Bundeswirtschaftsministerium - PCK-Raffinerie in Schwedt soll mit Öl aus Kasachstan versorgt werden

Mo 09.01.23 | 18:09 Uhr
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Ein Ölfeld in Kasachstan
Audio: Antenne Brandenburg| 09.01.2023 | Torsten Glauche | Bild: IMAGO/robertharding

Nach dem Ölembargo gegen Russland ist die Raffinerie in Schwedt nur zur Hälfte ausgelastet. Nun soll Öl aus Kasachstan helfen: Laut Bundeswirtschaftsministerium ist ein Vertrag bereits geschlossen. Allerdings muss das Öl von Russland weitergeleitet werden.

Die PCK-Ölraffinerie in Schwedt (Uckermark) soll künftig mit Öl aus der früheren Sowjetrepublik Kasachstan beliefert werden. Ein erster Vertrag eines PCK-Gesellschafters mit der staatlichen Ölhandelsgesellschaft in Kasachstan sei bereits abgeschlossen. Das teilte Michael Kellner (Grüne), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, in Berlin mit. "Es gibt Verträge für Öl aus Kasachstan", so Kellner am Montag.

Das kasachische Öl muss durch die über russisches Territorium verlaufende Druschba-Pipeline geleitet werden. Bis zum 16. Januar ist die Pipeline stillgelegt. Russland begründet das mit Wartungsarbeiten. "Danach werden wir mal sehen, ob die Druschba wieder funktioniert und ob die Russen die entsprechenden Mengen durchleiten", sagte Kellner.

Regierung habe Verhandlungen mit Kasachstan "politisch flankiert"

Laut einer Ministeriumssprecherin wurden bereits Pipeline-Durchleitungen für kasachisches Öl angemeldet. Weitere Details wollte sie nicht nennen - sie verwies darauf, dass die Verhandlungen von Privatunternehmen geführt würden.

Die Sprecherin verwies darauf, dass die Bundesregierung die Vertragsverhandlungen mit Kasachstan "politisch flankiert" habe. Eine Delegation des Ministeriums sei in Kasachstan gewesen, und es habe auch Gespräche auch auf Ministerebene gegeben.

Die ehemalige Sowjetrepublik Kasachstan ist einer der größten Ölproduzenten Zentralasiens. Das Ölgeschäft trug 2020 mehr als 20 Prozent zum Bruttosozialprodukt des autoritär geführten Staates bei. Das größte kasachische Ölfeld Tengiz gehört zu 50 Prozent dem US-Konzern Chevron.

Auslastung aktuell nur bei 50 Prozent

Die PCK-Raffinerie in Schwedt arbeitete bislang vor allem mit russischem Öl. Seit dem Jahreswechsel gilt ein Ölembargo gegen russisches Öl, wie die Bundesregierung entschied. Zunächst fließt Rohöl alternativ über eine Ersatzleitung aus dem Hafen Rostock in die Uckermark, womit die Auslastung der Raffinerie aber nur bei rund 50 Prozent liegt. Diese soll mit erwarteten zusätzlichen Lieferungen aus Danzig auf ca. 70 Prozent gesteigert werden. Mit weiteren Rohöllieferungen aus Kasachstan könnte die Auslastung weiter gesteigert werden.

Symbolbild: Ein Turm mit einem PCK-Logo ist auf dem Gelände der PCK-Raffinerie zu sehen. (Quelle: dpa/J. Carstensen)
Bild: dpa/J. Carstensen

Opposition kritisiert Vorgehen der Bundesregierung

Der Energieausschuss des Bundestags hat am Montagnachmittag in einer Sondersitzung über die Lage der PCK-Raffinerie beraten. Die Opposition im Bundestag hat im Ausschuss das Vorgehen der Regierung kritisiert und sieht große Probleme bei der Belieferung der Raffinerie.

