Ostprignitz-Ruppin - Lindow hat wieder eine Apotheke

Dass Lindow wieder eine Apotheke hat, war ein Kraftakt vieler Menschen und ist eine Ausnahme gegen den Trend von zunehmenden Schließungen. Zur Neueröffnung kam sogar die Brandenburger Gesundheitsministerin.
Wie so manch andere im Land musste die Apotheke in Lindow (Mark) im Kreis Ostprignitz-Ruppin wegen fehlenden Fachpersonals im Juli 2024 schließen. Es war die einzige Apotheke im Ort und damit ein Verlust für Lindow, wo es allein drei Seniorenheime und derzeit noch drei Ärzte gibt.
Menschen wie Maria Heinze wollten das nicht hinnehmen. Die Krankenschwester und CDU-Stadtverordnete begab sich selbst auf die Suche nach einer Zukunftsoption. "Ich bin eine Zeit lang in der Gegend von Apotheke zu Apotheke gefahren und habe Kontakt zu Apothekern aufgenommen, ob sie sich nicht vorstellen können, in Lindow eine Apotheke zu eröffnen", sagt Maria Heinze.
Auch andere Stadtverordnete, der Amtsdirektor des Amtes Lindow (Mark) Karsten Rottstädt, der ehrenamtliche Bürgermeister von Lindow, Udo Rönnefahrt (Initiative Pro Lindow) sowie weitere Lindower haben sich für den Erhalt und Fortbetrieb der Apotheke stark gemacht und sich um eine Nachfolge bemüht.
Neue Apotheker waren vorher in Neuruppin angestellt
Ohne Apotheke vor Ort mussten die Menschen aus Lindow und Umgebung auf Städte wie Gransee, Neuruppin und Rheinsberg ausweichen, berichtet Ursel Buchholz. Mit dem Auto ist man da gut 20 bis 30 Minuten unterwegs, sofern man selber fahren kann. "Mein Mann ist auch krank. Da kann man auch nicht immer fahren, wie man will", sagt Ursel Buchholz.
Ihr pflichtet Reinhardt Baum bei. "Es ist schon echt blöd, wenn man krank ist und man noch ewige Kilometer fahren muss, um sich seine Arznei zu holen. Und wenn die dann noch bestellt werden muss, dann muss man da nochmal hin", sagt der Lindower..
Doch die Suche nach Nachfolgern war in Lindow am Ende erfolgreich. Christian Mahr und Dorothe Hartmann eröffneten die Lindower Apotheke in dieser Woche wieder. Bisher waren sie in einer Apotheke in Neuruppin angestellt. Jetzt haben sie sich selbstständig gemacht. Von der Apotheke in Lindow hatten sie aus der Zeitung erfahren.
"Wir haben mit der Vorbesitzerin ein Gespräch geführt, mit dem Vermieter, mit der Stadt. Überall sind wir auf Wohlwollen gestoßen", sagt Apotheker Christian Mahr. Zudem sei die Apotheke noch komplett eingerichtet gewesen.
Vorstellen konnten die beiden sich das nur als Duo. Weil beide Apotheker kleine Kinder haben, sind die Öffnungszeiten verkürzt. Samstags bleibt die Apotheke zu, ebenso am Mittwoch- und Freitagnachmittag. Mit ihnen im Geschäft arbeiten noch eine Apothekenhilfskraft und eine Buchhalterin aus Lindow.
Anzahl der Apotheken ist rückläufig
Das Engagement so vieler Menschen in Lindow würdigte die Brandenburger Gesundheitsministerin Britta Müller (SPD) am Montag zur Eröfnnung als "beispielhafte Aktion der gemeinsamen Anstrengung". Nach Angaben aus ihrem Ministerium ist in Brandenburg die Anzahl der Apotheken wie in ganz Deutschland rückläufig. Waren im Jahr 2013 noch 580 Apotheken in Brandenburg ansässig, waren es demnach Ende 2024 nur noch 525.
Allein 14 hätten im vergangenen Jahr geschlossen, sagt Jens Dobbert von der Landesapothekerkammer. "Brandenburg ist neben Bremen das einzige Bundesland, das kein Studiengang Pharmazie anbietet", sagt Dobbert. Es sei notwendig, dass die neue Landesregierung gewillt ist, Wege zu finden, diesen Studiengang in Brandenburg zu etablieren, so Dobbert. "Unser Altersdurchschnitt bei den Apothkerinnen ist sehr hoch und wir brauchen junge Kolleginnen und Kollegen."
Forderung nach Reform der Arzneimittelpreisverordnung
Wie Jens Dobbert sieht auch das Gesundheitsministerium die Bundesregierung in der Pflicht, die deutsche Arzneimittelpreisverordnung zu reformieren. Das Land Brandenburg übernehme seit vielen Jahren die Kosten für das Schulgeld der Ausbildung in der pharmazeutisch-technischen Assistenz an der Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe in Eisenhüttenstadt, da eine bundesrechtliche Refinanzierungsmöglichkeit, etwa über das Krankenhausfinanzierungsgesetz fehle, teilte das Ministerium dazu mit.
Apothekerinnen und Apotheker genössen Niederlassungsfreiheit, wodurch "praktisch keine Möglichkeit der staatlichen Lenkung von Apothekenniederlassungen" bestehe, heißt es seitens des Ministeriums.
Mit Material von Franziska Tenner
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.02.25, 15:30 Uhr