Filmorte in Brandenburg - Eisenhüttenstadt ist als Kulisse für historische Filme seit 50 Jahren gefragt

Mi 08.02.23 | 06:09 Uhr
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Dreharbeiten "Und Der Zukunft Zugewandt" mit Alexandra Marie Lara im Friedrich-Wolf-Theater in Eisenhüttenstadt
Audio: Antenne Brandenburg | 07.02.2023 | Eva Kirchner-Rätsch | Bild: Arnim Thomas/ Mafilm GmbH

Filmemacher und Produzenten suchen immer wieder den Weg nach Eisenhüttenstadt. Grund dafür ist damals wie heute die besondere Architektur der Planstadt. Das lockt auch mehr Touristen.

Gesperrte Straßen und unzählige Produktionsfahrzeuge für Technik, Komparsen und Catering sehen viele Berliner wohl öfter in der Stadt. Doch nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in den brandenburgischen Städten rollen die Kameras der Film- und Fernsehstudios. Besonders beliebt als historische Kulisse ist dabei Eisenhüttenstadt (Oder-Spree).

Auf Zeitreise entlang der DDR-Bauten

Ein Rundgang durch das Zentrum mutet beinahe wie eine Zeitreise durch die 1950iger und 60iger Jahre der DDR an. Die sozialistische Wohnstadt, die am Reißbrett entstanden ist, sieht heute noch genauso aus wie damals. Zwar ist das Flächendenkmal mit seinen vier Wohnkomplexen nach Jahrzenten des Verfalls inzwischen aufwendig saniert, doch der Charme der längst vergangenen Zeit ist geblieben. Das ist einer der Gründe, warum es Filmemacher immer wieder nach Eisenhüttenstadt zieht. Das weiß auch Fotograf und Stadtführer Bernd Geller zu schätzen. "Die Stadt hat dieses DDR-Potential, mit diesen monumentalen und repräsentativen Bauten."

Fotograf Bernd Geller auf Film-Spurensuche in EisenhüttenstadtFotograf Bernd Geller auf Film-Spurensuche

Dazu zählen, neben den Wohnkomplexen, auch das Krankenhaus und das Museum für Utopie und Alltag - eine ehemalige Kinderkrippe. An dieser Stelle, zeigt Bernd Geller, wurde 2017 ein Fahnenappel auf Film gebannt, der später in "Das schweigende Klassenzimmer" um den Protest einer Abiturklasse zu sehen war. "Da hat man für den Film den Kontrast genommen - also das gelbe Gebäude mit den blauen FDJ-Fahnen – und die Leute entsprechend blau angezogen."

"Buch und Motiv waren perfekt miteinander in Einklang."

In der jüngeren Vergangenheit haben auch die Macher des Spielfilms "Und der Zukunft zugewandt" die Stahlstadt als Kulisse genutzt. So entstanden etwa im Rathaus und dem Friedrich-Wolf-Theater Szenen mit Alexandra Maria Lara und Robert Stadlober. Passend zum Ambiente wurde 2019 im Theater auch die Deutschlandpremiere samt roten Teppich und Fanauflauf gefeiert. Auch die Produzenten Eva-Marie Martens zeigte sich damals von der Arbeit in Oder-Spree angetan. "Ohne Eisenhüttenstadt hätte es diesen Film so nicht gegeben. Buch und Motiv waren perfekt miteinander in Einklang."

Robert Stadlober und Alexandra Maria Lara neben Bürgermeister Frank Balzer bei Premiere des Kinofilms "Und der Zukunft zugewandt" von Bern BöhlichRobert Stadlober und Alexandra Maria Lara in Eisenhüttenstadt

Doch die Geschichte von Eisenhüttenstadt als Drehort reicht um einiges weiter zurück. So entstand bereits 1963 unter der Regie von Rolf Losansky der DEFA-Kinderfilm "Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen". Das Ergebnis wurde von den einheimischen Kindern entsprechen kritisch analysiert, berichtet der heute 66-jährige Bernd Gellert. "Wir haben uns als Eisenhüttenstädter damals immer gefragt, wo fahren die lang? Einmal sind sie in dieser Straße und dann springen sie auf einmal in eine andere. Das geht ja gar nicht!"

