1:1 gegen Bochum - Unions schlechte Leistung rückt nach Feuerzeugwurf in den Hintergrund

So 15.12.24 | 10:13 Uhr | Von Till Oppermann
  47
Die Spieler des VfL Bochum versammeln sich um ihren Torwart Drewes. Quelle: imago images/Ostseephoto
Video: rbb24 Abendschau | 14.12.2024 | Nachrichten | Bild: imago images/Ostseephoto

Das schwache 1:1 gegen den Tabellenletzten spielt nach einem Feuerzeugwurf gegen den Bochumer Torwart bei Union fast keine Rolle. Nach einem gebrauchten Nachmittag auf allen Ebenen entscheidet das DFB-Sportgericht über das Ergebnis. Von Till Oppermann

Vielleicht hat sich Schiedsrichter Martin Petersen nach dem Spiel die Handynummer von Bochum-Keeper Patrick Drewes besorgt. Schließlich sind sie Leidensgenossen. Wie Drewes wurde auch Petersen schon bei einem Fußballspiel mit einem Feuerzeug beworfen. Vor gut neuneinhalb Jahren war das. Das Pokalspiel Osnabrück gegen Leipzig wurde deshalb abgebrochen.

Ein tätlicher Angriff auf den Schiedsrichter habe keine andere Entscheidung zugelassen, erklärte der DFB damals. Trotz seiner persönlichen Erfahrung verzichtete Petersen zum Ärger der Bochumer auf einen Spielabbruch. "Die Sicherheit der Spieler war gewährleistet", erklärte er. Das hätten ihm Polizei und Ordnungsdienst bestätigt.

Bochum kündigt Einspruch an

Wie schon nach dem Golfball-Wurf auf Oliver Kahn im Jahr 2000 wurde also auch am Samstag zu Ende gespielt. Wenn man den "Nichtangriffspakt" zwischen Union und Bochum als "spielen" bezeichnen will. Nach einer fast halbstündigen Pause und Beratungen in der Kabine schoben sich beide Mannschaften den Ball hin und her, bis Petersen abpfiff.

"Wir wollten das Spiel beenden", erklärte Union-Geschäftsführer Horst Heldt. Man habe das Spiel mit nur unter Protest zu Ende gebracht, ergänzte sein Bochumer Amtskollege Ilja Kaenzig. "Und am Montag werden wir Einspruch einlegen."

Heldt nimmt Fans in Schutz

Nun wird der DFB-Kontrollausschuss über die Wertung der Partie beraten und seine Empfehlung dem Sportgericht vorlegen. Das höchste Kontrollorgan im DFB wird über das Ergebnis entscheiden.

Neben einer wahrscheinlichen Niederlage am Grünen Tisch muss sich der 1. FC Union auf eine empfindliche Geldstrafe einstellen. Auch Kollektivstrafen wie Zuschauerteilausschlüsse oder Geisterspiele sind eine mögliche Konsequenz.

Vielleicht sagte Heldt im Interview deshalb: "Es war die Tat eines Einzelnen". Und ergänzte: Es sei auch nicht so, als hätten sich alle Unioner daneben benommen. Für Union wäre ein Spiel ohne Zuschauer ein besonders einschneidendes Erlebnis. Kein Verein engagierte sich während der Corona-Pandemie so sehr dafür, wieder Fans im Stadion zu ermöglichen.

Häufig fliegen Gegenstände

Gleichwohl: Das Problem ist nicht neu. Durchsagen von Stadionsprecher Christian Arbeit, der die Fans dazu auffordert, das Werfen von Gegenständen zu unterlassen, gehören in der Alten Försterei mittlerweile gefühlt genauso zur Folklore wie Bratwurst und Nina Hagen. Auch das Feuerzeug, das Drewes traf, war lange nicht das einzige Wurfgeschoss von den Rängen.

Von einem Einzeltäter zu sprechen, ist deshalb verkürzt. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, dass mal einer der Werfer treffen würde. Es wäre deshalb keine Überraschung, wenn der Verein in Zukunft konsequenter gegen die eigenen Fans durchgreift. Dass das möglich ist, bewies Unions Ordnungsdienst am Samstag. Der mutmaßliche Täter wurde schnell ermittelt und an die Polizei übergeben. Eine gute Nachricht für den Verein. Schließlich gehört Union zu den Klubs in der DFL, die sich am lautesten gegen Kollektivstrafen wehren.

Schwache Leistung von Union

So bleiben dieser Fahndungserfolg und das Fair-Play der Mannschaft für die Eisernen die einzigen positiven Aspekte des Nachmittags an der Alten Försterei. Denn dass es überhaupt zu der hitzigen Atmosphäre in der Schlussphase kam, hatte viel mit Unions schwachen sportlichen Auftritt zu tun. Niemals hätte es gegen den noch sieglosen Tabellenletzten aus dem Ruhrgebiet zu diesem Zeitpunkt noch Unentschieden stehen dürfen. Denn die Berliner spielten nach einer frühen Roten Karte gegen den Bochumer Koji Miyoshi gut 80 Minuten in Überzahl.

