Union Berlins mögliche neue Trainer - Der Fischer und sein Nachfolger

Do 16.11.23 | 07:59 Uhr
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Unions Trainerstuhl (imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Fußstapfen so groß wie ein Berliner Bezirk und eine sportliche Aufgabe, die nur unwesentlich kleiner ist. Der Nachfolger von Urs Fischer bei Union Berlin tritt ein schweres Erbe an. Doch wer kann und sollte es (besser nicht) werden? Von Ilja Behnisch

Böse Menschen haben keine Lieder, heißt es, warum also in schweren Zeiten nicht einfach auf den Gesang besinnen? Und siehe da, Nina Hagen hat es schon immer gewusst, da sie in ihrer unlängst 25 Jahre alt gewordenen Vereinshymne des 1. FC Union Berlin singt: "Immer weiter, immer weiter, Eisern Union".

Ein wenig dürfen sie noch trauern rund um Union, der Länderspielpause sei Dank, dann aber sollte es alsbald etwas werden mit einem Nachfolger für den Schweizer, der mit den Köpenickern eine der größeren Erfolgsgeschichten in 60 Jahren Bundesliga geschrieben hat. Doch wer soll es werden? Wer kommt weshalb in Frage oder auch besser nicht? Und weil es der Kandidaten mehr gibt als Berlin Städtepartnerschaften hat (18), kommt hier ein Service-Angebot in Gruppenform.

Ex-Nationaltrainer

Jogi Löw und Hansi Flick hätten wohl Zeit und immerhin schonmal bewiesen, dass sie es können. Für den Schwarzwälder Löw spricht, dass er Quasi-Schweizer ist, das erleichtert womöglich den Übergang. Außerdem könnte er bei Union seine merkwürdige Versuchsreihe fortsetzen, die er noch während der letzten Europameisterschaft an Kevin Volland begonnen hatte, als er den Stürmer zum Linksverteidiger taktierte.

Sportlich und vermutlich auch menschlich passen Löw und Flick allerdings so gut zu Union wie ein Sechskantschlüssel zu Joghurt. Ebenfalls Ex-Nationaltrainer, verfügbar und ein Union-Match made in Fußball-heaven wäre hingegen der Italiener Antonio Conte. Der natürlich niemals kommen würde zu so einem vergleichsweise immer noch winzig kleinen Verein und der zudem viel, viel (viel (viel)) zu teuer sein dürfte. Andererseits hat man das von Leonardo Bonucci auch gesagt.

Ex-Union-Trainer

Was haben Karsten Heine und Frank Pagelsdorf gemeinsam? Sie sind verfügbar, sie waren schonmal Union-Trainer und sie haben einen besseren Punkteschnitt vorzuweisen als Urs Fischer. Der kommt in seinen 224 Partien für Union auf 1,53 Punkte pro Spiel, während Heine es auf 1,8 (in 50 Spielen) und Pagelsdorf gar auf 2,46 Punkte (in 69 Spielen) bringt. Etwas hinter Fischer rangiert Uwe Neuhaus (1,48 Punkte pro Partie), der ebenfalls verfügbar ist und sogar noch mehr Begegnungen auf dem Buckel hat als der Schweizer (253). Der Nachteil: bei Paar-Beziehungen nennt sich so etwas Bumerang-Liebe und das klingt nicht nur dämlich, sondern funktioniert auch eher selten.

Ex-Union-Profis

Streng genommen kommt einem hier an sinnvollen Kandidaten nur Steffen Baumgart in den Sinn. Andererseits trägt der Mann auch im Winter T-Shirts und auch während Bundesliga-Spielen eine Aura mit sich herum, als müsse er eigentlich dringend wieder zurück zu seinem LKW mit Terminfracht, der da mit laufendem Motor vor den Stadiontoren auf ihn wartet. Kurzum: Baumgart ist seine ganz eigene Gruppe und der perfekte Union-Trainer.