Filme kurbeln Tourismus an

In den vergangenen 50 Jahren folgten weitere Produktionen. In dieser Zeit sind in Eisenhüttenstadt mehr als 20 Filme, Dokumentationen oder auch Serien entstanden. Das lockt inzwischen nicht nur Filmschaffende, sondern auch immer mehr Touristen in die Stadt, erzählt Kathrin Schilling vom Tourismusverein: "Durch diese ostalgischen Bauten und die Städtebau-Geschichte sind wir in Deutschland einzigartig und dadurch auch touristisch ein Anziehungspunkt."

Zu größerer Bekanntheit hatten auch die Besuche von Hollywood-Größe Tom Hanks in den Jahren 2011 und 2015 beigetragen, von denen die Hüttenstädter auch heute noch oft mit Stolz berichten. Für einen erneuten Boom könnte laut Schilling nun auch die Wahl der Stadt zu einem der Top-Ziele für 2023 durch das Reisemagazins "Geo Saison - Unterwegs in der Welt" von Anfang Januar führen. Besonders für Filminteressierte stellen die Touristiker einen Flyer mit Spaziergängen entlang der bekanntesten Kulissen bereit [www.eisenhuettenstadt.de].

Bei der Vielzahl historischer Details rechnet Fotograf Geller auch zukünftig mit weiteren Kamera-Teams in seiner Stadt. Mit einem Augenzwinkern sagt er: "Ich brauche nur die Laternen betrachten. Da sind sogar noch die Fahnen-Halter dran. Was wollen Sie noch mehr an Details?"

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.02.2023, 14:40 Uhr

6 Kommentare

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  1. 5.

    Na, auf jeden Fall hat man in der ehem. DDR den Werksiedlungsgedanken versucht auch umzusetzen. Während es in Hütte sogar noch recht "harmonisch" m. Verwendung klass. Architekturdetails zuging, haben spätere Großplattensiedlungen versagt, weil man nur das Bedürfnis Wohnen & Arbeiten sah & die ganz normalen Alltagsbedürfn. "übersehen" wurden. Und dieser Gedanke ist historisch älter, als so mancher denkt. Selbst die Eigner der Braunkohlengrube Marga I/II hatten Interesse, Personal zu binden, einem Vermesser oder Wasserbauingenieur musste man mehr bieten als nur 4 Wände (ab 1907ff). Restauriert und z.T. rekonstruiert ist die Gartenstadt Marga ein wertvolles Baudenkmal & bietet gewiss auch Lebensqualität. Das zu befördern ist Aufgabe der akt. Politik. Und man sollte auch das Potential v. "Hütte" durchforsten. Ich denke, da geht mehr!

  2. 4.

    Ihre Anwort führte mich zu der Aussage von Schwedt:" Wir können nur russisches Erdöl verarbeiten" -
    Und sonst gar nichts? Zweifellos steht die Industrie vor einem Dilemma, & das zeitl. eher, als es uns recht & lieb ist. Aber fossile Rohstoffe sind nun einmal nicht unbegrenzt verfügbar & - auch nicht "ohne Weiteres" zu nutzen. Also sind wirkliche Innovationen gefragt: Recycling von jedem Material, was anfällt! Die Materialforschung ist weiter als die Materialwirtschaft! Warum landen "Altstoffe" nachweislich dt. Herkunft in arktischen Gewässern? Sehen Sie da kein Betätigungsfeld? Ich habe eigentlich sehr gr. Vertrauen in die dt. Ingenieurszunft, aber es kann sich nicht alles um das Auto drehen, wir haben andere Betätigungsfelder, falls Sie welche sehen!

  3. 3.

    Seit 2017 sind rund 2500 Einwohner weggezogen. Soviel zur "Sogwirkung".

  4. 2.

    Frau Lara ist ein Gewinn für Eihü. Tatsächlich gibt es Touristen, die Filmdrehorte besuchen. Gute Werbung also...
    Wenn die Stadt gepflegt ist, bleiben manche vielleicht auch mal. So entsteht eine Sogwirkung.

  5. 1.

    Wie schön, Das Leben im Museum !
    Wie schön, zwischen Säbelzahnkatzen,
    Braunkohle, Industriedunst und Asbestose.
    Und für die Filmmenschen, sind immer die
    Richtigen Wohnungen entmietet ?

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