Fußball-Bundesliga - So ergeht es Unions Sommer-Abgängen

Fr 17.11.23 | 17:12 Uhr | Von Till Oppermann
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Morten Thorsby und Jordan Siebatcheu noch im Union-Trikot. (imago/Beautiful Sports
Bild: imago/Beautiful Sports

Beim 1. FC Union Berlin läuft es in den letzten Wochen historisch schlecht. Den 18 Spielern, die die Köpenicker im Sommer verlassen haben, bleibt die Niederlagenserie erspart. Trotzdem haben noch nicht alle ihr Glück gefunden. Von Till Oppermann

Es gehört zu den schöneren Traditionen an der Alten Försterei, dass Spieler auch dann noch mit einem lauten "Fußballgott" begrüßt werden, wenn sie nicht mehr für den 1. FC Union Berlin spielen. Das gilt auch, wenn sie sportlich keine großen Spuren hinterlassen haben. Insofern können sich nach diesem Sommer gleich 18 Spieler auf ihre Rückkehr nach Köpenick freuen.

Zum ersten Mal seit Jahren hatte Union keinen unangefochtenen Stammspieler verloren. Bekommen die Sommer-Abgänge bei ihren neuen Klubs die erhoffte Spielzeit? Eine kleine Auswahl der wohl prominentesten Sommerabgänge.

Jordan Siebatcheu

Er kam als Rekordtransfer, begann als Wunderstürmer und ging dann doch als Flop: Nach seinem anfänglichen Lauf mit sechs Torbeteiligungen in den ersten acht Spielen gelang Jordan Siebatcheu bei Union nicht mehr viel. Erst schoss er keine Tore, dann verlor er seinen Stammplatz an Kevin Behrens. Im Sommer wurde der Angreifer deshalb zu Borussia Mönchengladbach verliehen. Dort wartete Trainer Gerardo Seoane auf ihn, der ihn schon bei den Young Boys Bern trainiert hatte.

Weil Jordan der einzige robuste Stürmer im Gladbacher Kader ist, der in der Offensive Bälle festmachen kann, ist er beim Schweizer sehr gefragt. In seinen letzten beiden Einsätzen schoss er drei Tore und lieferte eine Vorlage. Auch wenn Jordan aktuell eine Adduktorenverletzung auskuriert, ist nicht unwahrscheinlich, dass Gladbach die Kaufoption über fünf Millionen Euro zieht.

Jamie Leweling

Ebenfalls mit Kaufoption verliehen wurde Jamie Leweling. Ein junger Spieler, den wohl jede Lotto-Tippgemeinschaft gerne in ihren Reihen hätte: Als Absteiger mit der SpVgg Fürth kam er zu Union und spielte plötzlich international. Im Sommer wechselte er dann vom Champions-League-Qualifikanten zum Relegationsteilnehmer der letzten Saison, dem VfB Stuttgart, aber während sein alter Verein Union nun gegen den Abstieg spielt, ist sein neuer Klub Stuttgart Tabellendritter.

Leweling kam dabei in allen elf Ligaspielen zum Einsatz. Während er anfang stets von der Bank kam, hat er mittlerweile einen Stammplatz auf dem rechten Flügel. In seinen letzten drei Spielen gelangen Leweling dabei zwei Torvorlagen. Die Siege gegen Union in der Bundesliga (3:0) und im DFB-Pokal (1:0) dürften ihm besonders viel Spaß bereitet haben.

Morten Thorsby

Thorsbys Jahr bei Union war für beide Seiten sportlich kein Erfolg. Durch seinen offenen Umgang mit einer Burnout-Erkrankung und seinem Einsatz für Klimaschutz brachte der Norweger aber einen neuen Ton in die Kommunikation des 1. FC Union. "Es ist so: Je besser ich Fußball spiele, desto größer ist mein Einfluss als Umweltaktivist. Niemand würde doch auf mich hören, wenn ich kein Fußballspieler wäre", sagte Thorsby einst.

So gesehen war sein Wechsel zum CFC Genua im Sommer die richtige Entscheidung. In Deutschland spielte er selten richtig gut, in Italien sieht es etwas besser aus: Bei zehn Einsätzen spielte Thorsby fünfmal von Beginn an, gegen die AS Roma gelangen dem Norweger beim 4:1 sogar ein Tor und eine Vorlage.

Sven Michel

Als Sven Michel im Januar 2022 am letzten Tag der Wintertransferperiode zu Union kam, sollte er den Schock-Abgang von Max Kruse kompensieren. Aber auch wenn Michel insbesondere im Endspurt seiner ersten Halbserie und in der Europa-League-Gruppenphase gegen Union St. Gilloise wichtige Tore schoss, blieb er in Berlin eher ein Nebendarsteller.

