Das Abschneiden deutscher Fußball-Nationalmannschaften wurde immer wieder als Gradmesser deutscher Befindlichkeiten genutzt. Die aktuelle DFB-Elf lässt in der Hinsicht noch reichlich Deutungsspielraum übrig. Von Ilja Behnisch
Werner Schulze-Erdel müsste man sein. Zumindest, um es ganz genau zu wissen. Rund 2.700 Mal hat der heute 76-Jährige die TV-Sendung "Familien-Duell" moderiert, in der er zu seinen Kandidaten immer und immer wieder "Wir haben 100 Menschen gefragt …", sagte und damit Momente für die Ewigkeit schuf. "Wir haben 100 Menschen gefragt: Nennen Sie einen Raum mit viel Beinfreiheit", lautete es dann etwa, worauf eine Kandidatin ein zeitlos schnödes wie schönes "Spanien" antwortete.
Nun befand sich "Spanien" überraschenderweise nicht unter den in der Show gesuchten zehn Top-Antworten. Fußball allerdings wäre wohl sicher darunter. Sofern die Aufforderung lauten würde: "Nennen Sie etwas, das sie mit Deutschland verbinden."
König Fußball regiert zwar die ganze Welt, in Deutschland aber unter besonderer Zustimmung. Der deutsche Fußball-Bund (DFB) ist mit fast 7,4 Millionen Mitgliedern der größte Sportverband des Planeten. Die Fußball-Stadien zwischen Hamburg und München sind so gut besucht wie nirgends sonst auf der Welt. Und die deutsche Nationalmannschaft zählt mit ihren drei Europa- und vier Weltmeister-Titeln zu den erfolgreichsten Teams überhaupt.
Von 0 auf 100 in EM-Stimmung: Der Fußball prägt das Stadtbild in Berlin. Ob gut gefüllte Fanmeile, Rauch überm Olympiastadion, sehr viel Müll oder absurde Verkleidungen der Fans - eine Bildergalerie mit Eindrücken der Europameisterschaft bis zum Finale.
"Wir sind wieder wer!"
Die enorme Bedeutung, die dem Fußball hierzulande beigemessen wird, führt auch dazu, dass er fortwährend als Projektionsfläche zur Beschreibung gesellschaftlicher Entwicklungen hergenommen wird. Es ist, als würde sich Deutschland alle zwei Jahre im Juni/Juli, immer zu Welt- oder Europameisterschaft, den Spiegel vor das Gesicht halten und fragen: Wer sind wir eigentlich?
Nun muss man an dieser Stelle auch die Henne-und-Ei-Frage stellen. Denn begonnen hat das alles 1954 mit dem "Wunder von Bern", dem ersten WM-Titel in der Geschichte des DFB. Neun Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs und fünf Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland siegte die Mannschaft von Sepp Herberger im Finale gegen die haushohen Favoriten aus Ungarn mit 3:2 und in der Heimat war man sich schnell einig: "Wir sind wieder wer!" Aber war man wieder wer, weil man ein Finale im Fußball gewann? Oder gewann man ein Finale im Fußball, weil man wieder wer war?
Zwanzig Jahre später jedenfalls wiederholte sich das Ganze. Zur Heim-WM 1974 war Deutschland ein anerkannter Teil der internationalen Gemeinschaft, spätestens nachdem ein halbes Jahr zuvor sowohl die Bundesrepublik als auch die Deutsche Demokratische Republik den Vereinen Nationen beigetreten waren. Wobei hiermit vermerkt sei, dass die Geschichte des deutschen Fußballs fast immer die Geschichte des westdeutschen Fußballs meint. Den Spagat zu bewältigen, der hinter dieser Feststellung steckt, muss aber Gegenstand eines anderen Textes sein.
Immerhin trafen bei der Weltmeisterschaft 1974 beide deutschen Nationalmannschaften aufeinander. So viel sei vermerkt. Und während die DDR das direkte Duell mit 1:0 für sich entschied, gewann die BRD das letzte Turnier-Spiel und damit den Titel. Schiedlich-friedlich, könnte man sagen, und es würde gut passen zum Bild, dass die (West-)Deutschen damals von sich, ihrem Fußball und dem Standing in der Welt gehabt haben dürften.