Und wer weiß, sollten dessen Kölner am kommenden Spieltag mit Pauken und Trompeten untergehen gegen den FC Bayern München und Baumgart dann den rheinischen Fischer machen, dann wäre der Weg ja auch frei für das Union-Mitglied mit mehr als nur einem Koffer in Berlin. Vermutlich aber kommt das, worüber man irgendwann mal sagen wird, dass es ja so kommen musste, dieses Mal noch zu früh. Timing ist eben keine Stadt in China. (Sorry.)

Ex-Hertha-Trainer

Bruno Labbadia, Tayfun Korkut, Sandro Schwarz — alle verfügbar. Spötter könnten nun behaupten: aus gutem Grund! Andererseits haben zumindest Labbadia und Schwarz außerhalb Berlins durchaus bewiesen, erfolgreich Bundesliga zu können. Außerdem sind alle drei sehr nett und vermutlich hyper-motiviert, zu beweisen, eben doch auch die Hauptstadt zu packen.

Ebenfalls ein Pluspunkt: Neben den Ex-Hertha-Spielern Lucas Tousart und Alexander Schwolow, die das Einleben erleichtern würden, sind die Drei womöglich noch in bestehenden Berliner Miet- oder gar Eigentumsverhältnissen organisiert. Angesichts des Wohnungsmarktes der Stadt ein nicht zu unterschätzender Punkt. Wem das alles zu weit hergeholt scheint, dem sei nur ein Wort entgegnet: Felix Magath.

Die üblichen Verdächtigen mit Bundesliga-Erfahrung

Ralph Hasenhüttl, André Breitenreiter, Markus Weinzierl, Bo Svensson, Thomas Reis, Oliver Glasner. Um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Und dann der Reihe nach. Hasenhüttl, zuletzt mit Southampton abgestiegen, davor erfolgreich in Leipzig und Ingolstadt, wäre ein geeigneter Kandidat, will aber vermutlich weiter in seinem Traumland England bleiben. Breitenreiter und Weinzierl passen gefühlt eher weniger (siehe Löw/Flick).

Svensson will so kurz nach dem Aus in Mainz ganz sicher noch nicht wieder in den Sattel. Reis, der in Bochum tolle Arbeit geleistet hat, könnte passen, braucht nach seinem auch erst vor kurzem erlittenen Schalke-Aus womöglich aber auch erstmal zwei bis zweihundert Runden auf dem Golfkurs extra. Bleibt Oliver Glasner, der in Wolfsburg (Champions League-Qualifikation) und Frankfurt (Europa League-Gewinn) grandios gearbeitet hat und eine angenehm leichtgängige Einstellung zum Leben hat, seit er 2011 fast an den Folgen einer im Spiel erlittenen Gehirnerschütterung gestorben wäre.

Glasner könnte genau die andere Ansprache in die Union-Kabine bringen, die die Mannschaft jetzt benötigt und von der Urs Fischer zum Abschied sprach. Bleibt die Frage, ob Union ihm attraktiv genug erscheint. Aber einfach mal einen fragen, der eventuell eine Nummer zu groß scheint, hat vor rund fünfeinhalb Jahren schon einmal sehr gut geklappt für Union.

Schweizer

Nun könnten Oliver Ruhnert, Unions Geschäftsführer Sport, und Co. natürlich gerade auch in der Not der Verlockung erliegen, besonders progressiv sein zu wollen. Einfach mal was anderes, was unerwartetes machen! Einen U19-Trainer berufen (Hallo, Herr Grote!) zum Beispiel. Oder sonst irgendwen, der die Bundesliga bzw. den Erstliga-Fußball nur aus dem Fernsehen kennt. Oder aber man setzt auf Bewährtes und also: auf die Schweiz!

