200.000 Euro jährlich für Boitzenburger Land - Wie Kommunen von Solarparks profitieren können
Solarfelder sind oft ein deutlich sichtbarer Eingriff in die Landschaft. Für mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung können Abgaben der Investoren an die Gemeinden sorgen. In Boitzenburg stehen dadurch etwa neue Feuerwehren und Finanzmittel für den Haushalt zur Verfügung.
Wenn in einer Gemeinde ein großer Solarpark gebaut werden soll, ist der Streit meist programmiert. Deutlich gemildert werden kann er allerdings, wenn die Bürgerinnen und Bürger der betroffenen Kommunen auch von den Anlagen profitieren. Das zeigt ein Beispiel aus Wichmannsdorf in der Uckermark.
Neue Feuerwehren aus Solar-Geldern
Das neue Tanklöschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Wichmannsdorf fasst nicht nur 4.000 Liter Wasser. Auch alle Geräte, die sich Gemeindewehrführer Christian Hans schon immer gewünscht hatte, finden darin Platz. "Ich hätte in meinem Leben nie gedacht, dass so ein Fahrzeug mal hierherkommt", sagt Hans. "Allein schon die Jalousien, das Licht-Management und die neue Technik zu sehen, ist für mich einmalig." Auch das Nachbardorf hat solch ein Einsatzfahrzeug bekommen.
Zu verdanken ist das einem neuen Solarpark und dem ortsansässigen Betreiber sowie Agrar-Unternehmer Dietrich Twietmeyer. Seine Anlagen sind 170 Hektar groß und erzeugen 180 Megawatt Energie. Die Feuerwehren sind Teil einer Vereinbarung, die der Investor mit der zuständigen Gemeinde Boitzenburger Land geschlossen hat. Ganz uneigennützig ist das nicht. "Aufgrund der Brandschutzvorschriften haben wir die Notwendigkeit gehabt, Löschwasser-Systeme zu bauen", sagt Twietmeyer. "Das hätten Zisternen sein können, die wir in die Erde machen und die Feuerwehren dann hinfahren und abpumpen. Aber anstatt Zisternen zu bauen, sagte ich, lass uns Feuerwehrautos nehmen." Die seien zwar deutlich teurer, der Nutzen aber größer.
200.000 pro Jahr mehr für die Gemeinde
So haben also Gemeinde und Investor was davon: Je ein neues Fahrzeug für zwei Ortsteile. Und weil die Autos so groß sind, spendiert der Unternehmer die neuen Garagen gleich dazu. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich auf zwei Millionen Euro. Der Verwaltung ist das hochwillkommen. Denn wegen der angespannten Situation im Haushalt, dürfe die Gemeinde ansonsten nur Pflichtaufgaben finanzieren.
Jetzt aber kann sie jährlich über fast 200.000 Euro mehr verfügen. Grund dafür ist eine 2021 eingeführte Regelung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Diese erlaubt es Kommunen, mit den Solar-Investoren eine sogenannte Außenbereichsabgabe auszuhandeln. Das Boitzenburger Land erhält dadurch 0,2 Cent pro eingespeister Kilowattstunde. Bürgermeister Frank Zimmermann (parteilos) versteht das nicht als milde Gabe. "Unsere Motivation war dabei, dass wir für die Gemeinde - also die örtliche Gemeinschaft - da das Maximum rausholen. Das ist eine Selbstverpflichtung, die zwar einseitig von Seiten des Unternehmers gegeben wurde, aber rechtlich für die Gemeinde einklagbar ist und auch von Folgeunternehmen übernommen werden muss."
Mehr Akzeptanz durch Abgaben an Gemeinde
Zuvor war der Bau des Solarparks heftig umstritten. Der Eingriff in das Landschaftsbild ist für viele Einwohnerinnen und Einwohner eine Zumutung. Mit den Investitionen in die Gemeinde scheint die Akzeptanz jedoch zu wachsen. So auch bei der Freiwilligen Feuerwehr. Seit Anschaffung der neuen Einsatzfahrzeuge sollen sich bereits vier neue Bewerber vorgestellt haben. Und da die Solarparkfirma auch in Biogas und andere Energiesysteme investiert, kann mit der Abwärme zukünftig günstig geheizt werden. Gerade werden dafür in der Gemeinde Flyer verteilt und um Kunden geworben.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 28.11.2023, 19:30 Uhr