Die EM-Stimmung in Bildern
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Mit Feuerwerk, Konfetti und Gesängen wird der EM-Finalsieg von Spanien gefeiert und geehrt.
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Riesiger Jubel der spanischen Fans vor dem Brandenburger Tor.
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Der Fussballspieler Rodri feiert den Sieg mit der spanischen Manschaft und den Fans im Olympiastadion.
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Nach der Niederlage ist die Enttäuschung bei den englischen Fans immens.
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Roter Pyro-Rauch steigt am Sonntag (14. Juli) auf der Berliner Fanmeile auf: Zehntausende englische und spanische Fans sind gekommen, um das Finale beider Teams im Berliner Olympiastadion zu verfolgen.
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Am Ende siegt Spanien in der regulären Spielzeit mit 2:1. Die Iberer sind Rekord-Europameister - und England geht bei einer EM mal wieder leer aus.
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Rudi-Völler-Trikot, schwarzes Instrument, Sonnenbrille: Andre Schnura rockt die EM-Fanmeilen deutschlandweit mit seinem Saxofon - seine Auftritte sind im Internet der Hit. Zum EM-Abschluss heizt er auch in der Hauptstadt den englischen Fans nochmal ordentlich ein.
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Der britische Thronfolger, Prinz William, und sein Sohn Prinz George, sowie König Felipe VI von Spanien (2.v.re.) und seine Tocher Prinzessin Sofia (re.). ließen sich das Spiel im Berliner Olympiastadion nicht entgehen.
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Nach vier Wochen EM-Euphorie findet am Sonntag (14. Juli) das Finale in Berlin statt. Die Hauptstadt versinkt an diesem Tag in viel rot, weiß und gelb.
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England oder Spanien? Hauptsache Finalist!
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Seit dem Mittag bringen sich die Fans der englischen Nationalmannschaft unter anderem am Breitscheidplatz in Stimmung - wie es sich gehört singend und mit nackten Oberkörpern. Viele Anhänger stimmen die Nationalhymne "God save the King" an, auch das Lied "Sweet Caroline" wird laut mitgesungen.
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Insgesamt sollen sich über 50.000 Engländer auf den Weg nach Berlin gemacht haben.
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Die spanischen Fans treffen sich vor dem Berliner Messegelände, bevor sie gemeinsam zum Olympiastadion ziehen.
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Am späten Nachmittag startet ein spanischer Fanmarsch vom Hammarskjöldplatz zum Olympiastadion. Daran nehmen gut 2.000 Menschen teil.
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Bereits Stunden vor dem Anpfiff des EM-Finals um 21 Uhr durchsucht die Bundeswehr gemeinsam mit der Berliner Polizei das Olympiastadion nach Sprengstoff. Dabei kommen auch Spürhunde zum Einsatz. "Alles sicher", heißt es nach der Untersuchung beim Kurznachrichtendienst X.
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Einige englische Fans sind schon einen Tag vor dem Endspiel am Berliner Hauptbahnhof eingetroffen.
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Im Stadtbild nicht zu übersehen: die englischen Flaggen - wie zum Beispiel an der Weidendammer Brücke.
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Die Partie ist zwar ausverkauft, doch versuchen kann man es ja mal - wie hier diese spanischen Fans: "I need Ticket", "Busco Entrada" steht auf dem Schild.
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Etwa 8.000 von den spanischen Fans sollen Tickets für das Spiel haben, in dem sich Spanien zum alleinigen Rekord-Europameister krönen kann.
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Beisiegelt wird der Final-Einzug der Engländer am 10. Juli in Dortmund gegen die Niederlande mit 2:1.
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Einen Tag vorher steht Spanien bereits als EM-Finalist fest. Die Iberer besiegen Frankreich mit 2:1 und die Fans feiern das ausgiebig.
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Einen bleibenden Eindruck hinterlassen die Oranje Fans in Berlin. Hier feiern sie im Olympiastadion den 2:1-Sieg im Viertelfinale gegen die Türkei am 6. Juli.
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Am Nachmittag ist die Stimmung weitgehend gut: Türkei-Fans feiern am 6. Juli vor dem Viertelfinale gegen die Niederlande am Breitscheidplatz in Berlin.
