Susanne Rieckhof - Landrat von Dahme-Spreewald beurlaubt seine Stellvertreterin

Do 05.09.24 | 10:15 Uhr
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Susanne Rieckhof (Foto: rbb/Friedrich)
Audio: Antenne Brandenburg | 05.09.2024 | Isabelle Schilka | Bild: rbb/Friedrich

In der Kreisverwaltung Dahme-Spreewald brodelt es: Landrat Sven Herzberger hat seine Stellvertreterin Susanne Rieckhof beurlaubt. Als Grund nennt er zerstörtes Vertrauen. Mit einer mutmaßlichen Spendenaffäre soll der Vorgang nichts zu tun haben.

  • Stellvertreterin des Landrats in Dahme-Spreewald ist beurlaubt
  • Grund ist laut Landrat ein schwerwiegender Fehler in der gemeinsamen Zusammenarbeit
  • Mögliche Spendenaffäre um abberufenen Wirtschaftsförderer des Kreises soll kein Thema dabei sein
  • Untersuchungsausschuss zu der mutmaßlichen Spendenaffäre wird es nicht geben

Die Spitze der Kreisverwaltung Dahme-Spreewald befindet sich im Umbruch. Vize-Landrätin Susanne Rieckhof ist beurlaubt worden, wie Landrat Sven Herzberger in einer Kreistagssitzung am Mittwoch sagte. Zuerst hatte die "Lausitzer Rundschau" [www.lr-online.de, Bezahlinhalt] darüber berichtet.

Der Sonderkreistag am Mittwoch war auf Antrag der AfD-Fraktion einberufen worden. Hintergrund ist eine mutmaßliche Spendenaffäre um den ehemaligen Chef-Wirtschaftsförderer des Kreises.

Missbrauchtes und zerstörtes Vertrauen

Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung seien laut "Rundschau" bereits am Montag darüber informiert worden, dass Rieckhof von all ihren Dienstgeschäften entbunden wurde. Vor allem die mutmaßliche Spendenaffäre wird als Grund für die Beurlaubung genannt, nach rbb-Informationen aus dem Umfeld der Kreisverwaltung gibt es aber auch eine spürbare Abneigung zwischen Herzberger und Rieckhof. Herzberger hatte die Befugnisse seiner Stellvertreterin nach der Wahl deutlich eingeschränkt.

Herzberger bestätigte in der Sitzung am Mittwoch, dass seine Stellvertreterin Rieckhof beurlaubt worden ist. Herzberger habe Kontakt zum Innenministerium aufgenommen und will die nötigen Unterlagen für ein Disziplinarverfahren noch in dieser Woche übergeben.

Herzberger erklärte engtgegen anderslautender Berichte, dass die Beurlaubung nichts mit dem Wahlkampf des letzten Jahres zu tun habe. Er habe Rieckhof beurlaubt, weil sie sein Vertrauen missbraucht und zerstört habe. Davor habe er sich rechtlichen Rat gesucht. Es habe sich um einen schwerwiegenden und nicht zu entschuldigenden Sachverhalt gehandelt, so Herzberger. Rieckhof trage dafür die persönliche individuelle Verantwortung. Herzberger betonte noch einmal, dass keine Partei und keine andere Gruppe beteiligt sei. Es handele sich um ein Vergehen in der gemeinsamen Zusammenarbeit, nicht aus der Wahlkampfzeit, in die die mögliche Spendenaffäre fällt.

Eine weitere Beschäftigung von Rieckhof hätte laut Herzberger eine schweren Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit seiner Behörde bedeutet. Herzberger erklärte dabei, dass er befürchte, als direkter Vorgesetzter nicht mehr an Informationen zu kommen, die ihm zustehen würden. Rieckhof habe bereits über einen Anwalt Stellung genommen. Weitere Details nannte Herzberger im öffentlichen Teil der Sitzung nicht.

Kein Untersuchungsausschuss zur Spendenaffäre

Der ehemalige Chef-Wirtschaftsförderer des Landkreises, Gerhard Janßen, soll 2023 Spenden für den SPD-Landratswahlkampf von Rieckhof eingetrieben haben. Dafür soll Janßen Unternehmer in sein Büro in Wildau eingeladen haben, um diesen Treffen einen öffentlichen Charakter zu geben. Rieckhof soll laut dem Zeitungsbericht persönlich bei den Treffen anwesend gewesen sein. Sie war bei der Wahl unter anderem gegen den späteren Wahlsieger Sven Herzberger angetreten.

