Nordbrandenburg - Wie der Diebstahl von und aus Landmaschinen den Bauern zusetzt

Do 27.02.25 | 16:53 Uhr
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Schwerer Landmaschinen-Diebstahl bei Pritzwalk. (Quelle: rbb/F. Tenner)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 27.02.2025 | Franziska Tenner | Bild: rbb/F. Tenner

Landmaschinen werden zunehmend gestohlen. Die Diebe haben es aber auch auf hochwertige Steuerungstechnik abgesehen. Die Polizei macht gewerbsmäßig handelnde Tätergruppen verantwortlich. Sie zu fassen, sei fast unmöglich.

Im Nordwesten Brandenburgs häufen sich Diebstähle von hochmodernen Landmaschinen und Steuerungstechnik. Landwirt Christian Beckmann ist einer der Betroffenen. Ende Januar wurde eine Getreidepresse aus seinem Fuhrpark gestohlen. Der Schaden beträgt rund 15.000 Euro.

"Es sind Traktorenspuren zu sehen gewesen, die in die Halle geführt haben. Die Maschinenhalle wurde aufgebrochen, das Schloss durchtrennt", berichtete der Landwirt aus Pritzwalk (Prignitz) im Gespräch mit dem rbb. Er vermutet, dass seine Presse mit einem Traktor aus der Halle gefahren und auf einen Tieflader verladen wurde.

Der Diebstahl der Presse ist aber kein Einzelfall. Beckmann wurde in den vergangenen zwölf Monaten schon an mehreren Standorten seines Landwirtschaftsbetriebes bestohlen. Sie liegen alle nahe der Autobahn 24.

Auch Beckmanns Nachbar ist betroffen. "Dort sind fünf Traktoren aufgebrochen worden, genau vor der Saison", erläutert Beckmann. Der Schaden sei immens gewesen. "Da sind nicht nur Monitore und entsprechende Steuergeräte und GPS-Empfäger gestohlen worden, sondern es wurde noch versucht, die Spuren in der Kabine mit Feuerlöschern zu verwischen. Die Reinigung der Maschine ist eine mittlere Katastrophe gewesen", sagt der Landwirt weiter.

Polizei: Tätergruppen handeln gewerbsmäßig

Die Diebstähle finden vor allem bei entlegenen Landwirtschaftsbetrieben in dünn besiedelten Gebieten wie der Prignitz statt. Die Polizei ermittelt. "Die Tätergruppen handeln gewerbsmäßig", sagt Polizeioberkommissarin Karoline Janas von der Polizeidirektion Nord in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin). Die Täter würden die Höfe und Fuhrparks im Vorfeld auskundschaften. "Oder sie schauen sich direkt Landwirtschaftsbetriebe an, wo zum Verkauf Maschinen abgestellt werden", so die Polizistin weiter.

Auf Anfrage zum Umfang der Problematik nennt die Polizei drei aktuelle Fälle aus den vergangenen vier Wochen. Demnach wurde am Morgen des 10. Februar festgestellt, dass ein Baugerüst in Wittenberge (Prignitz) entwendet wurde. Es entstand demnach ein Schaden im mittleren fünfstelligen Bereich. Vom Gelände eines landwirtschaftlichen Betriebes nahe Pritzwalk sind vor dreieinhalb Wochen laut Polizei hochwertige Bedienelemente aus einer landwirtschaftlichen Zugmaschine im Wert von etwa 10.000 Euro gestohlen worden. Auch der Diebstahl von Beckmanns Rundballenpresse im Wert von 15.000 Euro findet sich in dem Bericht der Polizei.

Ermittlung der Täter schwer bis fast unmöglich

Im Archiv der Polizeimeldungen finden sich noch weitere derartige Diebstahlsanzeigen: der Diebstahl eines Radladers und einer Kehrmaschine in Märkisch Linden (Ostprignitz-Ruppin) von Anfang Januar mit einem entstanden Schaden in Höhe von über 40.000 Euro etwa oder auch der besonders schwere Diebstahl hochwertiger Technik aus drei Traktoren in Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) im August 2024 mit einem verursachten Schaden von mehr als 100.000 Euro, ebenso der Diebstahl elektronischer Anbauteile aus Traktoren in Plattenburg (Prignitz) mit einer Schadenshöhe von etwa 200.000 Euro.

Auch Werkstätten wurden und werden immer wieder aufgebrochen, um Werkzeuge daraus zu stehlen. Die Täter, die in bandenähnlichen Strukturen agieren, zu ermitteln, so die Polizei, sei schwer bis fast unmöglich.

"Eine Konsequenz ist, dass die Landwirte, wenn sie einen Schaden hatten, auf sehr hohen Kosten sitzen bleiben und zum anderen durch diese vielen Schäden, die waren, Versicherungsbeiträge enorm gestiegen sind", sagt Andreas Kiekback vom Kreisbauernverband Prignitz dem rbb. Im Januar hatte sein Verband eine Schulung zum Thema "Diebstahlsicherung auf dem Betrieb" abgehalten. Mehr als 20 Landwirte aus der Prignitz und Ostprignitz-Ruppin waren dabei.

Kiekback rät Landwirten zur Prävention tragbare Geräte, Steuerungsgeräte und Monitore von den Traktoren nach Möglichkeit zum Feuerabend abzunehmen und zu verschließen, zum Beispiel in der Werkstatt.

