möchte oder die sie einfach gern wieder hier haben möchte", so Sandra Jakobitz. Insgesamt 1.000 Pakete sollen es dann bis zum Jahresende sein.

Kampf gegen den Fachkräftemangel?

Die Pakete kommen einem Hilferuf gleich, erklärt Jakobitz. "Der Fachkräftemangel ist überall. Und auch wir möchten gern unsere alten Einwohner wieder zurückhaben. Gerne natürlich auch neue Zuzügler. Auch hier macht sich das mit dem Fachkräftemangel bemerkbar und wir möchten gerne wieder Einwohner haben."

Vor allem in den Berlin-fernen Regionen ist die Bevölkerungsentwicklung teilweise nach wie vor dramatisch. Die Stadt Eisenhüttenstadt etwa hat seit 1989 mehr als die Hälfte der Einwohner verloren. Viele seien der Arbeit hinterhergezogen, sagt Jakobitz.

"Und jeder, der sagt, ich möchte dem so ein kleines Päckchen zukommen lassen und mal ganz lieb sagen: 'Wir vermissen dich, komm doch wieder'" - der könne ein Paket holen und versenden. "So werden die Päckchen dann deutschlandweit verteilt."

Initiatorin: schon Erfolg, wenn nur eine Rückmeldung

Der Beeskower Anwohner Gunnar van der Lindt steht den Care-Paketen zwiespältig gegenüber. Grundsätzlich sei das eine gute Idee, findet er, es reiche aber bei Weitem nicht aus. "Meine Geschwister sind alle im Westen", sagt er. "Und die kommen auch nicht wieder zurück." Das Problem seien doch die Lebensumstände. "Dann sollten sie die gleichen Lebensstandards wie im Westen haben - und dann kommen die zum Teil auch zurück. Aber nicht wegen so einem Care-Paket."

Sandra Jakobitz von der Willkommens- und Rückkehrer-Initiative ist da etwas pragmatischer. Wenn sich der erste Weggezogene bei ihr melde, so ihre Meinung, dann sei das Rück-Carepakete-Projekt schon ein Erfolg.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.03.2025, 15:10 Uhr

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17 Kommentare

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  1. 16.

    Komisch, die Leute die so gern auf dem Land leben , höre ich gar nicht mehr? Hey wo seid Ihr alle? Die ihr das Dorfleben und das flache Land so lieben und Städte verteufeln. Wenn’s aber ums Vergnügen geht fahr ich in das Scheiss Berlin schaue mir ein tolles Konzert an , gehe zu einem spannenden Fußballspiel , gehe mal mit meiner Frau ganz fein essen und fahre dann seelig wieder zurück in meine vermeintliche Idylle wo ich in meinem Eigenen Haus lebe , womöglich immer noch abzahle und nicht weiß an wen ich es später mal unter Wert verkaufen kann. Ist drastisch, ich weiß. Aber RealitätLeute wacht auf und kämpft um jede Buslinie,jede Arbeitsmöglichkeit, jeden Tante Emma Laden , jede Apotheke! Dann kommen vielleicht auch wieder Einwohner aber nicht mit sogenannten Care Paketen locken . Das ist eindeutig ein Flop.

  2. 15.

    Wenn ich so die Kommentare durchlese, dann sehe ich da nicht wirklich jemanden der in die Region (zurück) ziehen würde! Als Verantwortlicher für die Aktion würde mich das mehr als nachdenklich machen. Ich denke, das allein schon das Porto zu viel ist für eine Aktion die keine wirkliche Chance auf Erfolg hat.

  3. 14.

    Eisenhüttenstadt und Umland, wären mir auch viel zu dicht, am feindlichen Russen dran - einfach zu weit Östlich(selbst für Ostdeutschland) und dazu noch, die überdurchschnittlich hohen AfD Werte in Ost-und Südostbrandenburg.
    Nazis und Russen in der Nähe - muss Nicht sein.

  4. 13.

    Wer will schon freiwillig ins Land Ohne Sonne?:-)

  5. 12.

    Hmmjam, lecker Brotbackmischung und Honig, da kann man sich als Eingeborener jetzt ja mal schön bevorraten.
    An die Zurückgebliebenen: Wer das eine will (keine Ausländer), muss das andere mögen (Fachkräftemangel).

  6. 11.

    Ich mag Eisenhüttenstadt und das Umland sehr und könnte mir grundsätzlich auch vorstellen dort zu leben. Aber ich fühle mich bei den Wahlergebnissen für due AFD dort leider nicht sicher. Vielleicht statt Care-Pakete zu packen, mal ernsthaft die Faschisierung angehen...

  7. 10.