Vor der Kreistagssitzung am Mittwoch bestätigte der Landkreis den Vorgang auf rbb-Nachfrage nicht. Rieckhof habe sich einen Anwalt genommen, Informationen zum laufenden dienstrechtlichen Verfahren gebe es nicht , hieß es.

Um die mutmaßliche Spendenaffäre rund um den ehemaligen Wirtschaftsförderer Janßen drehte sich in der Kreistagssitzung noch ein Antrag der AfD-Fraktion. Die Fraktion forderte dabei die Einrichtung eines Untersuchungsauschusses. Dieser solle die Vorgänge um die Einwerbung von Wahlkampfspenden in der Wirtschaftsförderungsgesellschaft untersuchen.

Laut Antrag sollte die Dauer des Ausschusses auf sechs Monate begrenzt sein, der Antrag war allerdings am Abend mit deutlicher Mehrheit abgelehnt worden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.09.2024, 6:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Denk ich auch. Sie ist eine Kämpferin und läßt, ließ, sich nicht die Butter vom Brot wegnehmen. dafür mußte Sie bezahlen, schäbig.

  2. 10.

    Unter den neuen Seilschaften wird es dann bestimmt besser, oder vielleicht doch nicht?

  3. 9.

    Herzberger, das war doch der, dem in den nördlicheren Gefilden von LDS keine Träne nachgeweint wurde, oder?

  4. 8.

    Oder kurz: „Ich weiß zwar gar nicht, was los ist, aber man wird ja wohl noch spekulieren dürfen!“

  5. 7.

    Der Landrat fängt zwei Fliegen mit einer Klappe: er entledigt sich einer Wettbewerberin und bekommt eine Stelle für seine arbeitslosen Kumpels, die in der Politik nichts geworden sind. Da ist Janßen Beifang. Blöd nur, dass er keine Beweise für die vermeintliche "Spendenaffaire" vorlegen kann - sonst hätte er doch längst mehr als Gerüchte verbreitet.

  6. 6.

    Ein Landrat hat auch Personalverantwortung, und die übt Herr Herzberger aus. Mir als ein in der Gemeindevertretung Schönefeld mitarbeitender Bürger ist in den letzten Jahren immer mehr der Stillstand im mehr als 30 Jahre SPD-geführten Landratsamt LDS aufgefallen. Schulbauprojekte wurden auf die lange Bank geschoben, die kommunale Gesundheitsversorgung wurde verscherbelt usw. usf. . Und dann organisiert die Wirtschaftsförderung auch noch einen Wahlkampfspendentermin für Frau Rieckhoff. Filz oder früher nannte man es "alte Seilschaften" war gefühlt schon über Jahre eine Bremse für die Entwicklung von LDS. Und das nicht erst bei Herrn Loge als Landrat, sondern schon unter Herrn Martin Wille.

  7. 5.

    Eine (zu) starke Frau vielleicht?! Ggf. sogar kompetenter?! Sie war ja immerhin Gegenkandidatin.

    Eigentlich ist es aufgrund der Berichterstattung und der fehlenden Darstellung der zweiten Seite unmöglich sich ein Bild zu machen, geschweige ein Urteil zu fällen.

  8. 4.

    Falsch! Wie in jedem normalen Dienstverhältnis auch muss immer die gegenseitige Chemie und das Vertrauen vorhanden sein, ansonsten ist ja wohl keine Zusammenarbeit möglich, ist doch logisch !

  9. 3.

    Kaum ist der Herr Herzberger im Amt, schon fängt er an, herumzustänkern?
    Hat er nichts Wichtigeres zu tun? Gewählt wurde er doch, um sich um die Belange der Gemeinden/des Kreises zu kümmern.

  10. 2.

    Wenn der Landrat den Eindruck hat, dass seine Stellvetreterin gegen ihn arbeitet, muss er handeln. Denn wenn es in der Verwaltungsspitze einen Konflikt gibt, muss er gelöst werden, sonst ist das zum Nachteil des Landkreises. Über das Wie, ob die Maßnahme des Landrats rechtlich zulässig ist, befinden jetzt die Arbeitsrechtler.

  11. 1.

    Der Landrat sollte sich besser mit seinem Landkreis beschäftigen, als mit internen Personalfragen!

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