Waldbrandforschung - Brandenburger Forscher: Laubbäume statt Kiefern nach Waldbränden gefragt

Do 27.02.25 | 11:59 Uhr
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Symbolbild: Flammen schlagen in einem Waldstück nahe Jüterbog in die Höhe am 05.06.2023. (Quelle: picture alliance/dpa/Fabian Sommer)
Video: rbb24 | 27.02.2025 | Nachrichten | Bild: picture alliance/dpa/Fabian Sommer

Experten haben sich fünf Jahre lang mit Waldbränden in Brandenburg beschäftigt. Sie empfehlen unter anderem, abgebrannte Böden lieber nicht anzufassen. Die Natur erhole sich nach Waldbränden auch von allein. Doch nicht überall läuft es gleich gut.

Wie gut erholt sich die Natur nach Waldbränden? Forscher haben nach jahrelangen Untersuchungen in Brandenburg festgestellt, dass Laubbäume wie vor allem die Zitterpappel die Flächen von alleine besiedelten und sich gut entwickelten. Sie sind demnach auch widerstandsfähiger gegen Feuer als Kiefern, wie es bei der Vorstellung von Forschungsergebnissen am Donnerstag hieß.

Untersucht wurden Flächen in Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) und Jüterbog (Teltow-Fläming), die 2018, 2019 und 2022 von Bränden betroffen waren.

Fünf Meter hohe Bäume drei Jahre nach Waldbrand

Bereits einige Jahre nach dem großen Waldbrand in Treuenbrietzen 2018 seien die Zitterpappeln etwa fünf Meter hoch, sagte der Professor für Sozialökologie der Waldökosysteme, Pierre Ibisch. Diese Laubbäume, die sich durch natürlichen Samenflug ausbreiten, seien eine Art Überlebenskünstler. Aber auch seltene Pilze und Exemplare des Haarscheinrüsslers, einer Käferart, wurden in den Untersuchungsgebieten entdeckt.

"Die Kiefernforsten, die unsere Waldgebiete im Nordosten Deutschlands dominieren, sind brandgefährlich", sagte Ibisch dem rbb am Donnerstag. Gründe dafür seien unter anderem die einfache Struktur des Waldes und die leicht brennenden Bäume und Nadelstreu, die ätherische Öle enthalten. "Wenn wir aus dieser Brandgefahr wegwollen, werden wir unbedingt Laubwälder entwickeln müssen."

Abgebrannte Böden lieber nicht bearbeiten

Der Biologe Ibisch, Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNE), leitete das fünfjährige Forschungsprojekt "Pyrophob" zu Auswirkungen von Waldbränden im Kiefernforst. Wissenschaftler von acht Institutionen untersuchten eine abgebrannte Waldfläche in Treuenbrietzen und einen verbrannten Wald im nicht weit entfernten Wildnisgebiet Jüterbog.

Die Expertinnen und Experten empfehlen unter anderem, abgebrannte Flächen nicht zu bearbeiten. Totholz sollte an Ort und Stelle verbleiben, damit Böden und Vegetation sich möglichst schnell wieder erholen können, sagte "Pyrophob"-Projektleiter Pierre Ibisch. Intensive forstliche Eingriffe nach Bränden seien für die Regeneration von Ökosystemen dagegen ungünstig.

Brandenburg ist besonders anfällig für Waldbrände

Den Angaben zufolge ist "Pyrophob" das bislang größte Forschungsprojekt dieser Art in Brandenburg. Insgesamt acht Brandenburger Institutionen haben daran fünf Jahre lang geforscht - darunter die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und die HNE Eberswalde.

Mit sandigen Böden und vielen Kiefern gehört Brandenburg zu den trockensten Gegenden bundesweit. Nirgendwo sonst in Deutschland brannte es 2022 häufiger in den Wäldern als in diesem Bundesland. Im vergangenen Jahr verlief die Waldbrand-Saison aber vergleichsweise glimpflich.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.02.2024, 9:30 Uhr

Mit Material von Georg-Stefan Russew und Juliane Kowollik

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36 Kommentare

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  1. 36.