Von Michaela Grimm mit Material von Franziska Tenner

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 26.02.25, 19:30 Uhr

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13 Kommentare

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  1. 13.

    Meinen Sie? Vielleicht wäre es ohne den riesigen bürokratischen Aufwand auch möglich statt 3 Bürokräfte nur eine Bürokraft haben zu müssen, dann könnte mit dem Geld, das die Bürokratie frisst, ein Nachtwächter bezahlt und in mehr Sicherheit investiert werden.

  2. 12.

    Sie.irren gewaltig: Jeder deutsche Politiker hat seinen Eid geschworen ,das er Schaden vom deutschen Volk abwenden wird. Deshalb sollte er dafür sorgen das unter anderem eben auch das Verbringen von Landmaschinen etc. ins Ausland verhindert wird . Durch stärkere Grenzkontrollen. Übrigens: Ein weiterer Irrtum ihrerseits: Wer sagt denn das es ausländische Diebe sind und deshalb ein Problem ausländischer Staaten ist. Es könnten doch auch deutsche Diebe sein. Die Grenzen müssten besser kontrolliert werden und das ist Sache unserer Politiker

  3. 11.

    Das war abzusehen. Digitale Landwirtschaft, Ertragskarten, Düngemittelkarten, Geräte zur Echtzeituntersuchung von Stickstoff in Böden und Pflanzen… Das Ganze ist von der Drillmaschine über das Güllefass bis zur Spritze und abschließend zum Mähdrescher ein geschlossener Kartierungskreis und ein ungeheurer Vorteil der Konkurrenz gegenüber. Braucht man eigentlich nur noch die richtigen Schlepper und Geräte… Kapitalismus fuck yeah!

  4. 10.

    Der Artikel liest sich wie 'Da kannste nix machen'.

  5. 9.

    Es sind nicht die Vorschriften oder Gesetze, es liegt am fehlenden Personal. Und wird demnächst noch schlimmer, wenn die Boomer alle in (vorzeitigen) Ruhestand gehen. Dann gibt’s noch mehr Kommentare im Netz (denn dafür ist nun Zeit und Meckern ist nun mal größtes Rentnerhobby) aber das Land wird weiter runterkommen. Als vor über 20 Jahren eindringlich davor gewarnt wurde, ist halt nix passiert.

  6. 8.

    Wer sich als großer Landwirtschaftsbetrieb mit großen, teuren Fuhrparks nur eine alte rostige Kette als Schloss (s. Beitrag) leistet, sollte sein Sicherheitskonzept überdenken. Auch sollte die Polizei etc. besser ausgestattet - und nicht wie AfD und CDU es planen - ausgedünnt werden ("schlanker Staat").

  7. 6.

    Es ist doch bekannt, dass viele der geklauten Autos und auch die landwirtschaftlichen Geräte nach Osteuropa gehen. Folglich müssten wir unsere Ostgrenzen besser schützen, tun es aber nicht, weil uns angeblich viele Bestimmungen daran hintern. Wir lösen das Problem, indem wir die Betroffenen allein lassen und es ist nur ein Frage der Zeit wenn der Versicherer die Prämien erhöht oder den Vertrag wegen Schadenhäufigkeit kündigt. Dass sich diese Situation auch auf die Wahlen ausgewirkt hat, kann ich sogar verstehen, wenn es mir auch nicht gefällt.

  8. 5.

    Ja, ich wundere mich auch, warum man im Osten so wählt, aber das hat ja nun mit Dieben aus anderen Ländern wenig zu tun. Welche Verbindung sehen Sie denn zwischen dem Wählen von Rechtsextremen und Dieben aus Osteuropa? Ich finde diese Verbindung nicht.

  9. 4.

    Wie meinen Sie das? Welches Versagen genau? Oder müssen Sie unter jedem Beitrag diesen Satz formulieren? Ich sehe Diebesbanden und Diebe, aber was das mit unserer Politik zu tun hat, keine Ahnung. Die kommen nämlich oftmals aus ärmeren Ländern über die Grenze und gehen auch schnell wieder. Sicher ein riesiges Problem, aber die Diebe kommen ja von woanders, also eher ein Problem östlicher Länder. Wir sind die Geschädigten, klar, aber welcher deutscher Politiker trägt Ihrer Meinung nach die Verantwortung für ausländische Diebe?

  10. 3.

    Etwas Aufwand zur Grenzsicherung ist notwendig.
    Kein Transport mit Treckern oder anderem Fahrzeugen darf die Grenze passieren.
    Die werden auf einem gesicherten Platz abgestellt. Ich nehme an, dass die Banden auch Unterlagen fälschen. Somit muss jeder, scheinbare, Verkäufer direkt angesprochen werden, ob alles rechtens ist. Und nicht über die (Spam-) Nummer, die in den Papieren steht. Dauert halt etwas länger an der Grenze.

  11. 2.

    Das Diebesgut bleibt doch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in Deutschland! Fazit: Grenzen noch besser kontrollieren. Leider! Oder wie soll man das Eigentum der Bürger diesen Landes noch schützen. Ach ja, scharfe Hunde auf den Höfen wie früher. Oder ist das jetzt verboten? Würde mich bei Teilen unserer Politker nicht wundern. Diese wundern sich nur warum die Bevölkerung so wählt wie sie wählt.

  12. 1.

    Prävention für Poliikversagen. Geil!