Der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) hat am Donnerstagnachmittag auf seiner Webseite [flb.de] mitgeteilt, wer im Halbfinale des Landespokals der Frauen gegeneinander spielen wird. Demnach empfängt Stahl Brandenburg den FSV Babelsberg 74, Blau-Weiß Beelitz trifft auf Grün-Weiss Brieselang. Die Partien werden "zeitnah angesetzt", heißt es in der FLB-Mitteilung nüchtern.

Zuvor hatte es in der Cottbuser Geschäftsstelle des Verbandes eine professionelle Auslosung gegeben - mit großer Lostrommel, "Losfee" und FLB-Aufsteller im Hintergrund. Die Auslosung wurde auch live auf Facebook übertragen.

Soweit, so unspektakulär. Das eigentlich Erstaunliche passierte zuvor. Es war nämlich die zweite Auslosung der Vorschlussrunde. Die erste fand bereits am 24. März und unter ganz anderen Rahmenbedingungen statt. Das beweist ein Video, das dem rbb vorliegt.

Gelost wurde auf dem Gelände des BSC Preußen 07 Blankenfelde-Mahlow - offenbar auf einer Massagepritsche. In einer kleinen Kaffeetasse mit Herzchen-Muster lagen vier gelbe Überraschungsei-Kapseln. Vor dem Ziehen wurden die Kapseln augenscheinlich nicht noch mal durchgemischt.

In der Folge gab es eine "schriftliche Beschwerde" des Landesligisten SV Grün-Weiß Brieselang. Das bestätigte die Geschäftsführerin des FLB, Anne Engel, dem rbb am Freitag auf Nachfrage. "Ich bin 30 Jahre im Frauenfußball tätig, aber sowas habe ich noch nicht erlebt - es muss doch wenigstens noch einmal durchgemischt werden", sagte der Trainer der Brieselangerinnen, Sven Thoß, dem rbb. Auch Engel pflichtete ihm bei: "Das war keine vernünftige Auslosung. So darf das natürlich nicht laufen, aber wir wussten davon nichts."

Verantwortlich für die erste Auslosung war der Frauen- und Mädchenausschuss des FLB. Sie habe deswegen auch viele Telefonate führen müssen, so Engel. Eine solche Auslosung sei ein No-Go, lautete der einhellige Tenor. "Es gab auch Gespräche mit den anderen Halbfinalisten - alle waren sich einig, dass so eine Auslosung nicht geht", sagte Thoß.

Der Verein aus dem Havelland habe erst Protest beim Sportgericht des FLB eingelegt, schilderte Thoß. Das sei aber nicht zuständig. Danach sei Widerspruch beim Mädchen- und Frauenausschuss des Verbandes eingelegt worden. Das Gremium habe den Protest aber abgelehnt. "Dann haben wir den FLB direkt kontaktiert", erzählt Thoß. Danach sei das Thema im Vorstand des Verbandes besprochen und die Auslosung daraufhin annuliert worden, so Engel.

In den sozialen Netzwerken wurde auch Kritik am Vorgehen Brieselangs laut: Der Tabellenführer der Landesliga habe nur das Duell gegen Regionalligist Babelsberg 74 verhindern wollen, so der Vorwurf. "Vermutlich haben diese Leute das Video der Auslosung nicht gesehen", entgegnete Thoß: "Der Pokalsieger spielt im DFB-Pokal, ist in der ersten Runde überregional präsent - da muss es schon exakt laufen."

Thoß will aber nicht nachkarten: "Ich will Frau Engel in Schutz nehmen, sie hat jetzt einen guten Job gemacht. Der FLB hat das gerade gebogen."

Engel sieht vor allem einen Imageschaden: "Wir verfolgen ein ambitioniertes Frauen- und Mädchenfußball-Projekt. So eine Aktion schadet da natürlich", sagte die FLB-Geschäftsführerin im Gespräch mit dem rbb. Es habe eine interne Aufarbeitung gegeben: "Das wird in Zukunft anders laufen, wir werden die Hauptverantwortung in Absprache mit den Ehrenamtlern neu verteilen."

Die ursprünglich ausgelosten Halbfinals sollten eigentlich am Sonntag (Beelitz gegen Brandenburg) und Mittwoch (Brieselang gegen Babelsberg) ausgetragen werden. Wann die neu ausgelosten Partien stattfinden, ist noch offen. "Das werden wir Anfang kommender Woche mit den Verantwortlichen der Vereine besprechen", erklärte Engel.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.04.2023, 21:00 Uhr