    Hier gehts gerade darum nichts selbst aufzuforsten. So wie die Pionierbäume ( daher der Name) das abgebrannte Waldgebiet neu erschließen, wird der Wald final durch die Klimax-Bäume erschlossen.
    Dazu gehören dann Eichen, Buchen etc. Das erledigt die Natur besser als jeder Förster.

  2. 35.

    Danke für die Idee mit den Särgen, habe sehr gelacht!
    Und Pappelholz verrottet auch schön schnell, da freut sich die Friedhofsverwaltung.

    Übrigens sollte man auch beachten, dass Nadelbäume durch die auch im Winter stattfindende Verdunstung anders als Laubbäume (sind da kahl) dem Boden sehr viel Wasser entziehen. Wo es doch vor allem in Brandenburg deutlich trockener geworden ist und noch weiter trockener werden soll, ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung, was man nach den ersten Pionierbäumen ansiedeln sollte...

  3. 33.

    Mir ist schon klar, dass sich dieser Zielkonflikt nicht einfach lösen lässt und warum man Jahrzehnte in der Forstwirtschaft auf Kiefern setzte.
    Allerdings führt, zumindest die Monokultur Kiefer, so oder so zukünftig in die Sackgasse; auch mit Finanzamt. Wenn wir weltweit so weiter machen, und daran besteht momentan kein Zweifel, gilt das auch für unsere klassischen Laubbäume und Habitat im Allgemeinen.

    Und obwohl es alle ( denkenden) Menschen wissen, machen sie trotzdem den Vogel Strauß und beschäftigen sich lieber symbolisch mit Nebenkriegsschauplätzen.

  4. 32.

    Ja, der Japankäfer auch. Immer schön in Fernost bestellen, vielleicht ist mit seeehr viel Gück auch mal ein Insekt drin, das dem Pappelbock zu Leibe rückt.
    Wenn die Bauwirtschaft auf Öko umsteigen und dann Holzhäuser bauen soll, holen wir das Holz auch aus Fernost und begeben uns in nach Russland und USA in die nächste Abhängigkeitsspirale? Mit Medikamenten haben wir das ja auch geschafft. Bravo, weiter so!

  5. 31.

    Es ist absurd, dass Natur ein Produkt sein solle. Boden, Luft (Verschmutzungs"rechte"), Wasser …

  6. 30.

    Heißt das, dass Sie Homo sapiens und zB Viren (wie zB Ebola) irgendwie gleichsetzen?

  7. 28.

    Da fällt mir das Riesenprojekt zur Wiedervernässung voller Bürokratie in der Tschechei ein – weil die Bürokraten ihre Mühlen laaaaangsaaaaam mahlen ließen, waar der Biber einfach schneller und effizient.

    In nur einem Jahr hatte der Biber das gesamte Plansoll übererfüllt, wofür die Bürokraten Jahre angesetzt hatten mit vielen Geldern für die Planung und Kontrolle …

    Fazit: Mutter Natur kanns einfach.
    Krone der Schöpfung nicht unbedingt.

  8. 27.

    Interessenkonflikt Finanzamt:
    "Wo bleibt die Grundsteuer? " (Aktuell neue Wertermittlung mit Verdoppelung möglich)
    Berufsgenossenschaft
    " Wo bleibt Jahresbeitrag?"
    Wasser und Boden Verband
    " Wo bleibt Jahresbeitrag?"
    Was glaubt ihr mit welcher Baumart hat man eine Chance die entstandenen Schulden zwanzig nachdem der Waldbrand passiert ist, höchstwahrscheinlich wieder mit einer Durchforstung realistisch bezahlen kann am?
    Mit einem Baum der im Sand gut wächst, das ist die Kiefer, mit einer Eiche müsst ihr den Wald an eine Heuschrecke verkaufen, da gibt's frühestens nach 40 Jahren eine Durchforstung, fragt Mal dazu euer Finanzamt

  9. 26.

    Kiefer ist ein Tiefwurzler.
    https://www.quarks.de/umwelt/darum-sind-eiche-kiefer-tanne-und-ulme-so-wichtig/

  10. 25.

