Wandlitz - Studentendorf will Hochschul-Standort für Demokratieförderung auf Bogensee-Areal

Do 17.10.24 | 10:41 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Archivbild:Wandlitz OT Lanke im Bundesland Brandenburg Gebäudekomplex am Bogensee im Barnim ehemalige NS-Reichspropagandaschule, zu DDR Zeiten FDJ-Hochschule Wilhelm Pieck am 03.05.2024.(Quelle:imago images/J.Ritter)
Audio: Antenne Brandenburg | 16.10.2024 | Klaus Lampe | Bild: imago images/J.Ritter

Das Gelände, auf dem die Villa von Goebbels und eine FDJ-Hochschule stehen, könnte ein Hochschul-Standort werden. Dieses und andere Konzepte soll die Berliner Finanzverwaltung prüfen. Auch ein Abriss ist nicht vom Tisch. Von Kirsten Buchmann

Das brachliegende Areal am Bogensee bei Wandlitz (Barnim) könnte ein internationaler Hochschul-Standort werden. Das schlägt der Vorstand des Berliner Studentendorfs vor. Ein Schwerpunkt eines Hochschulstandorts auf dem Bogensee-Areal solle die Demokratieförderung sein, sagte Studentendorf-Vorstand Andreas Barz am Mittwoch.

Das Gelände könne Schritt entwickelt werden. Barz rechnet dafür mit Kosten von 150 Millionen bis 200 Millionen Euro.

Auf dem Gelände stehen eine Villa des ehemaligen nationalsozialistischen Propagandaministers Josef Goebbels sowie ein früherer FDJ-Gebäudekomplex. Das Land Berlin, dem das Gelände gehört, hatte sich zuletzt für eine Abriss der Gebäude und die Renaturierung ausgesprochen.

Bundesbauministerium will keinen Abriss

Widerspruch dazu kommt von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Laut einem Schreiben ihres Staatssekretärs Sören Bartol an die Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg, das dem rbb exklusiv vorliegt, setzt sich das Bundesbauministerium dafür ein, den Abriss zu verhindern. Es gehe darum, Möglichkeiten für den Enthalt und die Entwicklung des Geländes auszuloten.

Deshalb freue es ihn, so Bartol, "dass die Gemeinde Wandlitz die Chance ergriffen hat, sich um eine Förderung im Programm Nationale Projekte des Städtebaus 2024 zu bewerben." Schon im Sommer sei Wandlitz in das Förderprogramm aufgenommen worden. Die Gemeinde hatte sich stets gegen den Abriß und für alternative Nutzungskonzepte ausgesprochen.

Berliner Finanzverwaltung prüft Konzepte

Die Berliner Finanzverwaltung betont jedoch weiterhin: Wenn auch die aktuellen Bemühungen ins Leere liefen, werde Berlin keine andere Wahl bleiben als einen Schlussstrich zu ziehen und das Gelände zu renaturieren, sprich: die Gebäude abzureißen.

Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Finanzen in Berlin sagte, auch Privatpersonen, Verbänden und Unternehmen hätten Interesse an der Liegenschaft. "Die seriösen und potenziell realistischen Konzeptvorschläge" würden derzeit geprüft.

"In den letzten Jahrzehnten hat es nicht an Ideen zur Nachnutzung gefehlt, wohl aber an einer nachhaltigen Finanzierung und wirtschaftlichen Perspektiven", so die Sprecherin. Allein die Bewirtschaftungskosten lägen im Schnitt bei 250.000 Euro pro Jahr, im vergangenen Jahr sogar bei 280.000 Euro.

Die Kosten, um das Gesamtareal wiederherzustellen und zu erschließen, beziffert die Finanzverwaltung mit 300 Millionen Euro. Zwischen den Jahren 2019 bis 2022 habe das Land Berlin zudem etwa vier Millionen Euro für Notsicherungsmaßnahmen investiert. Für eine Abriss der Gebäude und die Renaturierung prognostiziert die Finanzverwaltung rund 40 Millionen Euro.

Finanzsenator würde Areal notfalls verschenken

Im Mai hatte der Berliner Finanzsenator Stefan Evers (CDU) gesagt, er würde die Liegenschaft notfalls verschenken. Die Finanzverwaltung betont, eine Schenkung "war und ist" ausdrücklich an Bund, Land oder die Kommune adressiert, "wenn es dann einer tragfähigen Nutzungsoption dient".