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Debatten löst der von Nationalspieler Merih Demiral gezeigte "Wolfsgruß" aus. Demiral wird von der Uefa gesperrt. Nachdem auf dem Fanzug durch Berlin das Handzeichen der türkischen ultranationalistischen Organisation "Graue Wölfe" mehrfach gezeigt wird, wird der Zug von der Polizei vorzeitig beendet.
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Zum Viertelfinale gegen die Niederlande im Olympiastadion reist auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit Frau Emine Erdogan nach Berlin. Im Stadion zeigen viele Anhänger der türkischen Nationalmannschaft während der Nationalhymne den "Wolfsgruß".
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Jubel und Tränen auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor: Deutschland scheidet am 5. Juli im Viertelfinale gegen Spanien aus. Nach einem Tor von Dani Olmo in der 52. Minute rettet Florian Wirtz in der 89. zum 1:1. Kurz vor Ende der Nachspielzeit trifft dann aber Mikel Merino in der 119. Minute für Spanien.
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Auch für Fans der spanischen Nationalmannschaft ist die Partie daher lange alles andere als entspannt. Am Ende unterliegt die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann mit 1:2. Die spanische Mannschaft zieht ins Halbfinale ein.
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Verkleidet und mit super Laune wird am 29. Juni dem Achtelfinale zwischen Italien und der Schweiz im Olympiastadion entgegengefiebert.
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Am Ende des Spiels freuen sich dann aber nur die Schweizer Fans über den Sieg.
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Jubelnd hoch hinaus will am 29. Juni auch dieser Fan auf der Fanmeile beim Tiergarten während des Achtelfinalspiels Deutschland gegen Dänemark. Deutschland gewinnt die Partie.
Der Achtelfinalsieg am 29. Juni wird mit Autokorso und Feuerwerk am Kurfürstendamm gefeiert.
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Auch die Fans der türkischen Nationalmannschaft haben Grund zu feiern: Bis spät in die Nacht des 25. Juni feiern die Fans, wie hier in Berlin-Kreuzberg, den Einzug der türkischen Nationalmannschaft ins Achtelfinale.
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Am 25. Juni wird Berlin erstmals in oranje eingefärbt: Die niederländischen Fans laufen in einem Fanmarsch zum Olympiastadion oder - besser gesagt - eher hüpfend zum Partyhit nämlich "Links Rechts" von Snollebollekes.
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Mit drei Toren gewinnt das letzte Gruppenspiel im Olympiastadion dann aber die österreichische Nationalmannschaft. Den Niederländern gelingen zwei Tore.
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Zum Spiel reisen auch viele niederländische Fans an. "Wenn wir alle in Weiß unterwegs wären, würde man uns nicht sehen. Wir haben Glück, dass Orange unsere Farbe ist", erzählt Sandra rbb|24, natürlich in Orange gekleidet.
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Am 23. Juni gehen die Blicke in Berlin und Brandenburg nach Frankfurt. Deutschland spielt gegen die Schweiz zum Abschluss der Vorrunde um den Gruppensieg. Doch gegen die Eidgenossen reicht es nur zu einem 1:1.
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Lange vor dem Anpfiff pilgern die Fans Richtung Fanzone am Brandenburger Tor.
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EM-Euphorie auf der Fanzone am Reichstagsgebäude: Deutschland spielt am 19. Juni im zweiten Gruppenspiel 2:0 gegen Ungarn. Damit steht das Team von Julian Nagelsmann vorzeitig im Achtelfinale.
Keinen guten Start haben kroatische Fans am 15. Juni. Beim Spiel gegen Spanien müssen die Fans auf jeden Torjubel verzichten, das 0:3 ist eine echter Dämpfer für die Ambitionen des Vizeweltmeisters von 2018.
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Vor dem Spiel verwandeln die Fans der Kroaten das Berliner Olympiastadion in ein Tollhaus.
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Das Pyroverbot der Uefa und die Sicherheitskontrollen an den Stadien können den Hardcorefans traditionell nur ein müdes Lächeln abringen. Auch das Olympiastadion in Berlin ist am 15. Juni zeitweise in dichten Rauch gehüllt.
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Von asiatischen Fans ist ja bekannt, dass sie ihren Müll auf den WM-Fanfesten vorbildlich selber einsammeln. Leider ist grad "nur" EM - so bleibt es der Berliner Stadtreinigung überlassen, den Breitscheidplatz nach einem Fanfest am 15. Juni zu säubern - zumindest bis das nächste Spiel in Berlin ansteht.