    Schöne Idee, gefällt mir. Trotzdem haben da 34% die AfD gewählt, wer zieht denn da freiwillig wieder hin, wenn man woanders frei und sicher leben kann?

  8. 9.

    Lächerlich! Wie da jemand schon sagt : Wegen einem Care Paket wird niemand wiederkommen . Der Artikel sagt es doch . Die Leute brauchen Arbeit um zu leben . Und dann wollen sie auch noch was erleben. Beides ist Mangelware auf dem Land. Gerade wird gemeldet das in Neutrebbin der letzte Supermarkt schließt, in Guben wollen sie Weggezogene mit Mietfreien Wohnungen locken . Wird alles nicht helfen . Leute seid realistisch. Allein die Natur und Ruhe bringt es nicht . Zumal wir in Berlin sehr viel Natur haben wie jeder weiß

  9. 8.

    In vielen Städten/Kommunen/Landkreisen in Brandenburg, fehlt doch zuerst einmal bezahlbarer Wohnraum - das ist doch, eines der Hauptprobleme.
    Zuzug/Zuwanderung ist doch selbst, in vielen Brandenburger Orten und Städten kaum noch möglich - da, ist es auch vollkommen egal, welche Hautfarbe, oder Religion ein Mensch hat !!!
    Sie vergessen dabei auch, die Brandenburger Landtagswahlen - da haben viele Kommunen und Wahlkreise - immer noch Demokratisch Rot, unseren MP Lausitz und Genossen gewählt, LG.

  10. 7.

    Meine Frau ist sichtbar nicht aus Europa, aber hoch qualifiziert. Wir machen beide einen großen Bogen um die neuen Bundesländer, obwohl wir die Gegenden schön finden. Eigentlich hätte ich dort auch gerne ein Häuschen mit Garten. Auch Camping wäre nett. Aber wir fühlen uns dort weder wohl, noch sicher. Man wird immer Mal wieder bedrohlich angesehen, oft von tätowieren Männern. Die hohen AFD-Werte bestätigen unsere Sorge.
    Wirklich schade und verschenkt es Potential.

  11. 6.

    Falls Sie sich wirklich informieren wollen und nicht nur ihre gefühlte Meinung ablassen wollen.
    Von den ca. 10 Millionen Menschen mit Migrationshintergund, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, sind über 6 Millionen (etwa 56%) in einem Erwerbsverhältnis. Das sieht bei den 59 Millionen Deutschen ohne Migrationshintergrund etwa ähnlich aus. Von denen sind 32 Millionen (etwa 54%) erwerbstätig. Anmerkung: Nichterwerbstätge sind natürlich auch Kinder, Jugendliche, Renter und Kranke. Insgesamt sind von den 84 Millionen Menschen etwa 44 Millionen erwerbstätig. Durch die Überalterung wird in den nächsten 10 Jahren die Zahl der Erwerbstätigen noch weiter abnehmen.
    Also schalten Sie mal Ihre Empörungshaltung etwas runter und beschäftigen sich lieber mit der Materie und den realen Zahlen.
    Weitere Informationen finden Sie übrigens bei destatis.

  12. 5.

    Da kann ich noch einen drauf setzen: Hatte mal die Absicht nach Meißen zu ziehen und dort zu arbeiten. Hat damals (leider) nicht geklappt. Heute bin ich dem Himmel dankbar, dass ich da nicht gelandet bin: Wahl 2025 /Zweitstimmen/ AfD: 43,6%! In diese Region werde ich totsicher nicht mehr fahren!

  13. 4.

    Volle Unterstützung für Ihre Argumentation.
    Warum sollte man in eine Gegend ziehen in der die Bevölkerung so schnell sinkt und die AfD so stark ist.

    LG.

  14. 3.

    AfD: 38,2 %
    (Wahlergebnis Bundestagswahl 2025 Frankfurt (Oder) - Oder-Spree)

    Nicht wundern, dass niemand von den "MILLIONEN" dort hin ziehen und arbeiten will. Ich. halte mich auch gerne fern.

  15. 2.

    Die sind in die Regionen gezogen, wo es gut bezahlte Arbeit gibt. Von guter Verkehrsanbindung, medizinischen und kulturellen Angeboten ganz zu schweigen.
    Ich bin vor 15 Jahren aus Ostbrandenburg weggezogen. Mich zieht nichts mehr in eine Region, die immer brauner wird und wo es heißt "Ausländer raus!"

  16. 1.

    Seit 2015 sind mehrere MILLIONEN Leute ins Land gekommen ?? Sind die auch arbeiten oder liegen uns auf den Sozialkassen.. Das ist doch nicht mehr feierlich!?