Von Heimspielen bis Fußballgott - 5 Gründe, warum Hertha doch noch aufsteigt

Fr 26.01.24 | 18:40 Uhr
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Jubel bei Hertha BSC (imago images/Andreas Gora)
Bild: imago images/Andreas Gora

Acht Punkte liegt Hertha BSC auf einen Relegationsplatz in der zweiten Fußball-Bundesliga zurück. Warum der Aufstieg trotzdem noch klappen könnte und was der Stadtrivale vom 1. FC Union Berlin damit zu tun hat. Von Till Oppermann

1) Kay Bernstein

Kay Bernsteins tragischer und plötzlicher Tod bestimmt seit knapp zwei Wochen die Gedanken der Hertha-Fans. Auch die Mannschaft war mit dem Präsidenten verbunden, der engen Kontakt zu den Spielern hielt. Kapitän Toni Leistner versprach, die Spieler würden alles dafür tun, "Hertha zu dem (zu) machen, wie du sie dir vorgestellt hast".

Zu dieser Vorstellung gehört auch Bundesliga-Fußball. Damit Hertha in dieser Saison noch Chancen auf den Aufstieg hat, müssen Leistner und seine Mitstreiter schnell eine Siegesserie starten. Nach einer couragierten Leistung gegen Düsseldorf beginnen sie damit in Wiesbaden. Für Kay Bernstein und seine Träume, die bei Hertha weiterleben sollen.

2) Faustpfand Olympiastadion

Oft wurde das Olympiastadion als stimmungsloses Stadion verspottet. Größe und Weitläufigkeit würden jede Laustärke absorbieren, kritisierten manche. Sie könnten nicht falscher liegen. Herthas Heimspiele gehören durch die Ostkurve zu den stimmungsvolleren Ereignissen im deutschen Fußball.

Nur Hamburg und Schalke ziehen in der zweiten Liga mehr Zuschauer an als Hertha - gut, dass diese beiden Auswärtsspiele schon hinter Pal Dardais Mannschaft liegen. Zusätzlich dazu müssen auch Aufstiegskandidaten wie Kiel und Tabellennachbarn wie Nürnberg und Hannover noch nach Berlin reisen. Diese Kracherspiele wird das torgefährlichste Heimteam der Liga dafür nutzen, um sich Richtung Tabellenspitze zu kämpfen.

3) Herthas guter Lauf

Seit dem 28. Oktober nimmt Hertha Anlauf für den Sprung nach oben. Inklusive der Pokalspiele gegen Hamburg und Mainz sind die Berliner seit zehn Spielen ungeschlagen. Hertha zu schlagen, gehörte in den letzten Jahren zu den Lieblingsbeschäftigungen deutscher Fußballmannschaften. Seit Pal Dardai die Mannschaft im Herbst stabilisiert hat, scheint das unmöglich. Ihre Moral bewies sie unter anderem gegen Hamburg und Kaiserslautern, als Rückstände ausgeglichen wurden.

Genau diese Qualität braucht man, wenn man aus der engen zweiten Liga aufsteigen will. Zugegeben: Bei der Serie waren auch einige Unentschieden vorbei. Damit ist jetzt aber Schluss. Oder sollen elf Berliner wirklich vor einer Mannschaft namens Wehen Wiesbaden zittern?

4) Die Bundesliga braucht das Berliner Derby

Berlin ist die deutsche Fußballhauptstadt. "Lächerlich!", werden Münchner antworten und auf die 34 Meisterschaften verweisen, die der FC Bayern (33) und der TSV 1860 (1) an die Isar geholt haben. Auch in Hamburg wird man den Kopf schütteln: HSV und St. Pauli haben schon 1977 ihr erstes Bundesligaderby gespielt. Aber wo sonst im deutschen Fußball außer in Berlin gab es in den letzten Jahren so viele starke Geschichten auf so engem Raum?