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Die Preise für Speisen und Getränke auf den Fanfesten sorgen bei vielen für Frust: 5 Euro für einen halben Liter Mineralwasser, 6 Euro für eine simple Bratwurst - in den sozialen Medien wird schnell von "Züricher Preisen" gesprochen.
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Der Glaube kann Berge versetzen. Das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland am 14. Juni 2024 wird in der Gedächniskirche übertragen.
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Es geht los und hoch hinaus. Die Eröffnungsfeier der Fanmeile am Brandenburger Tor wird am 12. Juni 2024 mit einem Feuerwerk zelebriert.
Die 68er hatten Einzug gehalten. Ein freies, fast schon lockeres Deutschland gab den geschätzten Gastgeber. Die Stars der Mannschaft, ob Franz Beckenbauer, Paul Breitner oder Gerd Müller, waren nach Kriegsende geboren und entweder apolitisch (Müller), Weltbürger (Beckenbauer) oder zumindest fürs Fotoshooting links (Breitner mit der Mao-Bibel). Eine Mannschaft, die schon zwei Jahre zuvor, bei der gewonnenen Europameisterschaft 1972, furios agierte und Deutschland auf und neben dem Platz frei und spielerisch erschienen ließ.
Weitere 18 Jahre später dann der dritte WM-Titel, im Wiedervereinigungsjahr 1990. Franz Beckenbauer, nun Teamchef, wagte hernach eine historische Prognose und wähnte den deutschen Fußball auf Jahre hinaus unschlagbar. Jetzt, da auch die ostdeutschen Edel-Kicker dazukommen würden. Der Jubel über den Titel von Rom war gesamtdeutsch und getragen von einer historischen Euphorie, in deren Zuge man in Deutschland an Vieles glaubte, auch an blühende Landschaften.
Beckenbauer sollte sich getäuscht haben. Wie zum Ausgleich organisierte er als OK-Chef die Heim-WM 2006 - das sogenannte Sommermärchen, dessen vermeintliches Revival nun, 18 Jahre später, so oft in der Hoffnung bemüht wird, erneut ein fröhliches, gastfreundliches Deutschland zu erleben - in dieser Hinsicht nur übertroffen vom Sommer 2014, dem Sommer des vierten WM-Titels von Brasilien. Ein Titel, leichtfüßig errungen von einer multikulturellen Mannschaft für ein leichtfüßig, multikulturelles Land. So schien es.
Dem gegenüber stehen Studien, die besagen, dass der Nationalismus in Deutschland nach dem Sommermärchen von 2006 zugenommen hat. Dem gegenüber steht eine Umfrage aus dem Sommer 2024, die besagt, dass "21 Prozent der Deutschen es besser fänden, wenn wieder mehr Spieler mit weißer Hautfarbe in der deutschen Nationalmannschaft spielen würden." Beides eindrucksvoll nachzuspüren in der ARD-Dokumentation "Einigkeit und Recht und Vielfalt" [daserste.de].
Mit einem 2:0-Sieg über Dänemark hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das Viertelfinale bei der Heim-EM erreicht. Kai Havertz und Jamal Musiala haben die Partie, die zunächst wegen eines Unwetters unterbrochen wurde, entschieden.
Man mag es kaum glauben, wenn man dieser Tage auf die Fanmeilen in ganz Deutschland schaut. Man mag es kaum glauben, wenn man sich umhört bei denen, die zur EM zu Gast sind in diesem Land und sich so willkommen fühlen. Man mag es kaum glauben, wenn man derzeit durch Berlin läuft - rund um die Spiele der deutschen Mannschaft, weil so viele Schwarz-Rot-Gold tragen dann. Ob alt, ob klein. Ob mit türkischen, nigerianischen oder Brandenburger Wurzeln. Und vielleicht ist es genau das, diese Ambivalenz, die Deutschland 2024 mit seiner Nationalmannschaft verbindet. Die ja auch zwischen wahnsinnig brillant und wahnsinnig anfällig changiert.
Man müsste Werner Schulze-Erdel sein und sagen können: "Wir haben 100 Menschen gefragt: Nennen Sie etwas, das sie mit der Fußball-Europameisterschaft 2024 verbinden." Immerhin: Spanien, so sieht es derzeit aus, hätte dieses Mal ganz gute Chancen, eine Top-Antwort zu sein.
