Grubenbesitzer müssen draufzahlen - Mittenwalder beschweren sich über hohe Abwassergebühren

So 05.02.23 | 12:17 Uhr
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Bewohner protestieren gegen Abwassergebühren (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 04.02.2023 | Michael Scheibe | Bild: rbb

Im Mittenwalder Ortsteil Töpchin sollen Bewohner ab diesem Jahr doppelt soviel für die Abwasserentsorgung zahlen wie bisher. Das schürt Unmut. Der Abwasserverband sieht keine Lösung. Die Anwohner wenden sich jetzt ans Land.

In Töpchin herrscht dicke Luft: Ab diesem Jahr soll ein Großteil der etwa 1.000 Einwohner für die Entsorgung ihres Abwassers kräftig draufzahlen. Mit 20,84 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser verdoppeln sich die Gebühren. "Ich zahle zurzeit circa 960 Euro für Frisch- und Abwasser", sagte Anwohner Silvio Cori dem rbb. "Demnächst werde ich bei 1.900 Euro liegen."

Neuer Entsorger will mehr Geld

Hintergrund ist, dass viele Häuser in Töpchin nicht an die Kanalisation angeschlossen sind. Stattdessen entsorgen sie ihr Abwasser in Gruben, die regelmäßig von einem Spezialunternehmen geleert werden. "Im letzten Jahr hat uns der zuständige Entsorger den Vertrag gekündigt", erklärt Heike Nicolaus vom zuständigen Abwasserverband "Komplexsanierung Mittlerer Süden", "Daraufhin mussten wir europaweit neu ausschreiben. Das hat zur Verdopplung der Gebühr geführt."

"Das schafft eine soziale Ungleichbehandlung"

Jan Priemer, parteiloser Ortsvorsteher Töpchins, findet das unfair, denn die wenigen Hausbewohner im Ort mit Kanalisationsanschluss zahlen - mit 3,5 Euro pro Kubikmeter - fünf Mal weniger als ihre Nachbarn. "Das schafft innerhalb unseres Ortsteils eine soziale Ungleichbehandlung, die ich so nicht dulden kann", sagt Priemer. Er fordert deshalb von den Kommunalvertretern beim Abwasserverband, die Gebühren anzugleichen.

Aber der Verband winkt ab: "Wir haben im Verbandsgebiet mehr als 4.500 Gruben. Da darf ich keine Querfinanzierung machen. Dazu gibt es auch Gerichtsurteile", erklärt Verbandsvorsteherin Nicolaus. Das heißt, die Grubenbesitzer müssen für die Entsorgung ihres Abwassers alleine aufkommen.

Anwohner wollen einheitliche Gebühren für ganz Brandenburg

Die Anwohner könnten nun gegen die Satzung des Abwasserverbands klagen. In einem sogenannten Normenkontrollverfahren würde dann ein Verwaltungsgericht checken, ob alles rechtens ist. Aber das dürfte dauern. "Wir haben gerade eine Normenkontrollklage durch - die hat neun Jahre gedauert", sagt Nicolaus.

Anwohner Silvio Cori sieht deshalb das Land Brandenburg in der Pflicht. "Die Landespolitik sollte alle Brandenburger Wasserverbände an einen Tisch kriegen, damit die in ganz Brandenburg einheitliche Gebühren nehmen können", sagt er. Auch Björn Lakenmacher, CDU-Landtagsabgeordneter aus der Region, meint: "Das Land muss sich dieses Ungleichgewichts und dieser sozialen Spannung annehmen."

14 Kommentare

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  1. 14.

    Sorry, wenn mir jetzt keine Tränen kommen.
    Im Bereich KW, als die Entsorgungsgebühren für Abwasser verdoppelt wurden, hat das keinen interessiert.
    Nicht nur das sich dort die Entsorgungsgebühren verdoppelt haben, da wird seither auch noch mit dem "Schlauchgeld" Kasse gemacht. Das die Fahrzeuge a) keine Schläuche in kostenfreier Länge haben und b) die Schlauchnutzung nur auf öffentlichem Land stattfindet, fällt dann schon gar nicht mehr ins Gewicht.
    Und nein, in die Grundstückseinfahrt zu fahren um direkt neben dem Stutzen am Zaun zu halten, kommt laut MAWV seitdem auch nicht mehr in Frage.
    Das unsägliche oliogople Ausschreibungsverfahren, indem bereits die monopole Verteilung stattfand, tat dann das Übrige.
    [Ob heute ein besserer Tag ist als gestern?]

  2. 13.

    Sie wissen aber schon das es auch Grundstücke gibt die nicht die Möglichkeit bekommen einen Abnschluss zu erhalten. Viele haben noch nicht mal einen eigenen Wasseranschluss weil die Häuser im nirgendwo stehen.
    Wir wohnen zufällig in der Nähe und im "Außenbereich". Da gab es die Möglichkeit Grube behalten oder auf Pflanzenkläranlage oder ähnliches umzusteigen. Für 3 Häuser wird sich nicht die Mühe gemacht eine Leitung zu verlegen kam als Antwort vom Wasser/Abwasserverband.

