Aufstiegsrennen - Der BFC Dynamo zwischen Frust, Hoffnung und Zweckoptimismus

Mi 24.04.24 | 10:24 Uhr | Von Jakob Lobach
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Alexander Siebeck vom BFC Dynamo (Bild: IMAGO/Matthias Koch)
Bild: IMAGO/Matthias Koc

Vier Spieltage vor dem Saisonende in der Regionalliga Nordost ist der BFC Dynamo weiter im Aufstiegsrennen, aber auf Schützenhilfe angewiesen. Dem Frust über zuletzt schwächere Spiele versuchen die Berliner Optimismus gegenüberzustellen.

Es ist eine Mischung aus Zweckoptimismus und ehrlicher Aufstiegshoffnung, die in den Worten von Dirk Kunert mitschwingt. "Es ist noch alles drin", sagt der Trainer des BFC Dynamo mit ruhiger Stimme und dem hörbar blinkenden Blinker seines Autos im Hintergrund, "im Fußball hat man schon viel erlebt – gerade in den letzten Saisonspielen." Aber auch die Enttäuschung angesichts des bitteren 2:2-Unentschiedens seiner Mannschaft gegen Erfurt vom Wochenende klingt eher deutlich als subtil durch, als Kunert ergänzt: "Das Spiel war für uns alle wirklich bitter. Es hat Spuren hinterlassen." Spuren und eine denkbar ungünstige Ausgangslage im so engen Aufstiegsrennen der Regionalliga Nordost.

Auf Hilfe angewiesen

Vier Spieltage sind dort bis zum Ende der Saison 2023/24 noch zu absolvieren. Vier Spieltage, die darüber entscheiden, welcher Klub in den seltenen Luxus des in diesem Jahr direkten Aufstiegs in die 3. Liga kommt. Es herrscht ein Dreikampf um die Rückkehr in den Profi-Fußball, den aktuell Energie Cottbus als Tabellenerster anführt. Während die Lausitzer von ihren vergangenen 13 Ligaspielen nur eines verloren, verlor der BFC Dynamo allein in seinen vergangenen sechs Partien dreimal. Eine Bilanz die – zusammen mit den aktuell vier Punkten Rückstand auf Energie Cottbus – eine einfache, aber existenzielle Frage aufwirft: Was muss passieren, damit der BFC Dynamo Mitte Mai doch noch den Aufstieg in die 3. Liga feiern kann?

Der erste, aus BFC-Sicht ernüchternde Teil der Antwort auf diese Frage lautet: Sowohl Energie Cottbus als auch der Greifswalder FC müssen im Saisonendspurt patzen. "Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand", fasst Dirk Kunert zusammen, was auch ein Blick auf die Tabelle zeigt: Energie Cottbus geht mit 61 Punkten voran, gejagt von besagten Greifswaldern (59 Punkte) und dem BFC Dynamo mit 57 Zählern.

Es ist ein Kopf-an-Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem das Unentschieden gegen Erfurt besonders schwer wiegt. Hätten die Berliner dort ihre zwischenzeitliche 2:0-Führung nicht in der Nachspielzeit noch endgültig aus der Hand gegeben, wäre sie tabellarisch nun gleichauf mit Greifswald und auch nicht auf einen Cottbuser Patzer angewiesen.

Siegen trotz Verletzungen

Womit wir bei Punkt zwei sind: dem direkten Duell mit den Lausitzern am 04. Mai und 32. Spieltag. Das muss die Mannschaft von Dirk Kunert zwingend gewinnen, um nicht endgültig aus dem Aufstiegsrennen auszuscheiden. Wobei das vermutlich auch für das vorherige Spiel gegen die Zweitvertretung von Hansa Rostock am Freitag (19 Uhr) sowie die abschließenden Partien gegen Chemie Leipzig und den Berliner AK gilt. Nicht zuletzt, weil der BFC das schlechteste Torverhältnis aller drei noch verbliebenen Aufstiegsaspiranten hat.

Ein Schlüssel für den BFC Dynamo wird hierbei sein, dem derben Verletzungspech zu trotzen, das die Mannschaft in den vergangenen Wochen plagte und noch immer plagt. Kapitän Chris Reher gab erst gegen Erfurt sein Comeback, Abwehrchef David Haider fehlt mit einem Muskelfaserriss, Tugay Uzan mit Rückenproblemen. Hinzu kommen weitere Ausfälle, darunter der bittere Ausfall von Torjäger Rufat Dadashov (Knie) und seit Freitag auch noch der von Steffen Eder, der nach einem Zusammenprall mit einem kleinen Blutgerinnsel im Kopf ins Krankenhaus musste. Wenngleich er dieses bereits am Wochenende wieder verließ, wird er nun die Verletztenliste des BFC Dynamo ergänzen.

