Waldbrandforschung - Brandenburger Forscher: Laubbäume statt Kiefern nach Waldbränden gefragt

Experten haben sich fünf Jahre lang mit Waldbränden in Brandenburg beschäftigt. Sie empfehlen unter anderem, abgebrannte Böden lieber nicht anzufassen. Die Natur erhole sich nach Waldbränden auch von allein. Doch nicht überall läuft es gleich gut.
Wie gut erholt sich die Natur nach Waldbränden? Forscher haben nach jahrelangen Untersuchungen in Brandenburg festgestellt, dass Laubbäume wie vor allem die Zitterpappel die Flächen von alleine besiedelten und sich gut entwickelten. Sie sind demnach auch widerstandsfähiger gegen Feuer als Kiefern, wie es bei der Vorstellung von Forschungsergebnissen am Donnerstag hieß.
Untersucht wurden Flächen in Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) und Jüterbog (Teltow-Fläming), die 2018, 2019 und 2022 von Bränden betroffen waren.
Fünf Meter hohe Bäume drei Jahre nach Waldbrand
Bereits einige Jahre nach dem großen Waldbrand in Treuenbrietzen 2018 seien die Zitterpappeln etwa fünf Meter hoch, sagte der Professor für Sozialökologie der Waldökosysteme, Pierre Ibisch. Diese Laubbäume, die sich durch natürlichen Samenflug ausbreiten, seien eine Art Überlebenskünstler. Aber auch seltene Pilze und Exemplare des Haarscheinrüsslers, einer Käferart, wurden in den Untersuchungsgebieten entdeckt.
"Die Kiefernforsten, die unsere Waldgebiete im Nordosten Deutschlands dominieren, sind brandgefährlich", sagte Ibisch dem rbb am Donnerstag. Gründe dafür seien unter anderem die einfache Struktur des Waldes und die leicht brennenden Bäume und Nadelstreu, die ätherische Öle enthalten. "Wenn wir aus dieser Brandgefahr wegwollen, werden wir unbedingt Laubwälder entwickeln müssen."
Abgebrannte Böden lieber nicht bearbeiten
Der Biologe Ibisch, Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNE), leitete das fünfjährige Forschungsprojekt "Pyrophob" zu Auswirkungen von Waldbränden im Kiefernforst. Wissenschaftler von acht Institutionen untersuchten eine abgebrannte Waldfläche in Treuenbrietzen und einen verbrannten Wald im nicht weit entfernten Wildnisgebiet Jüterbog.
Die Expertinnen und Experten empfehlen unter anderem, abgebrannte Flächen nicht zu bearbeiten. Totholz sollte an Ort und Stelle verbleiben, damit Böden und Vegetation sich möglichst schnell wieder erholen können, sagte "Pyrophob"-Projektleiter Pierre Ibisch. Intensive forstliche Eingriffe nach Bränden seien für die Regeneration von Ökosystemen dagegen ungünstig.
Brandenburg ist besonders anfällig für Waldbrände
Den Angaben zufolge ist "Pyrophob" das bislang größte Forschungsprojekt dieser Art in Brandenburg. Insgesamt acht Brandenburger Institutionen haben daran fünf Jahre lang geforscht - darunter die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und die HNE Eberswalde.
Mit sandigen Böden und vielen Kiefern gehört Brandenburg zu den trockensten Gegenden bundesweit. Nirgendwo sonst in Deutschland brannte es 2022 häufiger in den Wäldern als in diesem Bundesland. Im vergangenen Jahr verlief die Waldbrand-Saison aber vergleichsweise glimpflich.
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.02.2024, 9:30 Uhr
Mit Material von Georg-Stefan Russew und Juliane Kowollik