BR Volleys überragender Neuzugang Jake Hanes - Eine Nudel spielt Schach
Er ist außergewöhnlich gut, außergewöhnlich groß und außergewöhnlich vielseitig. Mit Jake Hanes scheinen die BR Volleys einen Glücksgriff getan zu haben. An dem womöglich auch die Berliner Natur ihren Anteil trägt. Von Ilja Behnisch
Es ist ein Rätsel mit diesem Jake Hanes, dem 26-jährigen US-Amerikaner und Diagonalspieler, der seit Sommer dieses Jahres für den deutschen Rekordmeister BR Volleys aktiv ist. Denn dass er selbst unter grundsätzlich eher größer gewachsenen Volleyballspielern zu den größeren zählt, ist schnell ersichtlich. Aber wie groß genau der in der Nähe von Chicago aufgewachsene Hanes ist, darüber scheiden sich die Geister. Oder viel mehr: das Internet.
2,10 Meter geben die BR Volleys auf ihrer Homepage [berlin-recycling-volleys.de] an. 2,12 Meter hingegen sind auf der Seite volleybox.net [volleybox.net] notiert. Der US-Volleyballverband wiederum vermerkt für seinen Nationalspieler "6-10" an [usavolleyball.org]. Was Foot und Inches meint und umgerechnet 2,08 Meter bedeutet.
Das Gute für alle Volleys-Fans: So wichtig ist die genaue Körpergröße der neuesten Berliner Wunderwaffe auch wieder nicht. Oder um es mit einem Facebook-Post von Jake Hanes' Vater zu sagen, der angesichts der luftigen Höhe, in der sein Sohn auf einem Foto über den gegnerischen Block hinweg schmettert, kommentierte: "Ist das noch fair?"
Von der Nudel zur Naturgewalt
Eine "Naturgewalt" nennt ihn Volleys-Manager Kaweh Niroomand. Aber nicht nur das. Hanes sei zudem unglaublich beweglich. "Selten war bei uns ein Diagonalspieler auch in der Abwehr so stark", zudem sprühe er "vor Kraft, Ehrgeiz und Siegeswillen", so Niroomand.
Das mit der Naturgewalt war früher indes anders. In seinen Jugendjahren habe ihn ein gegnerisches Team einmal "Nudel" genannt, erzählte Hanes zum Einstand in Berlin, so dürr sei er gewesen. Erst im College habe er den Fokus darauf gelegt, kräftiger zu werden. Mit Erfolg.
Nach Ende der Studienzeit geht es direkt nach Europa, zu Arago de Sète nach Frankreich. Es folgen Stationen in Polens Top-Liga, ehe es ihn im Sommer 2024 zu den Volleys zieht. Hanes soll die Lücke schließen, die der Abgang von Marek Sotola gerissen hat. Es ist ein klassischer Volleys-Schachzug: Super talentierte Spieler verpflichten, die in Berlin auf höchsten Niveau den Sprung zur Weltklasse schaffen, ehe es sie in finanzstärkere Ligen zieht.
Viel Anlaufzeit hat Hanes bei den Volleys nicht gebraucht. Schon beim Sieg des Ligapokals wurde er zum MVP, wem wertvollsten Spieler gewählt. Papa Frank kommentierte einen auf deutsch verfassten Social-Post der Volleys auf seinem Facebook-Profil stolz: "And so it begins! 1st of many ! Translate on !" - "Und so beginnt es! Der Erste von vielen! Her mit den Übersetzungen!"
Stammgast im Kraftraum
Hanes hat die höchste Durchschnittspunktzahl aller Bundesligaspieler pro Satz (5,1) und die höchste Quote erfolgreicher Angriffspunkte (57,1 Prozent). Aber auch bei den Blockpunkten ist er unter den Top zwölf der Liga. Auch, weil das Blocken sein "persönliches Lieblingselement" ist, wie er sagt: "Ich mag das Schachspiel gegen die Zuspieler und Angreifer, um mit meiner Größe bei ihnen für Probleme zu sorgen."
Damit er diese 2,12 Meter oder 2,10 Meter oder 2,08 Meter auch möglichst zweckdienlich einsetzen kann, arbeitet er viel im Kraftraum: "Ich versuche immer, meine Explosivität und Geschwindigkeit zu steigern. Meine Größe hilft mir in vielen Bereichen, stellt mich jedoch auch vor Aufgaben." Und dann ist da noch die psychologische Komponente.
"Einfach weiter gewinnen"
Er sei gern weg von allem, sagt er. Und so zieht es ihn, wann immer es geht, in die Natur. "Man wird so reingesogen in diesen Strudel", sagt Hanes über seinen Alltag als Volleyball-Profi, "da ist es schön, für eine Weile einfach nur dem Wind zuzuhören und zu entspannen."
Hanes meditiert dann, so wie er es seit Anfang 20 häufig tut. Seit Volleyball zu seinem Beruf wurde. Bis dahin war der Sport seine Art, alles rauszulassen. Seither übernehmen das therapeutische Gespräche, Yoga, Meditation und das Abschalten in der Natur.
Der Fokus ist trotzdem immer da. Auf die Saisonziele mit den BR Volleys angesprochen, kommt es fast schon mechanisch aus ihm heraus: "Ich fühle, die Idee ist, dass wir einfach weiter gewinnen." Zweifel? Fehlanzeige. Ganz anders als bei seiner tatsächlichen Größe.
Sendung: rbb24, 4.11.2024, 22 Uhr
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