Lucien Favre wäre frei, ein guter Freund von Urs Fischer, der zu Favres Hertha-Zeiten bei ihm hospitierte. Favre ist ein Fußball-Fachmann aus dem Regal Pep Guardiola und hat einst bei Borussia Mönchengladbach bewiesen, dass er Tote auferstehen lassen kann. Allerdings gilt Favre auch als kauziger als der Kauz. Der ziemlich kauzig ist. Ebenfalls zu haben ist der Schweizer Ex-Nationaltrainer Vladimir Petkovic, der wiederum überhaupt nicht kauzig ist, allerdings auch nicht sonderlich gut. Ansonsten auf der Liste und immerhin mit Supernamen gesegnet: Heiri Eggerschwiler, Marco Schällibaum und Gian Luca Privitelli. In diesem Sinne: "Immer weiter, immer weiter, Eisern Union."

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.11.2023, 09:15 Uhr

53 Kommentare

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  1. 53.

    „ Ist das Ignoranz oder was?“
    Ich würde sagen, das ist „ oder was“ …

  2. 52.

    Ich würde mir Jürgen Klopp wünschen, der spielt doch mit dem Gedanken, in die BL zurück zu kommen …

  3. 51.

    Also an Ihren Kommentar ist aber auch alles falsch!
    Schöne Grüsse von Dieter Nuhr …

  4. 50.

    „ Soviel Peinlichkeit ist kaum zu ertragen.“
    Da stimme ich Ihnen voll zu …

  5. 49.

    Stefan, ich habe doch auf die "Frage" von "DenkMal" geantwortet, die ja nun mal gar nichts mit Ihrer Hertha zu tun hatte. Mein kurzer Abriss bezog sich auf das Verhältnis zwischen dem FCU und dem, ähem, "DDR Rekordmeister". Dass Sie allerdings sofort den Pawlowschen Reflex ausgepackt haben, finde ich schon etwas seltsam. Die Hertha würde ich persönlich nicht als "Erzrivalen" bezeichnen und ihr auch kein diverses Publikum absprechen.

  6. 48.

    Vielleicht ist es auch gar nicht so wichtig, wer zuerst auf den Not-Aus-Schalter gedrückt hat. Gedrückt worden wäre er sowieso. Bei Union genau wie überall sonst.

  7. 47.

    Das wird keinesfalls ignoriert.
    Es fällt nur schwer, das auch zu glauben. Die Mechanismen sind doch bekannt und immer die gleichen.
    Auch wenn man in Köpenick, nach außen, immer "anders" sein will.
    Jeder hat gewusst, dass Fischer und Union keine Zukunft haben.
    Nur in Köpenick wollte das keiner wahrhaben. Jetzt wird jedem, der Recht hatte, unterstellt, keine Ahnung zu haben und Union nicht zu verstehen. Dabei ist Union ein Club wie jeder andere und keinesfalls anders, wie man sieht.

  8. 46.

    Jetzt kann nur noch Pedda Neururer Union retten!

  9. 45.

    Als Erzrivale wird er, glaube und hoffe ich, diesmal nicht Hertha BSC, sondern BFC Dynamo Berlin meinen.
    Die Unioner waren soweit ich weiß, schon immer nicht besonders gut befreundet mit den "Biffzen", um es freundlich auszudrücken.

  10. 44.

    warum wird hier immer wieder ignoriert, das Urs Fischer von sich aus die Trennung angeboten hat. Er wurde nicht entlassen!!! Sowas soll es auch noch geben. Informiert euch, bevor hier immer wieder falsche Tatsachen behauptet werden. Ist das Ignoranz oder was?

  11. 43.