  3. 12.

    Bei uns sollte der Anschluss an die Kanalisation 250.000€ kosten. Geteilt durch 4 Parteien. Für die 62.500€ kann ich meine Grube verdammt oft abpumpen lassen ...

  4. 11.

    Einige Grundstücke verfügen laut Artikel in dem Ort bereits über eine zentrale Entwässerung. Bei mangelndem Gefälle geht dann Druckentwässerung. Immer noch höhere Betriebskosten für den Anschlussnehmer im Vergleich zu Freigefälle, aber für die Allgemeinheit sicherer als Kleinkläranlagen
    @rbb Danke für die nicht veröffentlichte zweite Antwort

  5. 10.

    Manche haben dort doch einen Anschluss. Klingt, als hätte die Mehrheit im Dorf bei den Kosten zu kurzfristig gedacht. Ist doch klar, dass auspumpen mit der Zeit relativ zur Kanalisation teurer wird. Es gibt ja immer weniger Gruben.

    Das ist wie die "Konservativen", die Wind- und Solarenergieanlagen verteufeln und sich jetzt über hohe Energiepreise ärgern. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.

  6. 9.

    Ich verstehe nicht, wie nach einer europaweiten Ausschreibung der Preis doppelt so hoch sein kann, kommen die Güllefahrer direkt aus dem Ausland?
    Dass auch heimische Betriebe mehr verlangen wegen höherer Personal, - und Dieselkosten kann ich noch verstehen, aber nicht mit diesem Sprung.
    Hier sollten die Vergabedokumente nochmals in kritisch angesehen werden

  7. 8.

    "Die Alternative wird ein Anschluss an die zentrale Kanalisation sein. " Wird in BRB nur teilweise eine Options sein, da von vielen versteuten Dörfern in dem Flächenland die Leitungen viel zu lang sein werden.

  8. 7.

    Sie wissen, was das aufreissen einer Strasse, das verlegen einer Kanalisation und das zubuddeln kostet?

    Und für die Grundstücke kommt das dann auf die Eigentümer zu. Da die Gruben alle tiefer sind als das Leitungsnetz kommen Hebeanlagen noch dazu.
    PS: Die gehören dann den Grundstückseigentümern und die müssen die Wartung und Rep. auch noch selbst tragen.
    Bei Anschaffungsosten von ca. 3-8K€ (nach oben offen) und Unterhalt von ca. 300€/a müssen sehr viele Entsorgungsfahrten entfallen...

  9. 6.

    Die Alternative wird ein Anschluss an die zentrale Kanalisation sein. Dafür gibt es aber wohl keine Fördermittel mehr wie in den 90er Jahren. Damit müssen die Anschlussnehmer an den Baukosten beteiligt werden. Das wird viele zur Kreditaufnahme oder Aufgabe der Immobilie zwingen.
    Dezentrale Kleinkläranlagen muss die Genehmigungsfähigkeit geprüft werden. Der Verband muss auch zustimmen. Letztlich gibt es eine Überwachungspflicht, denn wir reden am Ende über Versickerung und Grundwasser.

  10. 5.

    Selbst in Berlin gibt es Gruben und die Entsorger werden immer teurer und vor allem in Anzahl weniger. In der Zwischenzeit haben die eine Monopolstellung und diktieren die Preise. Hier könnte die Politik Abhilfe schaffen - in der Form, dass ein Auftrag an die Wasserbetriebe für Anschlüsse an das öffentliche Netz gestellt wird. Aber die wohnen ja nicht dort wo es Gruben gibt. Daher kennen sie den Leidensdruck nicht. Und das sind nicht nur die hohen Preise, die 3-5 mal so hoch sind.

  11. 4.

    Ob ein weltweiter einheitlicher Abwasserpreis die Lösung ist? Natürlich nicht. Das klappt noch nicht einmal innerhalb einer WG, über einen längeren Zeitraum. Wie andere Teilungsideen, und das ist es letztendlich, auch nicht lange gutgehen können. Immer ist das so. Für Alternativen ist es noch zu frisch? Man muss noch drüber schlafen?

  12. 3.

    Warum bietet der Verband keinen Anschluß an? Kostet zwar, aber ist einmalig und auf Dauer jedenfalls preisgünstiger als ne Grube. Einheitliche Gebühren fürs Land ist ein kluger Gedanke, aber Utopie. Hat doch garkeiner Interesse dran und ist eine rein kommunale Aufgabe.

  13. 2.

    Da gibt es schon lange Alternativen in Form von dezentralen Anlagen. Pflanzenkläranlagen zum Selbstbau bieten regionale Fachfirmen an. Die sind leicht im Internet zu finden und beraten gern.

  14. 1.

    Den Frust der Menschen kann ich gut nachvollziehen, denke aber das die Politik einheitliche Preise nicht leisten kann und soll. Vielmehr sollte vor Ort eine Lösung gefunden werden. Leider wurden im Bericht auch keine Alternativen aufgezeigt. Anschluß an Kanalisation(mehrere 1000€ für die Eigentümer, wie im übrigen Land), Kleinkläranlagen, Verbrauch halbieren.

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