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Tja, aber der wertschätzende Umgang miteinander, der schwindet hierzulande unaufhaltsam.
Deutschland, als das größte EU - Land ist versucht diese eigenen negativen Maßstäbe in die EU hineinzutragen, und die Folgen sind bereits sichtbar,
Es gab Zeiten, da hatte Deutschland eine ausgesprochen positive Rolle gespielt, das selbe galt für Frankreich.
Undeutsch verhält sich in meinen Augen, wer sich nicht ans deutsche Grundgesetz hält. Was ist daran konfus oder schwer zu verstehen? Wenn eine Botschaft nicht richtig ankommt, liegt es oft auch am Empfänger!
Retourkutsche
Ausgerechnet SIE kommentieren einen rbb24-Artikel, der den Fußball in einen gesellschaftlichen Zusammenhang stellt, während Sie mir gestern noch das UNTERIRDISCHSEIN vorgeworfen haben, weil ich dies auch getan und mich kritisch speziell(!) zum Stolzsein auf Fremdleistungen geäußert und als Gegenbeispiel meine Eigenleistung plus den Stolz darauf erwähnt habe.
Ich befand mich auf der Ebene "Stolz".
Ich hätte geschrieben ".. die Menschen wären Geschichtsvergessen und sollten gefälligst nicht stolz auf ihr Land sein"
Wo steht das in meinem Text???
Dass die Ebene "Nationalstolz" besonders beim Fußball eine zweifelhafte Rolle spielt ist nachweisbar. Siehe Text von rbb24!
Ihre Wünsche für mein Leben ("...wünsche ihnen für die Zukunft überhaupt keine Freude mehr am Leben haben...") sind eine Frechheit!
Dass Ihre "Argumentation" inkonsistent ist, werde ich nicht näher ausführen.
„Es gibt kein undeutsches Verhalten, deutschsein ist kein Maßstab“
Stimmt. Was wäre wohl ein nicht „französisches, italienisches oder polnisches Verhalten“ in diesem Zusammenhang? Auf F bezogen, der Verzicht auf die angeblich immer gehauchten Küsschen auf die Wange bei der Begrüßung? In I, Burger als Lieblingsessen, statt Pasta und Pizza zu wählen? Jetzt kommt es zur Verdeutlichung noch dicker. In P ein Fahrzeug zu erwerben, anstatt dieses zu stehlen?
Mit einem Verhalten hat das alles nichts zu tun. Es handelt sich um die, den jeweiligen Nationalitäten zugeschriebenen Eigenschaften. Vorurteilsbehaftet ohne Ende. „Fein, dass alle deutschen Bürger pünktlich, zuverlässig und fleißig sind.“, passt dann absolut in die obige Auflistung.
Den Maßstab, bestimmen wir alle durch gemeinsam wertschätzenden Umgang miteinander. Unabhängig, ob national oder international betreffend. Das, nicht einzig zu EM-Zeiten.
31.
Mir sagen weder Werner Schulze-Erdel noch die Sendung „Familien-Duell“ etwas. Muss ich mir Sorgen machen?
Schon klar we du das meintest. Nach dem Motto, „guckmal, Schwarze können deutsche Namen haben“…. Du verstehst es nicht. Lass einfach Hautfarbe und Namen mal außen vor. Ich mag z.B. Leute nicht, die einen fragen, woher man denn stamme, bloß weil man nicht typisch deutsch aussieht oder heißt. Wenn man denn sagt „ aus Hamburg“, kommt die Nachfrage „woher denn ursprünglich oder die Familie stamme“. Nervt, dieser Alltagsrassismus
Hier nochmal zur Erinnerung:
Ich würde mich freuen, wenn das herbeifantasierte "So...märchen" am 05.07. gegen 20 Uhr beendet wird. Aber stolz auf den Schland-Bezwinger wäre ich nicht, da : Siehe oben!
Und dies, obwohl ich keinen Beitrag zu den Leistungen der Beteiligten leisten kann.
Mit Christian Morgenstern, an dem ich mich auch erfreue, beende ich den "Diskurs" mit Ihnen:
Es ist schmerzlich, einem Menschen seine Grenze anzusehen.
