Verwirrung am Checkpoint Charlie - Martin Luther King reiste vor 60 Jahren ohne Pass nach Ost-Berlin

Fr 13.09.24 | 12:19 Uhr
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Archivbild:13.09.1964, Deutschland, Berlin:  Der amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King (l-r), Bischof Otto Dibelius und der Regierende Bürgermeister Willy Brandt.(Quelle:picture alliance/dpa)
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Ein Abstecher nach Ost-Berlin war gar nicht vorgesehen, und dann fehlte auch noch der Pass: Vor 60 Jahren, am 13. September 1964, machte sich Martin Luther King bei einem Besuch in West-Berlin überraschend auf den Weg in den Ostteil der geteilten Stadt.

Die DDR-Grenzer am Checkpoint Charlie waren nach Angaben von Zeitzeugen verblüfft, ließen den amerikanischen Bürgerrechtler und Pastor aber tatsächlich ohne Pass mit einem "Scheckausweis" passieren - so steht es in Stasi-Akten. Wenig später hielt King in der Marienkirche am Alexanderplatz vor Hunderten eine Rede, die in die Geschichte einging.

Berlin: "Symbol für die Trennungen der Menschen auf der Erde"

Kings Rede in Ost-Berlin drei Jahre nach dem Mauerbau vom August 1961 hatte es in sich. Der Amerikaner nannte die Stadt ein "Symbol für die Trennungen der Menschen auf der Erde". Und weiter: "Hier, egal auf welcher Seite der Mauer, sind Gottes Kinder, und keine menschengemachte Barriere kann diese Tatsache auslöschen." Es gebe ein verbindendes Schicksal, dem man nicht entrinnen könne.

King sprach sogar von der Versöhnung, "wo immer Menschen 'die trennenden Mauern der Feindseligkeit niederreißen'". So hat es die DDR-Staatssicherheit aufgezeichnet. Nach der Rede, das berichteten Zeitzeugen, sang ein Chor "Go down Moses" mit der Schlusszeile "Let my people go": Lass meine Leute frei.

Veranstaltungsreihe der Kirchen

An Kings Besuch erinnert die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in den nächsten Tagen mit einer Veranstaltungsreihe. An diesem Freitag gibt es in der Marienkirche eine Feier mit der belarussischen Menschenrechtsaktivistin Olga Karatch und später ein Konzert mit Jocelyn B. Smith in der Sophienkirche, wo King 1964 ebenfalls sprach. Am Sonntag predigt der Theologe und ehemalige DDR-Außenminister Markus Meckel im House of One. Daneben gibt es diverse weitere Veranstaltungen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.09.2024, 12:25 Uhr

8 Kommentare

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  1. 6.

    lieber Leser, reg dir nisch off, dauert halt noch bissl, mit dem....."es gehört zusammen, was zusammen gehört" ....... und merke grad, paar unterschiedliche Denkweisen sind hier sogar wichtig und erhaltenswert, bis die "Denker" gestorben sind
    Grüße aus dem Osten an die Klugen von Drüben ........


  2. 4.

    Wie peinlich ist das denn, „Zonenregime“?
    Geht's nicht noch ein wenig mehr Adenauer-BILD-artig? Wie wäre es z.B. mit „DDR“ (in Anführungszeichen)?

    War nett von Ihnen zu lesen.

  3. 3.

    Sicher hat man das gewusst, war ja eine öffentlich Rede, die er gehalten hat.

  4. 1.

    Davon hat man aber im Osten nichts erfahren, ich war ja erst 4.

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