Der Linken-Abgeordnete Christian Görke sagte nach der Sondersitzung: "Das war wider Erwarten sehr ernüchternd, weil die Bundesregierung nicht in der Lage war, dem Bundestag über konkrete Vertragsinhalte zu Liefermengen, Daten und Kosten Auskunft zu geben, die nötig sind, um die Kapazität vor allen Dingen des PCK zu erhöhen." Stattdessen habe die Regierung herumgeeiert. Eine Rückkehr zu russischem Öl sieht Görke nicht: "Das Ding ist durch", sagte er.

Von der Bundesregierung gebe es aber zu den Lieferungen aus Polen und Kasachstan keine konkreten Aussagen, sondern ein "schlimmes Lavieren", sagte der CDU-Abgeordnete Jens Koeppen. Er habe nun schriftliche Fragen gestellt und erwarte bis spätestens nächste Woche Antworten. Sonst müsse man reagieren. Die Unsicherheit mache die Beschäftigten des PCK mürbe. "Meine Forderung ist nach wie vor: Ohne Lösung darf es dieses Embargo nicht geben", sagte Koeppen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.01.2023, 15 Uhr

87 Kommentare

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  1. 87.

    Dann müssen die Russen ja kapitulieren.
    Oder sie denken einfach mal zurück, was sie im 2.Wk geleistet haben.

  2. 86.

    Warum hätte Putin uns den Ölhahn freiwillig abstellen sollen. Öl ist für Russland lukrativ aber der mögliche Schaden für die EU überschaubar. Ein paar Raffinerien die etwas ins schlingern geraten.
    Der dünn besiedelte Osten Europas der nicht ganz einfach von Pipeline auf Tanker umstellen kann, ist doch ein lokal eingegrenztes Problem, das mit etwas angestrengter Logistik lösbar ist. Zumal außer einigen in Ostdeutschland kaum noch jemand in Osteuropa etwas mit Russland zu tun haben will. Putin kann dort kaum jemandem weh tun.
    Das weiß Russland und ist somit beim Öl viel friedlicher als beim Gas.
    Deutschland übernimmt die Kontrolle über den Ableger eines russischen Ölkonzerns und Russland überlegt zu klagen. Das ist doch wie Wattebällchen werfen.

  3. 85.

    Vollkommen ihrer Meinung, dass man sich aus russischer Abhängigkeit begibt.
    Aber solange man nicht umgeschwenkt hat, kappt man nicht selbst die Versorgung sondern lässt die sich im Zweifel kappen ( den Zug Putin machen).
    Beim Erdgas alles richtig gemacht, beim Erdöl nicht. So muss der Staat jetzt schon ohne Not Millionen für die Beschäftigungsschutz des PCK aufwenden. Dieses Geld hätte die Regierung und damit der Steuerzahler höchstwahrscheinlich einsparen können.

  4. 84.

    "Oh man...manche Putinversteher glauben wahrscheinlich auch noch an den Weihnachtsmann..."
    Ihre Kommentare sind einfach nur unsachlich. Sie können gern bei Ihrer einseitigen Meinung bleiben, manche Menschen informieren sich aber aus verschiedenen Quellen und bemühen sich um eine differenzierte Beurteilung. Damit haben Sie offenkundig ein Problem ! Der Krieg in der Ukraine begann 2014 und nicht 2022.

  5. 83.

    "Außerdem hat es im Sommer ja durchaus funktioniert durch Verknappung von Gas Ängste zu schüren und damit die Preise in die Höhe zu treiben." Der Gaspreis spielte schon vor dem Ukrainekrieg verrückt - einfach mal im Review die gehandelten Preise ansehen.

  6. 82.

    Reine Abwägung.
    Gas von Russland ausgehend stoppen verursacht großflächig Probleme und extreme Mehrkosten in Haushalt, Industrie und Stromerzeugung quasi in ganz Europa. Nebeneffekt Unruhe in der westlichen Bevölkerung.
    Öl aus Russland stoppen ist schwierig für einige osteuropäische Logistik und nicht viel mehr. Ist also eigentlich weniger zielführend, wenn man den Westen ärgern möchte, da dieser hier deutlich breiter in der Anlieferung aufgestellt war und ist.
    Sogar das PCK hat eine eingeschränkte Alternative zu Russland und DEU Alternativen zum PCK.
    Beim Gas hatte unser ganzes Land Sorge.

