Umweltbundesamt will in "zweite Phase" treten - Heizen mit Holz sollte maximal nur noch mit Filter gestattet sein
Heizen mit Holz und ohne Filter soll nach dem Willen des Umweltbundesamts nicht mehr gestattet sein. Damit könnte die Reduzierung der Feinstaubbelastung in eine neue Phase eintreten. Aber was heißt das jetzt für elf Millionen Holzöfenbesitzer?
Trotz besserer Luft in Deutschlands Städten sterben laut Umweltbundesamt immer noch zehntausende Menschen an den Folgen von Feinstaub. Nach enormen Fortschritten in der Luftreinhaltung der vergangenen zehn Jahre sollten in einer "zweiten Phase" die Gesundheitsgefahren weiter reduziert werden, sagte der Präsident des Bundesamts, Dirk Messner, in der vergangenen Woche. Um die Luft zu verbessern, schlug Messner unter anderem einen Abschied vom Heizen mit Holz in Haushalten vor. Die Feinstaubbelastung werde durch Holz stärker vorangetrieben als durch Autos. "Aus Luftqualitätsperspektive richten wir hier viel Schaden an."
Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle wegen dauerhafter Belastung mit Feinstaub bezifferte das Amt unter Berufung auf die Europäische Umweltagentur auf 53 800 in Deutschland im Jahr 2019. "Das ist eine beachtliche Größenordnung", sagte Messner. Von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschlagene Werte unter anderem für Feinstaub und Stickstoffdioxid würden in Deutschland mehrheitlich überschritten.
Ostbrandenburger wollen nicht auf Kamin verzichten
Doch viele Besitzer von Kaminöfen und auch Schornsteinfeger reiben sich verdutzt die Augen. So auch Gunnar Wollschlaeger aus Groß Lindow (Oder-Spree). Er hat an seinem Kamin viel Holz zum Verfeuern aufgeschichtet. Erst seit Herbst 2021 hat er den Ofen. Daher hält er wenig von dem Vorschlag aus dem Umweltbundesamt, will nicht auf heimelige Kamin-Feuer verzichten. Umweltschonen gehe auch anders, sagt er. "Also nicht so wie in Indianerzeiten - unten den Kohleanzünder ein, sondern der kommt obendrauf. Dann sollte man alles von oben nach unten wegbrennen lassen, so dass Rauchgase die zweite Chance haben, ein zweites Mal zu verbrennen", erklärte Wollschlaeger.
Schornsteinfegemeister hält Bundesimmissions-Schutzverordnung für ausreichend
Es geht darum, was unten rein und oben wieder rauskommt und das das möglichst sauber - emmisonsfrei ist. Das ist Schornsteinfegermeister Stefan Rost in Fürstenwalde vollkommen klar. Er ist für 2.000 Häuser zuständig, 20 Prozent davon haben auch Kamine und/oder Holzöfen. Im Jahr kommt er gut 50 Menschen auf die Spur, deren Öfen Schmutz in die Luft jagten. "Was soll so ein Ratschlag aus dem Umweltbundesamt bringen", fragte er sich. Es gebe doch schon harte Gesetze für die Nutzung von Holzöfen und die müssten einfach eingehalten werden.
"Also das beschreibt die Bundesimmissions-Schutzverordnung. Da stehen die Grenzwerte genau drinnen. Alle Feuerstätten wurden vorher auf einem Prüfstand getestet, was in der Feuerstätte bei Betrieb nach Bedienungsanleitung für Immissionen entstehen dürfen. Daher sage ich, dass die Bedienungsanleitung das wichtigste Dokument ist, was man beachten muss. Und dann passen auch die Werte", unterstich Rost. Und die prüft er und stimmen sie nicht, bekommt der Kaminbesitzer die Auflage einen Filter einzubauen oder den Ofen stillzulegen. Aus Erfahrung weiß der Schornsteinfeger, die meisten entscheiden sich für einen neuen Ofen, weil Filter zu teuer seien.
Deutsche Umwelthilfe setzt als Zwischenschritt auf Filteranlagen
Patrick Huth von der Deutschen Umwelthilfe hingegen ist froh über den Vorstoß des Umweltbundesamtes. Holzöfen seien "Dreckschleudern", sagt er und fordert, dass keine Öfen mehr ohne Filter geben dürfe. Außerdem: "Wir haben als Deutsche Umwelthilfe deswegen einen neuen Blauen Engel für diese Kaminöfen mit Filtern mitinitiiert. Für alle, die schon einen Kaminofen besitzen, gibt es zudem ein neues Umweltzeichen für nachrüstbare Staubabscheider", so Huth. Diese Nachrüstung sei die Lösung, um Bestandsanlagen´weiter nutzen zu können, forderte er.
Konsequenz: Alle die einen zertifizierten Holzofen haben, müssen sich wohl keine Sorgen machen. Alle anderen sollten mit ihrem Schornsteinfeger sprechen und eventuell einen Filter einbauen. Übrigens, wer einen alten Kachelofen besitzt - der muss nicht nachrüsten. Diese Öfen fallen unter einen Bestandsschutz - haben sozusagen wie historische Fahrzeuge ein H-Kennzeichen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 18.02.2022, 15:10 Uhr
Mit Material von Rainer Unruh