Michel, der in seiner Karriere in jedem Wettbewerb, in dem er gespielt hat - von der fünften Liga bis zur Europa League - mindestens ein Tor geschossen hat, wurde vor dem ersten Auftritt in der Champions League nach Augsburg verkauft. Dort spielt er zwar regelmäßig, aber sein einziges Tor für den neuen Verein hat er im August geschossen. Es klingt ein bisschen wie bei Union, könnte man sagen.

Timo Baumgartl

Der Innenverteidiger verbrachte zwei Spielzeiten bei Union. In seinem ersten Jahr war er fester Bestandteil der Dreierkette, bis er eine Horrordiagnose bekam: Hodenkrebs. Um Baumgartl während seiner Behandlung Sicherheit zu geben, verlängerten die Eisernen seine Ausleihe von der PSV Eindhoven. Nach einem emotionalen Comeback im September 2022 schaffte es Baumgartl aber nicht, sich wieder dauerhaft in die Mannschaft zu spielen.

Union verzichtete deshalb darauf, den 27-Jährigen fest zu verpflichten. Baumgartl zog es gemeinsam mit Paul Seguin von Union zu Schalke 04 in die 2. Bundesliga. Bei den Königsblauen war er anfangs Stammspieler, aber unter dem neuen Trainer Karel Geraerts hat Baumgartl seinen Stammplatz verloren. Aktuell stehen die Schalker auf dem Relegationsplatz.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.11.2023, 16:11 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

5 Kommentare

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  1. 5.

    Ach, haben Ihre hoch gelobten Probstheidaer Traditionalisten schonmal einen ähnliche, immer noch unglaubliche Entwicklung wie der FCU genommen; sind also innerhalb von vier Jahren von Liga Zwo in die Champions League gelangt und haben dementsprechend auch viele Umbrüche initialisieren müssen? I don't think so. Und diese immer wieder behauptete Mär, der Verein würde sich "mit aller Gewalt" als super duper Kultverein, der ja soo anders als alle anderen Vereine in Deutschland, ach was, der ganzen Welt darstellen, ist doch vollkommen an den Haaren herbeigezogen.

    Sie scheinen mir mindestens ein "wenig" neidisch darauf zu sein, dass der FCU eine Entwicklung genommen hat, die den Leipziger Traditionsvereinen verwehrt blieb. Und Ihren Frust darüber, dass eine solche aufgrund der Ansiedelung von RBL nahezu ausgeschlossen ist, müssen/sollten Sie nicht auf den FCU abladen, Fred-Werner.

  2. 4.

    Den 18 Spielern, die die Köpenicker im Sommer verlassen haben, bleibt die Niederlagenserie erspart."
    Das ist eben Profifußball -- in allen Vereinen. Dass der "Kultverein", der sich mit unerträglicher Penetranz als so andersartig darstellt, zumindest in der Saison '22/'23 SPITZENREITER in der Disziplin "Geringste Betriebszugehörigkeit" seiner F'götter ist, ist lachhaft!
    28 Monate war die durchschnittliche Vereinstreue.
    Wo ist da Tradition? Wie kann ich als Fan eine Identifikation mit den Spielern entwickeln?
    Ist doch egal, wer da auf dem Platz rumhampelt. Hauptsache ein Union-Trikot an.
    Ich bin damals wegen "meiner" Spieler (Frenzel, Geisler...., Friese, Müller) zur Loksche gegangen. Und nicht wegen irgendwelcher "Tradition" und "Vereinsmeierei".
    Übrigens hat sich gerade P. Breitner nicht gerade positiv zu den heutigen glattgespülten Profis geäußert.
    Tradition? Männel von Aue mit über 500 Spielen noch immer in Aue!!

  3. 3.

    Also, wenn man schon soo pauschal urteilt, ist vielleicht ein Blick auf das Gesamte von Vorteil. Geldgier ist vor allem im System mit der Ware SpielerIn. Sie werden gezwungen, auch an sich zu denken…man kann schnell weg vom Fenster sein…

  4. 2.

    Gehen sie nur aus Spaß an der Freude arbeiten? Das ist nun mal ein Beruf und kein Hobby.
    Jeder (auch Normalos)will wohl möglichst viel Geld verdienen, das hat nicht unbedingt was mit Raffgier und Geldgeilheit zu tun und alle über einen Kamm scheren ist auch Blödsinn.

  5. 1.

    Nichts mehr mit Traditionsverein !
    Heute spielt doch keiner mehr mit Leidenschaft und aus Spaß an der Freude , nee heute sind alle raffgierig und Geldgeil , Hauptsache ICH ICH ICH !

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