Vogelsdorf (Märkisch-Oderland) - Größte illegale Mülldeponie Brandenburgs soll beseitigt werden
Seit den 1990er-Jahren lagern in Vogelsdorf tausende Tonnen Müll auf einer illegalen Deponie. Jetzt soll der Schandfleck verschwinden. Ein Teil soll abtransportiert, der Rest vor Ort verwertet werden. Sorgen bereiten der Naturschutz und Genehmigungen.
Ein Schild mit der Aufschrift "Müll abladen verboten" steht auf dem Eingangstor. Ein Stück dahinter liegt trotzdem ein enormer Abfallberg. Es ist einer von vielen auf "Brandenburgs größter illegaler Mülldeponie" an der Bundesstraße 1 in Vogelsdorf (Märkisch-Oderland), wie es aus der Kommune mit Berufung auf Daten der Landesregierung heißt. Zwischen alten, verfallenen Häusern stapeln sich kaputte Möbel, Kleidung und sonstiger Hausrat.
Ursache dafür war der Betrieb eines Recycling-Hofes. Nach einem zunächst reibungslosen Start in den 1990er-Jahren wuchsen die Müllberge deutlich an, wie der Bürgermeister der Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf, Thomas Krieger (CDU), sagt. Der Betreiber habe Insolvenz angemeldet und das Weite gesucht. Auch der Verpächter habe sich nicht verantwortlich gefühlt. Da ein Zaun fehlte, wurde über die Zeit weiter illegal entsorgt. "Wo Müll liegt, kommt Müll dazu", so Krieger. Seit 20 Jahren modern deshalb geschätzt 85.000 Kubikmeter Abfall vor sich hin.
Tesla-Ansiedlung beschleunigt Vorhaben
Damit soll jetzt Schluss sein, wie Wolfgang Roeck, Gesellschafter vom Gelände-Eigentümer Sorbus, sagt. Das Unternehmen mit Sitz in Dresden ist eigenen Angaben zufolge auf die Beseitigung von Altlasten spezialisiert und hatte das Areal 2018 übernommen. Seitdem wird über Möglichkeiten für die Beräumung und deren Kosten - nach Schätzungen immerhin zwischen 10 bis 12 Millionen Euro - debattiert. Laut Gemeinde kommt durch die Tesla-Ansiedlung in Grünheide (Oder-Spree) nun aber deutlich mehr Schwung in das Vorhaben. Denn die Nachfrage nach Grundstücken in der Region steige.
In dieser Woche haben Gesellschafter Roeck zufolge nun die ersten Räumungsarbeiten auf der illegalen Deponie begonnen und zumindest ein Teil des Mülls werde beseitigt. Denn dafür liege jetzt die Genehmigung vom Landesumweltamt vor. "Die Plastik-, Bau und Holzabfälle, die man in Müllverbrennungsanlagen verbrennen darf, werden aufgesammelt, abtransportiert und dann verbrannt", so der Gesellschafter.
Der weitaus größere Teil des Mülls darf aber nicht verbrannt werden. Dafür braucht es eine entsprechende Entsorgungsanlage, die der Investor auf dem Gelände errichten will. Doch dafür fehle ihm noch die Baugenehmigung vom Bundesimmissionsschutz.
Vom Schandfleck zum Gewerbegebiet?
Die Zukunft des Geländes in Vogelsdorf auch nach den Aufräumarbeiten ist bislang aber ungeklärt. Der Investor entsorgt den Müll auf eigene Kosten. Um das zu refinanzieren, will Sorbus im Gegenzug auf dem Grundstück ein Gewerbegebiet errichten. Doch auch hier fehle es nach wie vor an der Baugenehmigung, erklärt Bürgermeister Thomas Krieger. "Offen ist noch das Thema Wasser. Das heißt, der WSE (Wasserverband Strausberg-Erkner, Anmerk. d. Red.) hat gesagt, er kann im Moment keine Trinkwasser-Lieferung garantieren, weil er nicht die notwendigen Entnahme-Mengen hat."
Kritik von Naturschützern
Hinzu kommt die Kritik von einigen Gemeindevertretern. Einer von ihnen ist Ralf Haida von der Fraktion "Bürgerforum/Die Linke/Bündnisgrüne" und Vorsitzender der Ortsgruppe des Naturschutzbundes (NABU). Er bemängelt den Naturschutz, zum Beispiel bei den Teichen auf dem Gelände. "Der Teich wird umgesiedelt und damit ein bestehendes Biotop zerstört. Dann wird ein Teich neu gebaut. Dabei geht natürlich eine Menge kaputt."
Sorbus-Gesellschafter Wolfgang Roeck verweist seinerseits auf mehrere Maßnahmen, die bereits für den Naturschutz ergriffen worden seien. Ihm zufolge sind Ersatzhabitate und Ausgleichsflächen gesichert worden. Man wolle die Teiche, die auf dem Gelände ausgetrocknet waren, wieder reaktivieren, indem man im Zuge der Bebauung das Regenwasser sammeln und in die Teiche abführen wolle. Angesiedelte Zauneidechsen würden schon umgesiedelt.
Zudem werde nicht das ganze Gelände bebaut und beispielsweise der Wald ausgespart. Bäume müssten deshalb nur teilweise gefällt werden. Diese würden aber auf vom Müll kontaminierten Boden stehen, heißt es dazu vom Eigentümer. Demnach hat sich Sorbus verpflichtet, im Ausgleich 48.000 Quadratmeter Wald an anderer Stelle wieder aufzuforsten.
Die Mehrzahl der Gemeindevertreter stehe dem Projekt positiv gegenüber, sagt Bürgermeister Krieger. In punkto Wasser hoffe er nun auf eine schnelle Lösung.
Bei der Sitzung der Gemeindevertretung am 23. Februar soll das Thema um die Zukunft der Mülldeponie noch einmal besprochen werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 31.01.2023, 16:40 Uhr