Basketball-Bundesliga - Alba gewinnt mit außergewöhnlich wenigen Punkten gegen Bayern
Nur fünf Tage nach der Niederlage in München bekam Alba Berlin die Chance zur Revanche gegen den FC Bayern. Die beiden Topteams der Liga lieferten sich das punkteärmste Spiel der Saison - mit dem besseren Ende für Alba.
Alba Berlin hat ein außergewöhnliches Basketballspiel gegen den Dauerrivalen Bayern München gewonnen. Mit nur 59:53 (30:28) siegte Alba am Freitagabend vor mehr als 12.500 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof gegen den Tabellenführer. Beide Teams trafen in der zweiten Hälfte jeweils in einem Viertel nur einstellig. Es ist der erste Sieg für die Berliner gegen München in dieser Saison.
Bayerns Abwehr bereitet Alba vom Start weg Probleme
Die Partie am Freitagabend in Berlin war das Nachholspiel der beiden Teams aus der Hinrunde, vom 10. Spieltag. Damals hatten die Münchener wegen des winterlichen Schneechaos in Bayern nicht in die Hauptstadt reisen können. So kam es, dass das Spitzenspiel zwischen dem Ersten (FC Bayern) und dem Zweiten (Alba) der Bundesliga nun zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ausgetragen wurde.
Die 53:77-Niederlage der Berliner am Sonntag in München war das Spiel mit den wenigsten Punkten der Saison bis dato gewesen und auch am Freitagabend vergingen zweieinhalb Minuten bis zum ersten Korb. Er gelang den Münchenern. Die Berliner konterten zwar nur Sekunden später mit einem Dreier, verloren anschließend aber erstmals in dieser Partie den Anschluss: Immer wieder misslang es Alba, sich gegen die aufmerksame Münchener Abwehr in gute Wurfpositionen zu spielen.
Nichtmal ein Drittel ihrer Würfen trafen die Berliner so im ersten Viertel, die Bayern hingegen erarbeiteten sich mit wenig Kunst aber viel Konzentration Punkt um Punkt. Nach sieben Minuten stand es 3:15 aus Sicht der Gastgeber in der Arena am Ostbahnhof und das nächste Debakel kündigte sich an. Bis zur Viertelpause verkürzten die Albatrosse den Rückstand allerdings wieder auf fünf Punkte (12:17).
Berliner halten dagegen und erzwingen das nächste "low scoring game"
Albas Lauf ging auch zu Beginn des zweiten Viertels weiter, Justin Bean sorgte mit einem Dreier für den ersten Ausgleich seit der Anfangsphase (19:19). Das Spiel war nun ausgeglichener, den Berlinern gelang es immer wieder, den Münchenern den Ball zu stehlen, im Angriff wirkte das Team von Israel Gonzalez plötzlich schneller und kreativer und deutlich weniger eingeschüchtert von den zuletzt übermächtigen Münchenern. Mit zahlreichen Rebounds unter dem gegnerischen Korb glichen die Berliner nach und nach ihre immer noch unterdurchschnittlich schwache Wurfquote aus.
Kurz vor der Halbzeit gingen die Berliner durch einen Nahdistanzwurf von Matt Thomas, der zuvor seinen Gegenspieler mit einer simplen Wurffinte hatte aussteigen lassen, mit 30:28 in Führung. Den anschließenden Angriff der Bayern verteidigten die Gastgeber stark – beispielhaft für diese Phase des Spiels. Auch diese Partie zwischen den beiden Titel-Rivalen entwickelte sich also zu einem Spiel der wenigen Punkte, einem sogenannten "low scoring game".
Die Partie zwischen dem ersten und zweiten der Hauptrunde kann ohne viel Mut als Vorspiel für ein mögliches Finale betrachtet werden. Den Berlinern schien es deshalb besonders wichtig, nach drei deutlichen Niederlagen gegen die Bayern in dieser Saison (in der Euroleague und Bundesliga) ein im Sport vielzitiertes "Zeichen" zu setzen. Sie wollten sich nicht erneut von den physisch starken Bayern übers Parkett schubsen lassen.
