Unions Interimstrainer Marco Grote - "Den einen oder anderen an das erinnern, was ihn auszeichnet"

Do 23.11.23 | 18:51 Uhr
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Union Berlins Interimstrainer Marco Grote
Video: rbb24 | 23.11.2023 | Johanna Rüdiger | Bild: IMAGO / Matthias Koch

Marco Grote steht als Interimstrainer des 1. FC Union Berlin vor seinem Bundesliga-Debüt, wenn die Eisernen auf den FC Augsburg treffen. Im Interview spricht er über den Zustand der Mannschaft und die Zusammenarbeit mit Co-Trainerin Marie-Louise Eta.

rbb|24: Marco Grote, am Montag haben Sie Ihre Arbeit mit der Profi-Mannschaft des 1. FC Union Berlin aufgenommen. Wie sind Sie die Woche angegangen? Was war Ihnen an den ersten Tagen wichtig?

Marco Grote: Gespräche. Wir haben uns viele Gedanken zur Trainingsplanung und den Abläufen gemacht, Videomaterial zum Gegner geschaut und dann mit jedem einzelnen gesprochen, um ihn kennenzulernen, zu verstehen, Eindrücke und Herangehensweisen zu sammeln. Das ist wahnsinnig wichtig und eine Basis von Zusammenarbeit und Vertrauen, dass man sich gegenseitig miteinander beschäftigt, kennenlernt, um Dinge in die richtige Richtung zu bringen. Von Tag zu Tag haben wir die Trainingsarbeit mit Inhalten, die unter einem neuen Trainer zwangsläufig ein bisschen verändert sind, vorangeführt.

Bevor Sie richtig mit Ihrer Arbeit begonnen haben, hatte die Mannschaft drei Tage frei. Wie wichtig war es für das Team – nach allem, was in den vergangenen Wochen passiert ist – den Kopf frei zu bekommen?

Das war absolut wichtig und richtig. Unser erster Gedanke wäre gewesen, jeden Tag zu nutzen. Viel wichtiger sind aber manchmal andere Dinge. Nachdem wahnsinnig viele Tage vorher gefüllt waren, war es viel, viel wichtiger, rauszukommen, die Birne freizubekommen, sich zu erholen und Energie zu tanken. Die Fitness wird da sein. Alles auf links zu drehen macht sowieso keinen Sinn.

Was kann man als neuer Trainer in so einer kurzen Zeit verändern und anschieben?

Du kannst alles ein Stück weit anschieben. Es verändert sich ja schon etwas durch uns (Grote und Co-Trainerin Marie-Louise Eta; Anm. d. Red.). Es ist eine andere Sprache, eine andere Ansprache, andere Inhalte, ein anderes Training, eine andere Analyse. Und trotzdem ist es Profi-Fußball. Es macht keinen Sinn, alles komplett zu verändern. Es geht eigentlich nur darum, den einen oder anderen an das zu erinnern, was ihn auszeichnet. Diese Freude wieder reinzukriegen, gepaart mit Inhalt, sich auf die nächste Aufgabe am Samstag komplett fokussieren zu können und wahnsinnig viel Bock darauf zu haben.

Sie haben gesagt, dass Sie viele Gespräche mit den Spielern geführt haben. Welchen Eindruck haben Sie von der Mannschaft?

Einen total guten. Wir haben einen richtig guten Eindruck, wie offen sie sind und wie viel Freude sie entwickeln, weil sie eben alles andere auch ein bisschen abhaken und abstreifen können. Die Spieler sind offen für den einen oder anderen Aspekt und mit voller Freude bei jedem Trainingstag und in jedem Gespräch.

Marie-Louise Eta ist Ihre Co-Trainerin, war das auch schon im U19-Bereich. Wie sieht die Aufgabenteilung zwischen Ihnen aus?

Wir kennen uns schon ein paar Jährchen und so eine richtige Aufgabenteilung gibt es bei zwei Trainern auch gar nicht. Vieles machen wir zusammen, ob das das Mannschafts- oder Gruppentraining ist. Das ist eine ständige Absprache und ein Austausch zwischen uns: Wie siehst du dies? Wie siehst du jenes? Inhaltlich ticken wir sehr ähnlich, menschlich verstehen wir uns sehr gut. Sie ist etwas mehr für Analyse zuständig, wobei wir auch da in den letzten Tagen viel mit den Analysten zusammengesessen haben, weil wir sie ja vorher noch nicht so gut kannten. Die Ansprache am Samstag werde ich wohl machen – und ansonsten sprechen wir eh alles zusammen ab.

Sie haben am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Augsburg von einer "Aufgabe" gesprochen, die Sie beim 1. FC Union übernommen haben. Gibt es für diese Aufgabe einen Zeithorizont?

Herausforderung könnte man auch sagen. Es ist eine sehr reizvolle Aufgabe. Der Zeithorizont ist Samstag. Augsburg. Darauf ist alles ausgerichtet. Die Woche endet mit dem Wettkampf, darum geht es immer, daran richtet sich auf diesem Level alles aus. Es geht darum, jeden Tag Stück für Stück zu planen und inhaltlich zu nutzen. Alles andere wird man danach sehen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Jakob Rüger, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 23.11.2023, 22:05 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Die Kernfrage war, WER ist schneller und besser ersetzbar: Der Manager und 'Einkäufer' oder ein strategisch, erfahrener und kluger Trainer!!!

  2. 7.

    Erst in Krisen erkennt man den Charakter eines Menschen! Und anstatt charakterlos zu hetzen, sollte man weiter zusammen stehen.
    Als Trainer habe ich meinen Spielenden immer beigebracht : "Ein Team gewinnt zusammen und verliert zusammen!" Und anstatt zu meckern, werden Lösungen gesucht. Wo wäre der Verein ohne Zingler, Ruhnert, Fischer und all den anderen? Das Gehetze habe ich auch schon bei der alten Dame ertragen müssen!
    Eisernes HaHoHe

  3. 4.

    Stimmt, das Team wirkte unrund. Zu viele Leute mit anderen Baustellen im Kopf, als Union. Gosens wollte noch mal Nationalmannschaft, Bonucci wollte noch mal spielen, Becker wollte nach England ... Was hat das alles mit der Person Zingler zu tun? 20 Prozent? Kommuniziert wird doch immer, dass Ruhnert der Einkäufer ist.

  4. 3.

    absolut richtige Bewertung, hierzu volle Zustimmung von uns- der Fehler war der Aufbau des neuen Kaders und es wird Zeit brauchen, es wieder zu richten.... ...2.Liga inclusive .......
    U.N.V.E.U.

  5. 2.

    Jenau! Hinten nicht überraschen lassen und vorne bumm, bumm & zack. FeU!

  6. 1.

    In meinen Augen wirkt die Union-Mannschaft gerade mit den teuer eingekauften Stars reichlich unrund, während sie bis dahin alle Talente unter einen Hut bringen konnte. Das scheint mir das Grundproblem zu sein: Wer, wie Zingler, nach den Sternen greifen will, kann über die nächste hochstehende Gehwegplatte stolpern. Da kann auch der Trainer so gut sein, wie er will; insofern stand Urs Fischer angesichts dieser neu geschaffenen Situation von vornherein auf verlorenem Posten.

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