    Die Espe ist doch lediglich eine Pionierbaumart. Pionierbaumarten sind immer die ersten Baumarten nach Waldbränden, aber intakten Waldböden.
    Hier gehts doch nur darum, wie der Wald am resilentesten wird. Natürlich immer dann, wenn man ihn sich selbst überlässt. Natürlich gibts dann wieder den Konflikt mit der menschlichen Verwertung des Waldes. Man wird eh wieder eingreifen und wieder über das Ergebnis jammern. Denn unser Habitat steht ja nicht nur klimatisch aber besonders klimatisch unter Anpassungsdruck.

  11. 24.

    Übrigens muss nicht aus jedem Baum ein Möbelstück entstehen! Oder Spielgeräte. Die Dinge kommen eh alle aus Fernost.

    Die schrumpfende deutsche Gesellschaft und Wirtschaft sollte sich für die Zukunft auf das konzentrieren, was noch möglich ist: ne schöne, intakte Naturlandschaft anbieten für Touristen. Die Bevölkerungspyramide sagt, wir schrumpfen deutlich. Möbel? Spielgeräte? Särge!

  12. 23.

    Es ist nicht schlimm, wenn Sie die Bestimmung des (schaffenden) Menschen nicht erkennen. Wirklich nicht. Der Tiger weiß auch nichts von seiner Bestimmung.

  13. 22.

    Flugsamen ist ja schön und gut. Was stellen wir dann mit dem Pappelholz an? Schlachtemollen schnitzen und den Rest zu Papier verarbeiten? Ich habe noch keine Eichel oder Buchecker gesehen, die vom Wind kilometerweit getragen wurde. Also was wird das nachhaltige Material sein, aus dem Holzbauten, Möbel oder Spielgeräte entstehen? Pappel? Na dann, viel Spaß!
    Um Aufforstung, sei es nun mit Saat- oder Pflanzgut kommen wir nicht vorbei. Ich bevorzuge Saatgut, weil so das was Baum werden soll, nicht dem großen Stress durch Standortwechsel und neuer Wurzelbildung ausgesetzt wird, wie es bei Pflanzgut ist, wenn Regen fehlt.

  14. 21.

    Ich halte die Natur auch für einen Superorganismus. Aber soweit ihr irgendeine Art Bewusstsein zuzuordnen und damit zu behaupten, sie wüsste was sie tut, würde ich nicht gehen.
    Ich glaube an Evolution, einen ziemlich ausgeklügelten Prozess und in Verbindung sehr vieler Arten an Resilienz. Jede Spezies muss sich auf die eine oder andere Art bewähren und zeigen, dass sie das System bereichert, mind. stabilisiert aber nicht stört, geschweige denn versucht abzuwürgen. In diesem Falle spuckt uns die Evolution langfristig aus, nicht etwa weil es den übergeordneten Observer gibt, sondern intrinsich. Wir tun bisher alles dafür und unsere Möglichkeiten besitzen inzwischen einen großen Wirkhebel.

  15. 20.

    >"Ich kenne kein Tier, was der Erde so schadet wie der Mensch."
    Zuviel Gehirn hat manchmal auch Nachteile für die Welt. Wenn die Natur das gewusst hätte, dass der Homo sapiens eben diese auch zerstören kann, wäre weniger Hirn wohl besser gewesen. Aber gut.. Nun sind wir schon mal da und müssen uns mit den Gegebenheiten arrangieren und unsere Lebensgrundlagen möglichst wenig schädigen. Ich weiß, das sind hehre Ziele. Aber vielleicht klappts ja auf lange Sicht. Das Hirn dazu hat der Homo sapiens eigentlich. ;-))

  16. 19.

    Doch, der Mensch ist das Problem, denn egal was er macht, es wirkt sich immer irgendwo aus, auch auf der anderen Seite des Planeten. Ich kenne kein Tier, was der Erde so schadet wie der Mensch.

  17. 18.

    „Der Mensch ist schon lange das Problem“
    Vermutlich nicht. Weil nichts auf der Erde umsonst ist. Die längerfristige Bestimmung erschließt sich nicht jedem. Der Mensch ist zum Schaffen da. Die Natur weiß was Sie macht.

  18. 17.

    "Die Natur wird immer ein Gleichgewicht herstellen. Der Mensch nicht ". Doch kann er, indem er nicht eingreift .