Katalin Gennburg von der Linken pocht darauf, das Areal müsse erhalten werden. Es gebe Geld, um dafür Konzepte zu entwickeln, und zwar aus dem Programm Nationale Projekte des Städtebaus 2024. Die Studentendorf-Idee sieht sie als "ernst zu nehmenden Vorschlag".

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.10.2024, 21:00 Uhr

Beitrag von Kirsten Buchmann

13 Kommentare

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  1. 13.

    Ohne PARTYLOCATION???? Geht garnicht.

  2. 11.

    Ich bin dafür, dass dieses Areal für Hochsicherheitstreffen, wie jetzt mit Selenskij und Biden, ausgebaut wird. Die globale Sicherheitslage wird sich nicht so schnell verändern und es wäre im Sinne der Zubeschützenden,den Beschützenden und der Bevölkerung. Langfristig gesehen wäre es auch kostengünstiger als halb Berlin abzusichern und lahmzulegen. Ein Bildungscampus in der Pampa macht eher keinen Sinn.

  3. 10.

    Endlich mal eine feine Idee! Grade in der jetzigen, von rechts bedrohten Lage, ein sehr wichtiges Zeichen!

  4. 9.

    „dass 300 000 Euro reichen zu Sanierung …“

    Ihre genannte Summe bezieht sich wohl auf die jährlich erforderlichen Bewirtschaftungskosten von 250. bis 280. 000 Euro der gesamten Liegenschaft. Mit Sanierung steht das überhaupt nicht in Zusammenhang. Natürlich könnten sämtliche Gebäude abgerissen und auf der Fläche Einfamilienhäuser errichtet werden. Einfamilienhäuser zu 300.000 Euro - wo gibt es solche Schnäppchen überhaupt noch?

    Ein Konzept für gemischte Nutzung(Wohnen, unterschiedliche Bildungseinrichtungen, Studentenwohnheime, Kleingewerbe)kann eine Möglichkeit sein, um dieses Gelände stückchenweise zu entwickeln. Wozu natürlich auch nötige Infrastruktur nicht fehlen darf. Ressourcenschonend wäre es sicherlich.
    Ohne Visionen …

  5. 8.

    Nachtrag: das PDF zur Antragstellung funktioniert plötzlich wieder.
    Man kann aber nur ein Projekt vorschlagen, dass in einer "Vorhabenliste ohne
    vorgesehene Beteiligung" steht. Wo ist diese?

  6. 7.

    Das hat jetzt mit der Erhaltung historischer Gebäude genau was zu tun?

  7. 6.

    Es gibt keine vernünftige Alternative zum Abriss. Wer möchte schon an so einem abgelegenen Ort studieren? Allein die Infrastruktur herzustellen und zu unterhalten, wäre ein finanzielles Fass ohne Boden.

  8. 5.

    Dem Linken „Forderer“ ist wohl entgangen, dass diese Partei in Brandenburg endgültig raus ist.

  9. 4.

    Ist die FDJ gemeint? Kennt die Autokorrektur wahrscheinlich nicht mehr.

  10. 3.

    Eine Hochschule für Gesellschaftswissenschaften jeder Art wäre dort ideal.
    Wie immer liegts am Geld und dem Einvernehmen der Länder Brandenburg und Berlin. Ist ja wirklich eine verzwickte Eigentümerlage zwischen Land Brandenburg, Land Berlin und dem Bund.
    Solch eine abgeschiedenen Lage hätte auch viel Freiraum für Freigeist.

  11. 2.

    Ich habe das Areal mehrfach besucht bei Spaziergängen.
    Um sich eine Meinung über die Zukunft zu machen fand ich das sehr hilfreich. Ich kann mir kaum vorstellen , dass 300 000 Euro reichen zu Sanierung, scheint über Haupt nicht realistisch. (Soviel kostet ein Einfamilienhaus ).
    Eine Nutzung ist Zukunft für die Uni? Zu weit weg, nicht realistisch.
    Ich würde es abreißen inclusive der Villa. Die braucht ebenfalls niemand.
    Am besten Mal im Winter schauen- alles undicht dort.

  12. 1.

    Ist das Studentendorf überhaupt hinreichend finanzstark, um diese Investition zu stemmen?

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