Industrieanlagen als Kulisse - Wie Rüdersdorf zum märkischen Hollywood wurde
Mond-Landungen, Scharfschützen-Duelle im Zweiten Weltkrieg oder Abenteuer im Hochgebirge: Schon so manche Regisseure konnten ihre Visionen im Museumspark Rüdersdorf verwirklichen. Auch künftig sollen die Kameras dort rollen.
In gut zwei Wochen werden zur Berlinale wieder Stars und Filmschaffende in der Hauptstadt erwartet. Für viele von ihnen ist es nicht der erste Besuch in der Region. Denn zahlreiche Orte in Berlin und Brandenburg haben schon als Kulisse für die ein oder andere Großproduktion hergehalten. Besonders beliebt für Dreharbeiten ist auch Rüdersdorf im Kreis Märkisch-Oderland mit seinem Tagebau und den historischen Fabrikanlagen.
Kulissen vom Historien- bis zum Kriegsfilm
Der Museumspark wirkt in diesen Tagen mystisch und geheimnisvoll. Die historische Schachtofen-Batterie mit ihren Schornsteinen aus dem 19. Jahrhundert versinkt im Wintergrau. Über dem Tagebau liegt Nebel und die Bagger, die sich unermüdlich in den Kalk graben, sind nur schemenhaft zu erkennen. Der Ort lädt förmlich dazu ein, dort den nächsten Hollywoodstreifen zu drehen. Das sieht auch Museumspark-Geschäftsführer Stephen Ruebsam so: "Du hast einen Zaun am Tagebau lang, der aussieht wie ein Mauerstreifen, die Schachtöfen, wo viele Kriegsfilme gedreht werden und natürlich das Kulturhaus. Alles, was DDR- oder Kulturdinge sind - Hotellobbys uns so etwas -, werden da gedreht."
Auch die 1804 gebauten Rumfordöfen sind ein beliebter Drehort. Diese eigneten sich beispielsweise für Mittelalterfilme und führen Filmcrews regelmäßig nach Rüdersdorf. "Das Spannende ist, dass diese Öfen gebaut sind wie Kirchen oder wie Keller von Kirchen", sagt Ruebsam. "Wenn man sich vorstellt, man geht die Krypta von einer Kirche, dann sieht das sehr ähnlich aus." Dort sind 2013 und 2014 unter anderem Filme wie "Die Hebamme" oder "Der Medicus" entstanden.
Über 100 Jahre Filmgeschichte
Doch die Rüdersdorfer Filmgeschichte geht noch sehr viel weiter zurück. Alles begann 1908 mit dem Dreh des Stummfilms "Buchholzens Abenteuer im Hochgebirge". Doch statt in den Alpen wurde im Kalksteinbruch gedreht, erzählt Jürgen Kreowsky vom örtlichen Heimatverein. "Der hat damals wie heute sehr imposante Kalksteinwände, mit Klippen, Löchern und Bermen (Absatz in der Böschung, um Abrutsche zu verhindern; Anmerk. d. Red.), sodass man durchaus ein Hochgebirge nachbilden konnte."
Nachdem vor mehr als 20 Jahren das örtliche Chemiewerk gegenüber der historischen Tagebau-Denkmale dichtgemacht hat, konnten dann auch diese Anlagen als Kulisse genutzt werden. Die Scouts aus dem Studio Babelsberg ließen nicht lange auf sich warten. Den Anfang machte im Jahr 2000 der Stalingrad-Kriegsfilm "Enemy at the Gates" - der mit knapp 70 Millionen Dollar bis dato teuersten US-Filmproduktion in Europa. Es folgten weitere Hollywood-Hochkaräter, wie beispielsweise George Clooneys "The Monuments Men" oder "Die Tribute von Panem". Die Band Rammstein inszenierte das Musikvideo zu "Amerika" vor Ort. Und auch zahlreiche Tatorte und inzwischen Netflix-Serien gastierten in Rüdersdorf.
Kommende Produktionen noch geheim
Pro Jahr hat der Museumspark laut eigenen Angaben bis zu 30 Anfragen für Dreharbeiten. Etwa zehn Drehs werden dann realisiert. Auch für dieses Jahr gibt es bereits Pläne. Doch darüber zu sprechen, wird in der Filmbranche nicht gern gesehen, so Stephen Ruebsam. "Da dürfen wird gerade überhaupt nicht drüber reden." So müssen die Zuschauer wohl selbst auf der Leinwand nach Hinweisen auf das märkische Hollywood suchen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.02.2023, 14:10 Uhr
Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch