Klamme Kommunen - Tröbitz sendet Hilferuf an Bundespolitik, um Freibad zu retten
Das Freibad in Tröbitz feiert in diesem Jahr 60. Geburtstag - wie viele Jahre noch dazukommen, ist aber ungewiss: Eine Sanierung sei dringend nötig, sagt die Gemeinde. Doch es fehlt das Geld. Nun hat sich Tröbitz an die Bundespolitik gewandt.
- Freibad braucht laut Gemeinde grundhafte Sanierung, Schwimmunterricht sei in Gefahr
- Tröbitz fehlt das Geld, hofft auf Hilfe durch Bundespolitik
- Landtagsabgeordnete Ricarda Budke (Grüne) will mit Bildungsexperten sprechen
Die Gemeinde Tröbitz (Elbe-Elster) hat sich mit einem offenen Brief an die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz (SPD), gewandt. Darin bittet Tröbitz um Unterstützung für die dringend notwendige Sanierung des Freibades. Ohne die stünde das Bad vor dem Aus, heißt es - und damit auch der Schwimmunterricht für mehrere Schulen.
Als Kommune in Haushaltssicherung sei Tröbitz nicht in der Lage, die Investition allein zu stemmen. Für die Freibadsanierung werden über drei Millionen Euro gebraucht, sagte Bürgermeister Holger Gantke (CDU) rbb|24.
Der Brief ging auch an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (FDP), Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser (SPD), Brandenburgs Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Britta Ernst (SPD), Brandenburgs Minister des Innern und für Kommunales, Michael Stübgen (CDU) und den Minister für Infrastruktur und Landesplanung, Guido Beermann (CDU).
"Es ist eigentlich eine Katastrophe"
"Ich bin jetzt seit 13 Jahren Bürgermeister und wir haben noch nie eine reguläre Eröffnung hingekriegt, weil immer etwas kaputt geht", so Holger Gantke. Das sei bei dem Alter des Freibades logisch. 1963 wurde es gebaut, in den 90er Jahren umgebaut. "Nach nun fast 30-jähriger Nutzungsdauer entsprechen die technischen Anlagen, Becken und [der] Sanitärbereich nicht mehr den technischen und energetischen Standards", heißt es in dem offenen Brief.
"Wir helfen uns dort selber", so der Bürgermeister. "Ich habe Gott sei Dank Ehrenamtliche, die Pumpen reparieren, die aus dem Internet Elektronikteile holen, und und und. Dann ist wieder ein Rohrbruch..." Das Problematische sei, dass nach der Sanierung in den 90ern aus zwei Bädern eins gemacht wurde, sagt Gantke. Damals seien alte Rohre verwendet worden, auch aus Geldknappheit. "Es ist eigentlich eine Katastrophe." Sollten irgendwann die Becken undicht sein, "dann war's das."
Anfragen aus alten Bundesländern
Das hätte Auswirkungen auf den Schwimmunterricht. Vier Grundschulen würden laut der Gemeinde für ihren Unterricht das Freibad Tröbitz nutzen, auch Kitas hätten Interesse gezeigt. "Wir haben aus den alten Bundesländern Anfragen für Schwimmunterricht in den Ferien", sagt Gantke. "Und das Schlimme ist, dass wir ein seenreiches Land sind. Wenn Kinder, die nicht richtig schwimmen können, auf Baggerseen ausweichen, kann man sich vorstellen, was passiert."
Tröbitz hofft nun auf Hilfe vom Bund, damit das Bad weiter genutzt werden kann. In dem offenen Brief bitte die Gemeinde Bundesministerin Klara Geywitz, "das Bundesprogramm 'Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur' kurzfristig erneut aufzulegen, einen Nachtrag zu eröffnen oder uns andere Förderungen zu ermöglichen." Im vergangenen Jahr habe Tröbitz eine Projektskizze im Rahmen des Programms eingereicht, aber keinen Zuschlag bekommen.
Laut Bürgermeister Holger Gantke braucht das Freibad eine "grundhafte Sanierung". Die Schwimmbecken würdem dringend neue Folien benötigen. "Wir trauen uns aber nicht, die Folien wegzunehmen, weil wir nicht wissen, wie die Becken aussehen."
"Land und Bund sollten Gemeinden damit nicht alleine lassen"
Am Mittwoch hat die Gemeinde den offenen Brief auch vor Ort der Lausitzer Landtagsabgeordnete Ricarda Budke (B90/Die Grünen) übergeben. Sie will das Thema jetzt mit den Bildungsexperten ihrer Fraktion erörtern, erklärte sie im Anschluss in einer Pressemitteilung. Außerdem wolle sie auch Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst kontaktieren.
"Gerade im ländlichen Raum ist die Aufrechterhaltung von Schulschwimmen und die Schwimmausbildung eine Herkulesaufgabe, besonders für finanzschwache Kommunen", so Budke. "Land und Bund sollten die Gemeinden damit nicht alleine lassen."
Bei dem Treffen am Mittwoch in Tröbitz dabei waren laut Budke unter anderem auch der Vorsitzende der DLRG Ortsgruppe Bad Liebenwerda, ein Schwimmmeister und ein Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen).
Sendung: Antenne Brandenburg, 16.02.2023, 18:30 Uhr