Hertha BSC vor Spiel gegen Magdeburg - Spektakel? Dieses Mal nur auf den Rängen
Das Hinspiel zwischen Hertha BSC und Magdeburg wird in die Geschichte eingehen - 6:4 ging es aus. Dem fußballerischen Wahnsinn haben beide Teams abgeschworen. Nicht aber die Magdeburger Fans. Die möchten das Olympiastadion einnehmen. Von Toni Lukic
Fünf Fakten zum Spiel
- Magdeburg hat am vergangenen Spieltag Spitzenreiter St. Pauli die erste Niederlage der Saison zugefügt.
- Im Hinspiel führte Hertha vier Mal und verlor noch 4:6.
- Am Freitagabend werden 15.000 Magdeburger im Olympiastadion erwartet.
- Hertha BSC steht statistisch genau im Mittelfeld der Liga: Bis zu beiden Relegationsplätzen sind es jeweils acht Punkte.
- Die Mannschaft, die das siegreiche Spiel in Fürth beendete, hatte einen Altersschnitt von 21,7 Jahren. Herthas Durchschnittsalter ist in dieser Saison 24,8 Jahre, was die Berliner zur zweitjüngsten Mannschaft der Liga macht.
So läuft es sportlich beim 1. FC Magdeburg
Die Saison des 1. FC Magdeburg verläuft bisher in drei Akten:
1. Akt: Der Klub der Frühausteher. Der FCM startet mit berauschenden Offensivfußball, drei Siege und zwei Unentschieden führen sie zu Saisonbeginn auf Platz drei. Stürmer Lucas Schuler schweißt in fünf Spielen vier Tore ein. Emotionales Highlight: Das 6:4 gegen Hertha.
2. Akt: Auf einmal Abstiegskampf. Auf Schalke kommt es noch zum spektakulären 3:4, doch danach geht bei Christian Titz' Ballbesitz-Savants plötzlich fast gar nichts mehr rein. In den nächsten sieben Spielen werden nur zwei Punkte geholt und fünf Tore geschossen. Willkommen auf Platz 14.
3. Akt: Stabile Seitenlage. Trainer Titz hat eine Sache eingesehen: Wenn die Stürmer nicht mehr treffen und zu viele Fehler im Aufbauspiel passieren, dann ist das erste Gebot: Sicher stehen. In den vergangenen vier Spielen hat Magdeburg drei Tore geschossen und dabei sieben Punkte geholt. Die Balance ist gefunden.
Aktuell haben die Magdeburger auch das nötige Glück. "St. Pauli war eigentlich ein 0:0-Spiel, aber eine gute Pressingaktion führte zum 1:0", sagt Fan-Experte Thomas Haufe: "Offensiv ist es derzeit sehr harte Kost - aber wir punkten."
Das bewegt die Fans
Seit Wochen macht der Magdeburger Block U mobil für das erste Spiel der beiden Profimannschaften in Berlin. Im Olympiastadion werden 15.000 Magdeburger erwartet. "Wir hatten nach der Wende viele Spiele in Berlin, aber immer im kleinen Rahmen. Im Jahnsportpark oder gegen die Zweiten von Union und Hertha", sagt Haufe. "Das beschäftigt uns gerade extrem, dass wir endlich im großen Stadion in Berlin spielen."
Bleiben beide Vereine in der nächsten Zeit in derselben Liga, dann könnte sich eine große Rivalität entwickeln. Das Hinspiel war zumindest schon ein gebührender Auftakt.
Auf diese Spieler muss Hertha achten
Schaltzentrale und Motor der Mannschaft ist natürlich Kapitän und Titz-Liebling Baris Atik. Doch warnen möchte Haufe vor zwei anderen Spielern. Rechtsaußen Mohammed El Hankouri ist derzeit bei Magdeburg der Unterschiedsspieler. "In meinen Augen noch vor Baris Atik, weil er dribbelstark und extrem torgefährlich ist", findet Haufe. Vor den Stürmern müsse sich die Hertha derzeit nicht fürchten.
Eher schon vor Sechser Jean Hugonet. Der Franzose kam vor der Saison aus Österreich und war sofort ein absoluter Volltreffer. "Hugonet hat sofort reingefunden, er stopft Löcher und ist richtig gut im Zweikampfverhalten", sagt Haufe. Als sich der 24-Jährige verletzte, ging es auch mit den Magdeburgern bergab. Seit vier Spielen ist er wieder voll belastbar und einer der Garanten für den erneuten Aufschwung.
Die Stimmen der Trainer
Pal Dardai (Hertha BSC): "Wir wollen natürlich gewinnen. Wir unterschätzen keinen Gegner. Sie haben ihren eigenen Stil, auch im Defensivverhalten. Wir sind vorbereitet."
Christian Titz (1. FC Magdeburg): "Hertha hat etwas gebraucht, um in die Liga reinzukommen. Mittlerweile sind sie aber ein kompaktes, starkes Team mit viel Geschwindigkeit. Es werden uns viele Fans begleiten und frenetisch unterstützen. Das ist einfach außergewöhnlich."
So könnte Hertha spielen
Hertha muss auf Marc-Oliver Kempf verzichten, der sich bei seinem Doppelpack gegen Fürth eine Bänderverletzung zugezogen hat. Zurückkommen wir dafür Kapitän Toni Leistner. Probleme könnte es im Sturm geben. Florian Niederlechner fehlt nach seiner gelb-roten Karte gesperrt, hinter Stamm-Stürmer Haris Tabakovic stehen noch Fragezeichen. Man schaue aktuell von Tag zu Tag, hieß es auf der Spieltagspressekonferenz. Auch Prevljak hat noch nicht mittrainiert.
Sollte es bei Tabakovic nicht reichen, könnte der Ibrahim Maza sein Startelf-Debüt geben. Der 18-jährige hat in der Zweiten Liga bisher genau eine Minute gespielt. Dardai sieht Derry Scherhant eher als Alternative für die Außenpositionen.
Herthas mögliche Startelf
Ernst - Kenny, Gechter, Leistner, Karbownik - Klemens, Bouchalakis - P. Dardai, Barkok, Reese, Tabakovic
Die Prognose
Auch wenn die Begegnung auf den Rängen unvergesslich werden dürfte, so ist ein Spektakel wie im Hinspiel nicht zu erwarten. Dafür fehlt Magdeburg aktuell die spielerische Selbstverständlichkeit. Und mit einer kompromisslosen Verteidigung haben sie zuletzt spielerisch stärkere Mannschaften ärgern können. Und auch Herthas Ausfälle und die desaströse Abwehrvorstellung im Hinspiel werden nicht dazu führen, dass die Alte Dame volles Risiko geht.
Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich tippe auf 3:2 für Magdeburg, aber ich könnte auch mit einem 1:0 leben."
Der Tipp des rbb|24-Autors: Knapp daneben. Hertha gewinnt knapp mit 2:1 und startet eine kleine Serie.
Sendung: rbb24 Inforadio, 14.02.2024, 16:34 Uhr