Im Eins-gegen-Eins fehlen Alba die Mittel
Die zweite Hälfte begann, wie die erste, mit sehr wenigen Körben. Nach vier Minuten Spielzeit hatten beide Teams gerade mal vier zusätzliche Punkte auf dem Konto. Die Wurfarme lockerten sich zuerst bei den Münchenern, die nun erneut die Führung übernahmen. Der bis dato komplett wirkungslose Ex-NBA-Profi Carsen Edwards traf zwei Mal in kurzer Zeit, auch Vladimir Lucic begann nun seinen Arbeitstag für die Bayern.
Alba fiel es dagegen wieder schwer, sich in gute Wurfpositionen zu bringen und wenn die Spielzüge ergebnislos blieben, fehlten den Berlinern die Mittel in Eins-gegen-Eins Duellen. Sterling Brown scheiterte in dieser Phase erst mit einem Verzweiflungswurf und produzierte kurz darauf noch einen einfachen Ballverlust. Das verletzungsbedingte Fehlen von Spielern wie Matteo Spagnolo, Gabriele Procida oder Louis Olinde machte sich jetzt deutlich bemerkbar.
Ein krachender Dunk von Khalifa Koumadje kurz vor Viertelende hielt Albas Hoffnungen aber am Leben - mit 39:48 und einer aufgeweckten Halle ging es in den Schlussabschnitt. Am Rückstand änderte sich zunächst allerdings nichts, bis circa fünf Minuten vor Schluss. Die Berliner arbeiteten sich nun Stück für Stück näher heran, beim Stand von 49:53 erzwangen sie den ersten Turnover der Bayern in diesem Schlussviertel. Ein erfolgreicher Dreipunktewurf von Matt Thomas aus der Ecke brachte Alba auf einen Punkt heran (52:53).
Der Berliner Basketball-Weltmeister Johannes Thiemann, dem in der Offensive insgesamt wenig gelang, vergab kurz darauf mit einem recht freien Dreier die erste Chance zur Berliner Führung. Im direkten Gegenzug erorberte Thiemann aber stark den Ball, Martin Hermannsson traf den nächsten Dreier - Alba ging in Führung und es wurde laut in der Halle.
Alba sichert sich den Sieg mit sensationellem Lauf im Schlussviertel
Mit dem nächsten Angriff sorgten die Berliner für Playoff-Feeling in der Arena: Ein Dunk von Johannes Thiemann zum 57:53 krönte den 16:0-(!)Lauf der Gastgeber in dieser entscheidenden Phase. Den Bayern gelang in diesem skurril anmutenden letzten Viertel über sechs Minuten lang kein Korb. Insgesamt warfen sie nur fünf Punkte im Schlussabschnitt.
So siegten die Berliner in einem außergewöhnlich punktearmen Basketballspiel, aus dem beide Mannschaften mit Wurfquoten unter 40 Prozent heraus gehen. Den gelb-blauen Albatrossen war das an diesem Abend egal. "Wir wollten nach der deutlichen Niederlage zeigen, dass das nicht Alba war", sagte der Berliner Martin Hermannsson dem übertragenen Sender "DYN" im Interview nach dem Spiel. Es war ein Sieg des Willens.
Alba sicher Tabellenzweiter, München bleibt Tabellenführer
Alba geht durch diesen nun sicher als Tabellenzweiter in die Playoffs. Die Bayern werden die Berliner auch mit einem Sieg im abschließenden Spiel beim Tabellenvorletzten Crailsheim nicht mehr einholen können. Zum Wiedersehen der beiden Rivalen kann es so oder so erst wieder im Finale um die Deutsche Meisterschaft kommen. Die Generalprobe hat Alba mit einer eindrucksvollen Energieleistung für sich entschieden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.05.2024, 22 Uhr