    Herr Glaudino, ich finde Ihren Text zur historischen Einordnung von des 1. FC Union und seiner Fans durchaus lesenswert, mit dem Sie sich wohltuend von dem unsachlichen Krawall anderer Kommentatoren abheben. Aber warum der unnötige Seitenhieb hinsichtlich der vermeintlich weit geringeren Heterogenität der Fanszene des "Erzrivalen"? Ich habe als langjähriges Hertha-Mitglied an der Vielfalt der Fanszene nicht das Geringste zu bemängeln. Und das war auch vor 25 Jahren schon so. Aufgrund familiärer Bindung kann ich auch den jüngeren und sehr lebendigen Teil der Fanszene ein wenig einschätzen und als absolut "klassenlos" bezeichnen.

  12. 42.

    Jetzt wird spekuliert wie bei einem ganz normalen Verein.

  13. 41.

    "Ein Trainer sollte schon zum Verein und zur Mannschaft Passen.
    Steffen Baumgard wird oft genannt, wäre vielleicht einer der Kandidaten."
    Der Herr "Baumgard" hat leider einen festen Job als Haarspraytester. Aber vielleicht lässt sich Sahra W. noch umstimmen und macht einen Trainerschein. Das wäre eine Win-Win-Situation für alle.

  14. 40.

    Es ist vor allem schade für Urs dass er vor den vermeintlichen leichteren Spielen entlassen wurde. Man ihm die Gelegenheit genommen hat die Kurve zu bekommen.
    Der einzige Verein mit Werten ist halt doch nur Freiburg, die stehen zum Streich, tatsächlich in guten, wie in schlechten Zeiten!

  15. 39.

    jupp heynkes ist auch grade ohne job

  16. 38.

    Zitat: "War Union nicht ein Verein der DDR Neonazis So wie Dynamo der Stasimitarbeiter"

    Ach du meine Güte, hier melden sich ja Kandidaten, um nicht zu sagen Kunden, die nun wirklich überhaupt keine Ahnung haben. Die Anhängerschaft des FCU war schon immer divers und galt den DDR-Oberen ab den 70er Jahren als eher unbequeme "Gammlertruppe", die dem Alkohol und auch der "Spaßrandale" nicht abgeneigt war und immer wieder auch "staatsfeindlich" auftrat. Und wie bei allen Vereinen gab's auch Neonazis unter den FCU Fans, die aber nicht das bestimmende Element waren. Ab Mitte/Ende der 80er nahm die 'Neonazi Dichte' bei vielen DDR Vereinen zu, wobei diese besonders beim BFC zu verzeichnen war und sich dort bis weit in die "Neuzeit" fortgesetzt hat; während der FCU sich nach den wilden 90ern ab der Jahrtausendwende ein neues Publikum erschließen konnte, das weit mehr heterogen als beim Erzrivalen ausfiel und heute eine bunte und gesunde Mischung aller 'Klassen' darstellt.

  17. 37.

    Zitat: "ich fände ja Martina Voss-Tecklenburg rischtisch jut"

    Geht's nicht noch 'ne Spur zynischer, Damir. Und wenn Sie schon einen auf Klischee Berliner machen wollen, hieße es ick statt ich. Und man sagt hier auch nicht "rischtisch", sondern "richti".

  18. 36.

    Ja klar, am besten sollten Zingler und Ruhnert sofort die Brocken hinschmeißen und dem FCU nicht länger im Wege stehen. Denn nur so kann der Verein nämlich noch gerettet werden. Also, manchmal fragt man sich wirklich . . .

  19. 35.

    Nööö, Joachim Llambi
    Wäre doch auch mal was anderes, die Tanzenden Fussballer.
    Nee, Spass beiseite
    Ein Trainer sollte schon zum Verein und zur Mannschaft Passen.
    Steffen Baumgard wird oft genannt, wäre vielleicht einer der Kandidaten.

  20. 34.

    Nööö, Joachim Llambi
    Wäre doch auch mal was anderes, die Tanzenden Fussballer.
    Nee, Spass beiseite
    Ein Trainer sollte schon zum Verein und zur Mannschaft Passen.
    Steffen Baumgard wird oft genannt, wäre vielleicht einer der Kandidaten.

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