Ausstellung von Flüchtlingen - "Dass ich in der Erstaufnahmeeinrichtung malen konnte, hat meine Seele gerettet"
Die Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt zeigt derzeit eine Ausstellung von Geflüchteten. In den Kunstwerken verarbeiten die Schutzsuchenden künstlerisch ihre Erfahrungen auf der Flucht, aber auch Hoffnungen und Ängste. Von Lucia Heisterkamp
Schlauchboote im Meer, Kindergesichter oder Frauen mit bunten Kopftüchern: Rund 50 Zeichnungen und Malereien hängen in der Sporthalle der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete (ZABH) in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree). Manche der Werke spiegeln die Flucht-Erfahrungen von Menschen wider. Andere zeigen Landschaften aus der Heimat.
Auf einem großen Öl-Gemälde sind kopflose Gesichter zu sehen. Antoniena Pawlenka aus der Ukraine hat es gemalt. "Das Bild zeigt genau das, was gerade in meinem Herzen ist", sagt sie.
Anonymität der ZABH aufbrechen
Alle Werke sind in den vergangenen Jahren in der ZABH entstanden. Dort gebe es einen sogenannten Kreativ-Raum für die Geflüchteten, erklärt Thomas Wiedenbeck von der Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). "Den können die Bewohner eigentlich täglich aufsuchen und sich dort ausprobieren. Dort stehen Staffeleien und Farben. Eine Mitarbeiterin betreut das immer und hat selber eine künstlerische Ader."
Das DRK hat die aktuelle Ausstellung mitinitiiert. Eine Woche lang können Bewohner und Bewohnerinnen der Einrichtung die Kunstwerke anschauen. Vor allem aber sind Besucher von außerhalb eingeladen. "Wir wollen natürlich auch zeigen, dass hier Menschen leben", sagt Wiedenbeck. "So eine Erstaufnahmeeinrichtung ist keine Black Box, wo kein Mensch weiß, was da passiert und wer da eigentlich lebt. Hier leben Menschen, die Emotionen und künstlerische Fähigkeiten haben und diese ausdrücken."
Olaf Jansen, Leiter der Erstaufnahmeeinrichtung, befürwortet das Projekt. Er wünscht sich, dass es in Zukunft noch mehr Kunstangebote für Bewohner in der ZABH gebe. "Das ist sicherlich ein Ansporn für uns, da noch ein bisschen mehr Ressource reinzustecken als bisher", so Jansen.
Beschäftigung während des Aufenthalts
Antoniena Pawlenka aus der Ukraine ist die einzige der Künstlerinnen und Künstler, die noch in der ZABH lebt. Alle anderen haben die Einrichtung mittlerweile verlassen. Die meisten Geflüchteten bleiben im Schnitt höchstens vier Monate dort. Pawlenka war schon in ihrer Heimat professionelle Künstlerin und sagt: "Dass ich in der Erstaufnahmeeinrichtung malen konnte, hat meine Seele gerettet."
Die Ausstellung in Eisenhüttenstadt ist diese Woche am Mittwoch und am Freitag für Besucher geöffnet.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.06.2023, 16:40 Uhr