"Das kann natürlich keine Ausrede sein, weil Verletzungen im Fußball dazugehören, aber es ist schon bitter, dass es uns jetzt in der Crunchtime so erwischt", sagt Kunert und ergänzt: "Das sind wichtige Spieler, Führungsspieler, die unser Spiel organisieren, auch mal den Mund aufmachen und eine Ansage machen. Die fehlen uns." Im Umkehrschluss müssen nun andere Spieler genau diese Aufgaben übernehmen, vorangehen, das Fehlen der Verletzten kompensieren.

Das Gute an Außenseiter-Rolle

Hinzu kommt, dass sich der BFC Dynamo in den vier Spielen bis Saisonende konstanter zeigen muss. Führungen wie gegen Erfurt noch aus der Hand zu geben, die zuletzt zur Gewohnheit gewordenen Gegentreffer in der Nachspielzeit, verschossene Elfmeter wie die beiden von Dadashov – all das darf man sich in den kommenden Wochen definitiv nicht erlauben. Dirk Kunert will zwar nicht von bestimmten Mustern sprechen, sagt aber dennoch: "Wir müssen disziplinierter sein, müssen pflichtbewusster in unsere Spiele gehen. Wir spielen um den Aufstieg und müssen bis zur letzten Minute konzentriert sein."

An der Schwere der Aufstiegs-Aufgabe würde pflichtbewusste Konzentration vermutlich nur bedingt etwas ändern. Der BFC Dynamo ist zum Außenseiter im Aufstiegsrennen geworden. Bei allem Frust darüber, kann Dirk Kunert dem zumindest in einem Punkt etwas Positives abgewinnen: "Jetzt setzt keiner mehr einen Pfifferling auf uns – vielleicht ist genau das unsere Chance", sagt der BFC-Trainer. "Wir haben uns diese Saison mehrfach gesagt: Heute können wir endlich Erster werden, haben uns eventuell selbst zu sehr unter Druck gesetzt", sagt Kunert und ergänzt: "Vielleicht können wir jetzt ein bisschen cooler und freier aufspielen." Erneut klingt dabei diese Mischung aus Zweckoptimismus und ehrlichem Glauben mit – so, wie am Ende des Gesprächs, als Kunert mit durchaus selbstbewusster Stimme sagt: "Ich bin mir sicher, dass es reicht, wenn wir alle unsere Spiele gewinnen."

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.04.2024, 10:15 Uhr

Beitrag von Jakob Lobach

4 Kommentare

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  1. 4.

    Gibt es in Berlin bei RotWeiß Köpenick & BlauWeiß Charlottenburg natürlich nicht. Schon klar. Ist auch immer schön einfach, wenn mit Hilfe der Medien gesteuert natürlich genau immer das Klischee“ostdeutscher rechtsextremer Hooligan“ bedient wird und betrifft nicht nur die genannten Vereine. Und damit kann der DFB natürlich jenseits jeglicher Gesetzmäßigkeit schalten & walten wie er will, sodass der Rubel rollt. Läuft in Fußball-D…..

  2. 3.

    Diese Vereine mit den Rechtsextremen Krawallofans - Cottbus, BFC, Dresden usw. sollen mal schön weiter in der Unterklassigjeit verbleiben - besser für uns alle.

  3. 2.

    Zustimmung, jede Mannschaft hat es verdient die oben steht. Das man unterschiedliche Ansichten hat ist auch normal und Sinn der Sache, sonst würde es keinen Spaß machen.

    Manchmal bin ich dann aber schon überrascht, wenn Leute behaupten in Brandenburg hätte man nichts anderes zu tun als zum Fußball zu gehen. Aber in Brandenburg ist man halt auch einfach stolz was man alles mit bescheidenen Mitteln erreichen kann und natürlich ist es beeindruckend wie viele Zuschauer den FC Energie Woche für Woche unterstützen zu Hause und auswärts. Und da gibt es sehr viele Menschen die man als Mitte der Gesellschaft bezeichnen kann. Selten sehe ich so viele Frauen jeden Alters oder Familien in einem Stadion. Natürlich fallen dann nur die Extremen auf. Die gehören auch dazu, aber mit Leidenschaft sind alle dabei.

  4. 1.

    Wir haben keine Chance mehr - also nutzen wir diese!
    Noch immer kann auch die zuletzt so starke Truppe aus Cottbus mal unentschieden spielen, falls die Nerven entsprechend flattern sollten oder einfach mal Pech bei den Torabschlüssen hinzukommt.
    Wenn wir dann alle restlichen Spiele gewinnen sollten (was ja das Spiel gegen Energie impliziert), dann bin ich mir sicher reicht es zum Aufstieg.
    Greifswald schätze ich so ein, dass da auch noch mindestens ein Ausrutscher passiert. Ist einfach so ein Gefühl...
    Am Ende hat es jede Mannschaft verdient, die oben stehen wird!

    Also AUF DYNAMO, AUF!

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