Abgeordnetenhaus - Berliner Grüne werfen schwarz-roter Koalition Sozialabbau vor

Di 15.10.24 | 14:15 Uhr
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Archivbild:Bettina Jarasch (Bündnis90/Die Grünen), Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, spricht am 14.12.2023.(Quelle:picture alliance/dpa/J.Kalaene)
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Audio: rbb88.8 | 15.10.2024 | Ute Schuhmacher | Bild: picture alliance/dpa/J.Kalaene

Dass das Land Berlin und die Bezirke bis November keine neuen Verträge mehr mit freien Trägern schließen dürfen, ist aus Sicht der Grünen bereits jetzt ein Sozialabbau. Die freien Träger müssten Mitarbeitende bereits jetzt vorsorglich zum Arbeitsamt schicken, weil unklar ist, wie und ob es ab Januar weitergehe, kritisierte Bettina Jarasch, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, am Dienstag. "Man macht soziale Projekte, die keinen Puffer haben, kaputt, einfach weil man es selber nicht rechtzeitig hin gekriegt hat zu sparen."

Die Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Gabriele Schlimper, bestätigte das Problem. "Soziale Projekte stabilisieren die Demokratie. Jedes Angebot, das zurückgefahren wird, öffnet die Tür für Populisten."

Als Beispiel für soziale Kürzungen nannte sie die Straffälligenhilfe. Hier wurden bereits in diesem Jahr bei verschiedenen Projekten 4 bis 25 Prozent gekürzt. 38 Prozent der Häftlinge, die aus der Haft entlassen werden, hätten keine Wohnung. Bekämen sie keine Unterstützung, sei das eine Entlassung in die Wohnungslosigkeit, so Schlimper.

Jarasch: Kürzungspotential bei Spaßbad und TVO

Aktuell untersagt es der schwarz-rote Senat bis November, für das kommende Jahr neue Verträge mit freien Trägern abzuschließen. Im November will sich die Koalition einigen, wo tatsächlich im kommenden Jahr gespart werden soll. Dann soll auch klar werden, welche Projekte fortgesetzt werden können. Drei Milliarden Euro muss die Koalition im kommenden Jahr einsparen.

Gefragt nach Sparvorschlägen, nannten die Grünen unter anderem das geplante Spaßbad in Pankow. Das stehe schon seit Jahren in der Investitionsplanung Berlins, Planungsunterlagen gebe es aber noch immer nicht. Hier müsse man sich ehrlich machen, sagte Jarasch.

Auch bei der Tangentialverbindung Ost (TVO) sehe sie Kürzungsnotwendigkeiten, so Jarasch weiter. Vor allem auch deshalb, weil der Bund so gut wie kein Geld mehr für den Bau dazu gebe. "Gerade jetzt kann das Land Berlin es sich nicht leisten, alle Straßenprojekte auch noch aus eigenen Mitteln zu bezahlen."

Die Grünen schlagen deshalb vor, die TVO entweder ganz zu streichen oder eine schmalere Straße zu bauen. Das 29-Euro-Ticket würden sie ebenfalls streichen. Nicht verzichten wollen die Grünen aber auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Da dürften aus ihrer Sicht auch Kredite für neue U-Bahnzüge aufgenommen werden. Dass die schwarz-rote Koalition die Angleichung der Beamtenbesoldung erstmal nicht vollzieht, bezeichneten die Grünen bei der aktuellen Haushaltslage als richtig.

Sendung: rbb88.8, 15.10.2024, 13:00 Uhr

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22 Kommentare

  1. 21.

    Ach, die ist anscheinend tatsächlich noch in Berlin, zumindest für Berlin agierend.
    Besonders schön finde ich den Satz: "Man macht soziale Projekte, die keinen Puffer haben, kaputt, einfach weil man es selber nicht rechtzeitig hin gekriegt hat zu sparen." - ist bestimmt rückblickend selbstkritisch zu deuten.
    Ist/sind diese Dame/Grünen eventuell milde zu stimmen, wenn parallel zur Tangentialverbindung auch 2-3 Meter breite Radwege zustande kommen?

  2. 19.

    Warum verzichten die Politiker nicht mal auf Teile der Diäten oder verzichten auf die Steuer-Frei-Pauschalen... Das spart schon eine Menge Geld...

  3. 18.

