18. Waldkolloquium Eberswalde - Waldbrände - Katastrophe, Störung oder Chance?
Brandenburg ist bundesweit am häufigsten von Waldbränden betroffen - im vergangenen Jahr wurde ein Höchststand erreicht. Um diese Zahl künftig zu minimieren, haben Forscher in Eberswalde über Probleme, Lösungen und Möglichkeiten diskutiert.
Forscherinnen und Forscher haben am Donnerstag bei dem 18. Waldkolloquium in Eberswalde (Barnim) die zunehmenden Waldbrände in Brandenburg diskutiert. Der Titel der diesjährigen Veranstaltung lautete: "Waldbrand - Katastrophe, Störung oder Chance?".
In keinem anderen Bundesland brennen Wälder so häufig wie in Brandenburg, sagte Wissenschaftlerin Tanja Sanders vom Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde. Im vergangenen Jahr hat es rund 500 Waldbrände in Brandenburg gegeben, – im Vorjahr waren es 157.
Waldökologin plädiert für mehr Aufklärungsarbeit
Die Brände sollen vorwiegend durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst worden sein, so die Waldökologin weiter. Deshalb plädiere sie, bei hoher Waldbrandgefahr Gebiete zu sperren und für mehr Aufklärungsarbeit an Schulen und Universitäten.
“Wir werden einen Brandstifter mit Vorsatz vielleicht nicht bremsen können”, sagte Sanders, doch man können mehr dafür tun, dass Menschen nicht das Feuer legen und im Problemfall adäquat reagieren, sagte die Waldökologin. “Dummheit ist das eine, aber dann korrekt zu reagieren, ist einfach eine wichtige Geschichte”, so Sanders weiter.
Mehr Diversität nach Waldbränden - Chance?
Wenn man Waldbränden etwas Positives abgewinnen wolle, dann, dass sie zu mehr Diversität bei der Vegetation führen, sagte Forscherin Maren Schüle von der Universität Potsdam. Die Forscherin untersucht abgebrannte Flächen in Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) und Jüterbog (Teltow-Fläming).
"Wir haben auf den Brandflächen ungefähr drei bis vier Mal so viele Arten gefunden wie auf den unverbrannten Referenzflächen”, sagte Schüle. Die geringste Diversität wäre auf Kahlschlagflächen zu finden, so die Forscherin weiter.
Man brauche ein schnelles Handeln der Politik
Dennoch überwiegen die negativen Aspekte, die positiven - das betonte Waldschutzforscher Michael Müller von der Technischen Universität Dresden. "Eine Chance ist ja ein positiv-belegter Wert. Wir wünschen uns keine Waldbrände”, sagte Müller.
Es sei eine extreme Einwirkung auf das Ökosystem und ein Eingriff in die Waldentwicklung, so der Waldschutzforscher weiter. Direktor des Landes Forstbetrieb Hubertus Kraut sagte, dass gezielte Schutzmaßnahmen daher unabdinglich seien.
Dafür brauche man nun vor allem ein schnelles Handeln der Politik. "Wir brauchen einen Klima-Plan mit der Voraussetzung, dass die Maßnahmen umgesetzt werden”, sagte Kraut. Die Politik müsse einen Beitrag leisten, in diesem Land die CO2-Begrenzung und damit eine globale Temperatur Begrenzung zu erreichen, so der Direktor weiter.
In Brandenburg soll künftig ein Waldbrand-Kompetenzzentrum entstehen um die Region besser auf Waldbrände vorzubereiten. Dabei soll es um Prävention, die Planung von Einsätzen und eine bessere Koordinierung unter den Organisationen gehen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 16.02.23, 15:40
Mit Material von Felicitas Montag