Hallo Toffelchen, zur Info: Maximilian Krah, Spitzenmann der AfD für Europa, spricht über unsere Nationalmannschaft von einer "Fremdenlegion". Und der AfD-Rechtsaußen Björn Höcke wettert in etwa: "Aus jeder Pore des Fußballsports tritt die Regenbogenideologie heraus." Natürlich ist die AfD bei diesem Thema wie Teflon: Nichts soll offiziell hängen bleiben. Aber die wissen genau, dass sie von ihren Fans nur wegen ihrer nationalistischen, rassistischen, antidemokratischen und ausländerfeindlichen Haltung gewählt werden. Suchen Sie einfach mal nach "AfD Fußball"!
26.
Der Fussballsport scheint sich, unter den ständigen immer noch mehr Geldgewinnen rund um den Fußball vom Volkssport zum Exclusivsport zu entwickeln und das dürfte langfristig kostspieliger für die Gesellschaft sein, als die Spiele gleich komplett im ÖR-TV zu zeigen, denn es erschwert die Nachwuchsarbeit und das schadet dem Ansehen des Fussballsports als gesellschafts- und völkerverbindende Komponente.
Ich plädiere für eine transparente UEFA, die Abkehr von der Wucherpreismentalität, einen Stop von Steuerfreiheit für den europäischen Fussballverband und die Begrenzung der Ablösesummen auf max. 1,5 Spielerahresgehälter.
>"Echt jetzt? Also ein Olsen z.B. wäre dann immer ein Däne? Die Namen als Grundlage für „heimisch“ zu nehmen, da musst du echt verdreht denken, toberg"
Denk ich gar nicht. Olsen gibts in Norddeutschland Richtung Dänemarkt schon häufig.
Außerdem Leuts... mein Ursprungskommentar war eher an die Denke anderer gerichtet als an meine eigene.
23.
Anstelle irgendwelcher Dokumentationen sollten sie lieber die Spiele übertragen. Sowas wie diese EM mit den Finalspielen nur Extra-Bezahlfernsehen finde ich unter aller würde.
Aber dafür kann ja nun darüber geredet werden…
Ich meine auch nicht unbedingt die Nationalmannschaften, die natürlich gegeneinander spielen, sondern die vielen Menschen, unterschiedlichster Nationen, die größtenteils friedlich miteinander in den Stadien, Fanzonen, Restaurants , Kneipen etc. der gleichen Leidenschaft zugewandt sind. Ich habe da bisher in den letzten Wochen jedenfalls nur positive Erfahrungen gemacht und viele neue, nette, großartige Menschen kennengelernt. Und wenn am Freitag Deutschland ausscheiden sollte, freue ich mich für eine andere Mannschaft.
Ich habe "undeutsch" für die AfD-Definition in Hochkommata gesetzt, weil bei der AfD die Hautfarbe und die Herkunft der Großeltern der Mannschaft offenbar eine große Rolle spielt. Für mich ist deutsches Verhalten, wenn sich jemand am deutschen Grundgesetz orientiert. Das halte ich für sehr deutsch. Wer rassistisch denkt, ist für mich daher automatisch undeutsch.
Ihr Verhalten erinnert an das von Göring-Eckert. Die hat es auch nur gut gemeint und wurde dann zurecht angezählt und hat sich entschuldigt. Rüdiger ist in Berlin geboren. Seinen Namen hier in diesem Zusammenhang zu erwähnen ist so richtig neben der Spur.
18.
Und vor Nagelsmann ? Klingt ja so, als wäre ganz Deutschland zwischen Ende 2014 und 2023 ein am Boden liegender Haufen gewesen, der Profitgier vor alles andere stellt. Ich denke mal, ganz so war das nicht, und ganz sind trotz der Erfolge der Nationalmannschaft auch die Begehrlichkeiten von Bürgern nicht weg.
Wer 8 Euro Einkommenssteuer im Jahr zahlt, der sollte sich besser mal ducken, wenn es um nen 80 000 Euro-Spielplatz geht. Wer gegen Abschiebungen demonstriert, der sollte auch ne Verpflichtungserklärung abgeben, oder sein Bafög abtreten, wenn der Protegierte eben NICHT strafunaufällig wird, etc..
Lasst aber mal besser alles politische raus, dann klappts ggf. auch gegen Spanien !