Unions Aufstieg aus der zweiten Liga bis in die Champions League, Herthas Talfahrt mit Lars Windhorst, Kay Bernstein, der Hertha neues Leben eingehacht hat, Unions Crash in der Hinserie und Derbys vor knapp 75.000 Zuschauern, die die ganze Stadt elektrisieren – das alles gehört in die Bundesliga und allein deshalb wird Hertha BSC wieder aufsteigen.

5) Der Mann aus Ungarn

Im Januar 1997 kam ein junger Mann aus Ungarn nach Berlin und ging seitdem nicht mehr weg. Pal Dardai wechselte als Mittelfeldspieler zu Hertha, heute ist er Trainer und gehört zu den wichtigsten Figuren der Vereinsgeschichte. Kein Wunder, dass nach all der Zeit von seinem ersten halben Jahr in Berlin selten die Rede ist. Dabei half er in diesen Monaten dabei, die Voraussetzung für den Verein zu schaffen, der Hertha heute ist. Damals kickten die Berliner nämlich vor durchschnittlich 17.000 Zuschauern in der zweiten Liga. Nach dem Aufstieg im Sommer, zu dem Dardai in zehn Spielen beitrug, waren es dann 52.000.

Wenn also einer weiß, wie weit ein Aufstieg einen Verein nach vorne bringen kann, dann Pal Dardai. Er wird das seinen Spielern so oft erzählen, bis sie gar nicht anders können, als dem Beispiel ihres Trainers zu folgen und aufzusteigen.

Sendung: rbb24, 26.01.2024, 22 Uhr

17 Kommentare

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  1. 17.

    Niemand hat gesagt, dass Sie das auch so sehen müssen, Clay. Offensichtlich mögen Sie Hertha nicht, geht in Ordnung. Sie brauchen das gar nicht mit fragwürdigen "Argumenten" zu rationalisieren. Vielleicht gibt es ja ein anderes "Konstrukt", dem Sie mehr Sympathie entgegenbringen. Positive Emotionen sind gesünder.

  2. 16.

    "mit erhobenem Haupt Herthafan sein"
    Das mit dieser Bescheisser-Mentalität die dieses Konstrukt hat.
    80% verkauft, die 50+1 durch die Hintertür umgangen.
    Und keiner versteht wie die Zweitliga Lizenz zustande kam.

  3. 15.

    Aber nicht in dieser Saison.
    Und nächste Saison ? Abwarten.
    Hertha könnte der 2. HSV werden.

  4. 14.

    Ich wünsche Hertha den Aufstieg in die Bundesliga von Herzen. Auch wenn ich Union Berlin schon immer die Daumen gedrückt habe, finde ich Hertha auch sehr sympathisch und einen coolen Verein. Leider haben die Verantwortlichen der letzten Jahrzehnte - K.Bernstein hier ausgenommen - leider aus den Möglichkeiten zu wenig gemacht. Es war zuviel Filz und Selbstüberschätzung. Die Ära Gegenbauer, Preetz & Co. Ist aber jetzt vorbei und ggf. ein Neuanfang möglich. Allerdings ist die aktuelle Manschaft noch nicht reif für die erste Liga (im Gegensatz zu den Fans). Insbesondere in der Defensive bzw. Defensiven Mittelfeld fehlt Qualität. Ich drücke aber die Daumen.

  5. 12.

    Ich finde Hertha sollte sich in der zweiten Liga gemütlich einrichten. Ein zwei Jahre. Dann gibt es die Bundesliga vielleicht gar nicht mehr, sondern die ein Oil &Gas Liga.
    Die Traditionsmannschaften spielen bis dahin ohnehin in der Zweiten Liga und die Stadien bleiben voll. Dumm nur, dass sich bis dahin Schalke und Köln dann schon in der Dritten Liga wiederfinden. Also, aufpassen Hertha. Guckst du 1860 München

  6. 11.

    Dardai wurde 'vom Hof gejagt', weil er nicht den wirtschaftlichen Anforderungen (internationale Wettbewerbe) der damals Verantwortlichen entsprach. Auch 777 soll sich gegen eine Verpflichtung ausgesprochen haben.
    Dass er trotzdem zum 3. Mal - und ohne eigene finanzielle Not - auf den Schleudersitz steigt, zeigt dass er es wirklich will.
    Und kann.
    Mit den üblen Grundvoraussetzungen zu Saisonstart hat er m. E. erstaunliches erreicht.
    Gerne weiter so.