Teilweise wirkte es so, als wäre der Platzverweis ein Handicap für Union. Denn Bochum verschanzte sich mit allen zehn Mann vor dem eigenen Strafraum. Die unkreativen Unioner waren so gezwungen, sich ohne schnelles Umschaltspiel Chancen zu erspielen und scheiterten immer wieder. Nur der individuellen Klasse von Robert Skov und Benedict Hollerbach war es zu verdanken, dass die Köpenicker zumindest ab und zu gefährlich wurden.

Svensson hat Arbeit vor sich

"Es ist natürlich enttäuschend", fand auch Horst Heldt. Mangelnde Konzentration und individuelle Fehler in der Defensive waren schon vor seiner Zeit ein Problem. Auch am Samstag fiel das Gegentor, weil Rani Khedira seinen Gegenspieler nicht konsequent verfolgte und Frederik Rönnow durch seinen Straumraum irrte. So bringt sich die sonst so stabile Abwehr regelmäßig um den eigenen Lohn.

Noch schwerwiegender ist die schwache Offensive. Besonders nach der Einwechslung von Jordan Siebatcheu wurde deutlich, dass den Spielern eingeübte Abläufe fehlen. Der torlose Stürmer strahlte erneut keine Gefahr aus. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Ball, wenn er auf den ersten Pfosten lief, meistens auf den zweiten Pfosten gespielt wurde und umgekehrt. "Uns hat die Präzision gefehlt", analysierte Bo Svensson angesichts des Feuerzeugs am Kopf von Drewes unfreiwillig komisch. Dem Bochumer Torwart kann man an diesem Tag nur eines sagen: "gute Besserung".

Sendung: rbb24, 14.12.24, 21:45 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

47 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 46.

    Gewalt ist duch nichts zu rechtfertigen!

    Wer Gewalt damit Rechtfertigt, dass das Opfer zuvor nicht wie gewünscht reagiert hat, stellt sich ins Abseits einer zivilisierten Gesellschaft.

    Wenn ein Spieler auf Zeit spielt, dann ist der Schiedrichter gefordert einzuschreiten aber nicht die Fans.

    Es ist schon bezeichnend für die Intelligenz der Gewalt Befürworter, auf eine Spielverzögerung mit Gewalt zu reagiere um eine weitere Spielverzögerung zu provozieren.

  2. 44.

    Wer kann mir helfen? Habe gerade das Manchester Derby gesehen keine Zäune keine Netze die Gäste Fans nur von Ordnern umgeben warum funktioniert das nicht bei uns in Deutschland?

  3. 43.

    „Sie vermischen dann .... unzulässig eine Fahrlässigkeit (der Wurf)mit einer Unsportlichkeit...
    Und, ein Kommentar ist keine Mehrzahl, nach der deutschen Grammatik.

  4. 42.

    „Sie vermischen dann .... unzulässig eine Fahrlässigkeit (der Wurf)mit einer Unsportlichkeit, die alle gesehen haben.

  5. 41.

    *36.Tom der Alte.
    "„Wenn ich hier einige Kommentare lese, ist zum Schluss der Torwart noch schuld“
    Ich habe gewissenhaft nachgelesen. Kein Kommentar bestätigt das was Sie da sagen. Keiner. Nicht ein einziger."
    Nein, Sie haben nicht gewissenhaft nachgelesen, oder Sie können nicht lesen. Sehen Sie sich doch bitte den Kommentar Nr. 9. an.

    "Wenn der Schiedsrichter sich das angesehen hätte, dann wäre für den TW eine zweite gelbe Karte wegen Spielverzögerung fällig gewesen. Das wäre dann Gelb/Rot gewesen."

    Fällt Ihnen dazu auch eine Ausrede ein?

  6. 40.

    Ich habe auf Ihren Kommentar schon geantwortet, wurde aber bis jetzt leider nicht veröffentlicht. Ich gebe ihnen ja im Prinzip recht. Der Torwart wurde getroffen und er hat natürlich die Situation auch für den Vorteil der Mannschaft ausgenutzt. Ich bezweifle aber, dass er nach der verletzungsbedingten Unterbrechung,nicht wieder einsatzbereit gewesen wäre. Zwischenzeitlich wurde der Werfer bereits identifiziert. Wäre das Spiel ohne Auswechslung fortgesetzt worden, wäre ihm der Beifall von den union Fans sicher gewesen. Das auch für die Zukunft, denn union Fans vergessen ein sportliches Verhalten nicht. Jetzt wird womöglich der gesamte Verein, wegen des Fehlverhaltens weniger bestraft. Als Veranstalter kann man solche Vorfälle weder voraus sehen noch verhindern. Das ist mit dem zünden von Pyrotechnik genauso. Wollen wir hoffen, das alle Beteiligten daraus lernen.

  7. 39.

    Der Torwart hatte schon gelb spielte weiter auf Zeit da kann man auch mal gelb/rot geben… das werfen von Gegenständen ist in allen Stadien beobachten bei Eckbällen etc. eine unhaltbare Unsitte

  8. 38.