    Die „Grün:innen“ wieder... Alles „aufessen“ und Schulden für Investitionen? Und das Beste: „Ich“ bestimme die Moral wer was zu bekommen hat...
    Gegenvorschlag: Wieviel Prozent des Haushaltes kann für Soziales verwendet werden? 20% müssen reichen und wirken gegen Verschwendung(sprojekte). Wie zu Hause übrigens auch.
    Wenn über 50% „verfrühstückt“ wird, dann reicht das Geld nie. Es ist immer weg.

  4. 17.

    Frau Jarasch sollte mal ganz ruhig sein. Sie als Senatorin hat den ganzen Mist mit zu verantworten.

  5. 13.

    Wo sie techt hat, hat sie recht! Spaßbad in Pankow? Brauchen wir nicht. TVO-Neubau? Kann weg! Sber daß die vielen sozialen Projekte, wie Wohnungen für entlassene Häftlinge ind Projekte gegen Rechts usw. httichen werden, ist ein Skandal und wird mehr Kosten bringen!

  6. 12.

    Mir ist egal was die Grünen (Frau Jarasch) sagt bzw. gesagt haben, haben gegenwärtig eh Nichts zu melden.
    Leider aber auf mancher Bezirksebene, und aber leider nur bzgl. Verkehr.

  7. 11.

    Mir ist egal was die Grünen (Frau Jarasch) sagt bzw. gesagt haben, haben gegenwärtig eh Nichts zu melden.
    Leider aber auf mancher Bezirksebene, und aber leider nur bzgl. Verkehr.

  8. 10.

    "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die letzten beiden Koalitionen sehr fahrlässig gehaushaltet und damit ganz entscheidend zur aktuellen finanziellen Schieflage beigetragen haben."

    Also unter den letzten beiden Koalitionen sprudelten die Einnahmen. :)

    Ernsthaft: war sicherlich nicht gut, aber die Schieflage ist ja ein deutschlandweites Problem. Und letztendlich auch in vielen Ländern der EU. Hinzu kommt das Ergebnis des Zensus, was weniger Zahlungen des Bundes bedeutet.

  9. 9.

    Die Energiewende ist keinesfalls sozial unverträglich gestaltet. Es gibt unzählige Fördermöglichkeiten, mit denen die Modernisierungsumlage stark reduziert werden kann. Die Energiewende ist leider notwendig und muss ein Stück weit von allen getragen werden

  10. 8.

    "insbesondere durch die sozial unverträglich gestalteten Energiewende."

    Die Energiewende wurde 16 Jahre lang von den Konservativen gestaltet. Natürlich ist sie sozial unverträglich. Das macht schließlich konservative Politik in diesem Land aus.

  11. 7.

    Tja, wer schwarz wählt kann schwarzsehen bei Sozialem. Es ist schon fatal, wenn gerade in Zeiten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Unsicherheit der soziale Puffer weggezogen wird. Der oft der EINZIGE Punkt/Ort für Menschen ist, die sich sonst keine gesellschaftliche Teilhabe oder Unterstützung erkaufen können.
    Wo noch Sparpotenzial ist, ist die A100-Verlängerung. Da kostet jeder Meter mittlerweile 250.000€ !! Und ja, eine Bundesautobahn zahlt der Bund. Aber Berlin muss dafür einiges an Planungskapazitäten vorhalten, was viele Ressourcen bindet, die anderweitig in Behörden benötigt werden. Durch Umschichtung auf A100 in Soziales ließe sich auch ein Haushalt im Sozialen stabilisieren (denn Auto fahren diejenigen, die es sich noch leisten können).

  12. 6.

    Die Grünen sind doch einer der treibenden Kräfte beim Sozialabbau, insbesondere durch die sozial unverträglich gestalteten Energiewende.

  13. 5.

    Da bin ich ganz Ihrer Meinung und Fr. Jarasch soll mal den Ball ganz flach halten, gerade diese Person... die den größten Chaos verschuldet hat.

  14. 4.

    Die Parkgebühren sollten selbstverständlich steigen! Da sind wir in Berlin auf einem sehr niedrigen Niveau, zumindest beim Anwohnerparken.
    Das sage ich als Autofahrer.

  15. 3.

    Mit Blick auf die TVO fragt man sich schon warum unbedingt im sozialen Bereich gekürzt wird. Gerade in einer Stadt wie Berlin.
    Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die letzten beiden Koalitionen sehr fahrlässig gehaushaltet und damit ganz entscheidend zur aktuellen finanziellen Schieflage beigetragen haben.
    Frau Jarasch hängt ihr Fähnchen auch stets in den Wind.

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