Kontrollen sorgen für Staus bei Einreise - Noch keine Entscheidung über Reaktivierung alter Grenzanlagen gefallen

Mo 30.10.23 | 16:40 Uhr | Von Fred Pilarski
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Archivbild: Ein Bundespolizist und ein polnischer Grenzschützer stehen an der Autobahn A12 am ehemaligen Grenzübergang in Swiecko und beobachten den Transitverkehr in Richtung Polen. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 30.10.2023 | Lucia Heisterkamp | Bild: dpa/P. Pleul

Polen gestattet der Bundespolizei bislang nicht die Nutzung des alten Abfertigungsterminals in Swiecko bei Frankfurt (Oder). Deshalb kontrollieren die Beamten direkt auf der A12 und sorgen für Staus bei der Einreise. Von Fred Pilarski

Auf der Autobahn 12 bei Frankfurt (Oder) ist weiter mit Staus bei der Einreise nach Deutschland zu rechnen. Grund sind die stationären Grenzkontrollen durch die Bundespolizei. Derzeit solle es Verzögerungen von etwa anderthalb Stunden bei der Einreise nach Deutschland über die A12 geben, sagte der Sprecher des polnischen Grenzschutzes Pawel Biskupik dem rbb am Montag.

An den anderen Übergängen fließe der Verkehr aber ohne Verzögerung: "Uns als Grenzschutz ist die Verlangsamung des Verkehrsflusses auch nicht willkommen. Zum Stillstand kommt es nicht, es sind vielmehr Warteschlangen, die sich langsam vorwärtsbewegen, hervorgerufen durch die Grenzkontrollen auf deutscher Seite", so Biskupik weiter.

Verlagerung der Kontrollen auf polnische Seite verhindert

Ursprünglich sollte die Kontrollstelle am ehemaligen Grenzübergang Swiecko eingerichtet werden. Dort hätte die Polizei die Kontrollen in überdachten Abfertigungsbuchten durchführen können, ohne den fließenden Verkehr nennenswert zu behindern, sagte Bundespolizei-Sprecherin Alina Müller dem rbb. "Am vergangenen Freitag hat uns die polnische Seite mitgeteilt, dass die Verlagerung der Grenzkontrollstelle auf ihr Hoheitsgebiet nicht mehr möglich ist", so Müller weiter. Aufgrund dessen habe die Bundespolizei die Kontrollstelle auf der Bundesautobahn 12 wieder aufgebaut.

"Das sieht so aus, dass wir dort die zwei Spuren auf eine Spur verengen müssen und auch einen Geschwindigkeitstrichter eingerichtet haben, sodass dann dort die Kontrollen durch unsere Beamtinnen und Beamten durchgeführt werden können, auch ohne dass dort eine Gefährdung für die Kolleginnen und Kollegen entsteht", sagte Mülller.

"Stationäre Kontrolle" bedeute allerdings nicht, dass die Bundespolizei an jedem Grenzübergang zu jeder Zeit von dieser Möglichkeit Gebrauch macht. "Wir merken, dass die Grenzkontrollen einen gewissen Verdrängungseffekt haben", erklärte Müller weiter. Demnach ist die Bundespolizei zudem weiterhin mobil im Hinterland unterwegs.

Nutzung noch nicht ausgeschlossen

Auf Nachfrage des rbb will der polnische Grenzschutz die Nutzung des ehemaligen Kontrollterminals allerdings noch nicht ausgeschlossen haben. Die Anfrage der Deutschen befände sich noch in der Bearbeitung beim polnischen Innenministerium, sagte Biskupik. Wann es eine Antwort gibt, ist unklar: "Ich weiß es wirklich nicht, schwer zu sagen, in welchem Tempo diese Angelegenheit bearbeitet wird. Hier kann ich keine Aussage zu machen."

Stationäre Grenzkontrollen wegen Anstieg illegaler Einreisen

Die stationären Grenzkontrollen haben am 16. Oktober begonnen und sind vorerst bis Mitte November geplant. Als Begründung gibt das Bundesinnenministerium einen deutlichen Anstieg der illegalen Einreisen an. Allein im September – also noch vor Beginn der stationären Kontrollen - sollen 3.261 Personen nur an der deutsch-polnischen Grenze festgestellt worden sein. Das seien mehr als dreimal so viele Menschen wie im Vergleichszeitraum 2022. Schwerpunkt sei Forst mit etwa 2.500 und Frankfurt mit gut 400 unerlaubten Einreisen.

Besonders stark, so Bundespolizei Sprecherin Müller, sei der Anstieg bei sogenannten Behältnisschleusungen: "Das sind Schleusungen, wo Personen menschenunwürdig in Fahrzeugen transportiert werden, teilweise auf der Ladefläche, ohne Sauerstoff. Die kommen dehydriert und unterkühlt an." Zudem bestehe für Personen, die auf Ladeflächen transportiert werden, bei einem Unfall ein ehebliches Risiko.

Aus diesem Grund sehe die Bundespolizei laut Müller die Notwendigkeit "teilweise auch Staus in Kauf zu nehmen". Gleichwohl sollen bei der Bildung größerer Staus die Kontrollen angepasst - sprich gelockert - werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 30.10.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Fred Pilarski

4 Kommentare

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  1. 4.

    JA, das Recht auf Asyl ist richtig und wichtig.

    Aber es ist und bleibt schwierig, wenn jemand wegen eines Kriegs aus der Heimat flieht - und auf dem Weg ggf. durch mehrere EU-Staatem reist bis er ein Zielland seiner Wünsche/Träume erreicht. Bei Asyl geht es um "mein Leben retten" und nicht um "wo scheint die Sonne am schönsten".

    Das ganze Asylsystem der EU ist halt leider dysfunktional. An sich wäre es sinnvoll, den Antrag beim ersten EU-Grenzübertritt zu stellen und dann eine Weiterverteilung der Asylsuchenden (EU-weit) per Verteilschlüssel zu haben, meinetwegen soll auch das danach zugewiesene Zielland das Asylverfahren durchführen (damit das nicht an den Außenstaaten hängen bleibt). Es geht aber - SEHR überspitzt gesagt - nicht, dass in Bulgarien und Polen null Asylanträge gestellt werden (weil die Situation dort in der Tat nicht schön ist), dafür aber 5.000 in Deutschland.

  2. 3.

    Mit dieser Ampel-Regierung wird das nichts. Die Ampel will die Abschiebungen massiv auf 600 pro Jahr erhöhen. Das sind etwa halb soviel, wie täglich neu dazukommen. Eine Farce! Ich persönlich glaube denen kein Wort. Denn Abgeschoben wird faktisch nicht.

  3. 2.

    Nein, das sind ja nur Quatsch-Kontrollen für die AFD und Co.. Jeder, der Asyl beantragt muss ja ins Land gelassen werden. Und das ist auch gut so.

  4. 1.

    "Allein im September – also noch vor Beginn der stationären Kontrollen - sollen 3.261 Personen nur an der deutsch-polnischen Grenze festgestellt worden sein." Welche Konsequenzen sind aus den "Feststellungen" gezogen worden? Sind die Grenzkontrollen durch diese Konsequenzen überhaupt gerechtfertigt?

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