    „Wenn ich hier einige Kommentare lese, ist zum Schluss der Torwart noch schuld“
    Ich habe gewissenhaft nachgelesen. Kein Kommentar bestätigt das was Sie da sagen. Keiner. Nicht ein einziger.
    Es bleibt dabei, dass Ihre Aussage nicht nur falsch ist. Sie vermischen dann in der Folge unzulässig eine Fahrlässigkeit mit einer Unsportlichkeit, die alle gesehen haben.

  9. 37.

    „Wenn ich hier einige Kommentare lese, ist zum Schluss der Torwart noch schuld“
    Ich habe gewissenhaft nachgelesen. Kein Kommentar bestätigt das was Sie da sagen. Keiner. Nicht ein einziger.
    Es bleibt dabei, dass Ihre Aussage nicht nur falsch ist. Sie vermischen dann in der Folge unzulässig eine Fahrlässigkeit mit einer Unsportlichkeit, die alle gesehen haben.

  10. 36.

    „Wenn ich hier einige Kommentare lese, ist zum Schluss der Torwart noch schuld“
    Ich habe gewissenhaft nachgelesen. Kein Kommentar bestätigt das was Sie da sagen. Keiner. Nicht ein einziger.
    Es bleibt dabei, dass Ihre Aussage nicht nur falsch ist. Sie vermischen dann in der Folge unzulässig eine Fahrlässigkeit mit einer Unsportlichkeit, die alle gesehen haben.

  11. 35.

    Ich weiß nicht ob Sie lesen können, vor mir schreibt einer das der Torwart
    Ein Schauspieler sei. Nochmal zum mit lesen Würfe von Gegenständen sind im Sport nicht erwünscht. Und es geht nicht darum wie schwer er verletzt ist. Es geht einzig und allein um die Achtung und Fairness im Sport.
    Und da muss man nichts schön reden.

  12. 34.

    Bitte lest wenn schon alle meine Kommentare. Ich habe mehrmals betont, dass ich das werfen von Gegenständen verurteile und hoffe, dass der Werfer nie wieder ein Fußballstadion betreten sollte. Mir geht es lediglich um das anschließende Verhalten. So jetzt Schluss damit.

  13. 33.

    Das Problem an der ganzen Theatralik ist, dass man bei deutschen Schiedsrichtern nur etwas bekommt, wenn man eine gute Show abzieht. Das nervt ganz allgemein beim Fußball. Ebenso wie die ständige Elfmeterschinderei leider auch der Unioner Spieler.

  14. 32.

    Wenn man schon versucht der hitzigen Atmosphäre auf den Grund zu gehen, sollte man das ausgeprägte Zeitspiel des Torwarts wenigstens erwähnen. Dafür hatte er vom Schiedsrichter bereits gelb bekommen.

  15. 31.

    Abgesehen davon, ob der Torwart nun doll getroffen wurde oder ob er mehr daraus gemacht hatte, als notwendig, ist das völlig egal. Er wurde getroffen. Punkt. Spielabbruch. Punkte für Bochum.
    Wollen Sie als Schiedsrichter warten, bis jemand schwer verletzt wird und erst dann reagieren?
    Hätte der Torwart so nicht reagiert, wäre wahrscheinlich noch nicht einmal der Täter ausfindig gemacht worden, weil sich niemand dafür interessiert hätte. Wir reden hier mindestens über eine versuchte gefährliche Körperverletzung. Da ist es einfach unglaublich, sich über das anschließende Verhalten des Keepers aufzuregen, oder ihm sogar noch eine Mitschuld anzudichten, weil er das Spiel verzögert hat.

  16. 30.

    Ich habe Augen im Kopf und kann ein Verhalten analysieren. Ich sage es nochmal, dass ich das Werfen von Gegenständen strikt verurteile. Aber die "Schwalben " und das Schmerzgeschrei ebenfalls. Beim Frauenfußball zum Beispiel findet man sowas bisher noch nicht. Hoffentlich bleibt es so.

  17. 29.

    Meine Meinung Ganz unterste Schublade Der Werfer hat dem Verein und insbesondere dem Fussballsport einen sehr schweren Schaden zugefügt. Ich will mal was zum Vergleich bringen: Bin neben dem Fußball auch Formel 1 Fan. Da sitzen Mercedes Fans neben Fans von Ferrari friedlich nebeneinander und jubeln Ihren jeweiligen Fahrern zu. Warum gibt es dieses asoziale Verhalten nur im Fußball? Ich bitte den 1.FC Union darum : Belegt den Mann mit lebenslangen Stadionverbot , nehmt ihm den Mitgliedsausweis ab

  18. 28.

    Es geht m.E. ja nicht darum wie stark einzelne Spieler von gezielten Würfen undisziplinierter Zuschauer verletzt werden, sondern daß vorsätzliche Würfe, egal mit was und entgegen der Hausordnung immer noch stattfinden können in den Stadien, wo es doch nur so wimmelt, vor Zeugen.

    Das Würfe zu Verletzungen führen können, wenn die Treffer mal treffen, sollten eigentlich alle begreifen können.

Nächster Artikel