  7. 10.

    Hallo "BCC-Fan", danke für Ihre Beiträge, mehr Unterstützung für die Motivation der Herthafans geht eigentlich gar nicht! Für alle anderen: Hertha steigt mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit nicht auf, selbst wenn sie jetzt eine tolle Rückrunde spielen. Es wurden einfach bereits zu viele Punkte liegen gelassen und auch jetzt ist die Mannschaft noch nicht auf dem Niveau der besten Vereine der Liga. Ist aber m.E. nicht schlimm, viel wichtiger ist, dass man wieder mit erhobenem Haupt Herthafan sein kann. Vielleicht klappt es dann in der nächsten Saison.

  8. 9.

    "Wenn also einer weiß, wie weit ein Aufstieg einen Verein nach vorne bringen kann, dann Pal Dardai."
    Ich finde es schon spannend, wie hier einer, der zweimal auf übelste Weise von Hof gejagt wurde, jetzt als Heiland installiert wird. Vielleicht erzählt er auch das seinen Spielern.

  9. 8.

    Jetzt schon über den Aufstieg zu fabulieren ist deutlich zu früh.
    Die Mannschaft muss erst einmal beweisen, dass sie auch über einen längeren Zeitraum als Kollektiv funktioniert und mehrere Siege am Stück generieren kann.
    Nicht zu vergessen die Mitbewerber.
    Ok, ok, der HSV schmiert ja grundsätzlich zum Ende einer Saison ab und auch St. Pauli hatte in der Vergangenheit 'Muffensausen' als es darauf ankam.
    Für einen Aufstieg muss der Fußballgott am Ende doch ganz schön wohlwollend mit uns sein.

  10. 7.

    Wetten, dass prompt die Tauglichkeit für den Aufstieg in Frage gestellt wird, falls die Herthaner an diesem Spieltag nicht in Wiesbaden gewinnen? Besser wäre es doch abzuwarten, wo das Team vor den letzten fünf Spieltagen der Saison platziert ist. Da Hertha ja mitunter eine Wundertüte ist, lässt sich die Aufstiegsfrage zu diesem Zeitpunkt sicherlich konkreter einordnen.

  11. 6.

    Danke für die seriösen Kommentare! Der Schreiber des Textes soll sich den Wunschsand aus den Augen reiben. Zur Zeit keine Erstligatruppe, wenn Nichtaufstieg - dann viele Probleme. DANN wird man sehen…

  12. 5.

    Bitte erst aufsteigen, wenn die Mannschaft zu gut für die zweite Liga ist. Das ist sie derzeit nicht.

  13. 4.

    Das schlimmste was der Stadt passieren könnte, wäre ein Aufeinandertreffen in der Relegation.

  14. 3.

    Ich glaube es gibt keine 5 Gründe, warum Hertha BSC schon dieses Jahr aufsteigt.
    Es gibt aber auch keine 5 Gründe warum Hertha BSC absteigt.
    Hertha BSC wird mit dieser Mannschaft dort bleiben wo sie jetzt sind.Im Mittelfeld.
    Und nicht so sicher sein das man Kaiserslautern locker schlagen wird, im Viertelfinale.

  15. 2.

    Am Anfang der Saison war kaum klar ob Hertha die Lizenz bekommt für die 2.liga - dieses Jahr aufzusteigen und wieder gegen den Abstieg zu spielen-nein lieber 1-2 Jahre 2.Liga und Erfolg haben-das ist gut für die Stimmung

  16. 1.

    Ich glaube nicht, dass wir noch aufsteigen.
    Falls doch bin ich umso glücklicher. Ich persönlich freue mich aufs Viertelfinale mit meinem Vater und meinen 2 Brüdern und danach wird man weiter sehen. Das könnte einen riesigen Push geben, aber ist auch Doppelbelastung.
    Ha Ho He

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