    Aus unserer Sicht,
    Gas aus Russland wurde uns schon frühzeitig abgedreht bzw. der Preis künstlich hochgetrieben, wir hatten keine andere Wahl als umzudisponieren. Russisches Öl können wir mit einigen Kompromissen und etwas Geld kompensieren. Also besser aktiv sein.
    Im Konflikt immer besser proaktiv und nicht reaktiv zu sein. Abwarten was der andere macht, geht meist nicht gut aus.

  7. 81.

    Nebenbei:
    Es gibt keine natürlichen radioaktiven Cobalt Isotope.

    Aber wer Isotope als "Variante" bezeichnet, weis das bestimmt.

    Insofern guter Witz ;D

  8. 80.

    Wären Sie auch nur halbwegs neugierig und offen, würden Sie den ÖPNV nicht so vorverurteilen. Ich bin nun seit 30 Jahren in Berlin unterwegs und die entspannteste Zeit war und ist unterm Strick nicht im Auto sondern in den Öffis.

  9. 79.

    Nebenbei:
    Es gibt keine natürlichen radioaktiven Cobalt Isotope.

    Aber wer Isotope als "Variante" bezeichnet, weis das bestimmt.

  10. 78.

    Also erstens hat der Gasexport für den russischen Staatshaushalt eine mehrfach geringere Bedeutung.

    Noch dazu sagt Putin immer wieder höchstselbst, dass er im Krieg mit uns ist (seine höchsten Propagandisten läsdt er ja auch gerne über Atomschläge gegen Berlin fabulieren).

    Außerdem hat es im Sommer ja durchaus funktioniert durch Verknappung von Gas Ängste zu schüren und damit die Preise in die Höhe zu treiben.

    Wenn Putin diese Karte beim Gas schon ausgespielt hat, dann wollen Sie ihm ernsthaft diese Möglichkeit auch bei Öl geben? Oh man...manche Putinversteher glauben wahrscheinlich auch noch an den Weihnachtsmann...

  11. 77.

    Also erstens hat der Gasexport für den russischen Staatshaushalt eine mehrfach geringere Bedeutung.

    Noch dazu sagt Putin immer wieder höchstselbst, dass er im Krieg mit uns ist (seine höchsten Propagandisten läsdt er ja auch gerne über Atomschläge gegen Berlin fabulieren).

    Außerdem hat es im Sommer ja durchaus funktioniert durch Verknappung von Gas Ängste zu schüren und damit die Preise in die Höhe zu treiben.

    Wenn Putin diese Karte beim Gas schon ausgespielt hat, dann wollen Sie ihm ernsthaft diese Möglichkeit auch bei Öl geben? Oh man...manche Putinversteher glauben wahrscheinlich auch noch an den Weihnachtsmann...

  12. 76.

    Ist Kobalt der Bruder vom Kobold? Am Besten man benutzt die radioaktive Variante für Batterien, dann verschwindet auch der Bruder. Dieser Stoff kommt ausnahmsweise mal nicht aus Russland oder China. Dafür aus einem Land, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden.

  13. 75.

    Ich rede nicht vom Erdgas. Da hat die Bundesregierung genau so agiert, wie ich es kommentierte. Aber eben beim Erdöl nicht.
    Sie sehen übrigens an der Sprengung der Pipelines und dem abfackeln des Gases, wie wichtig den Russen offenbar der Export des Ergases nach Deutschland ist; es ist Putin "scheiß egal". Und das ist das was ich meine, wenn Putin tatsächlich jeden Taler umdrehen müsste, hätte er wohl solange weiter geliefert, wie er kann.

  14. 74.

    "Aber ich hätte es auf dem Weg dahin jeweils Putin überlassen die Versorgung einzustellen." Hat er ja auch beim Gas gemacht, angefangen im Sommer 2021 mit dem Auffüllender Speicher der Gazprom bis hin zu "technischen Problemen" an Pipeline. Gaaaannnnnz zufällig wäre aber ja noch ein Strang von North Stream 2 betriebsbereit.

  15. 73.

    Wie Sie selbst schreiben "Unterwerfungserklärung"!

    Wo bitte wäre ein russischer Abzug eine russische Unterwerfungserklärung gegenüber der UKR?

    Höchstens endlich wieder die Anerkennung des friedlichen Miteinander, Selbstbestimmungsrecht der Völker, des Völkerrechts, vertraglicher Vereinbarungen durch Russland. Würde höchste Zeit.

  16. 72.

    Da sollten Sie mal nachschauen wer Stalinden Arsch gerettet hat mit fast unendlich vielen Hilfslieferungen....

    Das Problem mit dem "Putin Hahn abdrehen lassen" ist die Planbarkeit. Im Zweifel fällt PCK dann erstmal lange aus. So war es planbares Handeln, klar nicht einfach aber man hatte die Zügel in der Hand.

    Und was russisches HighTech angeht: gibt es schon, gelenkte Artilleriegranaten, Panzerabwehrraketen, Drohnen, Marschflugkörper etc. Die Produktion dieser Produkte muss mit allen Mitteln bestmöglich eingeschränkt werden. Klar aktuell gibt es noch zu viele westliche Produkte die über schwarze Kanäle nach Russland kommen, daran muss man arbeiten.

    PS: Hier in Sachsen sinkt der Benzinpreis weiter.

  17. 71.

    Das war mein Kommentar in #64:
    "Klar muss man sich unabhängig von Putin machen. Aber ich hätte es auf dem Weg dahin jeweils Putin überlassen die Versorgung einzustellen."

    Was ist an "unabhängig machen" nicht zu verstehen?

    "Russland bricht natürlich nicht zusammen, aber die Rüstungsindustrie wird massiv verlangsamt und wechselt auf eher antike Technik. "

    Russland benutzt während der gesamten Invasion "antike" Technik des kalten Krieges.

  18. 70.

    Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun. Befreiungskriege werden in der Regel immer gegen sich selbst überschätzende Mächte geführt. Auch Hitler war der Meinung er könnte die Sowjetunion und danach den Rest im Blitzkrieg erorbern?!

  19. 69.

    Sie scheinen eine sehr komische Vorstellung von Kapitulation zu haben....

    Muss wohl deutsches Trauma der 2 bedingungslosen Kapitulationen sein.

    Genauso wie Deutsche immer für Kaiser und Diktator in den Krieg zogen und sich einen Krieg für die eigene Freiheit vor lauter Sofapazifismus gar nicht vorstellen können.

    Dass der Hauptfaktor die gelieferten Waffensysteme sind mag sein, sie unterschätzen aber massiv die Auswirkungen der Sanktionen auf Russland. Russland bricht natürlich nicht zusammen, aber die Rüstungsindustrie wird massiv verlangsamt und wechselt auf eher antike Technik.

    Warum wollen eigentlich so viele stumpf den russischen Angriffs-/Vernichtungskrieg finanzieren? Hauptsache man hat selbst ein schönes Leben. Perverser Egoismus!

  20. 68.

    Die Definition:
    Eine Kapitulation (oder ein sich Ergeben) ist eine Unterwerfungserklärung, im allgemeinen Sprachgebrauch ein „endgültiges Sichbeugen vor überlegener Gewalt“. Im Völkerrecht werden damit Verträge zwischen militärischen Befehlshabern bezeichnet, in denen sich ein Vertragspartner den einseitig festgesetzten Bedingungen des gegnerischen unterwirft.

    Und das sollte ja wohl auch das angestrebte finale Ergebnis sein.

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